Ovarien fand ich nur hei Echinorhynckus bipennis, einer neuen Art, die in verschiedenen Thymallus
Species Argentiniens häufig gefunden wurde.
Um einen klaren Einblick in den feineren Bau dieser freischwimmenden Ovarialscheiben zu
erhalten, genügt es nicht, sie in toto mit Anilinfarben zu durchtränken- und dann mit starker Vor-
grösserung zu betrachten. In diesem Falle wird man, wie dies die Vergangenheit lehrt, zweifellos zu
der irrigen 'Ansicht- gelangen, dass diese Bildungen nichts anderes, als ' solide Eizellballen vörstellen.
Wählen wir dagegen z. B. einen sehr dünnen Schnitt durch eines der fast sphärischen Ovarien von
Echinorhynckus bipennis, an dem die Strukturverhältnisse in besonders instruktiver .Weise sieb darbieten
so zeigt <*s sich schon bei mässiger Vergrösserung, dass an dem anscheinend soliden Zellenballcn zwei
Theile sich unterscheiden lassen und zwar eine aus wechselnd grossen Zellen zusammengesetzte Hüllsehicht
und ein davon allseitig umschlossener Kern von syncytialer Natur. Was zunächst den letzteren angeht
so besteht selbiger aus einem feingekörnten und von zahllosen Fäserchen, die offenbar den Ausdruck
des Wabengerüstes bilden, durchzogenen Plasmaballen und einer ansehnlichen Menge darin eingebetteter,
fast gleich grösser Kerne (2,8—3,1 p). Das Chroniatingerüst dieser Kern kugeln ist reich entwickelt und
setzt sich aus grösseren, randständigen Chromatinpartikelhäufchcn und einem diese verbindenden, dünnen
Fadennetzwerke zusammen. Diese Kerne vertheilen sich so ziemlich gleichmässig über den ganzen
Plasmakern (s. Tafel 9, Fig. 51 Ov n). Bei Ovarien, in deren Mantelschicht schon zahlreiche Eizellen zu
reifen Eiern he ran gewachsen sind, glückt es häufig, die Umwandlung der peripherisch gelegenen Randpartien
des centralen Syncytium in eine Zellenschicht direkt zu beobachten. Man sieht alsdann am
Rande, und zwar in der Mitte zwischen je zwei benachbarten Kernen, seichte Furchen entstehen, die bald
tiefer und tiefer eindringen und allmählich die Kerne allseitig umgebend Plasmaballen herausschneiden
(s. Tafel 9, Fig. 51 Ov uj. Echinorkynchus bipennis ist die einzige der von mir untersuchten Spezies,
bei der der eben geschilderte Umwandlungsprocess in allen Tbeilen der peripheren Zone des Syncytium-
kernes zur nämlichen Zeit sich vollzieht. Dies mag wohl auch der Grund sein, dass bei dieser Art das
centrale Syncytium sich so scharf gegen die es umgebende Zellenschicht abgrenzt (s. Tafel 9, Fig. 51 Opi).
Der auf diese Art entstehende Zellenbelag des syncvtialen Ovarialcenlrum tritt späterhin, wenn
der grössere Theil der die peripherische Mantelschicht bildenden Eizellen gereift und . ausgestossen ist
an die Oberfläche heran, um nun in der gleichen Weise wie die erste Zellenlage reife Eier zu liefern.
Die Entwickelungsgeschichte lehrt uns, dass diese Zellen des Ovarialcentrum der letzten Generation der
Spermatogonien entsprechen. Die Metamorphose, welche sie durchmachen müssen, um zu, den. reifen
Eiern zu werden, ist ganz die nämliche, wie die, welche aus. den Spermatogonien die Samenmutterzellen
hervorgehen lässt.
Die Mantelschicht der Ovarien, welche bei Echinorhynckus bipennis durch eine dünne Lage hellfarbigen
Plasmas (s. Tafel 9, Fig. 51 Opi) getrennt wird, bildet ein Conglomérat von mannigfaltigst
geformten, meist aber infolge der dichten Lage polyedrisch begrenzten Kernzellen, welche nun die verschiedenen
Entwickelungsstadien der Eier repräsentiren. Bei der Mehrzahl der von mir uutersuehten
Arten ist die Anordnung dieser Zellen derartig, dass die kleinsten derselben dem Plasmakern unmittelbar
aufljegen, während die grösseren und in der Reife weiter fortschiittenen die peripherischen Schichten
bilden. Bei Echinorhynchus bipennis aber, wo die Dicke der Mantelschicht kaum mehr als der Durchmesser
eines einzigen reifen Eies beträgt, findet man die jüngeren Entwickeluugsstadien der Eier meist
in kleinen Packeten bei einander liegend, die Lückenräume zwischen den reifen Eikapseln ausfüllend
(?. Tafel 9, Fig. 51 Ov
Die jüngeren Eizellen beginnen nun suceessive sich zu Eiern umzuwandeln. Die ersten Veränderungen
erleidet der Kern, in dem das im Ruhestadium sehr dichte Chromatingerüst infolge der Einlagerung
einer hellen Substanz sich mehr und mehr auflockert. Gleichzeitig lösen sich von den meist
ranclständigen Chromatinhaufen kleine Partikel ab, die nun zu neuen Knotenpunkten des Chromatifaden-
netzes werden. Der Nucleolus ist jetzt wieder deutlich sichtbar; er liegt am Rande des Kernes ausserhalb
des Kernnetzes. Er lässt sich von den Chromatinpartikeln leicht unterscheiden, da seine Oberfläche
vollkommen glatt ist und den Fäden keine pseudopodienähnlichen Ansatzflächen darbietet. Natürlicherweise
hat infolge der Einlagerung der hellen Substanz das Volumen des Kernes sich auch wesentlich
vergrössert (von 2,8 ¡.i auf 4,6 ,«). Da nun chromatische Substanz von Neuem nicht gebildet wird, die
grösseren Chromatinhaufen sich aber in kleinere zertheilt haben, so erscheinen jetzt die Kerne um vieles
blasser gefärbt, als dies früher der Fall war (s. Tafel 9, Fig. 51 Ov l). Inzwischen hat aber auch der
Zellenleib nicht nur an Volumen beträchtlich zugenommen, sondern auch sein Aussehen gänzlich verändert.
Das Anfangs vollkommen wasserhelle und durchsichtige Protoplasma trübt sich infolge der Bildung zahlreicher
kleiner, opaker Körnchen, die thcils einzelne, theils in kleinen Häufchen bei einander liegen.
Späterhin vermehren sich diese kleinen Körnchen, die offenbar nichts anderes als Dottersubstanz vorstellen,
in dem Maasse, dass sie schliesslich den Einblick in das Innere der Eizelle gänzlich verhindern.
Haben nun die Eizellen ihren Durchmesser auf 15—16 ,« vergrössert, so hebt sich der fein
granulirte Plasma leib von den dicken Zellwandungen in ganzer Ausdehnung ab (s. Tafel 9, Fig. 50 Ovf).
Das so entstandene kugel- oder ovoidförmige, frei in der Eikapselflüssigkeit flottirende Gebilde ist nichts
anderes als das reife E i; es erscheint als ein vorläufig noch hüllenloser Plasmaballen von so opaker Beschaffenheit,
dass man das Keimbläschen nur noch als hellen Fleck durchschimmern sieht (s. Tafel 9, Fig. 51 Ov).
Infolge der überreichen Vermehrung der das Eichen allseitig umgebenden wässerigen Flüssigkeit reisst-
schliesslich die äussere Wand der Zell kapsel ein, und dass Ei wird aus dem Ovarium ausgestossen,
um nun nach erfolgter Befruchtung in der Leibeshöhlenflüssigkeit sich zum hart beschälten Embryo zu
entwickeln.
Unter Umständen kann es auch Vorkommen, dass das Ei im Ovarium selbst einen Theil seiner
weiteren Entwickelung durchläuft. Bei älteren Kratzerweibehen findet man nicht selten neben den mit
einem reifen Ei erfüllten Eikapseln solche, die schon seit längerer Zeit sich ihres Inhaltes entledigt
haben, ohne dass von neuem jüngere Zellen in diesen Lückenraum eingetreten wären. In einem solchen
Falle kann es sich nun leicht erreighen, dass durch den sich stetig steigernden Druck, den die
eingeschlossene wässerige Flüssigkeit auf die Kapselwand ausübt, nicht wie unter normalen Verhältnissen
die äussere, sondern eine der seitlichen Wandungen zerreisst, und so innerhalb der Ovarialscheibe selbst
die für die Weiterentwicklung des Eies zum Embryo erforderliche Raum vergrösserung geschaffen wird.
Leere Eikapseln (s. Tafel 9, Fig. 51 F) bleiben in der Regelgnicht sehr lange bestehen.
Gewöhnlich wandern unmittelbar nach der Eiausstossung etliche der darunter befindlichen jüngeren Eizellen
in die so entstandenen Lückenräume ein,- um nach Resorption der Ueberreste der alten Kapselwandungen
in der voranstehend geschilderten Weise sich zu reifen Eiern auszubilden.
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