welche der beiden vorher vorhandenen Zellen durch Teilung diese dritte Zelle liefert, liess sich nicht feststellen.
Auch diese drei Furchungskugeln sind noch sehr gross und von ungefähr gleichem Umfange; dagegen
ist der Nahrungsdotter jetzt schon bedeutend aufgebraucht; derselbe liegt zwar im allgemeinen noch dem
Deckelpol gegenüber, ist aber dadurch, dass die neugebildeten Zellen sich in ihn hineindrücken und ihn zur
Seite drängen, vielfach seitlich an den Eiwandungen und zwischen den Keimkugeln nach vorn getreten,
so dass seine Menge bei Eiern derselben Entwicklungsstufe häufig ganz verschieden erscheint. Bei fortschreitender
Entwicklung bilden sich nun nach und nach vier, fünf und mehr Furchungskugeln (cf. Fig.
27—33), deren Zahl nicht in jedem Falle leicht festzustellen ist, da sie sich häufig gegenseitig verdecken.
Zugleich beginnt von jetzt ab die Grösse der neu entstehenden Embryonalzellen allmählich abzunehmen,
in demselben Maasse, als das wenige, noch vorhandene Dottermaterial aufgezehrt wird. Immerhin
behalten die Bestandteile unter sich eine nahezu gleiche Grösse bei, so dass - derartig bedeutende Grössenunterschiede,
wie sie Schauinsland von einer Anzahl der von ihm untersuchten Formen beschreibt, bei unserem
Distomum macrostomum nicht angetroffen werden,
Es beginnen jetzt auch am unteren Eipole helle, stark lichtbrechende Tropfen aufzutreten, die sich
während'der weiteren Entwicklung des Embryos zum Teil recht stark vermehren; es sind dies Ausscheidungen
des sich bildenden Embryonalkörpers, Producte des Stoffwechsels, wie solche auch vielfach bei Eiern
anderer Formen am Schlüsse der Embryonalentwicklung vorgefunden wurden.1)
Auch eine „Hüllmembran“, wie sie Schauinsland nennt, ist bei unserem Wurme vorhanden. Dieselbe
scheint sich sehr früh anzulegen, da sie auf dem Stadium der Figur 31 fertig vorhanden ist, und zwar wird
die Dottermasse schon vollständig mit von ihr umschlossen. Ihre Entstehung geht höchst wahrscheinlich
ganz in der von Schauinsland angegebenen Art und Weise vor sich; bei den in den Figuren 31, 35 und 36
abgebildeten Embryonalkörpern beobachtete ich in ihr zum Teil am Deckelpol, zum Teil an dem entgegengesetzten
Ende zellige Elemente, die zwar eine ausserordentliche Kleinheit besitzen, aber doch in typischer
Weise dieselben Bildungen, wie die entsprechenden, von Schauinsland gezeichneten darstellen. Beim Ausdrücken
des Embryonalkörpers aus der Schale bleibt die Membran auch hier meistens ganz oder teilweise zurück (Fig. 31).
Uber die Bildung eines Ecto- und Entoblastes war Genaueres nicht zu beobachten; ich fand Bilder
(wie sie z. B. Figur 34 angiebt), wonach ein Ectoblast in ganz dünner Schicht den gesammten Embryo
zu überziehen scheint; mit Sicherheit konnte ich dies jedoch nicht feststellen.
Diese gesammte Embryonalentwicklung wird, wie bereits früher hervorgehoben, in derselben Zeit
durchlaufen, während welcher das Ei die Länge des Uterus passiert; doch ist bei den nach aussen abgelegten
Eiern von einer Organisation des in ihnen enthaltenen jungen Wurmes mit Sicherheit so gut wie
nichts wahrzunehmen. Aus diesem Grunde versuchte ich die Eier längere Zeit aufzubewahren, um sie womöglich
zum Ausschlüpfen zu bringen, wie solches von einer ganzen Anzahl anderer Arten bekannt ist.
Ich zerzupfte zu diesem Zwecke ältere Distomen, deren Uterusschlingen reichlich mit reifen Eiern erfüllt
waren, wusch die so gewonnenen Eier aus den anhängenden Uterusfragmenten aus, und brachte sie mit
Wasser zum Teil in Urschälchen, zum Teil in kurze Glasröhren von 1—2 cm Höhe und x/i—8/i cm Weite,
deren unteres Ende zugeschmolzen war. Um das Wasser in denselben frisch zu erhalten, setzte ich in alle
einige Lemna. In eine Anzahl anderer Schälchen wurde physiologische Kochsalzlösung gegeben, noch andere
wurden im Brutofen einer constanten Temperatur von ungefähr 19 0 Cels. ausgesetzt. In allen Fällen erhielten
sich nun die auf die verschiedenen Weisen behandelten Eier gut, die Embryonen blieben ein Vierteljahr
lang am Leben, aber ein selbstständiges Ausschlüpfen derselben trat nirgends ein.
Infolge dieses übereinstimmenden Verhaltens lag nun die Annahme am nächsten, es möchte ein Verlassen
der Eischale seitens der Embryonen im Freien überhaupt nicht stattfinden, vielmehr die Eier, wie
dies von Schauinsland x) für Distomum tereticolle vermutet und von Leuckartz) für Distomum ovocaudatum
nachgewiesen ist, mit der Nahrung in den Darm der Schnecke gelangen und dort erst infolge mechanischer
oder chemischer Einflüsse die Embryonen frei werden.
Während aller der vorerwähnten Versuche jedoch, und bevor die eben ausgesprochene Vermutung
ihre Bestätigung finden konnte, strebte ich, durch das bereits früher vielfach geübte Conservieren und
Ausdrücken, so gut es ging, einen Einblick in den Bau und die Organisationsverhältnisse des Embryos zu
gewinnen. Waren die auf diese Weise erlangten Resultate auch dürftig genug, so Hessen sich doch immerhin
schon einige Eigentümlichkeiten erkennen, durch welche die Embryonen unseres Wurmes vor allen bis
jetzt bekannten Formen sich auszeichnen.
Der aus der Schale herausgedrückte Embryo erweist sich als ein sehr Hchtschwacher, kleiner Körper
von elliptischer, der Form des Eies angepasster Gestalt von 0026 mm Länge und 0,019 mm Dicke, der
nach Behandlung mit Essigsäure und Anfärben mit Ammoniakkarmin zelhge Zusammensetzung zeigt, obgleich
deutliche Zellgrenzen nicht hervortreten. Man erkennt auf dem optischen Querschnitt gegen zwanzig
scharf begrenzte und mit Kernkörperchen ausgestatte Kerne, an denen eine weitere Differenzierung kaum
nachweisbar ist, höchstens dass einige durch bedeutendere Grösse sich auszeichnen (cf. Fig. 39). An
beiden Enden besitzt der Embryo je ein stachelartiges, stark lichtbrechendes Gebilde, über deren Function,
namentlich aber über die des hinteren, ich mir vorläufig keine klare Vermutung zu bilden vermochte.
Auf der einen, und zwar meist auf der etwas flacheren Seite, zeigt der Körper eine von einem Ende
zum anderen reichende, cristenartige Erhöhung ohne nachweisHch zellige Structur, auf der gegen zwanzig
starre protoplasmatische Fortsätze stehen. Dieselben sind stark lichtbrechend, am Grunde 0,004 mm dick,
und machen mehr den Eindruck von Borsten oder Stacheln; eine Bewegung vor allem war an ihnen nie
zu bemerken. Ungefähr in der Mitte zeigt dieser Borstenkamm eine Einkerbung, von der aus die Fortsätze
nach den beiden Enden des Embryonalkörpers hingerichtet erscheinen und so zwei von einander getrennte
Gruppen bilden (cf. Fig. 39). Das ist alles, was ich vor der Hand an den Embryonen beobachten konnte.
Da ich also zu der Gewissheit gelangt war, dass dieselben im Freien die Eischale nicht verliessen,
sondern dass es der Einführung in den Verdaungsapparat der Schnecke bedurfte, um sie aus ihren Hüllen
zu befreien, versuchte ich, dieselben an Schnecken zu verfüttern. Diese Einführung konnte bei der Lebensweise
der Succineen im Freien auf zweierlei Weise möghch erscheinen. Da die Schnecken sehr gerne in
das Wasser gehen und dieses trinkend aufnehmen, so lag einmal die MögHchkeit vor, dass die embryonenhaltigen
Eier, die sich ja, wie erwiesen, im Wasser gut und lange hielten, mit diesem von den Tieren aüf