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43*) habe ich freilieh auch gesehen, doch zweifle ich an der Richtigkeit seiner Deutung, zumal die betreffenden
Schnitte mich im Unklaren liessen, inwieweit hier durch die Behandlung ein entstellender
Einfluss geübt sein mochte. In anderen Fällen habe ieh in den schon völlig geschlossenen Gehäusen
noch ganz deutliche Kerne, umgeben von lockerem,.im Zerfall, begriffenem Plasma, erkennen können.
— Zuerst werden diejenigen Kammern vollendet, welche am weitesten auf den Discus hinaufreiehe».
(Fig. 138, s). Dadurch werden die Zellen des Schwimmrings vollständig von der Matrix der Schale abgeschnitten
und diese dergestalt isolirt, dass sie der obern und untern Statoblastenfläche in Form zweier
rundlicher, unzusammenhängender Kappen anliegt. Die beiden Kappen beginnen sich aber an ihrer
Peripherie auszudehnen und über den Schwimmring fort zu - erstrecken, so dass sie schliesslich an seinem,
äussersten Rande (s") wieder Zusammentreffen und abermals eine continuirliche Matrix um den ganzen.
Statoblasten hersteilen. Auf diese Weise kommt, wie ich glaube, Kitsches Fig. 42 zu Stande. Man
könnte von hier allenfalls eine dritte Periode der Schalenbildung datiren. Indem auch die vorgeschobenen
Zellen eine Chitinschieht (w') absondern, wird die Oberfläche des Schwimmrings noch etwas verdickt;
man sieht zuweilen auf Schnitten das Chitinhäutchen, welches der Zelle des Schwimmrings angehört, von
der darauf abgelagerten äussem Lamelle durch eine feine Grenzlinie geschieden (Fig. 138). Auf der
freien Fläche des Discus wird eine Schicht (Fig. 138 u. 140, w) erzeugt, welche zuletzt ein den Zellgrenzen
der Matrix entsprechendes Gepräge erhält, wobei in der Mitte der Basis der secemirenden
Zelle ein kleiner Buckel entsteht'(Kitsche). Der letztere fehlt bei Cristatella, dafür sondern die Zellen,
hier überall, selbst-auf dem Schwimmring, ein System von Chitinbeehem ab (Verworn), deren Wände
in Fig. 140 und auf Taf. XIII u. XIV sichtbar sind. Die Grenze zwischen dem eigentlichen Discus und
der äusseren Schicht ist namentlich bei den FlvmauUm sehr deutlich, aber auch bei Cristatella gelegentlich
wahrnehmbar. Ich sprach bereits die Vermuthung aus, dass durch die der Schwimmringbildung
voraufgehende Verschiebung die Chitinentwiekelung unterbrochen würde. Dazu passt die Beobachtung
Kraepelins, dass beim Kochen in Kalilauge die Schale in zwei concentrische Blätter zerfällt,,
ein inneres und ein äusseres, welchem letzteren auch der Schwimmring sich beigesellt.
Im basalen Theil der Kammern des Schwimmrings erscheinen bei allen Phmatellm helle Punkte
(Taf. XIV, Fig. 166 u. 167), welche sich bei starker Vergrösserung als feine, von einem Wall umgebene
Poren der seitlichen Kammerwände darstellen (Taf. XI, Fig. 138 u. 139, p). In jeder Wand befindet sich eine
Oeffnung, so dass die Hohlräume der sechsseitig prismatischen Kammern durch je sechs Poren mit den
Hachbarzellen in Verbindung stehen. Ueber die Entstehung und den Zweck der Poren weiss ich nichts
zu berichten. Bei Cristatella habe ich sie nicht auffinden können.
Bei allen Formen reicht der zur oberen Schalenhälfte gehörige Theil des Schwimmrings erheblich
weiter auf den Discus herauf als der untere Theil. Aus dieser Einrichtung, sow^e aus dem Umstande,,
dass die obere Schale flacher ist, folgt, dass der Statoblast beim Schwimmen eine ganz bestimmte Lage
emmmmt: Die flache Schale ist nach oben gekehrt, die Mitte der unteren, wo der Verschluss eintrat,
bezeichnet den tiefsten Punkt des Statoblasten.
Die ungleiche Entwickelung der beiden Theile des Schwimmrings erreicht ihr Extrem bei Cristatella,
wo sie eine ebenso merkwürdige als zweckmässige Modification erfährt. Auch hier wird die
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Schwimmringbildung durch eine Verschiebung des cystogenen Blattes über den Rand des Discus hinaus
eingeleitet (Schema I). Dabei erlangen aber die von der oberen Schale herkommenden Zellen über die
-der unteren so sehr das Uebergewicht, dass sie dieselben za einer Falte einbiegen (II, III, f). Diese
.„Falte“ trägt also ihren Namen mit vollem Recht und entsteht nicht, wie Velworn meint*), durch
-Spaltung einer ursprünglich einfachen Zellreihe. Sie vertieft sich um so mehr, je weiter die oberen
Zellen (s) Vordringen. Die letzteren sind es, welche den Schwimmring bilden, indem sie zunächst an
ihrer Basis, dann weiter hinauf an der ganzen Oberfläche eine Chitinhülle absondern. Der so entstandene
Schwimmring entspricht aber keineswegs dem vom Plumatella, er stellt vielmehr nur die obere, grössere
Hälfte desselben dar (vgl. IV, V, s). Die Zellen, welche bei Plumatella die untere Hälfte bilden, werden
bei Cristatella durch das äiissere, im Schema I—III durch s' bezeichnete Blatt der Falte f vertreten.
■Sie bleiben einstweilen,völlig unthätig, erst wenn der Schwimmring nahezu vollendet ist, scheiden auch
-sie eine feine Chitinlamelle auf die Basis der sie begrenzenden Kammern ab. Diese Lamelle ist also
homolog dem unteren Theil des Schwimmrings von Plumatella. Wie dort die beiden Hälften des Schwimmrings
einander nur aufgelagfert sind, so ist es hier mit dem Schwimmring iind der Lamelle der Fall.
Während aber dort zur Zeit, wo der Statoblast aufbricht und der Discus sich spaltet (V, bei *•), die Verbindung
des Schwimmrings mit einem Schlage gelöst wird, hebt sich bei Cristatella das Häutchen nur
ganz allmählich von seinem Lager ab (Taf. XIV, Fig. 157 u. 158) und bewahrt den Embryo noch vollständig
vor äusseren Einflüssen. Das währt so lange, bis die Lamelle ganz gestreckt und straff ausgespannt ist (IV).
Die unteren Dornen (ud) sind alsdann so gestellt, dass sie zum Schutz der Lamelle vortrefflich geeignet
sind, und offenbar findet hierin ihre Aufwärtskrümmung die beste Erklärung. Das älteste Polypid ist
um diese Zeit bereits so weit entwickelt, dass es zur Nahrungsaufnahme fähig und in unmittelbare Berührung
mit der Aussenwelt zu treten bereit ist. Die Membran vermag dem Wachsthum der jungen
Kolonie nicht mehr Stand zu halten, sie reisst an der Stelle, wo sie in den Schwimmring der oberen
Schalenhälfte übergeht (IV, bei X), ab und eröffnet dadurch der Kolonie den Weg ins Freie. Mit der
unteren Schale bleibt sie in Zusammenhang. Der Embryo verweilt noch einige Tage unter dem Schutz
der Schalen, bis er dieselben, meist kurz bevor er sich festsetzt, von sich wirft.
Ausserdem erfährt der Schwimmring bei Cristatella dadurch eine Complication, dass seine Zellen
sich mannigfach häufen und gegeneinanderschieben. Schon im Schema II u. III zeigt sich, dass die am
weitesten überragenden Zellen den höher stehenden in ähnlicher Weise gegenübertreteD, wie der unter