erfüllt ist. Dass diese Kerne, welche in der gleichen Weise bei Echinorhynchus angustatus, Echinorhyn-
chus haeruca, Echinorhynchus gigas gefunden werden, den embryonalen Geweben selbst nicht zugehören
können, geht schon ohne eingehendes Studium des Chromatingeriistes allein aus der enormen Anzahl,
in der sie auftreten, hervor. Untersuchen wir den Bau des Chromatingerüstes, welches in Folge seiner
dünnfadigen Ausbildung sich sehr leicht von dem der jungen Hypödermiskerne unterscheiden lässt,
etwas genauer, so ergiebt sich, dass die fraglichen Bildungen vollständig mit den besonders in den bindegewebigen
Schichten des Asseldarmes in grösser Menge sich vorfindenden Kernen übereinstimmen und
zweifelsohne auch von den letzteren abstammen. Aus der eben angestellten Erörterung entnehmen wir,
dass die eingewanderten Embryonen von den Geweben des Darmes gleich eingedrungenen Fremdkörpern
behandelt werden. Besitzt der Embryo die genügende Kraft, um dem Vordringen dieser sogenannten
Granulakerne Widerstand zu bieten, so wird er eneystirt und kann nun, geschützt von der bindegewebigen
Hülle, seine 'weitere Entwickelung durchlaufen. Ist jedoch der Embryo dem Andrange der
Granulakerne nicht gewachsen, so wird sein Parenchym durch letztere einfach aufgezehrt. Am längsten
widerstehen der verdauenden Thätigkeit der Granulakerne, wie sich dies wohl schon von vorn herein
vermuthen lässt, die cuticulare Körperbedeckung, sowie die Kopfbewaffnung des Embryos. Schliesslich
fallen aber auch sie der Resorption anheim.
Auf weit grössere Schwierigkeiten stiess ich bei dem Versuche, die Larven des Echinorhynchus
gigas zu züchten. Nach dem Vorgänge A. S c h n e i d e r.’s--wählte ich die Larven von Melolontha vul-
• guris zu den Versuehsthieren.
Ich mengte etwa zwei Cubikdecimeter guter Gartenerde mit den Eimassen von sechs erwach
senen Riesenkratzerweibchen und brachte in selbige gegen 40 Engerlinge, die erst kurze Zeit zuvor
ausgegraben worden waren. Als ich nach Verlauf von vier Tagen eines dieser Thiere öffnete, fand ich
in der Darmwand und auch in der Leibeshöhle mehrere frei umherkriechende und noch unveränderte
Kratzerembryonen. Am sechsten Tage aber machte ich die betrübende Entdeckung, dass schon mehr
als die Hälfte des von mir inficirten Materiales durch den Tod abgegangen war. Auch die diesmalige
Untersuchung ergab mir ähnliche Resultate wie die erste. Nur muss erwähnt werden, dass • einige der
in der Darmhaut befindlichen Larven bereits ihre ursprüngliche, schlanke Flaschenform mit der eines
Eies vertauscht hatten. Auch liessen sich in dem hellen, farblosen Parenchyme des Larvenleibes einige
klei ne helle Kugeln, die den Beginn der Iiypodermisentwickelung anzeigten, deutlich erkennen.
Da nun aber die nicht inficirten Engerlinge noch munter waren, so lag es klar auf der Hand,
dass einzig und allein die sich einbohrenden Kratzerembryonen die Ursache des so frühzeitigen Todes
sein konnten. Und ich hatte mich mit dieser Annahme nicht im geringsten getäuscht. Schon nach
acht Tagen nahm die Sterblichkeit in höchst bedenklichem Masse zu, und am zehnten Tage war die
ganze Colonie ausgestorben.
Nach den am Asellus aquaticus gemachten Erfahrungen musste ich vermuthen, dass nur die
Masseneinwanderung der Embryonen den Misserfolg verschulde. Ich wiederholte deshalb die Infection
mit mehr Vorsicht. Ich liess die mir noch übrig bleibenden 27 Engerlinge nur 24 Stunden in dem mit
Eiern reichlich versorgten Zuchttopfe und führt»' sie dann in frische Gartenerde über. Leider erhielt
ich auch diesmal (‘in negatives Resultat: 22 Engei’linge starben innerhalb 14 Tage, und bei den fünf
überlebenden konnte ich nicht einen einzigen Kratzerembryo entdecken.
Da nun der Winter näher riicktn und das Material immer spärlicher wurde, so fasste ich den
Entschluss, mich nach anderen Versuehsthieren umzusehgBi Mein Augenmerk richtete sich auf die
Larven der Cetonia aurata, die bekanntlich in-den Ameisenhaufen und der mulmigen Erde an dem Fusse
alter Eiehen leben. Da ich jodoeli trotz meiner Bemühungen vorläufig keine erhalten konnte, so machte
ich zunächst einen Versuch mit den Larven von Oryctes nasicomix, die in den Lohbeet™ der hiesigen Gerber
ziemlich häufig Vorkommen. Zwar nahmen selbige die Eier des Biesenkratzers in reichlicher Menge auf,
S'ugcn aber zu meinem Bedauern gleich den Engerlingen nach wenigen Wochen zu Grunde. Endlich Ende
November kam ich in den Besitz von 38 Larven der Cetonia aurata, die beim Umschaufeln eines Gompost-
haufens gefunden woijten waren. Ich brachte sie sogleiHin die inficirte Erde, die übrigens inzwischen mehrmals
vollständig ausgettosknet war. Am sechsten Tage nach der Infection tödtete ich eine Cetonienlarve,
fand aber zu meinem Erstaunen nicht einen einzigen beweglichen: Embryo in der Leibeshöhle, Als ich
nun im Begriff war, den Darm zu öffnen, um mich zu überzeugen, ob überhaupt Embryonen die Ei-
häute verlassen haften, sali ioh auf dessen Oberfläche einige opake, milehigweisse, sehr kleine Körperchen
die anscheinend nur lose mit ihm zusammen hingen. Ich brachte sie unter das Mikroskop, und meine’
Freude war nicht gering, als ich in ihnen junge Kratzerlarven erkannte. Als ich nun auch den Darm
aufschlitzte und ausgSbreitet sorgfältig betrachtete, fand ich, dass er von Kratzerlarven der verschieden,
sten Altersstnfemiörmlwl vollgestopft wäri An mlifhen Stellen lagen sie so dicht beisammen, dass sie
» F o l g e der gegenseitigen Berührung p o ly e d riM ^ 3w t4 g :i(^ o m m « Ä t t e n . Ich entfernte sofort
sämmtliehe Cetonienlarven aus dem Zuchttopfe und brachte sie in frische Gartenerde, woselbst ich sie
» t wenigen Ausnahmen bis in den siebenten Monat am Leb«, erhalten konnte.
Späterhin wiederholte ich die Infectionsversuche in etwas abgeänderter Form. Ich liess in der
Grimmaer Umgegend ema: grössepj Anzahl von Ameisenhaufen umsehaufeln und setzte mich hierdurch
in j& n Besitz, einer, kopfreichen Colonie von Cetonienlarven. Um nun die immerhin sehr beträchtliche
Sterblichkeit der mtich-ten Versuchsthierey "Welcher selbstverständlicherweise:: durch die veränderte Lebensart
nicht unbeträchtlich Vorschub geleistet wurde, nach Möglichkeit herabzusetzen, brachte ich die Larven
in d j^m it Kratzerembryonen-beschickte und an organisch« Uebcrresten änsserst reiche Erde der
Ameisenhaufen selbst. Ich war jetzt im Stande, an den reichlich inficirten ßefouienengeriiugen die Entwickelung
dev Kratzerlarven; bis in den elften Monat hinein zu verfolgen.
. Dnroh diese Experimente ist der Beweis geliefert, dass die Engerlinge von Melolontha
vulgaris und Oryctes nasicornis weit weniger zur Aufzucht der Larven von Echinorhynchus gigas geeignet
sind, als g iÄ ig e n von Cetonia aurata. Wohl sind auch die Darmsäfte der Larven der beiden erstgenannten
Lainellicornier geeignet, dje Eischalen soweii zu erweiche« dass der Kratzerembryo mit Hülfe
seiner Bohrstaeheln ans ihnen sieh herausarbeiten kann. Da Ä aber die Darmwänd die zu seiner
Existenz, beziehentlich seiner Weiterentwickelung nothwendigeU Nährstoffe nicht zu liefern vermag, so
wird der junge Wurm gezwungen, in die Lejbeshöhle • auszuwaridern. Und diese Wanderungen, resp.
die Verletzungen, welche selbige mit sieh bringenRcleineh die Ursache des frühzeitigen Todes der
Zwischenwirthe zu sein.
Iu jüngster Zeit ist es Ch. W. S ti le s , welcher von seiner Leipziger Studienzeit her mit meinen
Untersuchungen vollkommen vertraut war, geglückt, einen neuen zur Aufzucht von Echinorhynchus gigas
■änsserst geeigneten Zwischenwirth in Lachnosterna, einem der Melolontha sehr nahe verwandten Lamelli