wahrnehmen. Für diese Art wenigstens möchte ich mit voller Bestimmtheit behaupten, dass solch’ ein Kanal
nicht vorhanden ist. Ich verfolgte mehrere Male die Nahrungsaufnahme, Yérdauung und Nahrungsaus-
stossung mit starken Systemen und sah nichts von einem kontinuirlichen Kanäle. Ausserdem spricht gegen
diese Annahme die Lage der Nahrungskörper, welche in verschiedenen Theilen des Plasmas anzutreffen sind.
Auch konnte ich nichts von einem zungenartigen Organe bemerken, welches nach B alb ian i von D. nasutum
beim Ergreifen der Beute (Paramaecium) aus der Mundöffnung bervorgestreckt werden soll (4; pag. 879,'
Taf. XVII, Fig. 6) und den Zweck hat, mit seinem freien Ende sich an die Beute zu befestigen, um dieselbe
beim Zurückziehen in die Nahrungshöhle zu befördern.
Der A fte r (a) liegt am Hinterende des Körpers. Dicht neben ihm findet sich auch die contr
a c tile Vacuole (c. v.).
Der Makronucleus (N) ist ziemlich gross, hufeisenförmig und lässt eine netzige Structur erkennen.
Er liegt in der Mitte des Körpers und verändert infolge der Plasmäcirculation fortwährend seine Lage. An
seiner convexen Seite bemerkt man immer einen kleinen, homogenen Mikronucleus (ncl) anliegen. An
fixirten Hauptkemen (Fig. 18) unterscheidet man deutlich eine Kernmembran und im Netzwerke einzelne
kleine, stark lichtbrechende Körperchen. Der Mikronucleus zeigt die erwähnte Sonderung des Chromatins und
Achromatins.
Bei beginnender Theilung (Fig. 20) nimmt der Makronucleus (N) eine cylindrische Gestalt an;
seine Structur verändert sich und wird, wie bei den meisten Infusorien, aus der netzigen zur streifigen oder
vielmehr feinfaserigen (Knäuelstadium), worauf die Zweitheilung des Kerns erfolgt. Die Structurveränderungen
am Mikronucleus sind nicht näher untersucht worden. Wenn diese Veränderungen sich am Kern abspielen,
entsteht am Beginn des hinteren Körperdrittels ein zweiter Wimperkranz (Wi) und zwar so, dass die
Cilien aus den beschriebenen Längsreihen, hervorsprossen. Zuerst sind sie sehr klein und weniger an der
Zahl (3—4 Cilien in jeder Längsreihe); darauf nehmen sie allmählich an Zahl und Grösse zu, bis der neue
Wimperkranz (Wi) dem vorderen (W) vollkommen gleich wird. Es bildet sich eine Einschnürung in der Mitte
zwischen den beiden Wimperkränzen, die immer tiefer geht, und endlich Zweitheilung des Thieres bewirkt.
Dabei wird auch der stäbchenartige Schlundapparat, welcher fast bis zum hinteren Wimperkranze reichte,
durchschnürt, so dass der hintere Sprössling bereits mit demselben versehen ist. Selbstredend erfolgt vor der
definitiven Theilung die Bildung einer neuen contractilen Vacuole für das vordere Thier und die Zweitheilung
des Makro- und Mikronucleus.
Die beschriebene Art gehört wie D. nasutum Stein zu den seltenen Infusorien. Sie wurde schon
1874 von B ü tsch li gelegentlich beobachtet. Ich selbst habe nur einmal Gelegenheit gehabt sie anzutreffen.
Sie war in grösser Menge vorhanden und lebte mehrere Tage in einem Wasserbehälter mit
Algen, welcher fortwährend durchlüftet wurde. Sobald die Flüssigkeit zu faulen begann, ging sie sehr
schnell zu Grunde.
Das Thier-schwimmt sehr behende umher, wobei es mit dem Vorderende immer vorangeht und um
seine Längsachse rotirt, bei dieser Gelegenheit sind die Cilien immer nach hinten gerichtet (Fig. 15, 20 und
21). Es kann sich auch rückwärts bewegen, jedoch bedeutend langsamer — dann sind die Cilien- nach vorne
umgeschlagen (Fig. 14) und das Thier macht Bewegungen, welche man kreiselartige nennen könnte.
Das Thier ist biegsam und contráctil; besonders erstreckt sich diese Eigenschaft auf den Mundkegel,
welcher sehr bedeutend hervorgestreckt und eingezogen werden kann. Die Farbe ist gewöhnlich weisslich
grau; einige Exemplare enthielten eine grosse Anzahl von Zoochlorellen (Fig. 14 z), wodurch sie bei
schwachen Vergrösserungen vollkommen grün erschienen.
Die Nahrung besteht aus kleinen Algen und thierischen Fetttropfen. Jedoch konnte ich nie bemerken,
dass diese Art gleich D; n ä su tum sich von anderen Infusorien ernährte, obgleich im Wasser eine
grosse Zahl von Cyclidien, Uronema und Paramaecium vorhanden waren.
D. B alb ian ii unterscheidet sich von D. nasutum hauptsächlich durch das Fehlen des hinteren
Wimperkranzes, welcher nur während der Zweitheilung auftritt und für den neuen Theilungsspross bestimmt
ist. Demnach würde eigentlich der Name Didinium auf dieses Thier nicht ganz passen; da es aber keine
weiteren wesentlichen Unterschiede zur Errichtung einer neuen “Gattung bietet, so möchte ich mich
B ü ts c h li’s Auffassung anschliessen und es als D. B a lb ian ii bezeichnen.
In der neuerdings erschienenen Arbeit Fahre- Domergue’s, welche ich nach dem Abschluss meines
Manuscripts erhielt, finde ich dieses Infusor unter dem Namen Monodinium B a lb ia n ii (82; pag. 35—39)
beschrieben. Im grossen Ganzen stimmt die gegebene Beschreibung mit der meinigen überein; Fabre-
Domergue übersah aber, dass der Wimperkranz aus 5—6 Cilienreihen besteht. Die Körperstreifung ist
gleichfalls nicht beachtet worden. Was die Nahrungsaufnahme betrifft, so muss ich die von F ab re -
Domergue ausgesprochene Vermuthung, dass sie ähnlich wie bei D. n a su tum vorgehen soll, durchaus bestreiten,
wie es aus meinen oben dargestellten Beobachtungen zu ersehen ist.
6. Dinophrya Lieberkühni. Bütschli.
B ü ts c h li 10; pag. 1838, 1364, 1388, Taf. LVII, Fig. T a b , gegründet auf L i.eb e rk ü h n ’s, 42 unedirte Abbildung.
Taf. 192, Fig. 1—6.
: Taf. H. Fig. 22—26,
Mittelgrosse Thiere von 0,07—0,1 mm Länge und 0,03—0,045 inm Breite.
Körper keulenförmig; länglich, in der Vorderregion bauchig erweitert, nach vorne stumpf-kegelförmig
oder hügelartig verengt, nach hinten allmählich zugespitzt und abgerundet. Das Hinterende mehr oder
weniger spitz auslaufend, zuweilen in einen langen schwanzartigen Fortsatz ausgezogen (Eig. 23). Mund-
öffnung (o) polar, an der Spitze des vorderen Mundkegels.
An der Vorderregion des Körpers, unmittelbar vor der bauchartigen Erweiterung, also an der Basis
des Mundkegels, steht ein Kranz ziemlich langer Cilien (W). Dieser Wimperkranz ist- vollkommen so gebaut
wie bei Didinium; er besteht aus etwa 20 Cilienreihen, welche eine schiefe Lage zur Längsachse des Thieres
einnehmen und die je aus 4—5 ziemlich langen, eng aneinander gestellten Cilien (Fig. 25) aufgebaut werden.
Von jeder Cilienreihe des Wimperkranzes zieht ein deutlicher Längsstreifen nach dem Hinterende des Körpers,
welcher im optischen Querschnitte als eine seichte Furche erscheint und somit der Cilienfurche gleichzusetzen
ist. In denselben sind auf sehr kleinen Papilien 16—18 feine Körpercilien eingepflanzt. Die letzteren sind
fast ebenso lang wie die Cilien des Wimperkranzes und bedecken spärlich den ganzen Körper.
Das Ectoplasma (ek) erscheint dicht und homogen, seine äusserste Grenze bildet eine zarte
P e llic u la (p). Das Entoplasma ist körnig - netzig und enthält rundliche, stark lichtbrechende
Körperchen.
Bib lio th e o a Zoologien. H e f t 8. * 3