^ V n l i a n g .
Fast gleichzeitig mit dem ersten Hefte des vorliegenden Werkes erschien gegen Neujahr 1891
im Buchhandel eine grössere Abhandlung von 0 . H am a n n 1) über die Anatomie und die Entwickelungsgeschichte
einiger Echinorhynchen. Da selbige in den drei ersten Heften meines Werkes des begonnenen
Druckes wegen nicht Berücksichtigung finden konnte, so beschloss ich, um die einheitliche
Darstellung nicht zu stören, auch in den übrigen Kapiteln auf sie nicht näher einzugehen, sondern die
darin niedergelegten Beobachtungen am Schlüsse meiner Monographie im Zusammenhänge zu besprechen.
Es kann selbstverständlicher Weise nicht meine Absicht sein, an dieser Stelle den Vergleich beider Abhandlungen
bis in’s Detail durehzuführen, um hierdurch zu constatiren, in wieweit die gewonnenen Resultate
sich decken. Vielmehr will ich mich darauf beschränken, diejenigen Punkte herauszugreifen, welche entweder
ganz neu sind oder sich mit meiner Darstellung nicht in Einklang bringen lassen.
H am an n konnte bei Echiriorhynchiis acus, dessen Ei ein auffallend grosses Keimbläschen besitzt,
die Bildung der beiden Richtungskörperchen sehr schön beobachten. Haben die Eizellen die Spindelform
angenommen, so rückt das Keimbläschen aus der Mitte nach einem der Pole. Gleichzeitig tritt, indem
es an Deutlichkeit verschwindet, an seiner Stelle eine Spindel auf. Die achromatische Figur war sehr
deutlich sichtbar, während die Chromosomen sich nur schwer erkennen liessen. Nachdem sich nun zwei
ziemlich grosse Richtungskörperchen gebildet haben, ist an Steile des Keimbläschens und seines Keimfleckes
ein grösser Eikern getreten, welcher ein deutliches Netzwerk im Zellsaft erkennen lässt, während
der Keimfleck fehlt. Ueber den Zeitpunkt, in dem die Befruchtung des Acanthocephaleneies
stattfindet, ist H am a n n noch im Zweifel. In Anbetracht der Kleinheit des Untersuchungsobjectes
wird es wohl schwer fallen, dieses Moment durch directe Beobachtung zu bestimmen. Dagegen ist mir
die Lösung dieser Frage auf einem ganz anderen Wege geglückt. In dem Darme eines aus Ungarn
stammenden Schweines fand ich eine ziemlich beträchtliche Menge von Riesenkratzerweibchen, welche,
da sich nirgends ein Männchen entdecken liess, und auch jedwedes Zeichen einer stattgefundenen Begattung
fehlte, offenbar nicht befruchtet sein konnten. Ich öffnete die Ovarialschläuehe verschieden
grösser (9—28 cm langer) Individuen und brachte den Inhalt unter das Mikroskop. Zu meinem Erstaunen
fand ich ausser den Ovarialscheiben nur noch spindelförmige, sogenannte reife Eier vor, deren
Menge mit der Grösse, beziehentlich mit dem Alter der Individuen nahezu im directen Verhältniss zu-
J) Die Nematlielniinthen. Beiträge zu r Kenntnis ih rer Entwickelung, ihres Baues und ihrer Lebensgeschichte.
1 . H e ft: Monographie der Acanthocephalen (Echinorhynchen). Ih re Entwickelung, Histogenie, Anatomie, n eb s t Beiträg
e n zu r Systematik und Biologie. 1. Theil mit 10 lithogr. Tafeln. Jena ische Zeitschrift für Naturwissenschaft.
2 5 . Bd. N. P . 1 8 . -Bd. 1 8 9 1 .
Bibliotheca zoologica. Heft VII. 19