c) Beobachtungen über die geschlechtliche ■ Fortpflanzung,
Ich habe nunmehr dasjenige dargelegt, was zu behandeln mir als eigentliche Aufgabe vorgeschwebt
hatte. Es konnte jedoch nicht fehlen, dass ich bei meiner Arbeit gelegentlich auch a u f
andere Verhältnisse aufmerksam wurde, denen ich nachging und über die ich hier noch Einiges mittheilen
möchte.
Die Geschlechtsproducte werden nach Metschnikoff von Zellen des mesodermalen Epithels der
Leibeshöhle, also vom äusseren Knospenblatt gebildet. Diese bereits mehrfach bestätigte Angabe stimmt
auch mit meinen Beobachtungen überein.
Die Eier entwickeln sich an der oralen Leibeswand der Einzelthiere, oberhalb der letzten Tochterknospen
(B “ ), dicht unter den Duplicaturbändern (Taf. III, Fig. 44—46, 56, ov). Sie befinden sich
hier in Gruppen von wenigen bis zu zwölf und mehr. Bei Cristatella rückt das Ovarium oft secundär
auf die Septen über, was ohne Weiteres verständlich ist, wenn man sich deren Entstehungsweise vergegenwärtigt
(vgl. S. 38 f.).
Innerhalb der jugendlichen Ovarialanlage erscheint das Ei als eine Zelle mit. sehr vergrössertem,.
rundem Kern. Bald hebt sich die Zelle auch in ihrem protoplasmatischen Theil von der Umgebung,,
die nun den Follikel darstellt, aufs deutlichste ab. Das Ei wächst, bis es einen Durchmesser von 3— 4 ft
erlangt hat, wovon 2—2,5 ft ¿uf den Kern entfallen. Dieser besitzt von Anfang an einen scharf umschriebenen
Nucleolus und eine deutliche Hüllmembran (Taf. XV, Fig. 170). Sein Inneres wird von
einem Gerüst anastomosirender Fäden der chromatischen Substanz durchzogen, welche sich strahlig
zwischen der Umgebung des Nucleolus und der Kernmembran ausspannt. Im protoplasmatischen Theil
des Eies treten bei Plumatella Differenzirungen auf, die fast wie Zellkerne erscheinen, man sieht einen
kleinen, blassen „Nucleolus“ innerhalb eines lichten Hofs (Fig. 170). Ueber den Werth dieser Bildungen
bin ich nicht mit mir einig geworden. Oft glaubte ich den „Nucleolus“ für ein Dotterkörnchen, den
Hof für einen durch die Schrumpfung beim Conserviren erzeugten Hohlraum halten zu können. Gelegentlich
habe ich sogar an einen Uebertritt von Zellen aus dem Follikel gedacht. Von anderer Seite
wurde nach Einsicht meiner Präparate die Auffassung geäussert, dass die Körnchen Producte des
legitimen Kerns seiD möchten, welche sich an der Peripherie des Eies als selbständige Kerne consti-
tuirten. Diese Deutung wird gestützt durch den Umstand, dass die Körnchen an Lichtbrechungsvermögen
ganz dem echten Nucleolus gleichen, während ihre blässere Färbung auf ihre geringere Grösse
zurückgeführt werden kann; ferner dadurch, dass der Nucleolus häufig dicht an der Peripherie des Keimbläschens,
die Körnchen andererseits so hart an der äusseren Grenze desselben liegen, dass man einen.
ursprünglichen Zusammenhang zwischen beiden wohl für annehmbar halten darf. Reinhard*) giebt
-an, dass „sich aus dem Protoplasma im peripherischen Theile des Eies einförmige Klümpchen bilden,
die stark lichtbrechend sind und die von Allman als Zellen angesehen worden sind“. i^jr Auch in
anderer Beziehung ist das Ei von Plumatella merkwürdig. In Fig. 170 sieht man zwischen der
äusseren protoplasmatischen Zone und dem Kern einen Zwischenraum, den ich anfangs für leer hielt und
auf eine durch die Behandlung verursachte Contraction des Kerns zurückführte. Meist aber zeigte er
sich deutlich von Plasma erfüllt und zuweilen enthielt gerade er jene kernartigen Körper, welche sonst
die periphere Zone auszeichneten. Entscheidend dürfte Fig. 171 sein, wo eine Kernspindel entwickelt
ist und demzufolge die Kernmembran aufgelöst sein muss, gleichwohl aber die äussere Zone sich aufs
deutlichste abgrenzt. Ich glaube daher, dass im protoplasmatischen Theil des Eies von Plumatella zwei
.Zonen zu unterscheiden sind, eine dichtere periphere und eine weniger dichte centrale, in welcher der
Kern liegt. Wie sich dieselben bei der Klüftung verhalten, weiss ich nicht zu sagen, da ich die ersten
Theilungen nicht verfolgt habe. Ich habe jedoch auf Schnitten durch ganz junge Morula-Stadien an der
Peripherie der Morula zahlreiche etwas abgeplattete Kerne beobachtet, welche vi||? Meiner waren als die
der Furchungskugeln und möglichenfalls aus jener äussersten Zone des Eies hervorgegangen sein konnten.
Bei Cristatella ist diese Schichtung des Protoplasmas lange nicht so deutlich, aber, wie mir schien, ebenfalls
vorhanden **).
Die Hoden bilden sich am Funiculus, bei Cristatella auch an den Septen (Taf. III, Fig. 46,
sp ; Taf. XV, Fig. 174 a). Am Funiculus, den sie zuweilen seiner ganzen Länge nach, bis zum Keim-
stock hin, überziehen (Taf. XV, Fig. 176), treten sie meist früher auf als die Statoblasten. Doch giebt
■es auch Fälle, wo die Statoblastenbildung bereits begonnen hat, ehe die Hodenentwickelung eintrat. Sa
fand ich an einem mit 5 Statoblasten besetzten Funiculus von Plum. fungosa (2. VII. 87) den Hoden
zwischen dem II. und III. Statoblasten eingeschoben, ohne dass zwischen den beiden letzteren ein besonders
auffälliger Altersunterschied zu constataren gewesen wäre.
Die Spermatozoen gehen hervor aus einer ballenförmigen Anhäufung von Zellen des mesodermalen
Epithels (Fig. 175, sp; 174, a). Jede dieser Zellen besitzt ursprünglich einen deutlichen Kern mit einfachem
Nucleolus (Fig. 174, b). Während die Zelle wächst, wird der Nucleolus in eine grosse Zahl von
Theilstücken zersprengt (Fig. 174, c), die sich allmählich an der Peripherie des Kerns anordnen (Fig.
174, c 3). Nunmehr zerfällt vermuthlich die Kernmembran selbst und unter theilweiser Wiedervereinigung
rücken die Fragmente des Nucleolus in das Protoplasma ein, wo sie die Anlage von mehr
-oder weniger zahlreichen Tochterkernen begründen (Fig. 174, d). Inmitten der Kemzone sammelt sich
ein Theil des ursprünglichen Zellinhalts in Form einer granulirten Masse (Fig. 174, d 3 u. e), die ganz
allmählig in die äussere Schicht übergeht, später sich deutlicher von derselben absetzt (Fig. 174, f).
Auch das Protoplasma der Kernzone klüftet sich im Sinne der einzelnen Kerne, deren jeder dann in
einer Ausbuchtung der Zelle zu ruhen scheint Dabei findet, wie ich glaube, eine Auflösung der ursprünglichen
Zellhaut statt. Jeder von Protoplasma umgebene Kern repräsentirt ein Spermatozoon. Der
Schwanz desselben wird aus dem protoplasmatischen Theil gebildet, nach Fig. 177 (Plumatella;) zu schliessen,
*) Zool. Anz. Nr. 54, 1880.
*)* Herrn Cand. Leichmann meinen Dank für die in diese Dinge genommene Einsicht.