in der Spiiulelmitte an die Zellkugel gelegten Tangente zusammenfällt. Da nun die beiden parallelen
Chromosomen stetig an Länge zunehmen, so muss bald ein Zeitpunkt kommen, wo der durch die Zelle
umgrenzte Raum sich nicht mehr als ausreichend erweist. Zunächst sehen wir das Zellplasma einen
kegelförmigen Höcker treiben, der das zugespitzte hintere Ende der Chromatintaden in sich aufnimmt
(s. Tafel 9, Figur 37). Im Laufe der Zeit wird dieser konische Zapfen schlanker und schlanker, bis er
schliesslich sich in ein dünnes, allmählich sich einengendes Rohr verwandelt (s. Taf. 9, Fig. 38 41 39).
Das Lumen des Rohres ist anfangs von der chromatischen Substanz bis zur Spitze ausgefüllt. Bald aber
schreitet das Wachsthum der hellen Zell-(Kern-)substanz viel rascher fort, als das der Chromosomen, was
zur Folge hat, dass die zugespitzten Enden beider Theile bald um ein ansehnliches Stück von einander
abstehen (s. Taf. 9, Fig. 40). Das Missverhältniss steigert sich schliesslich in dem Maasse, dass die
chromatische Substanz nur noch ein Drittheil der ganzen fadenartigen Bildung ausmacht. Die Chromosomen
sind inzwischen zu einer einheitlichen Masse verschmolzen (s. Tafel 9, Fig. 39, 40), und scheinen
auch sonst eine Umwandlung erfahren zu haben, wenigstens besitzen sie jetzt weit weniger Neigung,
Farbstoffe in grösserer Menge festzuhalten. Die veränderte Tinktionsfähigkeit bringt es mit sich, dass:
die Begrenzung der chromatischen Substanz gegen das helle Plasma an Schärfe und Deutlichkeit verliert.
Wir erhalten auf diese Art Bildungen, die sich von den reifen Spermatosomen, abgesehen von
ihrer bescheideneren Länge, nur noch durch die Anwesenheit jenes mächtigen Beutelanhanges unterscheiden.
Diese beutelähnlichen Plasmaballen, die, wie wir gesehen haben, nichts anderes, als die Ueber-
reste des Spermatidenleibes vorstellen und das spätere Kopfende des Spermatozoon kennzeichnen, gehen
schliesslich zu Grunde. Die Zellengrenzen, welche schon seit einiger Zeit sehr undeutlich geworden •
verlieren sich jetzt gänzlich und die Plasmaleiber sämmtlicher Zellen eines Spermatidenkomplexes verschmelzen
mit einander. Die so entstehende einheitliche Plasmamasse fällt einer verflüssigenden Metamorphose
anheim, und es resultirt ein eigenthümliches, zähflüssiges, schleimartiges Substrat, in dem
nunmehr ganze Bündel reifer Spermatozoen entweder ruhig und gestreckt, oder auch m langsamer,
schlängelnder Bewegung vorgefunden werden.
Das vollkommen reite, und zur Befruchtung befähigte Spermatosom hat eine äusserst feine Haarform
(s. Tafel 9, Fig. 46). In der vorderen Hälfte, welche den sogenannten Kopftheil ausmacht, besitzt
der Samenfaden eine kreiscylindrische Gestalt und erreicht hier das Maximum seiner Dicke (0,8 ,u - 1 fi).
Von der Mitte aus bis zum Schwanzende herab nimmt sein Durchmesser stetig ab, bis er schliesslich
nur noch 0,45—0,52 ¡.i beträgt. Die Länge der Spermatosomen ist in Anbetraclit der minimalen Breite
eine sehr ansehnliche und mag im Durchschnitt auf immerhin 68—76 ,u zu veranschlagen sein. An
jedem reifen Samenfaden lassem sich, wie ich dies im vorausgehenden Kapitel zu wiederholten Malen
angedeutet habe, drei Abschnitte unterscheiden, nämlich ein kurzer mit konischer Spitze endigender,-
glasheller Kopfzapfen, sodann ein ziemlich langer von Chromatin vollständig erfüllter, eylindrischer
Abschnitt, der eigentliche Kopf, und endlich der von chromatischer Substanz fast gänzlich freie nach
hinten sich eineng<-nde Schwanzfaden (s. Tafel 9, Fig. 46). In wie weit sich Kern und Zellleib am
Aufbau der verschiedenen Regionen des Spermatozoons . betheiligen, konnte ich, der Kleinheit der
Untersuchungsobjekte wegen mit Sicherheit nicht feststellen. An den Schlängelungen, welche man leicht
an dem frisch zerzupften Hoden beobachten kann, nehmen Kopf und Schwanz der Spermatozoen niemals
den gleichen Antheil. Zwar wird man wohl nicht ableugnen können, dass auch der lange, walzenförmige
Kopfabschnitt sich krümmt und wieder streckt, aber die Ausgiebigkeit der Bewegungen ist im Verhältnisse
zu denen des weit längeren Schwanzfadens nur minimal.
Ich habe zu wiederholten Malen hervorgehoben, dass die voranstehende Schilderung der Spermato-
gonese in vollem Umfange, nur für Ecliinorhynchus gigas Geltung hat. DocH auch bei Echinorhyclius
angustatus, sowie bei Ecliinorhynchus haeruca ist, soweit ich aus den mit Sublimat gehärteten und mit
Säurekarmin tingirten, ursprünglich nur für das Studium der Entwickelungsgeschichte bestimmten
Schnittserien ersehen konnte, die Reihe der Umwandlungen, welche nothwendig sind um aus den
Spennatogonien das reife Samenfädchen hervorzugehen zu lassen, ganz die nämliche, wie beim
Riesenkratzer. Ehe ich jedoch in flüchtiger Besprechung diese Verhältnisse berühren kann, muss ich
darauf hinweisen, dass trotz alledem doch der Hodeninhalt bei Ecliinorhynchus angustatus und Echino-
rchynchus haeruca ein ganz anderes Aussehen darbietet, wie bei Ecliinorhynchus gigas. Während
wir bei der letzteren Spezies 5 bis 6 Generationen Spennatogonien, die Spermatoeyten, die beiden
Generationen der Spermatiden und ausserdem noch zahlreiche Paekete reifer oder unreifer Spermatosomen
bunt durcheinander vorfinden, bilden bei den beiden erstgenannten Spezies schon die Spermato-
cyten das jüngste Entwickelungsstadium der das Hodenparenchym ausmachenden Samenzellen. Es kann
nicht meine Absicht sein, hier nochmals alle die Veränderungen des Kernes bei der mitotischen Theilung
bis in’s Detail vorzuführen. Ich will mich darauf beschränken, die wesentlichen Unterschiede, die in der
Form und- der Anordnung der verschiedenen Samenzellentwickelungsstadien zwischen Ecliinorhynchus
gigas einerseits und Ecliinorhynchus angustatus und Ecliinorhynchus haeruca andererseits obwalten, in
kurzen Zügen zu skizziren.
Wollen wir, in ähnlicher Weise wie wir dies beim Riesenkratzer gethan, auch die Spermato-
gonien in das Bereich unserer Besprechung ziehen, so müssen wir auf ein ziemlich frühes Larvenstadium
zurückgreifen. Ich wähle zu diesem Zwecke ein junges Männchen des Ecliinorhynchus angustatus. dessen
Länge 1,88 mm, dessen Leibesdurchmesser 0,34 mm beträgt. Der Hakenapparat ist bis zu den vordersten
Reihen vollendet und ragt als schlanker konischer Zapfen frei über die Leibesoberfläche hervor.
Seine Subcu ticularhül 1 c trägt noch immer den ursprünglichen syncytialen Charakter zur Schau. Die
Hautschicht der Leibeswand aber hat sich schon wesentlich verdünnt; die in ihr enthaltenen Km-ne sind
in reger Theilung begriffen, sodass man mit grösser Gewissheit eine baldige Umwandlung des Syncytium
in die zellige Hypodermis prognostiziren kann. Die Hoden haben sich zu länglich ovalen Körpern
abgerundet und besitzen jetzt eine Länge von 170—200 /.t und einen Durchmesser von 120—140 g.
Unmittelbar unter der derben und stark tingirten Tunica propria gewahrt man kleine Häufchen runder,
oder in Folge der gegenseitigen Berührung polyedrisch begrenzter Zellen (8—9,5 fi Durchmesser). Das
Zellplasma dieser den Spennatogonien 1. Ordnung des Riesenkratzers homologen Zellen besitzt die uns
bekannte spongiöse Beschaffenheit und zeigt eine geringe Neigung, sich mit Farbstoffen zu imprägniren.
Die äussere Begrenzung bildet eine derbe, doppelt konturirte Zellhaut. Das Zentrum der Zelle nimmt
der verhältnissmässig sehr grosse Kern (6—6,5 {-() ein 5 in ihm entdeckt man ausser dem ziemlich grossen,
sphäroiden und vollkommen glatten Nucleolus, noch eine grössere Anzahl kleiner und durch ein
lockeres Fadennetz verbundener, randständiger Chromatinhäufchen. Das Kernplasma scheint von zähflüssigerer
Natur zu sein, als das des Zelleibes und ist gegen letzteres sehr scharf abgegrenzt, ohne dass
jedoch eine besondere Grenzmembran sich nachweisen Hesse.