
Dieses Thier wurde zuerst von 0. F. Müller unter dem Namen Gercaria tu rb o (48; pag. 123—
124) beschrieben, und später von Nitzsch (49; pag. 68) zu einer selbständigen Gattung Urocentrum erhoben.
Die Beschreibungen, welche von den älteren Forschem wie Ehrenberg, D uja rdin, P e rty , Cla-
parede und Lach mann herrühren, sind sehr mangelhaft; selbst die äusseren allgemeinen Organisations-
Verhältnisse, wie Bewimperung, Lage des Mundes etc. wurden von ihnen nicht richtig erkannt; • Zuerst
fand Maggi (43) und darauf Kent (38)', dass der Körper von zwei Wimpergürteln umgeben wird, während
J am e s -C la rk (14) und Entz (29) denselben, ausgenommen das vorderste Ende, für total bewimpert hielten.
Die Streifensysteme der Wimpergürtel wurden theilweise schon von Jam e s -C la rk bemerkt, jedoch nicht
ganz richtig, wenigstens am vorderen Wimpergürtel dargestellt. Derselbe erkannte auch die schmale rinnenförmige
Einschnürung in der Mittelregion des Körpers, übersah aber dass sie von kürzeren Cilien bedeckt
wird. E n tz bemerkte nur eine Reihe kürzerer Cilien an dieser Stelle und deutete sie als einen adoralen
Wimperkranz. Die Längsfurche wurde fast von sämmtlichen neueren Forschern bemerkt, jedoch übersahen
sie alle, dass ihr rechter Rand eine Cilienreihe (adorale Wimperzone nach mir) trägt, welche bis zum vorderen
Mundrande zieht und in seiner linken Ecke einen Wimperbüschel bildet. Die Lage der Mundöffnung, sowie
die Bewimperung des Schlundes sind gleichfalls nicht richtig erkannt worden, obgleich S te in in demselben
eine undulirende Membran gesehen zu haben glaubte, während Entz nur von einer „Quaste, langer feiner
W imperhaare“ spricht. Es ist gerade nicht unmöglich, dass diese Quaste unserem Wimperbüschel der adoralen
Zone entspricht. Ueber den feineren Bau des Ectoplasmas finden wir bei keinem der oben citirten Forscher
eine Andeutung. Erst B ü tsc h li (9; pag. 90) fand gelegentlich, dass das Ectoplasma (Corticalplasma) einen
groben radiär wabigen Bau besitzt und deutete die von Entz beschriebenen Trichocysten als die dicken Stränge
des Wabenwerks. Dieser Ansicht schloss sich später auch Schub erg (56; pag. 352) an. Jedoch lehrten
neuere, in Gemeinschaft mit B ü tsc h li angestellten Beobachtungen, dass in den radiären Strängen des Cor-
ticaplasmas zuweilen stäbchenförmige, stark lichtbrechende Gebilde eingelagert sind, welche jedoch, nicht ausgeschnellt
werden. Die zuführenden Kanäle der contractilen Vacüole wurden auch bereits von früheren
Forschem beobachtet. So spricht Maggi von zwei dünnen Kanälen, welche von der contractilen Vacuole
nach vorne ziehen sollen. K e n t sah 4 über Kreuz gestellte Nebenvacuolen, übersah aber die eigentlichen
Kanäle; letztere wurden jedoch schon 1855 von Lieberkühn richtig erkannt und auf seinen, unedirten Tafeln
(42; Taf. 177, Fig. 1—2) dargestellt. Theilungszustände sind nur von C arte r und K ent beobachtet worden;
es ist aber falsch, wenn Kent behauptet, dass die aus der Theilung hervorgegangenen Sprösslinge nur einen
(vorderen oder hinteren) Wimpergürtel besitzen und der andere erst nachträglich angelegt werde.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die von J am e s -C la rk zuerst unter dem Namen Pe rid in ium
cy p rip ed ium (14) und dann P e rid in o p sis cypripedium (15) beschriebene Form mit U. tu rb o identisch
ist - ein Umstand, auf den seinerzeit schon C arte r (11) und dann S te in (62 pag. 148) hinwiesen.' Dasselbe
gilt natürlich auch von der Gattung Calceolus, welche D ie sin g (22; pag. 379) für die Jam e s-
C la rk ’sehe Form errichtete und K ent fälschlicherweise adoptirte.
20. Lembadion bullinum. 0. F. Müller sp.
P e r ty 50; pag. 141, Taf. V, Fig. 14.
CI aparéele u. L a c hm a n n 13; pag. 249—251, Taf. XII, Fig. 5—7.
S te in 60; pag. 78, 80 und 88; 62; pag. 155.
E b e rh a rd 26; pag. 24, Fig. 26.
D ie s in g 23; pag. 75—76.
K e n t 38; pag. 537, Taf. XXVII, Fig. 54.
B ü ts c h li 10; pag. 1279—80 Fig. 10; pag. 1342, 1347, 1351, 1375, 1377, 1421, 1446, Taf. LXIV, Fig. 5 a—b.
Synon. B u r s a r ia b u llin um . O. F. M ü lle r 48; pag. 116, Fig. XVII, Fig. 5—8.
Taf. VH, Fig. 87—91.
Kleine Formen von 0,058—^0,07 mm Länge, 0,03.6..—0,046 mm Breite und 0,02—0,22 mm Dicke.
Körper oval, dorso-ventral abgeplattet und massig gewölbt; das Vorderende abgestutzt, mehr oder
weniger nach links abfallend und ausgebuchtet, das Hinterende verengt und schwach zugespitzt. Die Rückenseite
stärker als die Ventralseite gewölbt; die letztere ist durch ein sehr ansehnliches Peristom stark ausgehöhlt,
welches fast die ganzem Bauchseite einnimmt und etwas asymetrisch liegt, da es beinahe die ge-
sammte rechte Hälfte und nur einen Theil der linken Hälfte der Bauchseite einnimmt. Der ganze Peristomrand
zieht den Körperumrissen der Ventralfläche mehr oder weniger parallel; auf diese Weise erscheint das
Peristom in der Mitte des Körpers am breitesten, nach vorne dagegen etwas verengt und nach hinten zugespitzt.
Das hintere Peristomende erscheint sackartig, da es von einer dünnen Lamelle überdeckt wird, welche
mit Stein als Hypostom (Fig. 87—89 hg) zu bezeichnen wäre. .
Der ganze Körper, mit Ausnahme des Peristoms, ist von feinen, ziemlich langen Cilien bedeckt.
Dieselben erheben sich einzeln auf mässig gewölbten Papillen (Fig. 91 cl. p.), die reihenweise angeordnet sind
und gewöhnlich mit den Papillen- der benachbarten Reihen alterniren. Die Basen der Cilienpapillen erhalten
durch dichtes Zusammeüsbossen mit den benachbarten', polygonale Umrisse, wobei sich die Linien des Zu-
sammenstossens als Furchen darstellten (Fig. 91 1. s. und q. s.) Da die Cilienpapillen in parallelen Längsreihen
angéordnet sind, so erscheinen auch die dazwischen liegenden Furchen als Längsfurchen und bedingen die
Längsstreifung des Körpers. Jedoch erscheinen sie nur bei schwachen Vergrösserungen als gerade Linien
(Fig. 87—89), bei stärkeren Vergrösserungen fällt es nicht schwer sich zu überzeugen, dass sie zickzackförmig
verlaufen (Fig. 91 1. s.), wobei ihre winkligen Kreuzungsstellen durch Querfurchen (q. s.) verbunden
sind. Auf diese Weise erhalten wir sechs- oder viereckige (an den Stellen, wo die Cilien der benachbarten
Reihen nicht alterniren) convex vorspringende Kügelchen, in deren Mitte die Cilien stehen. Aus der beschriebenen
Oberflächenzeichnung ergiebt sich, dass die Längsstreifung des Körpers nicht durch Cilienpapillen
(wie wir es bei anderen Infusorien gésehen haben) hervorgerufen wird, sondern durch die dazwischen liegenden
Längsfurchen. Dieser Umstand rührt daher, dass bei Lembadion die Cilien ziemlich weit von einander abstehen
und die Papillen nicht knopfartig, sondern flach hügelartig sind, wodurch auch die Furchen deutlicher
hervortreten.
Die Längsstreifen ziehen auf der Ventralfläche parallel dem Peristomrande von oben nach unten
und stossen paarweise winklig in einer Linie zusammen, welche die hinterste Spitze des Peristoms mit dem
hinteren Körperende vereinigt; auf der Dorsalfläche verlaufen sie meridional.