spitzen der Handwurzel nähert, die Hohlhand entstehen lässt. Je mehr sich der Zellcomplex contrahirt,
um so deutlicher wird sein Lumen und um so schärfer heben sich die einander genäherten Ränder von
dem centralen Theil der Knospe ab (Fig. 154). Demnächst entsteht eine zweischichtige Hohlkugel
(Fig. 149, B), welche keine Unterschiede mehr von einer gewöhnlichen Knospe gewahren lässt.
Augenscheinlich ist dieser Vorgang nur eine abgekürzte Wiederholung der Zusammenziehung
jener Keimscheibe, welche dem ersten Polypid seine Entstehung gab. Während die Keimscheibe in
ihrer ganzen Ausdehnung noch unmittelbar an die Schale grenzte, ist ihr Homologon, die ectodermale
Zellgruppe nebst dem zugehörigen Mesoderm, bereits mehr nach innen, verlegt und durch eine zum
Integument sich heranbildende Zellschicht (Fig. 153 u. 154, ec) von der Schale getrennt. Von diesem
Unterschied abgesehen, ist der Process der Zusammenziehung der Knospenanlage behufs Bildung des
Lumens der nämliche. Wie dort die Keimscheibe von der Schale, so zieht sich hier eine bestimmte
Zellgruppe von der äussersten Ectodermscbicht zurück und in sich selbst zusammen, wodurch denn beidemal
die Anlage eines neuen Individuums begründet wird. In Fig. 154 finden wir sogar ganz deutlich
die Ringfurche wieder , welche den Centralkegel (bei *) von dem peripheren Theil der Knospe scheidet
(vgl. Taf. XII, Fig. 144).
Aber nicht immer kommen in der zweiten Knospe die beregten Erscheinungen noch zum Ausdruck.
Mitunter stimmt die Entwickelung so vollständig mit der gewöhnlichen überein, dass man sich
die Knospe gar wohl auch in einer älteren Kolonie könnte entstanden denken. Das ist z. B. bei der
in Fig. 155 abgebildeten der Fall. Hier ist der Centralkegel schon ganz in die anale Wand der Knospe
einbezogen worden, wo er etwa bei * seine Stelle gefunden hat. Er tritt erst seeundär zu Tage, wenn
bei Beginn der Darmbildung der After kenntlich geworden ist, und er wird alsdann durch jene „Analplatte“
repräsentirt, welche als Bildungsstätte des eigentlichen Polypids bereits früher (S. 46 f.) unsere
Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Wir sehen auf diese Weise in der Knospe von vorn herein ein
Verhältnis obwalten, wie es beim ersten Polypid nur ganz allmählich erreicht wurde, indem der anfangs
horizontal gestellte Centralkegel sich an der Oralseite mehr und mehr senkte und endlich eine fast senkrechte
Lage im Statoblasten einnahm (vgl. Taf. XII, Fig. 144 u. 148a).
Mit der Zusammenziehung der Knospe B ist aber nicht der ganze Zellcomplex, den wir auf
Taf. XIII, Fig. 151 u. 152 bei KZ sich ausbreiten sahen, verbraucht worden. Ein Theil desselben,
und zwar der auf der anderen Seite (Fig. 152 bei B') gelegene, bleibt davon ausgeschlossen. Seine
Elemente, die wir auch auf späteren Stadien constant neben der Knospe B wiederfinden (Taf. XII, Fig.
148, b ; Taf. XIII, Fig. 150d, B'), fahren unter Wahrung ihres embryonalen Charakters fort, sich zu
vermehren, und begründen dadurch die Anlage eines d r i t t e n Sprosses, dessen Bildung sich nun wohl
ausnahmslos ebenso wie im freilebenden Stock vollzieht. Um diese Zeit hat die Kolonie in der Regel
bereits die Schalen des Statoblasten gesprengt und auseinander zu treiben begonnen, ein process, der in
Fig. 149 als unmittelbar bevorstehend zu denken ist.
Die beiden jüngeren Knospen orientiren sich an der Oralseite der ältesten unter allen Umständen
so, dass sie zur Linken und Rechten derselben zu liegen kommen. Die Mehrzahl der von mir beobachteten
Fälle zeigte den ersten Tochterspross B auf der linken, den zweiten B' auf der rechten Seite
der Hauptknospe. Zuweilen aber trifft auch das umgekehrte Verhältnis zu, wie auf dem Taf. XIV,
Fig. 156 wiedergegebenen Situationsbilde.
Immerhin ist selbst nach der Production von zwei Tochterthieren das embryonale Material der
Knospenzone noch nicht verausgabt. Zwischen B und B' ist ein Rest von Zellen übrig geblieben, aus
denen eine dritte Knospe, B2, hervorgeht, die nun median vor dem Primärpolypid ihren Platz findet
(Taf. XIV, Fig. 157 u. 158, B2). Ja es ist nicht ausgeschlossen, dass ihr noch eine vierte oder gar
eine fünfte folgt, wie wir denn einen solchen Fall bereits früher zu erörtern Gelegenheit hatten (S. 25).
Ueber kurz oder lang muss sich jedoch der Vorrath der fortpflanzungsfähigen Zellen, welche
innerhalb der Knospenzone angehäuft waren, erschöpfen. In der Wandschicht des Statoblasten, vor
Allem im Ectoderm, treten immer deutlicher die Veränderungen auf, welche das Integument der ausgebildeten
Kolonie vor dem embryonalen Gewebe der Knospen auszeichnen, und welche die betreffenden
Zellen unfähig machen, anderen Functionen zu dienen als den einmal übernommenen. Wir beobachten
daher, dass die Knospen der dritten Generation (C, C' u. s. w.) sich aus dem Material entwickeln,
wel c he s b e r e i t s in d i e d e r zwe i t e n Ge n e r a t i o n (B, B' u. s. w.) Auf n ahme g e f u n de n
h a t t e , und dass von jetzt ab die Form der Do p p e l kn o s p e zu typischem Ausdruck gelangt. Die
Knospe C geht aus den im Ha l s t h e i l d e r Kn o s p e B b e f i n d l i c h e n Zellen hervor, und nach
diesem uns bekannten Princip folgt nun Knospe auf Knospe und Zweig auf Zweig, bis endlich der reich
verästelte, complicirt gebildete Stock uns entgegentritt. Aber nicht bloss für die jüngeren Knospen,
sondern auch für das Cy s t i d muss fortan j e d e Kn o s p e n a n l a g e s e l b s t sorgen. Die Leibeswand
ist nicht mehr im Stande, der fortschreitenden Häufung der Polypide aus eigenen Mitteln Rechnung zu
tragen, sie muss ihre Baustoffe an anderen Stellen suchen, und sie bezieht sie von da, wo sich allein
noch Reste des embryonalen Materials des Statoblasten erhalten haben, d. h. aus dem Halstheil der
jungen Knospen.
Diese anscheinend neue Art der Entwickelung beginnt schob auf einem Stadium, wo der Embryo
noch von den Schalen umschlossen ist. Auf Taf. XIV, Fig. 157, hat die Knospe B zwei Tochterknospen
(C u. C'), die Knospe B' deren eine getrieben, B2 ist selbst eben erst angelegt. In Fig. 48—50,
Taf. III, sind einige Kolonien kurz nach der Geburt dargestellt.
Nachdem wir die Knospenzone, die uns zuerst in Fig. 146 begegnete, nunmehr in ihrer ferneren
Entwickelung kennen gelernt haben, bleibt mir noch Einiges über ihren Ursprung hinzuzufügen. Ich
habe sie nach abwärts nicht weiter verfolgen können, als bis zu dem Stadium Taf. XII, Fig. 144, wo
sie durch das cubische Epithel des inneren Blattes der Statoblastenwand, welches sich oral vor der
Hauptknospe in der Höhe des Schwimmrings ausbreitet, schon ganz deutlich gekennzeichnet wird. Sie
ist hier bereits vollständig von der Hauptknospe getrennt, zu der sie auch später in keine nähere Beziehung
tritt. Durch die Zusammenziehung der Keimscheibe werden offenbar die nächstliegenden Theile
der Statoblastenwand stark in Mitleidenschaft gezogen, da sie das Material hergeben müssen, welches für
das ins Innere verlegte, bisher an die Schale grenzende Stück der Keimscheibe einen Ersatz leistet. In
Folge dessen finden wir sie dann als äusserst niedriges Plattenepithel entwickelt (Fig. 145 u. 146), das
in doppelter Lage (Ect. -j- Mes.) nur eine Dicke von etwa 0,5 f-i aufweist, während die übrigen Partien
der Wandschicht ein Gewebe von mehr als der dreifachen Stärke darstellen. Die Keimscheibe wird
also durch einen Hof von Plattenepithel gleichsam isolirt, und es erscheint daher als ausgeschlossen, dass
Tim diese Zeit irgend ein Uebergang von Zellen der Hauptknospe in das Gebiet der Secundärknospen
stattfindet, wie man wohl a priori zu glauben versucht sein könnte. Möglich bleibt es jedoch, dass schon
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