cephalicum herabreicht und nahezu ein Viertheil des gesammten :Cylinderumfanges für sich in Anspruch
nimmt.
Das Maximum der Dicke (170 fi) erreicht die fibrilläre Substanz an der Dorsalfläche, während
sie sich nach den beiden Seiten hin allmählich abflacht. Auf einem Querschnitte durch den Rüsselsack
tritt sie uns in der Form einer breiten Sichel entgegen (s. Tafel 1, Fig. 8 f°). Im letzten Dritttheile
des Rüsselsackes vertheilt sich die kontraktile Substanz gleichmässig auf die ganze Peripherie (s. Tafel 1,
Fig. 1 f°; Tafel 5, Fig. 6 f°).
Die prismatischen und kreisförmig gebogenen Primitivfibrillen liegen in einfachen Reihen konzentrisch
nebeneinander und formiren dünne, aber breite Blättchen von Sichel- oder Ringgestalt. Je zwei
derselben werden vermittelst eines dünnen Sarkolemmaseptum zu einer Fibrillenplatte (Primitivfaserbündel)
vereinigt. Auf einem Längsschnitte durch den Rüsselsak erscheinen diese Platten als schmale
beiderseits mit einer Punktreihe (Durchschnitte der Primitivfibrillen) besetzte parallele Stäbchen, die sich
etwas nach hinten neigen und die Cylinderaehse unter einem Winkel von 60° kreuzen (s. Tafel 10,
Fig. 12 f °). Es sind demnach die Fibrillenplatten nicht vollkommen eben, sondern sie entsprechen einem
Segmente der Mantelfläche eines sehr stumpfen (30°) Kegels, dessen Basis, wie man sich leicht durch
Vergleichung mit einem Tangentialschnitte überzeugen kann, mit der Medianebene einen Winkel von
70— 750 bildet. Die hellen Striche, die schon L e u c k a r t 1) an Querschnitten beobachtete und als sehr
enge Kanäle beschrieb, sind nichts anderes, als sehr dünne, bandartige Sarkolemmastreifen, welche, von
der äusseren Grenzmembran ausgehend, sich in radialer Richtung zwischen die einzelnen Fibrillenplatten
hineindrängen. Mit der Platten Oberfläche, beziehentlich den Ringfibrillen sind sie in ganzer Ausdehnung
auf das innigste verwachsen (s. Tafel 1, Fig. 1 f°; Fig. 8 f°). Von dem Zusammenhänge mit der
äusseren Sarkolemmahülle kann man sich sehr leicht auf Quer- und Längsschnitten durch das stark
kontrahirte Receptaculum überzeugen, weil hier infolge der starken Faserverkürzung die äussersten
Fibrillenstränge von der Wandung sich etwas abgehoben haben.
Auf der Aussenfläche wird die fibrilläre Substanz von einer aussergewöhnlich dicken (6 fi) Sarkolemmahülle,
die mit den Septen und den Radiärfäden in direktem Zusammenhänge steht, begrenzt
(s. Tafel 1, Fig. 1 s°, Fig. 8 s°; Tafel 5, Fig. 6 ; Tafel 10, Fig. 12 Rr). An den scharfen Ventralrändern
der kreisförmig gebogenen Ringmuskelplatte vereinigt sich diese äussere Scheide mit dem die Konkavität
auskleidenden Sarkolemmahäutchen und überspannt als derbe, scharf konturirte Membran (8—12 fi) den
weit klaffenden Spaltraum, ergänzt also gewissennaassen die Muskelrinne zu einer allseitig geschlossenen
Röhre (s. Tafel 5, Fig. 24 Rr).
Das Lumen der Rüsseltasche wird bis auf den ventralen Quadranten, in dem der Retractor pro-
boscidis verläuft, von dem mächtig entwickelten Markbeutel ausgefüllt. Letzterer besteht aus einem dünnflüssigen,
von feinen Fäden durchsetzten Plasma, das von der primatischen Spalte durch ein dünnes
Häutchen getrennt wird (s. Tafel 1, Fig. 8 M°). Dicht hinter dem Ganglienhaufen liegen, von einem
wohl ausgebildeten protoplasmatischen Balkenwerke umgeben, die beiden lang elliptischen Kerne
(53 <uX15 fi), welche einen kugelrunden Nucleolus, mehrere grössere Chromatinkörneranhäufungen und
ein dieselben verbindendes, äusserst blasses Fadennetzwerk in sich einschliessen (s. Tafel 5 Fig. 24 nc°).
9 Die menschlichen Parasiten, 2. Bd, pg. 761.
Es sind dies die einzigen Kerngebilde, die wenigstens beim erwachsenen Wurme in der Wand des
Receptaculum sich auffinden lassen. Zwar sieht man dicht hinter dem ganglionären Zellenhaufen, eingebettet
in ein besonderes, eigenartiges, von zahllosen dünnen Fädchen durchsponnenes Protoplasma, zwei
bis drei ziemlich grosse Nuclei liegen, die ganz das Aussehen der Muskelkerne haben. Dieses reticuläre
Protoplasma erfüllt die ganze cylindrische oder konisch nach hinten sich einengende Spalte des Recep-
taculumendes, setzt sich aber auch ventral, bisweilen auch lateral, nach vorn fort, so dass es nicht selten
die hintere Hälfte des Ganglion cephalicum bis zu den Retractores ventrales hinauf umhüllt. Es lässt sich
besonders an der Hand der Entwickelungsgeschichte der Nachweis erbringen, dass dieses von einer derben
Sarkolemmamembran scharf abgegrenzte reticuläre Plasma zu der Muskulatur der Receptaculumwandung
in keiner näheren Beziehung steht. Dagegen legt die Art der Verbindung mit dem Retractor dorsalis
die Vermuthung sehr nahe, dass wir es in ihm mit einem häutigen Appendix (Markbeutel) der Retractores
proboscidis'(vielleicht mit dem der lateralen Flügel) zu thun haben.
Das Receptaculum selbst reicht nicht bis an die Rüsselwand heran; die Insertion vermittelt ein
eigenthümlich gestalteter, völlig durchsichtiger Sarkolemmaring von fast chitinartiger Beschaffenheit
(s. Tafel 5, Fig. 13 R r; Tafel 10, Fig. 12 Rr). In seiner unteren Hälfte gleicht er — wie dies S c h n e id e r
schon richtig angegeben h a t1) — dem Mantel eines abgestumpften Kegels, der mit seiner nach hinten
gewandten schmalen Basis dem Vorderrande des Rüsselsackes fest verbunden ist. An der Verwachsungsstelle
schwillt die Chitinscheide zu einem mächtigen Ringwulste an, der septumartig in das Immen des
Rüsselsackes hineinragt und die obere Begrenzungsfläche der fibrillären Substanz abgiebt. Mit seinem
■vorderen Rande berührt der Sarkolemmatrichter die Rüsselwand dicht hinter der dritten Hakenreihe und
setzt sich in eine derbe Membran (7 fi) fort, welche den halbkugelförmigen Rüsselkopf vollkommen
auskleidet (s. Tafel 10, Fig. 11 Rr). In diese Sarkolemmakalotte senken sich die hinteren langen Wurzelfortsätze
der grossen, klauenförmigen Hakep ein und empfangen von ihr einen dünnen, scheidenartigen
Ueberzug, der das aus der Hypodermis herausschauende Stück umhüllt (s, Tafel 10, Fig. 11 sr). An der
Rüsselspitze steht der Sarkolemmaring mit dem Sarkolemmaüberzuge einer eigenartigen Muskelfaserplatte
•in Verbindung. Letztere hat die Gestalt eines flachen, am Rande abgeschrägten Konus, dessen Basisdurchmesser
260 fi, dessen Höhe aber nur 90 ft beträgt (s. Tafel 10, Fig, 11 Mp). Axial zeigt dieser
Konus eine kreiscylinderförmige Durchbohrung, die in der Nähe des hinteren Randes nach der Bauchfläche
hin umbiegt und in' die Rüsselhöhle ausmündet. Das Lumen dieser Höhle wird von einem zusammengewundenen
Nervenfaden, eine Tastpapille, fast vollständig ausgefüllt. Hinsichtlich ihres histologischen
Baues möchte ich diese ringförmige Muskelplatte mit denjenigen Zellen vergleichen, welche sich
am Aufbaue des Sortirapparates des Uterüsglockengrundes betheiligen. Wie diese, so besteht auch sie
aus einem reich verzweigten engmaschigen Protoplasmafadennetze, welches in den verschiedensten Richtungen
von Muskelfibrillen durchsetzt wird. Nur am Rande der Platte nehmen diese feinen Fibern einen zirkulären
Verlauf an und formiren eine dünne Ringfaserrinde (s. Tafel 10, Fig. 11 Mp; Tafel 5, Fig. 19 Mpm).
Die Kerne, die stets in der Zweizahl vorhanden sind, liegen nicht in der Platte selbst, sondern inmitten
eines grossen Markbeutels, der von der hinteren Plattenfläche aus als ansehnlicher gefalteter Schlauch
zwischen die grossen Rüsselretraktoren hineinragt (s. Tafel 10, Fig. 11 Mpnc). Der Markraum der aus
’) Archiv für Anatomie und Physiologie, 1868, pg. 59.1.