sehr empfindlich geworden und saugt sich stark mit demselben voll, während die untere ganz unverändert
dem Keimkörper dicht anliegen bleibt. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Kerne, welche ebenfalls beträchtlich
aufquellen, völlig frei in dem hierbei entstehenden Hohlraum zu liegen scheinen (cf. Fig. 51).
Setzt man dem Wasser noch etwas Essigsäure (1:500) zu, so sieht man grosse Blasen in ihr entstehen,
die nach einiger Zeit platzen. Bei den entwickelten Larven war eine solche doppelte Haut nicht mehr nachzuweisen;
entweder war sie innerlich verändert und homogen, und infolge der durch das Wachstum bedingten
Dehnung sehr dünn geworden, so dass sie der unteren Schicht ganz dicht auflag und nicht mehr nachzuweisen
war, oder sie war völlig verschwunden, so dass wir hier ein Beispiel der Häutung der Larve
während ihrer Entwicklung vor uns hätten.
Kurze Zeit nach der Bildung der ersten Haut (bei einer G-rösse der Larve von 0,025 mm), kann
man unter dieser einen hellen schmalen Saum wahmehmen, der im deutlichen Gegensatz steht zu dem
inneren sich dunkel färbenden Teil; wahrscheinlich haben wir hier eine der Hautmuskelschicht der Sporo-
cyste entsprechende Bildung vor uns, aus der anscheinend der gesammte Hautmuskelschlauch nicht nur,
sondern auch das Körperparenchym seinen Ursprung nimmt, während aus dem inneren Teile die verschiedenen
Organe entstehen. Doch konnte etwas Bestimmteres über die Vorgänge nicht beobachtet werden, da die
jungen Keimballen mit zunehmendem Alter bald undurchsichtig werden. Es kommt hierzu als ein fernerer
Ubelstand, dass die Objecte auch Wasser nicht vertragen und in Glycerin ein gleichmässig granuliertes
Aussehen annehmen. Auch Essigsäure bewirkt hier keine Aufhellung, sondern erteilt der ganzen Masse
ein bräunliches, trübes Ansehen. Da ich schon früher erkannt hatte, dass die Ursache hiervon eine Anhäufung
von Nahrungselementen in den Zellen der Keimballen war, so versuchte ich durch Hungemlassen
der Schnecken diesem Übel abzuhelfen, hatte hiermit jedoch keinen Erfolg. Auch die Anwendung mannigfacher
chemischer Agentien hatte keine bedeutende Vorteile im Gefolge. Die besten Resultate erzielte ich
noch mit Benzin und der Brass’schen Flüssigkeit.1) Wurden dann die ganzen Sporocysten mitsammt ihrem
Inhalte schwach mit Hämatoxylin oder Boraxkarmin gefärbt, in Kanadabalsam gebracht und dort erst zerzupft
(Glycerin ist hier wieder unbrauchbar), so erhielt ich Präparate, in denen sich die Anlage und allmähliche
Entwicklung der einzelnen Organe gut verfolgen liess, wenn auch zur genaueren Beobachtung,
namentlich der histologischen Details, Schnittpräparate unumgänglich notwendig waren.
Schon bei einer Grösse von 0,05—0,055 mm kann man im dunklen Teile des Keimballens eine zarte
Contour wahrnehmen, welche einen rundlichen Zellhaufen aus der übrigen Körpermasse abgrenzt. Während
nun der Keimkörper sich etwas zu strecken beginnt und eine mehr ovale Gestalt annimmt, folgt dieser
ersten weiter hinten eine zweite solche Linie: die Grenzmembranen der Saugnäpfe, innerhalb deren nach
ganz kurzer Zeit auch schon die Entstehung des Lumens zu erkennen ist. •
Bei zarter Tinction kann man jetzt deutlich die helle äussere Körperschicht von grossblasigem
Aussehen von der dunklen inneren, organbildenden Masse unterscheiden, die sich in mehrere Gruppen, anscheinend
drei, zu sondern anhebt. Doch lassen sich genauere Beobachtungen über das weitere Verhalten
*) B^ss. Biologische Stud. Halle a/S. 1883. I. Teil. (1 gr. Chromsäuro, 1 gr. Platinchlorid, 1200 Wasser; und auf
je 100 gr. Wasser 1—3 Tropfen Essigsäure.)
dieser Zellencomplexe und namentlich über deren Beziehungen zu den später auftretenden Organen der
Undurchsichtigkeit der Massen halber mit Sicherheit nicht anstellen.
Bei einer Grösse von 0,18:0,13 mm zeigt die Larve die ersten Contractionen; die Saugnäpfe, sowie
der kurze Zeit nach diesen angelegte Pharynx heben sich jetzt deutlich als spezifische Gebilde hervor. Die
Anlagen von Darm und Excretionsgefässsystem sind ungefähr bis in die Höhe des Bauchsaugnapfes vorgeschritten
und treten bei dem lebenden Tiere als gerade oder nur wenig gebogene helle, beim conservierten
und gefärbten Objecte als dunkle, gegabelte Stränge heraus. Die im Hinterkörper gelegene Genitalanlage
erscheint noch nicht gesondert; man sieht sie als noch compacte Masse der Hinterseite des Bauchsaugnapfes
dicht anliegend und nur durch eine seichte Einkerbung von diesem getrennt. Erst später, wenn die Larve
auf 0,35:0,16 mm herangewachsen ist, hat sie sich soweit von demselben abgetrennt, dass wir sie als einheitlichen
rundlichen Ballen im hinteren Leibesende vorfinden. Verhältnismässig spät trennen sich aus
diesem die einzelnen Drüsen ab; es haben dann auch der Darm, die Excretionsgefässe, sowie das Nervensystem
ihre völlige Ausbildung erlangt.
Mit dem hellen äusseren Saum sind inzwischen auch Veränderungen vor sich gegangen; die ursprünglich
aus deutlichen, blassen und runden Zellen bestehende Masse hat sich zuerst am Kopfe, dann weiter nach
hinten fortschreitend, allmählich ganz in die typische Form der Körpergrundsubstanz verwandelt Zur Zeit
der Isolierung der Genitalanlage haben wir nur noch im äussersten Hinterteile des Körpers die frühere
indifferente Beschaffenheit desselben vor uns.
Es erübrigt nun die bei diesen Entwicklungsvorgängen stattfindenden
h i s t o l o g i s c h e n P r o z e s s e
etwas näher in’s Auge zu fassen. Was zunächst die
H a u tm u s k e l s c h i c h t anlangt, so wird die dreifache Muskulatur des ausgebildeten Tieres selbstverständlich
schon während der Larvenperiode in ihrer späteren, typischen Form vorgebildet, doch ist es
mir nie recht gelungen, die ersten Anfänge der Muskelbildung zu Gesicht zu bekommen. Gewöhnlich bemerkt
man erst das Vorhandensein der Muskelbildung bei verhältnismässig alten Larven (0,18:0,13 mm).
Ich kann daher auch nur wenig über die Bildung dieser Muskeln angeben. Die Ringzüge sind die zuerst
entstehenden und auf Schnitten nachweisbaren, wie denn auch die kurz vorher erwähnten frühesten, selbstständigen
Bewegungen der jungen Larven in einer Contraction dieser eben gebildeten zirkulären Muskelzüge
bestehen. Da in denselben Kerne nachweisbar sind, so glaube ich, dass dieselben ganz ähnlich entstehen,
wie wir dies früher von den Muskeln der Sporocyste kennen gelernt haben. Erst später folgt der
Bildung dieser Ringfaserschicht die der Längs- und Diagonalfaserlage.
Der Veränderungen, welche das K ö r p e r p a r e n c h y m erleidet, ist schon oben kurz gedacht
worden. Es bildet ursprünglich eine gleichmässig homogen sich färbende Masse, aus der nur helle Kerne
mit deutlichem Kemkörperchen heraustreten. Mit dem Auftreten der Parenchymmuskelzüge erhält es nach
und nach, durch den parallelen Verlauf der Fasern bedingt, eine regelmässig säulenförmige Structur, die
sich namentlich auf Schnitten deutlich ausgeprägt zeigt. Schon Leuckart1) beobachtete dies anscheinend