der paarigen Darmschenkel. Ich meinerseits vermute, dass bei den von Schwarze beobachteten Cerkarien
nicht nur, sondern bei allen Formen die Bildung der Lumina lediglich durch allmähliches Auseinanderweichen
der ursprünglich central gelegenen Zellen ohne Ausstossung von Elementen vor sich geht.
Der äussere Teil der Saugnäpfe, welcher bisher sein gleichmässiges Aussehen bewahrt hatte, beginnt
jetzt ebenfalls sich weiter zu differenzieren. Es fangen zunächst die Radiärmuskeln an, sich zu
bilden und zwar gerade so wie die Parenchymmuskeln durch Aneinanderlagerung von Zellen, deren Plasma
sich lang auszieht; meist fand ich zwei Kerne in den einzelnen Muskelfasern; dieselben sind im jugendlichen
Alter mit einem hellen Plasmahof umgeben, sowie mit deutlichem Kernkörperchen versehen. Beim weiteren
Wachstume verschwindet beides, die Kerne sind zuletzt höchstens noch als kleine, knopfartige Auftreibungen
der F asem bemerkbar. Die Entwicklung derselben erfolgt nach und nach; während erst nur wenige vorhanden
sind, nehmen sie später an Zahl immer mehr zu, bis sie zuletzt in grösser Menge die Wandungen
der Saugnäpfe durchsetzen. Durch diese Muskelzüge wird der zeitigen Grundmasse derselben, gerade wie
dem Körperparenchym durch die Parenchymmuskeln, das Ansehen eines lamellösen Baues gegeben; doch
hat hier wie dort diese Erscheinung mit der Bildung der Muskeln nichts zu thun, sie ist lediglich begleitender
Nebenumstand.
Diese Grundsubstanz behält noch ziemlich lange ihren indifferenten, zelligen Character bei; erst
nach 7 Wochen sehen wir grössere Bindegewebszellen auftreten, die bei der Färbung ein gleiches Verhalten
zeigen, wie es Looss *) für die entsprechenden Elemente des Distomum trigonocephalum angibt
(cf. Fig. 62 BG). Die Zellen treten characteristisch aus der übrigen Masse hervor, sind gross und haben
ein feinkörniges, sich dunkel färbendes Protoplasma; der Kern ist hell und mit einem stark hervortretenden
Kernkörperchen versehen. Je älter die Larve wird, um so mehr derartige Gebilde treten auf; jedoch nehmen
sie den ausgesprochen grossblasigen Charakter, wie wir ihn bei dem ausgebildeten Wurme kennen gelernt
haben, erst nach der Überführung der Larve in den Vogelmagen, also während der letzten Periode der Umbildung
in das geschlechtsreife Tier an.
Des Eintrittes von Körperparenchymmuskeln in die Gewebe der Saugnäpfe ist bereits bei der Beschreibung
des geschlechtsreifen Wurmes gedacht worden; bei den Larven sind die betreffenden Verhältnisse
noch viel deutlicher und klarer zu erkennen, da die eintretenden Muskelfasern sich ausgesprochener gegen
die mehr zellige und erst wenige Fibrillen zeigende Masse der Saugnäpfe abheben.
Das gleiche gilt auch von den Nervenfasern. Während es bisher nie gelungen ist, mit Sicherheit
den Nachweis zu liefern, dass solche bei den Distomen in das Innere der Saugnäpfe eintreten, (Lang
beobachtete es nur bei Tristomum 2) fällt es hier nicht schwer, auf Schnitten, namentlich solchen, wo die
oberste Fläche der Saugnäpfe getroffen ist, zu beobachten, wie Nervenäste als starke Bündel in dieselben
eintreten und sich dort verzweigen. Die Eintrittsstellen finden sich gewöhnlich seitlich etwas unterhalb
der Mitte des Saugnapfes und zeigen sich als scharf gegen die Umgebung abgegrenzte Öffnungen. Durch
dieselben tritt je ein Nervenstrang, der rückwärts leicht bis zu den Ganglien verfolgt werden kann und
innerhalb des Saugnapfes in schräger Richtung nach oben verläuft, indem er sich in eine Anzahl feiner
*) 1. c. pag. 400. Fig. 6.
*) Lang. Mitth. a. d. Zool. Stat. Neapel. 1880. pag. 42.
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Äste auflöst. Die einzelnen Nervenfasern endigen, so weit ich es verfolgen konnte, in je einer sich dunkel
färbenden Zelle, die alle in einer der inneren Wand des Saugnapfes parallelen Zone angeordnet sind
(cf. Fig. 61 und 62).'
Die vorstehenden Angaben beziehen sich in der Hauptsache auf den Mundsaugnapf, jedoch haben
sie im grossen und ganzen auch für den Bauchsaugnapf Geltung.
Der Bildung des Mundsaugnapfes vollkommen analog erfolgt die des Pharynx. Derselbe tritt zuerst
als eine rundliche, durch eine Membran begrenzte Zellenmasse auf; die centralen Partien machen die
beschriebene Wandlung durch, welche allmählich vom Mundsaugnapfe her zur Bildung des Lumens führen.
Erst ein feiner Spalt, vergrössert sich dasselbe nach und nach durch Auseinanderweichen der Zellen, indem
es sieh zugleich nach hinten zu fortpflanzt.
Die Wände des Pharynx gehen denen des Saugnapfes entsprechende Umwandlungen ein, doch war
ein Übertreten von Muskeln oder Nerven hier niemals zu constatieren.
Die Schenkel des Darmes sind auf Schnitten anfangs als kurze solide Zellstränge zu erkennen, deren
Elemente, wie namentlich auf Längsschnitten deutlich zu sehen ist, regelmässig hinter einander gelegen und
in reger Teilung begriffen sind (cf. Fig. 56 D). Dieselbe findet nicht nur an der Spitze, sondern an allen
Teilen desselben in gleicher Weise statt. Auf Querschnitten erkennt man dann als Querschnitt der Darmanlage
4 dicht aneinderliegende Zellen ohne deutliche Grenzen, so dass also der ganze Darm aus vier
Längsreihen dicht gedrängt stehender Zellen zusammengesetzt ist. Später vermehren sich diese Zellen auch
in der Querrichtung, so dass wir in der Peripherie der Darmanlage eine immer mehr wachsende Anzahl
von Kernen erhalten; der infolge dieser Erweiterung entstehende und dann ebenfalls sich vergrössemde
Innenraum füllt sich ebenfalls mit undeutlich gegen einander sich abgrenzenden Zellen, die wahrscheinlich
von den Wandzellen abstammen, aber sofort durch eine stärkere Neigung, Farbstoffe in sich aufzunehmen,
von diesen sich unterscheiden. Auch jetzt noch ist die Darmanlage vollkommen solide; erst wenn in der
äusseren Zellenlage 12, in der inneren Kerne bis 5 gezählt werden können, beginnt ein Lumen in Gestalt
eines feinen Spaltes aufzutreten; es ist dann auch schon die Darmmuskulatur vorhanden. Nach dem Auftreten
des Lumens können wir demnach an der Darmwand vier Schichten unterscheiden: zu äusserst die
Darmmuskulatur, darauf die feine Eigenmembran und schliesslich das doppelt geschichtete und in den
beiden Lagen different sich verhaltende Epithel. Auf diesem Stadium der Entwicklung bleibt der Darmapparat
auch an völlig ausgebildeten Tieren bestehen.
D a s E x c r e t i o n s g e f ä s s s y s t e m . Der Sammelraum und die Gefässstämme werden einheitlich
und zwar mit den Darmschenkeln zu gleicher Zeit angelegt, während Schwarze J) bei der Cercaría armata
fand, dass der excretorische Apparat in derselben Weise zwar, wie der Darm, jedoch später als dieser gebildet
wird, sowie- dass das Lumen desselben durch Zerfall der axialen Zellen entsteht.
Bei unserer Larve fand ich, entsprechend der Gleichzeitigkeit der ersten Anlage, auch das Lumen
in beiden Organen meist zu gleicher Zeit vorhanden; bei einer Grösse des Tieres von 0,18:0,13 mm erstrecken
sich beide bis zur Mitte des Bauchsaugnapfes hin; es haben demnach die Schenkel des Excretions-
gefässsystems ungefähr die doppelte Länge (0,1 mm) der Darmschenkel. Aueh das weitere Wachstum