Länge die Längsstreifen durchgeschnürt werden. Jetzt wenden sich die nach links von der neuen Mundöffnung
verlaufenden Längsstreifen nach vorne und stossen mit den rechten, bogenärtig um den vorderen
Mundrand hinziehenden paarweise zusammen, so dass die Ventralfläche des hinteren Theilsprösslings ebenso
gestreift erscheint, wie die des vorderen (Fig. 52). Dabei streckt sich der Kern (N) noch mehr in die Länge
und wird später in der Mitte durchgeschnürt. Der neue Mund bekommt eine Aushöhlung, in welcher gleichzeitig
die innere undulirende Membran in Gèstalt einer zarten plasmatischen Leiste angelegt wird. Der
ProCess der Einschnürung geht immer weiter (Fig. 53), bis die Zweitheilung des Körpers erfolgt.
Die eben geschilderten Theilungsverhältnisse, welche gewissermassen als eine ontogenetische Erscheinung
aufzufassen wären, bestätigen die von Bü tsch li und Schuberg (57; pag. 398—399; aufgestellte
Vermuthung über die Verschiebung des Mundes und die damit zusammenhängende Ableitung der Formen mit
ventral gelegenem Munde , von denen mit polar (oder terminal) gelegenem.
Nach dem von mir Beobachteten würde sich die Sache also folgendermassen verhalten. Denken
wir uns bei irgend einer hypothetischen Form mit endständigem Munde (ähnlich der Urotricha, Holophrys etc.),
von dessen Peripherie méridionale Längsstreifen ausgehen, an irgend einer Stelle des Vorderkörpers ein
stärkeres Wachsthum auftreten, so wird der Mund selbstverständlich auf die entgegengesetzte Seite hinüberrücken,
d. h. eine seitliche Lage bekommen und somit eine Ventralfläche zur Ausbildung bringen, Mit diesem
ungleiehmässigen Wachsthum der vorderen Körperregion halten auch die Längsstreifen Schritt. Dabei stossen
sie paarweise zusammen und wandern gleichfalls auf die Ventralfläche hinüber, so dass sie am vorderen
Körperende den Mund bogenartig umgeben, an seinen Seiten rechts und links yorbeiziehen und am hinteren
Körperpole in' einem Punkte zusammenlaufen. Die äm unteren Mundrande entspringenden Längsstreifen
behalten selbstredend ihre frühere Lage bei und verlaufen demnach, ebenso wie die der Dorsalfläche, méridional.
Das Verhalten des Mikronucleus bei der Theilung, d. h. seine feineren Structurveränderungen, sind
nicht näher untersucht worden. Bei der Conjugation vereinigen sich die Thiere zuerst mit ihrer Mundöffnung,
worauf später bei einer innigen Aneinanderlegung der Thiere, eine Resorption des vorderen vom Munde nach
vorn gelegenen Abschnittes der Ventralflächen erfolgt. Es conjugiren meist kleine, zuweilen nicht gleich-
grosse Thiere.
Glaucoma s c in tilla n s gehört zu den verbreitetsten Infusorien; sie ist fast in jeder in Fäulniss
begriffenen Infusion anzutreffen und kommt gewöhnlich in grossen Massen vor. Vermöge der feinen, dicht
stehenden Cilien bewegt sie sich ziemlich rasch., unter fortwährender Rotation des Körpers um die Längsachse.
Die undulirenden Membranen sind ebenfalls i n . einer ununterbrochenen Bewegung begriffen ; die
äussere wird unaufhörlich haubenartig ausgespannt und zusammengeschlagen, wogegen die innere in einer
Wellenlinie sehr schnell bewegt wird und dadurch den Anschein einer zitternden Bewegung zeigt.
G. s c in tilla n s ernährt sich von Bacterien, die am Ende des Schlundes zu einem Ballen sich ansammeln
, welcher von einem Flüssigkeitstropfen umgeben wird. Sobald eine solche Nahrungsvacuole (n. v.)
eine gewisse Grösse erlangt hat, löst sie sich vom Schlundende ab, um dann vom Entoplasma fortgeführt zu
werden. Die Verdauung giebt sich darin kund, dass der Bacterienballen immer mehr zusammenschrumpft,
wogegen die Vacuole (Flüssigkeitstropfen) an Grösse zunimmt. Schliesslich wird der Verdauungsrest per anum
ausgestossen.
Der Körper der Glaucoma ist elastisch, durchsichtig und farblos; d. h. er besitzt einen grünlichblauen
Ton, welcher dem lebenden Plasma zukommt. Zuweilen kann jedoch der Körper undurchsichtig erscheinen,
wenn er stark von Nahrungsvacuolen erfüllt ist.
Die äussere undulirende Membran ist schon von S te in vollkommen richtig erkannt worden. Er beschreibt
sie (58; pag. 250) als einen Hautsaum, welcher die Mundöffnung umfasst und aus „zwei gegenüberliegenden
von vorn nach hinten zu niedriger werdenden und an beiden Enden in einander übergehenden
Klappen“ (Taf. VI, Fig. 46 a und a,) besteht, „von denen die rechte beträchtlich höher ist, als die linke,
welche meist nur als ein aufgeworfener Rand erscheint“. Durch die verschiedene Grösse der beiden Seitenhälften
der Membran erklärt Stein auch den Umstand, weshalb E hrenberg (27; pag. 335) nur von einer
zitternden Klappe spricht. In denselben Irrthum, wie Ehrenberg, verfiel auch Maupas, insofern er die eine
Seitenhälfte der Membran übersah. Das Gebilde, welches Maupas als die rechte undulirende Membran
(44; pag. 466) deutet, ist unzweifelhaft unsere innere undulirende Membran, die an der Dorsalwand des
Schlundes befestigt ist. Besonders ersichtlich ist es aus den beigefügten Figuren (44; Taf. XIX, Fig. 23
und 24 d), wo dieselbe nicht am rechten Mundrande, sondern in der Ventralansicht in der Mitte des Mundes
und in der Profilansicht tief im Schlunde gezeichnet wird. Auch bin ich nicht mit der Gestalt der Mundöffnung,
wie sie von Maupas beschrieben wird (vorn breiter, als hinten) einverstanden, da nach meinen
Beobachtungen gerade das Gegentheil sich herausgestellt hat.
12. Glaucoma pyriformis. Ehrbg. spec.
M a u p a s 44; pag, 461—465, Taf. XIX, Fig. 25—27.
F a b r e -D om e rg u e 32; pag. 132—133, Taf. V, Fig. 69—70.
B ü ts c h li 10; pag. 1377.
Synon.: L e iic o p h ry s p y r ifo rm is . E h r e n b e r g 27; pag. 312—313, Taf. XXXII, Fig. 4.
? . „ c a rn ium . E h r e n b e r g 27; pag. 313, Taf. XXXII, Fig. 5.
T r ic h o d a p u ra. E h r e n b e r g 27; pag. 307, Taf. XXXI, Fig. 11.
,, p y rum . D u j a rd in 24; pag. 397—398.
' c a rn ium . P e r ty 50; pag. 149, Taf. VII, Fig. 2.
? A c om ia c o s ta ta . D u ja rd in 24; pag. 384, Taf. XI,*Fig. 2.
? Oolpoda. p a rv ifro n s . C la p a rb d e u. L a c hm a n n 13; pag. 270—271, Taf XIV, Fig. 3.
G o lp id ium p u trin um . S to k e s 65; pag. 103, Taf, I, Fig; 11,
Taf. IV. Fig. 54-55.
Diese Art unterscheidet sich von G. s c in tilla n s durch die allgemeine Körpergestalt, sowie durch die
Lage und den Bau des Mundes und Schlundes. Die übrigen Organisationsverhältnisse — die Bewimperung, Körperstreifung,
Ectoplasma, Entoplasma, After, contractile Vacuole und Nucleus sind vollkommen dieselben, wie
bei Gl. s c in tilla n s . Demnach werde ich bei der Beschreibung nur die Verhältnisse berücksichtigen, welche
Unterschiede darbietten.
Sehr kleine bis mittelgrosse Thiere (im allgemeinen kleiner als die vorhergehende Art) von 0,038—
0,08 mm Länge und 0,024—0,05 mm Breite.
Körper oval, eiförmig, hinten abgerundet, vorne zugespitzt und dorso-ventral etwas abgeplattet. Das
Vorderende ist etwas auf die Ventralfläche umgebogen (Fig. 54) und nach hinten schwach abgestutzt. Auf
dieser abgestutzten Fläche befindet sich der Mund (o); er ist bedeutend weiter vorne gelegen, als bei Gl.
s c in tilla n s , und zwar im vorderen Körperviertel.