eigenartigen Umlagemng dürfte wohl ausschliesslich in dem Umstande zu suchen sein, dass die ganze
dorsale Hälfte des Ligamentschlauches schon frühzeitig mit der Leibeswand, beziehentlich deren Sarko-
lemmaauskleidung, eine innige Verbindung, die selbst bis in die spätesten Tage des Larvenlebens erhalten
bleibt, eingeht.
Die beiden ventralen Blätter haben während dieser Umlagerung ihre Breite verdoppelt, sie liegen
jetzt den Seitentheilen der Längsmuskulatur direkt auf.
Aber auch der mittlere, prismatische Protoplasmazapfen hat eine tiefgreifende Umgestaltung erfahren,
in Folge deren sein Aussehen sich gänzlich geändert hat. Schon zu der Zeit, wo die seitlichen
Ligamentblätter den schrägen Prismenflächen der Füllzellkörper noch aufliegen, sieht man sein Plasma
mehr und mehr sich auf die mittleren Partien beschränken. Im Laufe der Zeit verbreiterten sich die
so entstehenden Seitenflügel des mittleren Blattes auf Kosten des Muttersyncytiums, die Plasmamassen
des letzteren zehren sich nach und nach auf, die Kerne schrumpfen und gehen allmählich zu Grunde,
und schliesslich bleibt nur noch eine resistente Membran, die sich in keiner Beziehung von den lateralen
Flügeln unterscheidet, übrig (s. Tafel 4, Fig. 13 Lz, L3).
Während der voranstehend geschilderten Umwandlungen hat auch die Kittdrüsenentwickelung
weitere Fortschritte gemacht, insofern nämlich die stummelförmigen hinteren Anhänge sich in schlanke
dünne Cylinder, die nun äusserst regelmässig zu den Seiten des Vas efferens herabziehen und bis in die
Nähe der Penisanlage sich unschwer verfolgen lassen, ausgezogen haben (s. Tafel 4, Fig. 4 Kg). Die
sechs oder acht Fäden, welche auf diese Art ihren Ursprung genommen haben, sind nichts anderes als
die Kittgänge, die zwar einstweilen diesen Namen noch nicht verdienen, weil noch kein Hohlraum vorhanden
ist (s. Tafel 4, Fig. 3 Kg; Fig. 5 K g ; Fig. 6 Kg; Fig. 8 Kg). Erst dann, wenn die Kittdrüsen
in Folge der Kernvermehrung um ungefähr das Zehnfache ihres ursprünglichen Durchmessers
gewachsen sind, wird auf der Aussenfläche des Kittgangzapfens eine deutlich kontourirte Membran, die
eigentliche Kittdrüsengangwandung, sichtbar.
Auf die Umbildung der Längs- und Ringmuskelzellen in das definitive Röhrengeflecht nochmals
einzugehen, erachte ich für überflüssig, da der gesammte Prozess sich genau in derselben Art vollzieht,
wie an den Zellen der Leibeswandmuskulatur.
Es bleibt demnach nur noch übrig, uns einige Augenblicke mit der Metamorphose des Begattungsapparates,
und zwar hauptsächlich mit der des ectodermalen Theiles, der gleich den übrigen ectodermalen
Gebilden ziemlich spät seine definitive Gestalt annimmt, zu beschäftigen.
Die ersten Veränderungen, die sich an dem Endabschnitte des männlichen Leitungsapparates mit
Bestimmtheit erkennen lassen, fallen in die Periode, wo der Rüssel vollständig nach Aussen hervorgestülpt
ist, sein Stachelbesatz aber die Cuticula noch nicht durchbrochen hat, und betreffen den mächtigen
Zellenhaufen, der den Achsenstrang der Genitalanlage gürtelartig umfasst (s. Tafel 4, Fig. 10 F z 3;
Fig. 4 Fz3). Nach dem, wie dies schon an einer früheren Stelle erwähnt wurde, die ^beiden Ganglia
genitalia sich als kalottenförmige Zellenhaufen abgelöst haben, gehen die Zellkonturen des restirenden
Ballens verloren, die einzelnen Zellleiber vereinigen sich mit einander und bilden in ihrer Gesammtheit
einen vielkernigen Syncytiumring, dessen vorderer Rand mit der Bursalmuskelkappe zusammenstösst,
während sein hinteres Ende nach wie vor die ganze vordere Hälfte des kegelstumpfförmigen, ectodermalen
Endzapfens in sich aufnimmt (s. Tafel 3, Fig. 7 Fz3). Anfangs besitzt dieser Ring nur die Breite des
ursprünglichen Zell wulstes. Bald aber streckt er sich um ein Beträchtliches und verwandelt sich in
•einen dünnwandigen, schlanken Hohlcylinder,. der nun nicht mehr zellige Elemente, sondern nur noch
eine körnchenreiche Flüssigkeit umschliesst. Es ist dies das nämliche Gebilde, das beim erwachsenen
Männchen die Verbindung der Bursa copulatrix mit dem aboralen Leibespole vermittelt und gewöhnlich
als Bursalschlauch bezeichnet wird (s. Tafel 4, Fig. 2 Fz3).
In derselben Zeit, wo der Hohlraum des Bursalschlauch es (si Tafel 4, Fig. 4 ) als linsenförmige
Blase sichtbar wird, entsteht zwischen den beiden die Bursalmuskelglocke ausfüllenden Syncytiumwülsten
eiüe Ringspalte, die erste Andeutung der späteren Bursalhöhle.
Anfangs von nur geringer Grösse und ausschliesslich auf Querschnitten deutlich sichtbar, ver-
grössert selbige sich in Folge des in der That rapid fortschreitenden Wachsthums des Bursalmuskels
in verhältnissmässig kurzer Zeit um ein Beträchtliches. Dabei platten sich die Plasmamassen der Ringwülste
ab und werden schliesslich zu einer gleichmäßig dicken Schicht, die nun als scheinbar direkte
Fortsetzung des Bursalschlauches die ganze Bursalmuskelkappenhöhlung auskleidet. Aus dem äusseren
und grösseren Ringe geht demnach das Hypodermisfasergewebe der Bursa copulatrix (s. Tafel 4, Fig. 2 Fz1),
aus dem kleineren, inneren, vierkernigen Syneytium aber S r Subcuticularbclag des Penis (s. Tafel 4,
Fig. 2 Fz2) hervor.
Das kegelstumpfförmige Endzäpfchen, das dritte und letzte d er drei Thoilstücke der primitiven
Leitungsapparatanlage, behält seine ursprüngliche Form und Grösse fast bis zum Abschlüsse der Genitalmetamorphose
unverändert bei. Erst dann, wenn die hohen Cylinderzellen der Hypodermis das komplizierte
Fasergeflecht der Subcuticula abgeschieden haben, erleidet der Endzapfen eine Reihe tief eingreifender
Umwandlungen, und fällt schliesslich der Resorption anheim (s. Tafel 4, Fig 2 Fz4). Das
länglich ovale Loch, das auf die eben geschilderte Weise seine Entstehung nimmt, ist nichts anderes
als die äussere Geschlechtsöffnung, die seither unseren Würmern noch vollständig fehlte.
Die obige Darstellung hat, wie dies zu wiederholten Millen ausdrücklich hervorgehoben wurde,
nur für den Riesenkratzer volle Geltung. Keineswegs liegt es aber in meiner Absicht, hiermit andeuten
zu wollen, dass die Verhältnisse bei den übrigen hier in Betracht kommenden Arten, dem Echinorhynchus
angustatus und Echinorhynchus haeruca, im Wesentlichen andere wären. Im Gegentheile haben meine
Untersuchungen mich belehrt, dass trotz der so mannigfaltigen und so auffallenden Unterschiede, die
zwischen dem definitiven Geschlechtsapparate des Riesenkratzersund dem der kleineren Spezies obwalten,
die ersten Anlagen doch in allen wesentlichen Punkten übereinstimmen.
Nur zwei Muskelsysteme sind es, die Echinorhynchus hcieruca und Echinorhynchus angustatus von vorn
herein gänzlich fehlen: erstens die beiden schlauchförmigen Muskelzellen, aus denen wir die breiten,
durchlöcherten, die Kittgänge umfassenden Längsbänder hervorgehen sahen, und zweitens, die zwei
Zellen des Bursalmuskelringfasernetzes. Die Längsfibern, die an Stelle des letzteren bei Echinorhynchus
haeruca und Echinorhynchus angustahis auf der Aussenfläche des Bursalmuskels heraufziehen, sind keine
selbständigen Bildungen, sondern einfache Ausläufer der Bursalschlauchmuskulatur und stammen gleich
der letzteren von der Längsfaserschicht der Leibeswand ab (s. Tafel 3, Fig. 7 Bmlm; Tafel 4,
Fig. 2' Bmlm).
Ferner kann ich nicht unerwähnt lassen,- dass auch gewöhnlich die Zahl der Bildungszellen entsprechend
der weit einfacheren Organisation, die der Genitalapparat der beiden kleinen Spezies zeigt,