Loborhiza. Yh. n. g. Die Gattung Loborhiza schliesst sieb an Lychnorhiza Haeckel an. Sie
besitzt wie diese stark gelappte, breite, dreiflügelige Mundarme, denen jedoeb Peitscbenfilamente oder sonstige
Anhänge fehlen (Taf. II, Fig. 5 u, 6). Auch das Canalnetz erinnert an diese wegen der sehr breiten Anastomosen.
Im Uebrigen gleicht das Canalnetz dem von Crambessa, bei der wir j a auch die Armanhänge vermissen.
Da alle bekannten Crambessaarten aber deutlich 3kantige Mundarme haben, die dicht von Saugkrausen
bedeckt sind, so musste eine neue Gattung gegründet werden, welche sich zu Lychnorhiza ähnlich wie
Crambessa zu Mastigias verhält.
Loborhiza ornatella. Vh. n. g. e t sp. (Taf. II, Fig. 3—6). L. ornatella wurde an der Westküste Südamerikas
in der Nähe der Insel Puna bei Guayaquil entdeckt. Sie ist ausgezeichnet durch die starkgelappten,
kurzen Mundarme, die schön geschwungenen Formen der Armscheibe und die kräftigen Armpfeiler, welche der
Meduse> wenn man sie von unten betrachtet, das Aussehen eines prachtvollen Ornaments geben. Der Schirm
ist flach gewölbt und von dicker Gallertschicht gestützt. Die Exumbrella ist sehr fein und gleichmässig
granulirt, nur auf den Randlappen vereinigen sich die Körnchen zu sehr feinen Leisten. Der Rand zerfällt
in 80 Lappen; in jedem Octanten finden sich 4 Paar velare, die stumpf abgerundet sind, und zwei sehr
kleine oculare Von lanzettlicher Form. Die beiden velaren Lappen, welche zwei oeulare einschliessen,
springen etwas stärker als die übrigen hervor. Die ganze Subumbrella trägt, soweit sie nicht von der
Armscheibe bedeckt ist, eine kräftige Ringmuskelzone, welche nur undeutlich durch die ocularen Canäle
unterbrochen wird und undurchsichtig ist. Das von ihr verdeckte Canalnetz ist nur zu erkennen, wenn
man die Gallerte der Exumbrella genügend abträgt. Dann sieht man, dass alle Kanäle durch unregelmässige
Anastomosen zu einem dichten Netzwerk verbunden sind, welches wegen der bedeutenden Breite
der Anastomosen nur wenige und kleine Maschen hat. Der Ringcanal ist nicht deutlich unterschieden, da
er die übrigen Canäle nicht besonders an Breite übertrifft. Ein Subgenitalporticus ist vorhanden und das
Genitalkreuz gleicht dem von Lychnorhiza. Die Armscheibe besteht aus den ein Kreuz bildenden Armpfeilern,
welche durch dreieckige, vorspringende Gallertlappen mit geschweiften Seiten, die Subgenitalklappen
Haeckels, verbunden sind. Die Armpfeiler sind fast ebenso breit als die Ostien des Subgenitalporticus,
verbreitern sich aber dann um das Doppelte, indem sie sich zu theilen und seitlich der Peripherie der Armscheibe
folgend umzulegen scheinen. Der Zugang zu den Ostien wird dadurch stark eingeengt Ausserdem
ist der mittlere Theil der Ostien durch die Spitze der Subgenitalklappen verdeckt, so dass jene in zwei
Hälften mit gemeinsamem Zugang getheilt werden. Die Armpfeiler erscheinen durch Längsmusculatur fein
gestreift. Aus der Ebene der Mundpfeiler und Subgenitalklappen erhebt sich dann ein 8strahliger, regelmässiger
Gallertstern, der die Basis der 8 Mundarme bildet und nach innen zu steil trichterförmig zur
Mundkreuznaht abfällt. Die Mundarme sind kräftig aber sehr kurz, ungefähr so lang wie der halbe Schirmradius.
Am Ende des kurzen Oberarms entspringen zwei starke dorsale Flügel, welche die Länge des
Unterarms erreichen. Die beiden von ihnen ausgehenden dorsalen Saugkrausenreihen vereinigen sich mit
der ventralen unter stumpfem Winkel zu einer wenig hervortretenden dreilappigen Spitze. Die Saugkrausen
folgen in schmalen, wenig dichten Reihen den zahlreichen Lappen der breiten Arme. Peitschenfilamente
oder Saugkolben sind nicht vorhanden.
Lychnorhiza. Haeckel. Das Genus Lychnorhiza wird characterisirt durch stark geläppte,, dreiflügelige
Mundarme, mit Peitschenfilamenten zwischen ihren Saugkrausen. Ich trage kein Bedenken, dasselbe
mit der Gattung Cramborhiza Haeekel zu vereinigen, obwohl die letztere sich von jenem durch das Auf
treten eines Subgenitalporticus unterscheiden soll. Bestätigt sich diese Angabe bei weiterer Untersuchung,
so ist damit nur bewiesen, dass das Fehlen oder Vorhandensein eines Subgenitalporticus nicht als Gattungsmerkmal
betrachtet werden darf, da die zu den beiden Gattungen gerechneten Arten in allen wesentlichen
Merkmalen genau iibereinstimmen, was in der folgenden Artbeschreibung gezeigt werden soll.
Lychnorhiza flagellata. Vh. (Taf. II, Fig. 7, Taf. III, Fig. 1—3). Diese von Haeekel im Nachtrage des
ersten Theils seiner Monographie als Cramborhiza flagellata beschriebene Art*) wurde in zwei Exemplaren an der
Küste von Brasilien bei Pemambueo, ihrem bekannten Fundorte gesammelt. Haeckels Speciesdiagnose ist völlig
zutreffend; die specielle Beschreibung dieser ausgezeichneten Meduse ist jedoch sehr kurz und besteht meist aus
Hinweisen auf Lychnorhiza lucerna. Sie soll daher auf Grund des vorliegenden Materials vervollständigt werden.
Der sehr kräftige von dicker Gallerte gestützte Schirm erscheint äusserlich fein granulirt. Nach
dem Rande zu, besonders auf den Randlappen werden die Körnchen etwas grösser und gehen in kleine
leistenartige Warzen über, die sich in Längsreihen anzuordnen pflegen. Der Rand wird von 48 Lappen
gebildet, 4 grossen, gerundet dreieckigen, velaren Lappen, die ziemlich von gleicher Breite sind, zwischen
zwei kleinen lanzettlichen ocularen Lappen. Letztere erreichen kaum die halbe Länge der velaren, die daher
ums Doppelte weiter hervorragen. Die Sinneskörper gleichen denen von Crambessa. Auf der Subumbrella
fällt zunächst die kräftige Ringmuskulatur auf, die durch die ocularen Radialcanäle nur undeutlich unterbrochen
wird. Dieselbe nimmt den ganzen Raum zwischen der Armscheibe und dem Rande ein und wird
nur auf der Spitze der Randlappen etwas dünner, so dass dort die Maschen des Canalnetzes hindurch-
schimmern. Trägt man die Gallertschicht der Exumbrella ab bis sie genügend durchsichtig geworden, so
erkennt man deutlich den Verlauf der Radialcanäle. Es giebt deren 8 oculare und 8 interoculare, welche
von einem breiten Ringcanal aufgenommen werden.. Dieser verläuft innerhalb der Randfurche und entsendet
zwischen je zwei Radialcanäle ein paar breite noch, in der Ringmuskelzone blind endigende Canäle. Zuweilen
stossen die Enden derselben auf einander, verschmelzen dann und bilden einen Canalbogen über dem
betreffenden Abschnitt des Ringcanals (Taf.. HI, Fig. 2). Da Haeckel angiebt**): „Zwischen je zwei Radialcanälen
geht nur ein einziger kolbenförmiger blinder Centripetalcanal nach innen vom Ringcanal ab," so hat er
sich entweder geirrt oder der Verlauf der Canäle ist nicht constant. Die ocularen Radialcanäle setzen sich über
den Ringcanal hinaus bis zumRhopalium fort, während die interocularen schon dort endigen. Die ganze Randzone
einnehmend zwischen diesen Verlängerungen der ocularen Canäle findet sich ein dichtes, ziemlich
regelmässiges Canälmetz, gebildet von zahlreichen schmalen Canälen, die vom Ringcanal nach dem Rande
verlaufen und den senkrecht davon ausgehenden Anastomosen (Taf. HI, Fig. 3). Legt man duich Abtragen
der Gallerte das Genitalkreuz frei, so zeigt sich, dass dieses ringsum von der centralen Magenhöhle wie von
einem sich eng anschliessenden Canal umgeben wird, von. dem aus den Buchten des Kreuzes die langen
interradialen Canäle und von den Enden der Arme desselben 3 kurze Canäle je ein perradialer und zwei
adradiale nach dem Ringcanal entsendet werden.
Das Genitalkreuz setzt sich aus i einen rechten Winkel bildenden Gonaden zusammen, die dicht
gefaltet sind und das Genitalhand hell durchsehimmern lassen. Gastrogenitalhöhle und Subgenitalporticus.
*j 1. c; pag. 646.
**) 1. c. pag. 646.