konturirten Muskelbänder in zahlreiche feine Fibern auf, die, da sie sich nicht weiter zerlegen lassen,
als Primitivelemente der kontraktilen Substanz aufzufassen sind. Um ihre Struktur genauer kennen zu
lernen, wollen wir einen Querschnitt durch die Längsmuskulatur des Echinorhynchus gigas in das Auge
fassen (s. Tafel 2, Fig. 13).
Die Muskelfibrillen haben hier die Gestalt schlanker Prismen von triangulärem, quadratischem,
pentagonalem oder hexagonalem Querschnitte (0,9—2 ,«). Sie werden durch äusserst dünne Sarkolemma-
blättchen (0,2 ,«), die sich von den Sarkolemmasepten ablösen, von einander geschieden. Trotz der
geringen Dicke lassen sich doch an den Muskelsäulchen zwei Theile unterscheiden. Die Mantelschicht,
zugleich die Hauptmasse der Faser, bildet eine völlig homogene Substanz, die mit Karmin sich nur
massig färbt. In der Achse dieser Plasmaprismen (s. Tafel 2, Fig. 13 ms) verlaufen ein oder einige
wenige auf dem Querschnitte kreisrunde oder ovale Stränge, die mit dem eben genannten Farbstoffe
sehr intensiv sich tingirten.
Am Rande der Muskelfaser stehen die dünneren Muskelsäulchen; sie bilden gewöhnlich parallele
Reihen (s. Tafel 2, Fig. 13). Diese gesetzmässige Anordnung geht nach der Mitte der Faser zu allmählich
verloren, sodass in der nächsten Umgebung des Markraumes nur regellos neben einander liegende,
dickere Säulchen angetroffen werden.
Die Untersuchung eines günstig gelegten Längsschnittes ergibt, dass die Muskelsäulchen nicht in
ganzer Länge isolirt sind, sondern auf mannigfache Art unter sich Zusammenhängen. Es biegen nämlich
unter sehr spitzen Winkeln Zweige ab, die eine Strecke weit der Mutterfaser parallel laufen, um sich
dann mit einer der benachbarten Fibern zu vereinigen. Gewöhnlich nehmen Rinde und Achsenstrang
an dem Theilungsprozesse gleichen Antheil, so dass alle Spaltungsprodukte dieselben Dimensionen und die
gleiche Beschaffenheit aufweisen.’
In ganz ähnlicher Weise stehen auch die Muskelplatten unter sich in Verbindung, nur mit dem Unterschiede,
dass hier die sich abspleissenden Fibrillenstränge niemals die Dicke der Muskelbänder erreichen.
Die Muskelplatten ordnen sich zu einer geschlossenen Röhre oder zu einer in mehr oder minder
grösser Ausdehnung klaffenden Rinne, die auf ihrer Innenfläche mit einem dünnen Sarkolemmahäutchen
ausgekleidet ist. An den Rändern der Mulde vereinigen sich der äussere und der innere Sarkolemmä-
belag zu einer derben Membran, die in Form eines Schlauches oder Beutels die der Leibeshöhle zugewandte
Spaltöffnung schliesst. In dem Markraume, der im letzteren Falle nach aussen von der kontraktilen
Substanz, nach innen aber nur vom Sarkolemma begrenzt wird, finden sich zahlreiche, zu einem
Netzwerke verwobene Plasmafäden, zwischen denen eine vollkommen farblose, körnchenreiche Flüssigkeit
zirkulirt. Besonders häufig treten die Plasmafäden in unmittelbarer Nähe der Kerne auf, und es
liegt die Vermuthung sehr nahe, dass sie die Kerne in konstanter Lage zu erhalten bestimmt sind.
Die Kerne haben eine kugel- oder eiförmige Gestalt und zeigen im Leben ganz ähnliche Bewegungserseheinungen,
wie die Kerne der Hypodennis. Ihre Substanz ist sehr fein granulirt und nur
wenig gefasert, sonst aber farblos und durchsichtig, so dass es oftmals sehr schwierig ist, sie im frischen
Gewebe zu erkennen. Ausser einigen gröberen Körnchen enthalten sie einen sehr grossen, mannigfaltig
geformten Nucleolus und zwei bis drei kleinere Nebenkernkörperchen, die augenscheinlicher Weise aus
dem gleichen Materiale bestehen. Alle genannten Plasmaeinschlüsse imprägniren sich sehr intensiv mit
farbigen Reagentien.
Während im Voranstehenden lediglich solche Strukturverhältnisse, die allen Kratzern im gleichen
Maasse zukommen, Berücksichtigung gefunden haben, sollen im Folgenden die Form- und Gestaltunterschiede,
welche die Muskelfibern bei den einzelnen Spezies aufweisen, einer kurzen Besprechung unterbreitet
werden.
Zum Ausgangspunkte der Betrachtung will ich Echinorhynchus spinosus wählen, und zwar hauptsächlich
aus dem Grunde, weil bei ihm Muskelfasern von der denkbar regulärsten Form auftreten. Um
den Bau der Muskulatur richtig zu verstehen, muss man in Erwägung bringen, dass die Längsfasern,
soweit sie das äusserst zierliche Gitterwerk des Halses und Vorderleibes zusammensetzen, gar keine Form-
und Grössendifferenzen, oder nur solche von untergeordneter Bedeutung erkennen lassen.
Tafel 1, Fig. 21 soll einen Querschnitt durch die Körperwand des Echinorhynchus spinosus, der
ungefähr in der Höhe der letzten Stachelreihe geführt wurde, veranschaulichen. Die Längsmuskelfasern
erscheinen auf demselben als kongruente Ellipsen, deren Hauptachse (17 ,«) senkrecht zur Körperoberfläche
gestellt sind. An ihnen lassen sich vier vollkommen konzentrische Zonen unterscheiden. Die
äusserste derselben bildet die farblose Sarkolemmahülle (s), von der sich zahllose Bänder und Streifen (sx),
welche die Verbindung mit den benachbarten Fasern vermitteln, ablösen. Nach innen entsendet das
Sarkolemma eine Anzahl Septen (ss), die genau radial verlaufen und in gleichen Abständen angebracht
sind. Die Primitivfasern gruppiren sich zu prismatischen Bündeln (fp), deren jedes einen
solchen zwischen zwei Septen gelegenen Raum vollständig ausfüllt. Auf der Innenfläche erhält die kontraktile
Substanz wiederum einen. Sarkolemmaüberzug (s')> der sie von dem mit Mark erfüllten Hold-
raume (M) abgrenzt. Dabei will ich übrigens erwähnen, dass bei keiner einzigen Spezies die Fibrillen-
ripde eine vollkommen ebene innere Begrenzungsfläche besitzt. Vielmehr sieht man vom Markraume
aus kleine oder grössere Spalten bald tief, bald weniger tief in die kontraktile Substanz hineingreifen
und selbige in eine äquivalente Anzahl unregelmässig geformter Platten zertheilen. Die Spaltung geschieht
— wie man sich am besten bei der Muskulatur des Receptaculum überzeugen kann —- wohl immer
längs der Sarkolemmasepten. Doch ist es keine Seltenheit, dass an der Trennungsfläche (Sarkolemma-
septum) einige Fäden oder kleine Fadenbündel des sich loslösenden Bündels haften bleiben.
Eine auffällige Abänderung,, erfährt die Gestaltung der Muskelfasern durch das Auftreten der
Kerne. In unmittelbarer Nähe dieser Gebilde verdünnt sich plötzlich die kontraktile Rinde und lässt
einen der Leibeshöhle zugewandten, weit klaffenden Spaltraum entstehen. Durch letzteren quillt die
Marksubstanz begleitet von einem Kerne heraus und bildet einen ansehnlichen Beutel, der nur von einer
derben Sarkolemmamembran umschlossen wird.
Die Markbeutel sind eine Eigenthümlichkeit der Hautmuskelfasern sämmtlicher Echinorhynchen
und entsprechen vollkommen den häutigen Anhängen, welche die Muskelfasern der cölomyaren Nematoden
auszeichnen. Offenbar haben diese Einrichtungen den Zweck, dem Kerne, dem bekanntlich die Ernährung
der Zelle hauptsächlich obliegt, die Resorption der die Faser umspülenden Nährflüssigkeiten zu erleichtern.
Die Darstellung, die ich voranstehend gegeben habe, hat zunächst nur für die Längsmuskulatur,
•soweit selbige den Vorderkörper des Echinorhynchus spinosus auskleidet, volle Geltung. In der hinteren
Leibespartie unterscheiden sich die Fibern von ihren Abspleissungen nicht nur durch eine beträchtlichere