Von dem trichterförmig erweiterten Ende des Kittganges aus greift der Umwandlungsprozess
au f die eigentliche Drüse über. Zunächst ist es wiederum d e r protoplasmatische Theil, der eine Verflüssigung
erleidet. Schliesslich treffen die Veränderungen aber auch die Kerne. Die randständigen
Chromatinanhäufungen werden aufgezehrt, der Plasmainhalt nimmt eine liquide Beschaffenheit an und
die äusseren Kerngrenzen schrumpfen zusammen. Endlich fallen auch diese letzten Ueberreste der
Resorption anheim.
Die sogenannte Kittsubstanz ist demnach kein eigentliches Sekret, sondern das Degenerationsprodukt
des Drüsenparenchyms selbst.
Eine zweite Hülle erhalten die Hoden und die Kittdrüsen durch' das sogenannte Ligamentum
Suspensorium. An diesem eigenartigen Aufhängebande kann man drei aufeinanderfolgende Abschnitte
unterscheiden, nämlich: einen häutigen ey linder- oder spindelförmigen Anfangstheil, ein kürzeres,
grossentheils aus Längsmuskelfasern gebildetes Mittelstück und den schon oft erwähnten Ringmuskel -
mantel des Ductus ejaculatorius. Keineswegs soll aber hiermit angedeutet werden, dass nur das vorderste
Segment ligamentöser, die übrigen aber muskulöser Natur seien. Es bestehen vielmehr alle drei Abschnitte
ebensogut aus Sarkolemma, wie aus fibrillärer Substanz. Aber die Mengenverhältnisse und die*
Anordnung der Bestandtheile sind in den einzelnen Abschnitten so verschieden, dass wohl eine derartige
Eintheilung gestattet ist.
W ir wollen zunächst den vordersten dieser Abschnitte, der bei den drei von mir au f diese
Verhältnisse 1 im untersuchten Spezies vom Rcceptaculum bis zum Ende des zweiten Hodens reicht, ’¿pi■
das Auge fassen.
Bei Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca tritt das Ligamentum suspefisorium
als ein vielfach gefa Itetes Rohr an die Rüssclschoide heran und inserirt sich an deren Sarkolemma^
beklc jidung zwischen den drei Wurzeln des Retractor receptaculi. Erst unmittelbar vor der ersten
Keimdrüse weitet es sich zu einem fast cylindrischen Schlauche aus, der nun, der Tunica propria sich
anschmiegend, ohne grössere Falten und Erhebungen über die Hoden hinwegzieht. Die einfache Wand
des Ligamentes besteht der Hauptmasse nach aus einer homogenen, farblosen Substanz, die histologisch
in jeder Beziehung mit dem Sarkolemma der Muskelzelle übereinstimmt.
S ä f f t i g e n behauptet zwar, dass die Grundsubstanz des Ligamentes als Muskelwerk anzusehen
sei. Dieser Ansicht widerspricht aber nicht nur das optische Verhalten, sondern vor allen Dingen auch
die Entwicklungsgeschichte.
In der Sarkolemmagrundsubstanz sind zahlreiche, aber sehr dünne und häufig anastomosirende
Longitudinal- und Circulärmuskelfibrillen eingebettet. Die zugehörigen Kerne haben eine länglich ovale
Form und bilden die Centra, von denen die Fibrillen auslaufen. Ih re aussergewöhnliche Grösse ist
wahrscheinlich die Ursache gewesen, dass man sie in früherer Zeit als Ganglienzellen oder einzellige
Drüsen beschrieben hat.
Wesentlich komplizirter ist der Bau des Ligamentum Suspensorium bei Echinorhynchus gigas.
Was zunächst das vordere, häutige Segment angeht, so besteht dieses aus einem dünnwandigen Hohl-.-
cylinder, der schon bei seiner Insertion ein ansehnliches Lumen aufweist. Mit der vorderen, fast kreisförmigen
Oeffnung umfasst er das kuppelartig abgerundete Ende der Rüsselscheide und vereinigt sieh
mit dessen Sarkolemniaüberzuge.
Vom ersten Hoden geht das Ligament direkt auf den zweiten über. Da aber, wo die dünnen,
zugespitzten Enden der Keimdrüsen zusammenstossen, entstehen in Folge der plötzlichen Massenabnahme
der Einschlüsse zahlreiche Falten und Erhebungen (s. Tafel 3, Fig. 8 L 1). Ein ähnliches, aber weit
ansehnlicher entwickeltes Faltensystem wird dicht hinter dem zweiten Hoden gefunden.
L e u c k a r t h at die Faltenpolster gesehen und im Grossen und Ganzen richtig beschrieben. Nur
mit einer Bemerkung kann ich mich nicht vollständig einverstanden erklären. L e u c k a r t behauptet
nämlich, dass einige der Falten bis an die Leibeswand heranreichen und mit deren Peritonalbekleidung
eine Verbindung eingehen. .In solchen Fällen sollen dann Fasern von der Längsmuskulatur
abbiegen und dem Ligamente sich auf lagern. Ein Zusammenhang des röhrenförmigen Ligamentes mit
dem Hautmuskelschlauche kann schon aus dem Grunde nicht existiren, weil die Falten gar nicht konstant
sind, sondern sich nur solange vorfinden, als die Kopulationsorgane im Innern der Leibeshöhle ruhen.
Wird aber die Bursa copulatrix nach aussen hervorgestülpt, so verstreichen alle Falten und Runzeln,
und das Ligament erscheint als v öllig'glatter, cylindrischer Schlauch.
Der Hohlraum des Ligamentum Suspensorium wird von demselben Liquidum erfüllt, das sich
auch sonst in der Leibeshöhle vorfindet und wohl als Blutflüssigkeit bezeichnet werden kann. Durch
Sublimatlösung und Alkohol gerinnt es zu einer feinkörnigen, seltener gestreiften oder wolkig getrübten
Masse. Im späteren Leben vertauscht dieses Coagulum nicht selten seine blasse Färbung mit einer
mehr gelben oder bräunlichen. Dieser Farbenwechsel rührt von dem Auftreten zahlreicher kleiner unregelmässiger
Körner her, die theils einzeln, theils zu grösseren Haufen zusammengeballt neben einander
liegen. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man diese Körnchen als Exkretstoffe betrachtet.
Mit der Ventralfläche des eben beschriebenen dorsalen Ligamentschlauches ist in ganzer Länge
ein ebenes sehr breites Band verwachsen, dessen Ränder lateral an der'Peritonalauskleidung der Leibeswand
sich be festigen. Muskelfibern habe ich nirgends von der Längsfaserschicht sich loslösen- und auf
dieses Band übergehen sehen (s. Tafel 3, Fig. 8 L2.).
Die Entwickelungsgeschichte leh rt, dass dieses ventrale Ligamentband das Rudiment eines
zweiten Schlauches vorstellt und als Homologon des ventralen Ligamentschlauches der Weibchen betrachtet
werden muss.
Histologisch stimmen beide Theile des Ligamentum Suspensorium überein. Ungeachtet der
ausserordentlichen Dünne lassen sich an ihm drei übereinander liegende und in ganzer Ausdehnung verwachsene
Schichten unterscheiden. Die mittlere derselben übertrifft an Stärke die beiden äusseren um
mehr als das Dreifache. Sie stellt eine blassgefärbte, fein granulirte, niemals aber gestreifte Membran
vor (s. Tafel 3, Fig. 8 Ls.). Die beiden äusseren Schichten haben eine weniger zähe Beschaffenheit
und imbibiren den Karminfarbstoff in solch hohem Maasse, dass sie auf Schnitten als blutrothe Linien
erscheinen' (s. Tafel 3 Fig. 8 Ls', Ls").
Der zweite Ligamentabschnitt lässt bei allen drei Arten im grossen und ganzen die gleichen
Strukturverhältnisse erkennen und reicht bis zum Ende der letzten Kittdrüse. E r bildet einen dünnwandigen
Hohlcylinder, dessen Gestalt freilich durch die Anwesenheit der riesigen Drüsenkörper manche
Unregelmässigkei ten da rbietet.
Die farblose, feingekörnte Grundsubstanz, welche offenbar eine direkte Fortsetzung der Sarko-
lemmamembran des vorderen Abschnittes ist, wird von zahlreichen, häufig anastomosirenden, abgeplatteten