lauter sichelförmig gebogenen Ringfaserplatten sich anfbauenden Receptaculumwand endigt nicht an dem
durch den Sarkolemmaringwulst markirten vorderen Rande derselben, sondern setzt sich als dünnwandiger
Beutel fort und erfüllt den von dem Sarkolemmaringe umschlossenen Raum bis auf jene trianguläre)
ventral gelegene Spalte (s. Tafel 5, Fig. 13 Mrp), welche die Fasern der Retractores proboscidis in sich
aufnimmt.
Eine weitere Eigentümlichkeit des Echinorkynchus gigas, die nur noch einer einzigen der seither
näher untersuchten Arten, nämlich Echinorkynchus moniliformis, zukommt, besteht darin, dass an dem
Aufbaue des Receptaculum ausser den eben beschriebenen Ringmuskeln noch zwei Längsmuskelsyncytien
beiheiligt sind. Sie liegen auf der Aussenfläche jener Sarkolemmamembran, welche die Quermuskelrinne
überbrückt und bieten gewissermaassen einen Ersatz für das mangelnde Schlussstück. Den inneren Längsmuskel
bildet eine stark abgeflachte 1,8 mm lange und 0,16 bis 0,18 mm breite Röhre (s. Tafel 1
Fig. 16 M2 ; Fig. 18 M2). Sie beginnt am Vorderrande der Rüsseltasche, zieht in gerader Richtung auf
der Bauchfläche herab und endigt hinter dem Ganglion mit einer grossen halbkugelförmigen Anschwellung
(Dicke 110—120 fi). In letzterer liegen zwei länglich ovale Kerne (s. Tafel 5, Fig. 6 M2).
Die äussere Muskelmasse besteht aus zwei Röhren mit triangulären Querschnitten. Sie befinden
sich zu den Seiten der inneren Muskelplatte und werden mit ihr durch zahllose Sarkolemmabänder verbunden
(s. Tafel 1, Fig. 18 M1; Tafel 5, Fig. 24 M1). Eine kurze Strecke oberhalb des Nervenzellenhaufens
verschmelzen beide Fasern zu einem flachen Rohre (150 fi X 50 fi), das die darunter befindliche
innere Muskelplatte vollkommen bedeckt (s. Tafel 1, Fig. 16 M1). In diesem Abschnitte liegen drei,
selten auch vier Nuclei (s. Tafel 1, Fig. 8 M1), die den Rüsselscheidenkernen an Grösse nur wenig nachstehen
(40 X 15 fi). In der oberen Hälfte des Receptaculum bewirken die übereinander liegenden
Längsmuskelbänder eine vollkommene Ueberbrückung des ventralen Spaltraumes (s. Tafel 1, Fig. 8 M1
M2). In der Gegend des Ganglions aber bleiben infolge der mächtigen Ausweitung, welche die Sarkolemmamembran
durch das Auftreten des Nervenknotens erfährt, zu den Seiten der Schliessmuskeln zwei
breite Lückenräume (s. Tafel 5, Fig. 24 Rr).
Hinsichtlich ihres histologischen Baues unterscheiden sich diese Muskelbänder wesentlich von den
Längsfasern des Hautmuskelschlauches. Schon bei der ersten Betrachtung eines Querschnittes muss es
uns in die Augen fallen, dass die kontraktile Substanz sich ganz gleichmässig über die Wandung dieser
Röhren ausbreitet, und dass selbst die Anwesenheit der Kerne auf dieses Ebenmaass störend einzuwirken
nicht imstande ist (s. Tafel 1, Fig. 8 M1). Doch dies ist nicht das einzige Moment, dem der Schliess-
muskel das eigenartige Aussehen verdankt. Die Sarkolemmasepten, die für gewöhnlich die Fibrillenplatten
von einander trennen und an deren Oberfläche endigen, setzen sich hier in dünne, gefaltete Blättchen
fort und bewirken eine Zertheilung des Markraumes in mehrere Kammern (s. Tafel 5, Fig. 24 M2).
Nicht selten kann man beobachten, dass diesen Septen die kontraktile Substanz mehr oder minder tief
in das Innere des Markes folgt, also gewissermaassen eine Zerspleissung der Faser vorbereitet wird
(s. Tafel 5, Fig. 24 M2).
In der triangulär prismatischen Spalte, die einerseits vom Markbeutel des Receptaculum, andererseits
von der Sarkolemmascheide umschlossen wird, verlaufen die Fasern des Retractor proboscidis
(s. Tafel 1, Fig. 8 Rp). Dieser mächtige Rückziehemuskel inserirt sich mit seinem vorderen Ende in der
nächsten Umgebung der kreisförmigen Ringmuskelplatte (s. Tafel 5, Fig. 19 Rp; Tafel 10, Fig. 11 Rp)
''und zwar an der sehr dicken inneren Sarkolemmagrenzmembran der Hypodermis. Zu diesem Zwecke
•durchbrechen sechs bandförmig abgeplattete Muskelröhren in nahezu gleichen Abständen den Sarkolemmaring.
Die Fibrillen der kontraktilen Rindensubstanz strahlen büschelförmig auseinander und verkleben
mit jenen dünnen Sarkolemmastreifen, die wir von der inneren Grenzmembran der Hypodermis sich los-
lösen sehen. Sobald die sechs Muskelfasern den Sarkolemmaring durchbrochen haben und in der Rüsselhöhle
angelangt sind, biegen sie in sanftem Bogen nach der Bauchfläche um und vereinigen sich hier
jzu dem prismatischen Retractor proboscidis (0,3 mm X 0,2 mm). Hierbei findet eine wesentliche Gestaltsveränderung
der einzelnen Theile statt. Die ursprüngliche Form bewahren nur die beiden Retractores
■ventrales. Ais einfache, bandförmige Muskelröhren sehen wir sie geraden Weges bis hinter das Ganglion
herabziehen (s. Tafel 5, Fig. 13 Rpv; Tafel 8, Fig. 33 Rpv). Die beiden Dorsalmuskeln hingegen verschmelzen
zu einem vielfach gefalteten Rohre, das auf allen Querschnitten das Aussehen eines herzförmigen
Blattes mit stark gekerbtem Rande trägt (s. Tafel 5, Fig. 13 Rpd; Tafel 8, Fig. 33 Rpd). Die bei
■weitem grössten Formveränderungen haben die Retractores proboscidis laterales erlitten. Schon unmittelbar
hinter jener Stelle, wo der Sarkolemmaring des Receptaculum an der Rüsselwand sich anheftet, nehmen
:sie die Gestalt zweier winkelig zusammengebogener flacher Muskelplatten an, die mit ihren Rändern in
de r Medianebene des Körpers aufeinanderstossen (s. Tafel 5, Fig. 13 Rpl). Beide Retractores laterales
formiren zusammen ein Hohlprisma, das die ventralen und die dorsalen Refraktoren umhüllt. Die
•frühere einfache Plattenform aber behalten die lateralen Refraktoren nicht lange bei. Aus den
.radial gestellten Seitenflächen sprossen Längswülste hervor, die der dritten, ventralen, Wand parallel
laufen, in der Medianebene zusammenstössen und den Hohlraum in eine entsprechende Anzahl von
Kammern theilen. Der erste dieser Längswülste beginnt auf der Höhe der letzten Hakenreihe und zwar
genau in der Mitte der Seitenflächen. Die von ihm abgegrenzte dreikantige Höhle enthält den Retractor
dorsalis (s. Tafel 5, Fig. 13 Rpl). Bald aber gesellen sich diesem zwei neue Wulstpaare hinzu, von
•denen das äussere dem Retractor ventralis aufliegt (s. Tafel 8, Fig. 33 Rplv), während das innere mit
dem früher entstandenen dorsalen Wulste verwächst (s. Tafel 8, Fig. 33 Rpld). Zwischen beiden Wülsten
bleibt ein auf dem Querschnitte flach linsenförmiger Lückenraum, in dem umhüllt, von einem reticulären
Plasma, drei mächtige Nervenstämme zur Rüsselspitze emporziehen. Indem die Retraktoren dem Ganglienhaufen
sich nähern, verbreitert sich der zentrale Spaltraum nach beiden Seiten und bewirkt schliesslich
“den Zerfall des Rückziehemuskels in eine ventrale und eine dorsale Partie (s. Tafel 8, Fig. 33 Rplv, Rpld).
Jeder Theil nimmt ungefähr die Hälfte der lateralen Retraktoren mit sich.
Der dorsale Ast läuft als einheitlicher Muskel nach hinten.. Die einzige Formveränderung besteht
•darin, dass die dem Retractor lateralis entstammende Muskelmasse sich zu einem Cylinder abrundet,
d. h. als gleichmässig dicke Mantelschicht den Retractor dorsalis einhüllt (s. Tafel 5, Fig. 6 Rpd). Eine
kurze Strecke vor dem hinteren Ende des Receptaculum trennen sich die beiden dorsalen Retraktoren
wieder von den Retractores laterales. Die Fasern der letzteren behalten die eingeschlagene Richtung bei,
.zerspleissen sich und endigen zwischen den Fibrillenplatten der Rüsseltasche. Die Retractores dorsales
dagegen biegen unter einem Winkel von cirka 60° nach hinten und oben um, durchbrechen als einheitlicher
Muskelstrang die Wand des Receptaculum und verschmelzen mit dem unpaaren vorderen Ende
des mächtigen dorsalen Retractor receptaculi (s. Tafel 1, Fig. 1 Rrpd).
Bibliotlieca zoologica. Heft VII. 13