zu den für entwicklungsgesehichtliche Studien sehr wenig günstigen Objekten. Während bei den meisten
Nematoden die Dotterelemente sehr bald unter einander verschmelzen, und der Eiinhalt sich dadurch aufhellt,
behalten erstere bei Heterodera während des ganzen Klüftungsprozesses und der Anlage der Keimblätter
ihre sehr ansehnliche Grösse. Infolge dieses Umstandes wird man dicht nur verhindert, die so
interessante Kemmetamorphose zu verfolgen, es werden auch schon nach kurzer Zeit die Kontouren der
Furchungszellen so undeutlich, dass man sich über deren ferneres Schicksal kaum genügenden Aufschluss
verschaffen kann.
Meine Mittheilungen wären desshalb in diesem Abschnitte auf ganz spärliche Daten beschränkt geblieben,
wenn sich mir nicht Gelegenheit geboten hätte, die Entwicklung von Ascaris nigrovenosa und
theilweise von Strongylus paradoxus zu verfolgen, und so durch Vergleiche einige Punkte in der Embryologie
von Heterodera festzustellen, die mir früher bei der Ungunst des Objektes entgangen waren.
Alle Eier von Heterodera, mit Ausnahme der wenigen, die mit dem Gallertpfropfe entleert werden,
durchlaufen ihre Entwicklung innerhalb des mütterlichen Körpers. Wir können demgemäss unsere Heterodera
als einen viviparen Nematoden bezeichnen, denn auch die in dem „Sacke“ eingeschlossenen bleiben durch
diesen normaler Weise immer mit dem Mutterleibe in Verbindung.
Nachdem das Ei befruchtet worden ist und sich mit einer festen Schale umgeben hat, nimmt sogleich,
wie schon erwähnt, die Entwicklung ihren Anfang, so dass man im ganzen Verlaufe des Uterus
Eier in den verschiedensten Stadien der Umbildung antrifft. Wie es den Anschein hat, platzt der Uterus
an seinem unteren Ende schon sehr frühe; denn sobald die Produktion der Eier sehr lebhaft wird, und ein
Theil seinen Weg nach aussen genommen hat, finden sich schon einzelne Eier in der Leibeshöhle, die an
Zahl nun so rasch zunehmen, dass sie die Eingeweide durch ihre Masse aus der Lage rücken. Darm
und Muskulatur degenerieren schliesslich, und das Thier stirbt, wenn der Genitalapparat sich erschöpft
hat, ab, so dass es mit seiner Chitinhülle nur noch eine Brutkapsel darstellt, die in ihrem Innern eine
wechselnde Zahl von Eiern (im Durchschnitt 300—350) birgt.a)
Wenn man die ausserordentliche Fertilität der meisten Parasiten in Betracht zieht, so muss bei
unserem Schmarotzer, der so grosse Verheerungen anzurichten vermag, die relativ geringe Menge der
Eier auf den ersten Blick überraschen. Vergegenwärtigt man sich jedoch die Lebensweise der Heterodera,
so findet diese Erscheinung in den günstigen natürlichen Existenzbedingungen leicht eine Erklärung.
Denn nicht nur, dass die mütterliche Hülle die jungen Keime vor allen Unbilden schützt und dadurch
die Wahrscheinlichkeit, dass die meisten ihre definitive Ausbildung erreichen, eine grosse wird; auch das
Leben der Larven wird kaum von bedeutenden Gefahren bedroht, da die Wanderung durch die Erde bei
der reichlichen Menge von Nährpflanzen schon an und für sich eine kurze ist. Während sich bei den
meisten Parasiten jene oft enorme Fruchtbarkeit durch die Verminderung der Brut, eine Folge der vielfach
störenden Zufälle, wieder ausgleicht, wird hier die geringere Menge von Eiern durch die günstigeren
Bedingungen für das Fortkommen kompensiert
Im ausgebildeten Zustande hat das Ei von Heteroderab) die Form einer Bohne oder Niere. Es
misst 0,08 mm in der Länge und 0,04 in der Breite. Die eine Seite, die spätere Bauchseite des Embryo,
ist schwach konkav nach innen gebogen, die andere etwas konvex nach aussen emporgewölbt. Die beiden
Pole besitzen gleiche Gestalt und haben eine starke Rundung. Stets lassen sich zwei Eihäute deutlich
unterscheiden, einmal die dem Inhalte eng anliegende Dotterhaut und zweitens die wesentlich festere Schalenhaut.
Erstere ist eine sehr dünne glashelle Membran, letztere ist etwas derber, gelblich gefärbt, sonst aber
homogen und ohne irgendwelche Skulpturen. Der Inhalt selbst besteht aus grossen, bräunlich-gelben
Dotterkugeln, die so dicht zusammengedrängt sind, dass man die Umrisse des Keimbläschens nicht zu
sehen vermag.
Da das Ei im Mutterleibe oder in dem anhängenden Gallertpfropfe sich entwickelt, ist seine geringere
Widerstandsfähigkeit gegen direkte äussere Einflüsse von vorn herein begreiflich. Setzt man das dem
mütterlichen Körper entnommene Ei der Kälte aus, wie ich es gethan, so geht es ebenso unfehlbar zu
Grunde, wie wenn man eine Wärme von mehr als 25° Gels, direkt auf dasselbe einwirken lässt Es stirbt
schon nach kurzer Zeit in. verdünntem Alkohol (10%), in einem Gemisch von Glycerin und Wasser, in einer
3procent. Salzlösung oder in einer schwachen Pikrin- und Chromsäurelösung. Auch im Wasser verliert es
sehr bald seine Entwicklungsfähigkeit, und ebensowenig ist es im Stande, ein Austrocknen auf dem Objektträger
zu überdauern. Hinsichtlich des Wassers scheinen sich • übrigens die verschiedenen Altersstufen verschieden
zu verhalten. Eier, die noch in Furchung begriffen sind, gehen darin sehr bald zu Grunde,
solche, die dagegen schon ältere Embryonen einschliessen, entwickeln sich normal, bis die jungen Würmer
ausschlüpfen.
Etwas mehr Resistenzfähigkeit zeigen die Eier, wenn die mütterliche Hülle sie noch umschliesst,
allein schon eine geringe Kälte, höhere Wärme und alle oben angeführten Reagentien und noch andere, wie
Kalkwasser, Alaunlösung, fuhren, wenn sie eine längere Zeit direkt einwirken, zu demselben Resultate, dem
Tode. Unumgänglich nothwendig ist ihnen eine bestimmte Menge von Feuchtigkeit und Wärme, die sie
unter natürlichen Verhältnissen auch kaum entbehren. Ein Austrocknen vermögen die Eier weder innerhalb
noch ausserhalb der Brutkapsel zu ertragen.
Um zu meinen Untersuchungen die Eier möglichst lange lebendig zu erhalten, brachte ich dieselben
in eine 3/4procent. Kochsalzlösung, in der die Entwicklung völlig normal von Statten ging.
Die ersten Veränderungen, die am Eie vor sich gehen, bestehen, nachdem die Dottermasse sich von
der Schale etwas zurückgezogen hat, in eigenthümlichen amöboiden Bewegungen des Eiinhaltes, wobei sich
bald hier, bald dort, meist in der Nähe der Pole, kleine unregelmässige Erhebungen zeigen, welche die
anliegende Dotterhaut vor sich hertreiben. Sind diese Protuberanzen wieder verschwunden, und das währt
nicht lange, dann beginnt die Metamorphose des Kernes.
Bei der Grobkörnigkeit und vollkommenen Undurchsichtigkeit des Dotters ist es mir aber trotz
Anwendung von Glycerin und Essigsäure nicht möglich gewesen, diesen Vorgang klar zu Gesicht zu bekommen;
doch ist es mir nicht zweifelhaft, dass der Vorgang in der gleichen Weise ablaufen wird, wie bei
anderen Nematoden, wo er so eingehend von Auerbach und Bütschli studiert wurde.
Das, was ich bei Heterodera hierüber ermitteln konnte, ist folgendes. Der Kern, der als heller Fleck
bis dahin sichtbar war, verschwindet sehr bald, und statt seiner erscheint ein schmaler Streifen, der in der
Längsachse des Eies hinzieht und an seinen beiden Enden jetzt gleichfalls eine lichtere Stelle zum Vorscheine
kommen lässt. Hat man ein günstiges Objekt vor Augen, so bemerkt man, dass sich dieser Streifen aus einer
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