Dem Oesophagus fügt sich der eigentliche Darm oder Chylusmagen,a) wie er auch benannt wird,
an. Er bildet die bei weitem grösste Masse des ganzen Traktus imd verläuft in Form eines Cylinders,
ohne eine Schlinge zu machen, gestreckt durch die Leibeshöhle. Seine Breite ist allenthalben dieselbe und
kommt derjenigen des letzten Oesophagealabschnittes gleich. Wie der gesammte Oesophagus, den er fast
sechsmal an Länge übertrifft, wird er aussen von einer dünnen hellen Membran umgeben. Auf dieser sitzen
in einfacher Lage polyedrische, ziemlich hohe Zellen auf, die auf ihrer in das Lumen ragenden Fläche
wieder mit einer zarten Tunica propria, der Fortsetzung des inneren Oesophagealkanales, überkleidet sind.
Diese Zellen sind stets von groben und glänzenden braunen Körnchen angefüllt, so dass es sehr schwierig
ist, ihre Umnsse zu erkennen. Ich habe sie deutlich an gutgelungenen Zerzupfungspräparaten gesehen
und konnte auch dann den Kern als einen hellen Fleck wahmehmen. Welcher Natur diese Körnchen sind,
vermag ich nicht bestimmt zu sagen. In Schwefeläther lösen sie sich nicht völlig auf und nach Behandlung
mit Jod nehmen sie, wie Bütschli schon bemerkte, eine violette Färbung an. Aller Wahrscheinlichkeit
nach sind sie stärke- oder eiweisshaltig, bergen wohl aber auch Fett.
An seinem hinteren Ende verjüngt sich der Darm sehr rasch und mündet in das Rektum. Letzteres
ist bei Heterodera, wie bei allen kleinen Nematoden, sehr unansehnlich. Es stellt ein kurzes und enges
Rohr dar, das schräg nach der Bauchseite läuft und sich sehr bald mit dem Ausführungsgang des männlichen
Geschlechtsapparates zu einer gemeinsamen Kloake vereinigt. Gleich dem Darm wird auch er von
einer festen chitinösen Membran aussen und innen bekleidet.
Das zweite Organsystem nun, welches die Leibeshöhle durchsetzt, ist der männliche Geschlechtsapparat.
Bei unserer Heterodera präsentiert sich derselbe als ein einfacher Schlauch,a) der an der Bauchfläche
unterhalb des Darmes bis über die Mitte des Körpers nach aufwärts zieht. Nach oben sich verschmälernd,
endigt er dort schliesslich blind, während er sich nach unten zu einem kurzen Ausführungsgange verengt,
der sich mit dem Mastdarme vereinigt. Abgesehen von seiner Verjüngung am oberen Ende besitzt er
überall denselben Querschnitt. Er verläuft stets geraden Weges, zeigt keinerlei Schlingen oder Einschnürungen
und bildet so ein ununterbrochenes Ganzes, das sich weder nach äusserlichen Merkmalen in gesonderte
Abtheilungen trennen lässt, noch auch in histologischer Beziehung grosse Verschiedenheiten aufweist.
Nur funktionell vermag man zwischen einem oberen Abschnitte, dem keimbereitenden Hoden, und einem
unteren, dem Samenleiter, zu unterscheiden.
Eine Tunica propria dient auch hier als Begrenzungswand, und ihr folgt nach innen eine Epithellage.
Die Elementeb) dieses Belages bestehen aus schmalen, langen Zellen, deren Hauptachsen den Längsachsen
des Hodens parallel laufen. Im Profil gesehen erweisen sich dieselben als schlanke Gebilde. Sie erheben
sich in der Mitte etwas buckelartig, zeigen dort in ihrem körnigen Plasma einen deutlichen Kern und
spitzen sich nach vorn und hinten zu. Ihr Zusammenhang scheint, wenigstens seitlich, ein sehr lockerer zu
sein, denn oft findet man zwischen ihnen ziemlich breite Lücken. Im Bau und in der Gestalt dieser Epithelzellen
lassen sich an den einzelnen Regionen der Hodenröhre keine besonderen Unterschiede wahrnehmen,;
sie haben überall die gleiche Beschaffenheit. Nur muss noch hervorgehoben werden, dass man am blinden
einem „scheibenförmigen“ Bulbus mit „musculus centralis“ wird wohl bei dieser Art ebensowenig die. Rede sein können, wie bei
unserem Rübennematoden.
a) Taf. 1. Fig. 1. b) Tat 1. Fig. 8.
Ende eine Zelle antrifft, die diesem dicht anliegt und wohl ein Analogon der sogen. Terminalzelle des
weiblichen Geschlechtsapparates bildet. Im unteren Abschnitte scheinen die Zellen etwas dichter aneinander
Zit liegen und dadurch eine mehr breite und kürzere Form anzunehmen.
Ueber die feinere Struktur des Ausführungsganges vermochte ich bei der Kleinheit des Objektes
nichts in Erfahrung zu bringen. Er ist ein kurzer Kanal mit weitem Lumen, an dem man gewöhnlich eine
Streifung bemerkt, die vom Samenleiter auf ihn übergeht und wohl auf das Vorhandensein einer Längsmuskulatur
hindeutet.
Zu beiden Seiten der Kloake, jedoch nicht in einer Ebene damit, sondern mehr gegen den Rücken
geneigt, liegen die für die männlichen Nematoden so charakteristischen Spicula. Bei unserer Heterodera
stellen dieselben zwei gleichgestaltete und gleich lange (0,033 mm) gekrümmte Chitinlamellen dar.a) Sie
beginnen an ihrem hinteren Ende mit einer ziemlich breiten und tiefen Rinne, die sich in der Mitte eines
jeden Spiculum etwas abflacht und zugleich eine leichte Drehung nach aussen macht. In ihrem letzten
Viertel biegen dieselben wieder gegen die Kloake ein und verlaufen dann abermals in Form einer Rinne bis
an die eingekerbte Spitze. Ihre der Körperwand zugekehrten Flächen haben an den Rändern stets einen
verdickten Saum. Immer sind die Aussenenden einander genähert und ragen gewöhnlich aus dem warzenartig
etwas vorspringenden After heraus. Die Vorderenden dagegen lassen einen ziemlich weiten Raum
zwischen sich, SO dass die beiden Spicula meist einen Winkel von 45° bilden. Sieht man näher zu, so
vermag man auch die Penistasche zu erkennen, allerdings wenig deutlich. Sie liegt anscheinend den Spiculis
dicht an, ist glashell und hat die Form eines schmalen Sackes.
Ala Bewegungsapparatb ) der Spicula fungieren zwei Muskelpaare. Das eine entspringt an deren
Wurzel und geht schräg nach oben gegen die Körperwand, das andere Paar läuft eine Strecke an den
Spiculis entlang und inseriert sich gleichfalls auf dem Rücken mit breiter Basis. Ersteres Paar bewirkt
durch seine Contraktionen ein Zurückziehen der Spicula, das zweite dagegen ein Vorstossen derselben. ■
Accessorische Stücke fehlen den Begattungswerkzeugen der Heterodera. Ebenso vermisst man, wie schon
früher erwähnt, Papillen und Bursa.
Was nun die Bildung der Samenelemente anbelangt, so geschieht dieselbe in dem oberen Abschnitte
der Geschlechtsröhre, die wir desshalb auch als den keimbereitenden Theil, den eigentlichen Hoden, bezeichnen
können. In seinem äussersten blinden Ende findet sich eine zähflüssige, kömchenreiche Masse,
die eine Menge Kerne in sich birgt Bis beinahe hinauf in die Spitze ist jeder Kern bereits von einem
mehr oder weniger mächtigen Protoplasmahof umgeben, der gegen die angrenzenden ziemlich deutlich sich
abhebt. Bringt man den oberen Hodentheil zum Platzen, so zeigt sich* dass die Ballen mcht lose neben
einander liegen, sondern durch eine centrale Masse in Verbindung stehen. Dieser axiale Strang, um den
sie sich gruppieren, ist die sogen. Rhachis. Sie besteht aus einer Säule von zähem Protoplasma mit zahlreichen
Körnchen, und ihr haften mit breiter Basis dicht zusammengedrängt die Ballen an. Manchmal
trifft man solche Ballen in Theilung. Öfter sah ich eine Zweitheilung, aber nur selten einen Zerfall in vier
Theilstücke. Die Vermehrung scheint eine sehr lebhafte zu sein, und die Lösung der Keime sehr frühe
anzuheben; denn ausser den um die Rhachis gestellten findet man bis in das letzte obere Drittel der