Zunahme, welche das Ganglion erfährt, einzig und allein durch diese Veränderungen bedingt wird, oder
ob vielleicht eine Kernvermehrung im Inneren stattflndet, konnte ich der Kleinheit des Objectes wegen
mit Sicherheit nicht feststellen. Soviel ist jedoch gewiss, dass bei Larven von Echinorhynchus gigas, die
kaum die Länge eines halben Millimeters erreicht haben, schon gegen achtzig Kernzellen vorhanden sind
(s. Tafel 10, Fig. 5, Gcph.)<
Während das Wachsthum des Ganglienhaufens stetig fortschreitet, sind auch im Innern desselben
Veränderungen vorgegangen, die dem ganzen Organe ein anderes Aussehen verleihen.
Die Nervenzellen, welche Anfangs einen soliden Ballen bildeten, haben sich sammt und sonders
von dem Centrum abgehoben und sind nun zu einer dicken Rindenschicht zusammengetreten, die ein längliches
Plasmaellipsoid von sehr liquider Beschaffenheit umhüllt. In diesen centralen Raum wachsen nun
in den verschiedensten Richtungen von der Ganglionrinde aus Nervenfäden hinein (s. Taf. 5, Fig. 10
Gcph), wodurch der flüssige Inhalt allmählich gänzlich verdrängt wird (s. Tat. 10, Fig. 1 Gcph.). Zur,
nämlichen Zeit sieht man an den hinteren Rändern des Ganglienhaufens zwei stumpfe, zapfenförmige,
Hervorragungen entstehen, die eine deutliche longitudinale Streifung erkennen lassen und bald sich als
die Anlage der grossen hinteren Seitennerven ausweisen. In Folge des stetig fortschreitenden Längswachsthums
verliert sich allmählich ihre plumpe Gestalt, und sie werden zu zwei schlanken, cylindrischen
Strängen, die in schräger Richtung frei durch die neu entstandene Leibeshöhle hindurch wachsen. Nach
der Insertion an der Leibeswand spalten sich die Lateralnerven in zwei Aeste und wachsen dann in den
Seitenlinien, gleich Pilzfäden, nach vorn, beziehentlich zwischen der Muskelhaut und den kubischen Zellen
dem hinteren Leibesende zu (s. Taf. 1, Fig. 19 Np.). Die muskulöse Umhüllung (Retinacula) erhalten
die Nervi laterales posteriores erst zu der Zeit, wo der junge Wurm seinen Hakenapparat nach aussen
umzustülpen beginnt.
Gleichzeitig mit den hinteren Seitennerven wird bei Ecliinorhynclius gigas nur noch der mächtige
vordere Ventralstamm angelegt. Die übrigen Nerven treten erst nach der Bildung der Rüsselscheide
aus dem Ganglion cephalicum hervor.
Zu den letzten Neubildungen scheinen die Nerven der Retractores colli zu gehören. Wenigstens
konnte ich sie erst dann auf Querschnitten deutlich erkennen, als die Lemnisken sich in die Höhle des
Compressor einzustülpen begannen.
Die Anlage der Genitalganglien entsteht bei der männlichen Larve vollkommen unabhängig von
der des Ganglion cephalicum, und zwar aus dem rundlichen Syncytium (s. Taf. 10, Fig. 4 Fz4), welches
wir fast gleichzeitig mit der Rüsselanlage am aboralen Körperpole entstehen sehen. Wir werden in
einem späteren Capitel erfahren, dass dieses Syncytium eine Reihe tief eingreifender Umwandlungen erleidet,
in Folge deren es in einen aus mehreren Zellencomplexen bestehenden Axenstrang (s. Taf. 4,
Fig. 1 Fz12, Fz4) und einen Zellenwulst (s. Taf. 4, Fig. 1 Fz8), welcher die mittlere Region des letzteren
ringartig umgürtet, zerfällt. Aus diesem ringartigen Wulste geht unter anderem auch die Ganglienmasse
der beiden Geschlechtsnervencentren hervor.
Zur Zeit, wo der Rüssel vollkommen ausgestülpt worden ist und als ansehnlicher Zapfen frei
hervorragt, findet eine rege Vermehrung der den Ringwulst bildenden Zellen statt (s. Taf. 4, Fig. 7 Fz3)
Die einzelnen Zellen werden kleiner und kleiner und gewinnen in Folge der gegenseitigen Berührung
polyedrische Begrenzungen (s. Taf. 4, Fig. 10 Fz8). Da nun die Configuration der Leibeswand, bezieh
entlieh die Anwesenheit der Protrusores bursae keine Ausbreitung in der Querrichtung gestattet,
schieben diese Zellen sich allmählich über die Anlage der Bursa copulatrix hinweg, so dass schliesslich
dis vordersten Reihen derselben in die nächste Umgebung des Penis, beziehentlich des Endabschnittes
des:-Pnotns ejaoulatorius zu liegen kommen. Diese vordersten Zellreihen des gürtelförmigen Ringwulstes
sind es nun, die späterhin zu den Ganglia genitalia werden. Aus den übrig bleibenden Gürtelzellen
werden wir- den Bursalsehlaueh, der bekanntlich den unteren Rand der Bursalglocke mit der Geschlechts-
Öffnung verbindet, hervorgehen sehen (s. Taf, 4, Fig. 2 Fz3).-'
Ich habe die Entwickelungsgeschichte der Genitalganglien etwas ausführlicher geschildert, um zu
zeigen,, dass auch sie rein ectodermalen Ursprunges.sind, d. h. aus den nämlichen Zellen des Embiyonal-
lsihes. hervorgehen, aus denen noch andere evident octodennale (Bildungen, in diesem Falle die Hypo,
dermiswandungeü des Bursalschlauches, entstehe!-.. •*
Wie schon erwähnt, stosserf die beiden Ganglien Anfangs in der Medianebene aufeinander und
bilden demnach einen cpntinuirlichen Ring. Durch das fortschreitende Dickenwachsthum des Ductus
ejaculatonus aber werden sie mehr und mehr auseinander gedrängt,; ¿01 dass schliesslich die Verbindung
nur noch durch zwei Fasercommissuren vermittelt wird.
Der Genitalapparat der Acanthocephalen.
Die männlichen Geschlechtsorgane.
Gr es olii clit 1 iclier XJebei-lilieli.
Die mänulichen Geschlechtsorgane der Ecliinorhynelicn hat 0. F. M ü‘lj e l- ') am Ecliinorliynchus
«ngustatm aus dem Hechte entdeckt, ohne jedoch sich über die Bedeutung der einzelnen Theile klar
geworden zu sein. Die Anordnung schildert er folgendermaassen : Der Darm (Ligamentum Suspensorium)
verliert’ sieh über die Hälfte des Körpers in eine eiförmige grosse, helle Blase; in einer kleinen Entfernung'
vóli dieser liegt noch eine zweite von gleicher Grösse und Klarheit und endlich zwei kleine
Kugeln von dickerem Wesen in einer schiefen Lage, die durch einen nach dem äussersten Ende des
Schwanzes zu geschlängelten Canal verbunden werden.
') Vou Thieren in den Eingeweiden der Thiere, insonderheit vom Kratzer im Hecht. De r Naturforscher 1* S t
1778. p g . 190—HU, Tat'. 5, Fig. 1—5.