
den Frost sein Inhalt am wirksamsten conservirt, so dass auf diese Weise die Keimung für unabsehbare?
Zeit hinausgeschoben werden könnte. Ueberschreitet nun aber die Temperatur eine gewisse minimale
Grenze, so treten die bisher gebundenen Kräfte in Thätigkeit, die Entwickelung des Statoblasten beginnt
und führt um so rascher zur Bildung der jungen Kolonie, je mehr die Wärme sich derjenigen Höhe
nähert, bei welcher schliesslich die Zellen selbst ihren Tod finden. Die folgenden, mit völlig keimfähigen.
Statoblasten unternommenen Versuche werden diese Rolle der Temperatur erkennen lassen. Leider war
mir die Herstellung einer constanten Wärme nicht möglich*), doch dürfte der Mangel einigermassen durch,
die Genauigkeit aufgewogen werden, mit der jeder Wechsel in meinen Tabellen verzeichnet wurde.
Die Statoblasten von Oristatella waren bei einer
mittleren
Temperatur
von
Minimal-
Temperatur
Maximal-
Temperatur
von
I. + 8° C. + 6° -j- 9° in 10 Tagen noch nicht geöffnet.
II. 8 7 11 » 11 n n n 7)
in. 10 7 15 i 8—12** eben geöffnet.
IV. 12 10 15 8 6—7 | » »
v . 13 12 15 » 7 n » n
VI. 13 10 18 n 6—7 n | »
VII. 15 12 25 » 5 i) » »
VIII. 16 13 22 n 5 n »
IX. 17 13 20 » 4 | n n
X. 17 12 22 n 4 1 n n
XI. j 17 12 22 3—5 „ D 1)
XH. 22 15 35—40 10 » nicht geöffnet.
Wir richten unser Augenmerk zunächst auf die Bestimmung der obern und untern Grenze,,
innerhalb deren die Keimung überhaupt stattfindet. Bei einer Temperatur, die sich andauernd auf d e r
Höhe von 6—7° C. hielt, konnte ich den ganzen Vorrath meiner Statoblasten aufbewahren, ohne durch,
vorzeitige Keimung Verluste zu erleiden. Dies scheint nach Nr. I u. n der Tabelle auch noch bei
durchschnittlich 8° der Fall zu sein. Indessen reichte in den erwähnten Beispielen die Temperatur vermöge
ihrer Schwankung doch um Einiges über dieses Mittel hinaus, und nach weitem Beobachtungen
habe ich Grund zu der Annnahme, dass schon bei 9—10° C. eine wenn auch langsame Entwickelung
*) Erst i. J. 1889 ist das Zool. Institut der Albertina in den Besitz eines Thermoregulators gelangt.
**) Die erste Zahl giebt an, wann die ersten, die zweite, wann der Rest der Statoblasten geöffnet war. Die
Keimung wurde in dem Augenblick constatirt, wo sie durch das Auseinanderweichen der Schalen äusserlich eben sichtbar
geworden‘war.
■einzutreten beginnt. Als nämlich die Statoblasten, welche dem unter I angeführten Versuche gedient
hatten, am elften Tage einer Wärme von 9—12° C. ausgesetzt wurden, zeigten einige von ihnen schon
-4 Tage später den Erfolg der Keimung, und da die letztere nur in den günstigsten Fällen (IX—XI) so
rasch vor sich geht, so wird man vermuthen müssen, dass sie bereits früher, also bei dem sub I ver-
zeichneten Maximum von 9° C. begonnen hatte. Auch für Nr. II lässt sich auf indirectem Wege das
nämliche wahrscheinlich machen. Nach Verlauf der 11 Tage trat hier eine Abkühlung bis unter den
Nullpunkt ein, und es zeigte sich nun, dass die Statoblasten ihre Keimkraft überhaupt eingebüsst hatten.
Dies hätte nicht geschehen können, wenn sie ganz unentwickelt geblieben wären, da alsdann eine
Schädigung durch den Frost ausgeschlossen gewesen wäre. Sie mussten also bei der zeitweiligen Erhöhung
der Temperatur auf 9—l l 0, ihren Ruhezustand verlassen haben, ohne dass freilich eine äusserlich
merkbare Veränderung mit ihnen vorgegangen wäre. Aus den folgenden Versuchen III—XI ist zu
erkennen, wie die Keimung sich in immer rascherem Tempo vollzieht, je höher 4ie Grade, unter denen
sie stattfindet. Nr. XII zeigt dann ein plötzliches Versagen offenbar deshalb, weil durch die Maximaltemperatur
von 40° die Statoblasten getödtet waren. Nun wurde indessen die Höhe von 40° C. erst am
vierten Tage erreicht, während bis dahin die Temperatur bei einem Mittel von 22° zwischen 15° und
35° geschwankt hatte. Da, nach den vorhergehenden Versuchen IX—XI zu urtheilen, schon in dieser
Frist eine Keimung sehr wohl hätte erfolgen können, thatsächlich aber keine Spur einer solchen zu bemerken
war, so ist anzunehmen, dass bereits die Erwärmung auf 35° zu Anfang des zweiten Tages
einen nachtheiligen Einfluss geübt hatte. Andererseits habe ich durch einen in der Tabelle nicht auf-
geführten Versuch festzustellen vermocht, dass noch ein Maximum von 32° zeitweilig ertragen wird, und
so ergiebt sich der Schluss, dass zwischen 32 und 35° C. die Grenze liegt, bei welcher die Statoblasten
-dauernd in ihrer Lebensfähigkeit beeinträchtigt werden. Immerhin bleibt diese Bestimmung insofern
problematisch, als jenes Maximum von 32° doch nur ein vorübergehendes war und daher bei constanter
Wirkung möglicherweise auch schon geschadet hätte.
Zwischen -f- 9 und, sagen wir, 30° C. geht also die Entwickelung der Statoblasten vor sich, und
zwar nach Ausweis unserer Tabelle um so schneller, je mehr sieh die Wärme ihrem Höhepunkt nähert:
bei durchschnittlich 10° in 8—12 Tagen, bei 12 u. 13° schon in 6—7, bei 15 u. 16° in 5 und bei 17 oder
18° in 4 Tagen. Ich muss bemerken, dass diese Ziffern nahezu die günstigsten Resultate wiedergeben,
die ich erlangen konnte, und dass ich bei den zu Grunde liegenden Versuchen Alles zu vermeiden
strebte, was den Gang der Entwickelung irgendwie hätte stören können. Um von Zufälligkeiten ab-
strahiren und Ausnahmen als solche erkennen zu können, wurde stets eine grössere Zahl von Keimkörpem,
meist 10—20 auf einmal, der Beobachtung unterworfen. Es zeigte sich nämlich, dass die Entwickelung
nie so gleichmässig fortschreitet, dass alle Statoblasten in demselben Momente sich öffnen: Bei niedrigem
Stande des Quecksilbers währt es Tage, bei höherem wenigstens einige Stunden, ehe die letzten dem
Aufbrechen der ersten folgen. Zuweilen versagt auch bei sonst befriedigendem Ergebnis der eine oder
andere gänzlich. Diese Verschiedenheit kann bei der überall gewahrten Gleichheit der äusseren Umstände
nur in der Verschiedenheit der inneren Anlage begründet sein. Mein erster Gedanke war, dass
dabei die Zeit der Entstehung eine wesentliche Rolle spielen möchte, indem die im Sommer producirten
Statoblasten zur Keimung einer grösseren Wärme bedürften als die späteren. Dies bestätigte sich indessen
nicht. Ich fand, dass Statoblasten, deren Alter um mehr als einen Monat differirte, bei der näm