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 der Wandbestandteile nimmt  dann  ganz  den gleichen Verlauf, wie wir ihn bereits  früher kennen  gelernt  haben. 
 Die Weiterentwicklung  der  Sporocyste  besteht  in  der  folgenden  Zeit  äusserlich  zunächst  und  vorzugsweise  
 in  einer  Verlängerung  und  Vermehrung  der  Verzweigungen,  die  nach  und  nach  eine  äusserst  
 reichliche  Ausbildung  erfahren.  Mit  8  Wochen  haben  die  ältesten  dieser  Ausläufer  bereits  eine  recht  bedeutende  
 Länge  erreicht;  einzelne  sind  bis  8,5  mm  Länge  herangewachsen  (cf.  Fig.  40—46). 
 Das  Hervorwachsen  der  secundären Seitenäste hat  dabei natürlicherweise  auch Fortgang  genommen,  
 doch  schreitet  die  Entstehung  derselben  nicht  schneller  nach  vorn,  als  die  Spitze  des  primären  Schlauches  
 weiterwächst,  so  dass  dabei  immer  die jungen  eben  entstehenden  dieser Sprossen  eine  gewisse Strecke hinter  
 der Spitze  des  primären Schlauches Zurückbleiben (cf. Fig.  46);  sie hören ungefähr in der Mitte  (1,8 mm)  desselben  
 auf,  sind,  wie  zu  erwarten,  hier  am  kleinsten  und  nehmen  nach  der  Basis  hin  allmählich  an  Grösse  
 zu.  Infolge  dieses  Umstandes  scheinen  die  unverästelten  Teile  der  wachsenden Schläuche um  so  länger  aus  
 dem  Gewirrdes  übrigen  Genistes  hervorzuragen;  erhöht  wird  dieser  Eindruck  noch  durch  die  kolbige  Anschwellung, 
   welche  dieselben  bald  an  ihrer Spitze  erleiden,  eine Anschwellung,  die  in  letzter  Instanz  hinführt  
 zur  Bildung  jener  merkwürdigen,  fast  selbstständigen  Organe,  die  unsere  Sporocyste  vor  allen  übrigen  bis  
 jetzt  bekannten  Arten  auszeichnen. 
 Die gesammten Eigentümlickeiten, welche diese Organe  in fertigem Zustande  in  anatomischer  sowohl,,  
 wie  in histologischer Hinsicht  aufweisen  (cf. pag.  13 und  15 ff.),  sind nach ferneren vier Wochen  in  der Hauptsache  
 vollendet,  so  dass  wir  sagen  können,  es  ist  ungefähr  ein  Vierteljahr  notwendig  zur  Entwicklung  vom  
 Embryo  bis  zur  völligen  Ausbildung  der  ersten  reifen  und gefüllten Leucochloridiumschläuche.  Von  diesem  
 Zeitpunkt  an  beschränkt  sich  die  Lebensthätigkeit  der  Sporocyste  in  der  Hauptsache  auf  die  Entwicklung  
 weiterer  Depots  für  die  produzierten  Larven,  die  schliesslich,  wenn  keine  davon  gefressen  werden,  in  ganz,  
 bedeutender. Anzahl nebeneinander sich finden  (cf. Fig. 2).  Rechnen wir hierzu weiter, dass,  wie  meine eigenen  
 Erfahrungen gelehrt haben,  die  eigentlichen Sporocysten  nicht nur  einmal,  sondern zwei,  vielleicht  auch  noch  
 ein  drittes Mal  überwintern  und  wahrscheinlich  nur  durch  den  Tod  des  Wohntieres  zu  Grunde  gehen,  so  
 ergibt  sich  daraus  die  Thatsache,  dass  ein  einziges  Ei  unseres  Distomum  macrostomum  im  Stande  ist,  
 natürlicherweise unter günstigen Bedingungen,  eine Nachkommenschaft  zu  erzeugen,  so  enorm,  dass  vielleicht  
 nur  wenige  seiner  Verwandten  in  dieser  Beziehung  sich  mit  ihm  messen  können. 
 Wie  aber  unserer  heutigen  Erkenntnis  entsprechend  nichts  in  der  gesammten  lebenden  Schöpfung  
 überflüssig und ohne bedeutungsvollen Grund bestehend  erkannt wird,  so  steht auch hier die  ausserordentliche  
 Productivität  der  Sporocyste  in  directer  und  augenfälliger  Beziehung  zu  der  geringen  Wahrscheinlichkeit,  
 welche  sich  für  die  Beförderung  der  Brut  an  den  rechten  Ort  für  erfolgreiche Weiterentwicklung  darbietet.  
 Denn  es  ist  klar,  dass  die  reifen  Leucochloridien  dadurch,  dass  sie  so  täuschend  gewisse  Insectenlarven-  
 nachahmen,  in  hohem  Maasse  die  Aufmerksamkeit  ihrer  Feinde  auf  sich  lenken  und  dieselben  geradezu  zu  
 ihrer  Vertilgung  auffordern1);  es  ist  weiter  klar,  dass  in  der  That  eine  ganze  Anzahl  von  Vögeln  begierig  
 die  Schläuche  verzehren  und  deren  Inhalt  in  sich  aufnehmen;  aber unsere Versuche sowohl, wie die  früheren  
 von  Zeller  haben  jedenfalls  unzweifelhaft  dargethan,  dass  von  allen  diesen  Vögeln  immer  nur  ein  geringe^ 
 Prozentsatz  auch  in  der  Lage  ist,  die  von  ihnen  aufgenommenen  Larven  zur  vollen  Entwicklung  bis  zur  
 Geschlechtsreife  zu  bringen.  Schon  hieraus  ergibt  sich,  dass  bei  weitem  nicht  alle  der  erzeugten  Keime  
 für  die Erhaltung  der Art in Betracht  kommen  können und  dass  es  infolge  dieses Ausfalles  einer beträchtlich  
 erhöhten  Productivität  der  Sporocyste  bedarf. 
 Es  kommt  hierzu  aber  noch  ein  zweites.  Wir  können  jetzt  als  ausgemacht  betrachten,  dass  es  in  
 der  Hauptsache  nur  junge  Vögel  sind,  welche  vorzugsweise  die  Distomenbrut  in  ihrem  Darme  gross  zu  
 ziehen  vermögen.  Je  älter  die  Vögel  werden,  desto  mehr  schwindet  diese Fähigkeit,  desto  mehr  schwindet  
 zugleich  die  Fähigkeit,  die  bereits  ausgebildeten  und  im Darme  befindlichen Parasiten  daselbst zu  erhalten.  
 Ich  habe  oft  genug  Gelegenheit  gehabt,  zu  beobachten,  dass  von  Vögeln  eines  und  desselben  Nestes,  die  
 alle  mit  der  gleichen  Anzahl  von  Schläuchen  gefüttert worden  waren,  die  einen,  wenn  sie  einige Wochen  
 nach  der  Infection  untersucht wurden,  eine beträchtliche Menge reifer und  gut  entwickelter Parasiten  in  ihrem  
 Darme  zeigten,  während  diejenigen,  die  länger  am  Leben  gelassen  wurden,  nach  kurzer  Zeit  fast  täglich  
 in  dem  entleerten  Kote  abgestorbene Parasiten  zeigten  und  schliesslich  bei  späterer  Untersuchung  nur  noch  
 ganz  wenige  oder  gar  keine  Insassen  mehr  besassen.  Es  erhellt  also  aus  diesen  Befunden,  dass  der  ausgebildete  
 Wurm  jedenfalls  eine  lange  Lebensdauer  nicht  besitzt,  dass  ebenso  die  günstigsten  Aussichten  
 für  seine  volle  Entwicklung  und  Ausbildung  zwischen  weiten  Grenzen  nicht  eingeschlossen  sind.  Endlich  
 sind  auch  für  die  von  den  geschlechtsreifen  Distomen  produzierten  Eier  die  Bedingungen,  unter  denen  der  
 in  ihnen  enthaltene Embryo  sein weiteres Fortkommen  finden kann,  wie wir  dies bereits  oben  hervorgehoben  
 haben, nicht grade  die günstigsten:  begreiflich,  dass unter  solchen Umständen die  Sporocyste durch  reichliche  
 und  ausgiebige  Production  von  Keimen  dafür  Sorge  tragen  muss,  den  Ausfall,  der  durch  die  Ungunst  der  
 betreffenden  Bedingungen  für  das  erfolgreiche  Fortkommen  der  Brut  veranlasst  wird,  in  der nötigen Weise  
 zu  decken. 
 Über  die  äusserlich  sichtbaren Veränderungen,  welche  die jungen,  eben  angelegten  grossen  Schläuche  
 erfahren,  bis  sie  zu  ihrer  vollen  Grösse  und  Reife  herangewachsen  sind,  ist  bereits  an  früherer  Stelle  Ausführlicheres  
 mitgeteilt worden  (cf.  pag.  12  ff.),  so  dass wir  hier  darauf  verweisen  können.  Ein  Umstand  er»  
 scheint  mir  aber  an  dieser  Stelle  noch  erwähnenswert,  dass  nämlich,  wie  dies  auch  sonst  im Tierreiche  des  
 öfteren  beobachtet  worden  ist,  die  Grösse  des  Tieres  in  einer gewissen  Correlation  steht zu  der Ausdehnung  
 seines Wohnortes.  Es  zeigt  sich  oft  ganz  augenfällig,  dass  in  noch  kleinen  und  jungen  Exemplaren  der  
 Succinea  die  grossen  Schläuche,  obgleich  sie  völlig  reif und  ausgefärbt  sind,  bei  weitem  nicht  die  Länge  
 und  Dicke  erlangen,  wie  in  einer  älteren  und  grösseren  Schnecke. 
 Während derselben Zeit hat auch  die Wandung der Sporocyste  sowohl,  wie  die  des  sich  ausbildenden  
 Schlauches  eine bedeutende Weiterbildung und Umformung  erfahren,  die  ebenfalls  schon  oben  (cf.  pag.  15 ff.)  
 des  näheren  beschrieben  worden  sind.  Es  erübrigt  hier  nur  noch,  etwas  näher  auf das  Keimepithel  und  
 seine  Schicksale  während  des Wachstums  des  Ganzen  einzugehen. 
 Wir  haben  bereits  gesehen,  dass  die jugendliche Sporocyste  ursprünglich  aus  einem  gleichmässigen,  
 embryonalen,  von  der  Hautschicht  umschlossenen  Grundgewebe  bestand,  welches  sich  später  in  dem  peripheren  
 Teile  zur  Hautmuskelschicht  differenzierte  und  nach  innen  durch  eine Membran  sich  gegen  die  vorher  
 entstandene  Schlauchhöhle  abgrenzte.  Wir  sahen  weiter,  dass  aus  der  zwischen  der Hautmuskelschicht  
 und  der  Binnenmembran  gelegenen,  mehrfachen  Lage  embryonaler  Zellen  die  Keimballen  ihren  Ursprung