Substanz, welche sie zu kleinen oder grösseren Bündeln unter sich verbindet und die eben erwähnten,
zahlreichen Spaltöffnungen zeigt, stimmt m jeder Hinsicht mit dem Sarkolenmia der Muskelfaser
überein.
Einen nielit minder gl-ossen Fehlgriff hat H am an n mit der Aufstellung seiner Epitholmuskcl-
zellenfileii® begangen. Zwar bin ich weit davon entfernt., die epithelartige Anordnung auf einem gewissen
Entwickelungsstadium zu leugnen, da ich selbst ähnliche Bilder hei Echinorliynclms angwütatus
und Echinorliynclms hacruca erhielt, Aber die Bedingungen, unter denen solche Bilder entstehen, sind
ganz andere, -als H am a n n annimmt. Bei Echinorhynchus angustatus und Echinorliynclms liaeruca Verfällt
ilämlieh das vielkernige Syneytium, welches sich in Folge des Auftretens des Coelomes vom centralen
Ballen ablöste, in zwei einfache Lagen breiter bandförmiger Zellen. Da nun die, Kernbeutel dieser
Plasmaplatten weit über die inneren BegrenzungsflächeÄervorragen und so angeordnet sind, dass die
Kingmuskelkembeutol die Lüekenräume '¿Machen den Längsmuskelkernbeuteln ausftillen, so konpg;: es,
dass wir die Korne in fast gleicher Höhe und in epithelartiger Anordnung antreffen. Die Ijbhte Lage
der Markbeutel bedingt die polyeárisehcn Begrenzungen. Weit anders 'sind diese Verhältnisse bei den
Larven des Echinorliynclms gigas. Die Bingmuskelkernbeutel beschränkeilfeich auf die Seiten des
jungen Wurmes und bilden’ zwei ansehnliche solide Zellprismen, während die Längsmuskolkerne sich
nach einem bestimmten Gesetze über die ganze, Leibeswand vertheilen. Wir sehen daraus, dass die
epithelartige Anordnung der Kembeutel der Muskularis eine ij%in zufällige ist -und keineswegs eine
principielle Bedeutung hat.
Wie schnell überhaupt H am a n n mit der Aufstellung von Hypothesen b eM e r Hand ist,- und
wie wenig kritisch er. dabei zu Werke geht, mag folgender Fall zeigen. Nach H am a n n ist der Bau
der Haut bei Echinorhynchus claoaeceps viel einfacher, als bei den übrigen Arten, indem' die .peripherischen
Fasersysteme nur schwach entwickelt sind. S ä f f t i g e n dagegen führt an, dass die Subcuticularfasern
in ähnlicher Weise wie beim Echinorhynchus gigas wirr durch einander geschlungen sind, und f l i e g t
die Vermuthung sehr nahe, dass H am a n n dieses, filzartige Fasergewirr der Grundsubstanz zugereehnet
hat. Auch die KadiärfäSernsollen — im Widerspruch zu seinen Abbildungen und zu S ä f f t ig e n 's
Schilderung — sehr schwer zu sehen und hinfälliger Natur sein. Das Gefässnetz und die Parallelfaserschicht
dagegen sind jsohl ausgebildet. Die Hypodermiskerne sind nur in g e r in g e r Anzahl vorhanden,;
erreichen dafür aber eine exquisite Grösse. Die Lemnisken, deren FasersyBteme kräftiger entwickelt
sind, wie die der Haut, stellen, da nur ein einziger, central gelegener Haupteanal vorhanden ist, sackartige
Organe vor, die immer denselbqlji.Durchmesser besitzen und nur zwei sehr grosso Kerne enthalten.
Auch die Muskulatur zeigt nach H am a n n eine auffallend einfache fetructur. Die Ringfaser-
schieht bestellt — in ähnlicher Weise wie hei Echinorhynchus. angustatus und einer grossen Menge anderer
kleiner Speoies — aus breiten Muskelzellenbändern, welche nur auf ihrer äusseren Fläche Fibrillen
differenzh-en. Die Längsmuskelsohieht ist — wie bei .Echinorhynchus strumosus etc. — durch grosse
Lücken unterbrochen, beschränkt sich also auf einzelne Faserzüge.
Der Umstand, dass die Zahl der Kerne der Hypodermis nicht wesentlich grösser ist als hei der
Larve, sowie die schwache Ausbildung der beiden Muskelhäute, der einfache Bau der Rüsselscheide,
d¿r kürze, gering entwickelte Rüssel bilden die wichtigen Argumente für H am a n n ’s Hypothese: dass
wir in Echinorhynchus clavaeceps einen Fall von Paedogenesis vor uns haben, der sich anreiht an den
Cestoden Archigetes Sieboldi Leuclc.
Hinsichtlich der Entwickelung der Muskulatur der Leibeswand möchte ich noch einen Punkt
erwähnen. Nach H am a n n ist selbst bei Larven von Echinorhynchus polymorphus, wo der Rüssel sicli
deutlich erk ennen lässt, noch keine Längsmuskulatur vorhanden. Selbige bildet sich erst später, und
zwar dadurch, dass einzelne Cölomepithelzellen, welche sich an cler Bildung der Ringmuskelfasersehicht
nicht betheiligt ha tten, aus dem Epithelverbande aussclieiden. Als besonders bedeutungsvoll hebt
H am a n n ferner bei Besprechung der Hautmuskulatur von Echinorhynchus haeruca hervor, dass die
Muskelzellen in den Maschen ihrer nicht zu Fibrillen umgewandelten Substanz sieb mit Osmium
schwärzende Fetttröpfchen führen.
Bevor ich zum Rüsselapparate übergehe, möchte ich noch hervorheben, dass H am an n nicht,
dem Vorbilde L e u c k a r t ’s folgend, die Umwandlungsvorgänge, welche die einzelnen Organe erfahren^
an einer möglichst lückenlosen Reihe von Entwickelungsstadien verfolgt hat, sondern in ähnlicher Weise
wie G r e e f f sich mit den Bildungsstufen begnügte, die ihm der Zufall in die Hände führte. Daher
kommt es auch, dass H am a n n von der gesammten Entwickelung ein nur lückenreiches Bild entwirft.
Er schildert uns die Gestaltung und den feineren Bau der Organe und Organtlieile auf diesem,
lind jenem Stadium peinlich genau, ohne jedoch zu untersuchen, in welcher Weise wohl diese Umwandlungen
sich vollzogen haben. Ferner muss ich noch betonen, dass H am a n n sehr junge Larven, bei
-denen die Organcomplexe sieb erst anlegen, wie selbige schon L e u c k a r t , so gut es die damaligen
Hilfsmittel gestatteten, untersucht hat, überhaupt nicht zu Gesicht bekommen hat.
Nach H am a n n entsteht der Rüssel entodermal. Zur Zeit, wo die Riesenkerne der Haut ihre
vielverästelte Form angenommen haben, lässt sich im Innern der noch soliden Rüsselaiilage die erste
Bildung des die Haken erzeugenden Gewebes erkennen. Letzteres besteht aus einer äusseren dünnen
-Schicht, auf welche nach innen zu eigenthümlich geformte,, eiförmige Gebilde folgen, die concentriscli
eine dunkle, gekörnte, die Achse einnehmende Masse umstehen. Die äussere Schicht ist die Bildungs-
schicht der Haken wurzeln. Die innere gekörnte Schicht geht bei der Hervorstülpung vermuthlich in das
Hautparenchym über. Die kleinen Zapfen, welche die Anlage der kleinen Haken darstellen, werden
länger und länger und durchbrechen nach vollständiger Hervorstülpung des Rüssels die Haut. Zu gleicher
Zeit wird auf dem freien Ende der Hakenanlage ein dünner, aber fester, chitinartiger Belag, der eigentliche
Haken, abgeschieden.
Das nach H am a n n entodermal entstehende Ganglion eephalicum besteht aus zwei Schichten,
einer Ganglienrinde und einer grosseil Menge nach dem Centrum zu ausstrahlender Fortsätze der einzelnen
peripheren Ganglienzellen. Die Ganglienzellen selbst sind hüllenlos; in ihrer Zellsubstanz lässt
sich ein Netzwerk, aus feinsten Körnchen bestehend, erkennen, das in einer sich schwächer färbenden
-Grundsubstanz eingebettet ist. Die austretende Nervenfaser wird nur von der Grundsubstanz, nicht
aber auch von den körnigen Massen des Ganglienzellleibes, dem Mitom, gebildet. In einiger Entfernung
von der Zelle erhält die Nervenfaser einen festen Ueberzug, das Neurolemm.
Das erste Auftreten des Ligamentum Suspensorium fand H am a n n bei den Larven von Echinorhynchus
proteus zur Zeit, wo noch in der Haut die Riesenkerne vorhanden sind. Es stellte, eine feine,
.glasighelle Membran vor, welche wie ein Cylinder die paarigen Keimdrüsen umhüllt und eine Anzahl