hülle wird abgestreifta) , und der Wurm verliert seine schlanke Gestallt; er schwillt zu einem plumpen
Gebilde an, das keinerlei Bewegungen mehr zu erkennen giebt.
Im Allgemeinen hat diese zweite Larvenformb) das Aussehen einer Flasche mit abgerundetem
Boden und einem halsartig verjüngten Yordertheile. Der Durchmesser des Flaschenkörpers ist bis gegen
das Hinterende beinahe überall derselbe, doch hält letzterer nicht immer einen geraden Verlauf ein, sondern
biegt sich bald nach links, bald nach rechts; nicht selten findet sich sogar gegen die Mitte eine starke Einknickung
®). Häufig sieht man auch dem Hintertheile die alte Larvenhaut noch anhaften, so dass es zuweilen
den Anschein hat, als ob derselbe spitz zulaufe. Mit dem äusseren Habitus ist auch die Organisation
in manchen Stücken eine andere geworden. Die Kopfkappe ist geschwunden und an ihre Stelle ist ein
kleiner Chitinwulst getreten, der die Mundöffnung ringförmig umgiebt. Die Cuticula hat mit der Turgescenz
ihre Querringelung verloren und diese mit einer zarten Längsstreifung vertauscht. Von den breiten Lateral-
feldem ist keine Spur mehr sichtbar. Auch am Darmtraktus haben sich einige Umbildungen vollzogen.
Der alte Stachel ist zunächst durch einen neuen ersetzt worden, der an Stärke und Grösse hinter dem
früheren zurücksteht, und sich weiter auch durch den Besitz von kugeligen, nicht mehr hakenförmig
gekrümmten Verdickungen an der Basis auszeichnet Der Oesophagus hat seinen Bau im wesentlichen
beibehalten, dagegen ist der Darm zu einem weiten Sack geworden, der auf seiner Wandung nunmehr an
Stelle der grossen glänzenden Zellen, kleinere körnchenreiche Zellen von polyedrischer Gestalt trägt. Die
Chitinbekleidung des Mastdarmes hat sich, wie der vordere Theil des Exkretionsgefässes, gleichfalls
erneuert Der After ist endständig geworden, und der Porus excretorius hat die Gestalt eines Trichters
angenommen. Die Muskeln lassen sich auf der Innenseite noch allenthalben nachweisen, aber bei der
Sessilität hat ihre Funktion vollkommen aufgehört.
Nach und nach bauscht sich der Larvenkörper unter dör reichlichen Nahrungsaufnahme immer
stärker auf, so dass die Epidermis der Wurzel durch den wachsenden Druck allmählich nach aussen vorgewölbt
wird, und das Thier als eine Art Cyste umhüllt.d) Als Galle lässt sich diese Bildung wohl kaum
auffassen, da es niemals an derselben zu einer Gewebswucherung kommt, sondern immer nur zu einer
starken Spannung der Zellenmembranen.
Bis zu dieser Zeit gleichen sich alle Individuen, sowohl in ihrer äusseren Gestalt, wie in ihrer
Organisation. Die Genitalanlage hat freilich inzwischen eine merkliche Ausdehnung erfahren; sie hat, wie
die Larve, an Länge und Breite zugenommen, aber eine wesentliche Umformung ist nicht eingetreten. Erst
wenn die Anschwellung ein bestimmtes Maximum erreicht hat, beginnen sich bei beiden Geschlechtern Unterschiede
nach aussen und innen geltend zu machen. Während bei einem Theile.. der Würmer — denjenigen,
die sich zu Männchen um wandeln — das Wachsthum sistiert, schreitet bei den anderen die Turgescenz
weiter fort. Bei diesen letzteren, welche sich sehr bald durch das Auftreten einer Vulva als Weibchen zu
erkennen geben, geht die gestreckt bauchige Form jetzt rasch in eine kugelige über. Dabei setzt sich
das halsförmige Vorderende gegen den übrigen Körper ziemlich scharf ab, indem es sich zugleich nach
dem konvexeren Bücken hinkrümmt. Die Vulva®) stellt anfangs einen kleioen, halbmondartigen Spalt dar,
der sich auf der ventralen Seite ganz in der Nähe des Afters findet. Mit der ^Grössenzunahme rückt
dieselbe jedoch immer mehr an das Hinterende, wo sie nach und nach bedeutend sich aufwulstet und
zapfenförmig vorspringt. Der After ist dieser Dislocierung gefolgt und liegt schliesslich auf dem Kücken.
Hand in Hand damit nimmt die Genitalanlage auch ihre definitive Gestalt an. Sie streckt sich in die
Länge und spaltet sich in ihrem oberen Theile durch eine tiefe Einsenkung in zwei Zipfel, die, zuerst gerade
gestreckt, in kurzer Zeit zu vielfach gewundenen Genitalschläuchen auswachsen. Ursprünglich besteht der
Inhalt dieser Zipfel aus einer Anzahl Kerne, die von einem hellen Protoplasma umschlossen werden. Mit der
Längsdehnung indessen tritt bald eine Differenzierung dieser Elemente ein, und nicht lange, so lassen sich
die drei Abschnitte, das Ovarium, der Eileiter und der Uterus, histologisch deutlich von einander unterscheiden,
während der mit der Vulva in Verbindung stehende unpaare Theil jetzt als Vagina die Communi-
kation des Geschlechtsapparates mit der Aussenwelt herstellt. Auch die anderen Organe haben theilweise ein
verändertes Aussehen erhalten und ihre definitive Form erlangt. So hat sich die dünne Cuticula wesentlich
verdickt und auf ihrer Oberfläche mit querziehenden bald hohen, bald niedrigen Höckerchen versehen, die
regellos in einander übergehen. Gewöhnlich ist dieselbe noch mit der alten Haut bedeckt, die in Fetzen
an ihr herabhängt und nichts anderes repräsentiert, als die Schmidt’sche subkrystallinische Schicht. Der
Darm hat sich gleichfalls in Uebereinstimmung mit der kugeligen Form des Körpers zu einem gewaltigen
Sacke erweitert und mit Nährmaterial derartig prall gefüllt, dass er das Lumen der Leibeshöhle fast gänzlich
in Anspruch nimmt. Die übrigen Organe, der Stachel, der Oesophagealtheil des Darmtraktus, das Exkre-
tionsgefass, sind von diesen Veränderungen nicht berührt worden; nur hinsichtlich der Muskeln sei bemerkt,
dass dieselben bei dem Mangel jeglicher Lokomotion degenerieren und schliesslich völlig zu Grunde gehen.
Bei der ausserordentlichen Turgescenz des weiblichen Thieres platzt nun auch sehr bald die Wurzel-
epidermis, die obwohl derb und elastisch, doch dem starken Drucke auf die Dauer nicht widerstehen kann.
Das Weibchen tritt dann mit seinem Hinterende aus der Wurzel heraus, während der Kopftheil noch in
dem Parenchym eingesenkt bleibt.a) In dieser Lage wird an demselben aller Wahrscheinlichkeit nach der
Befruchtungsakt vollzogen, den zu beobachten mir leider nie geglückt ist.
Später, wenn die gesammten Organe zerfallen sind, und das Innere nur noch Eier und Larven birgt,
fällt das zu einer bräunlichen, pelluciden Brutkapsel gewordene Mutterthierb) von der Wurzel ab, um in
der Erde die Nachkommenschaft noch eine Zeit lang zu schützen.
Nicht selten kommt es übrigens gar nicht zu einem eigentlichen Entoparasitismus, besonders dann
nicht, wenn die angegriffenen Würzelchen einen sehr geringen Umfang besitzen. Die Thierchen dringen in
einem solchen Falle nur mit dem Kopftheile ein und machen ihre Umwandlung ausserhalb als Ektoparasiten0)
durch. Die schädlichen Einwirkungen auf die Pflanzen bleiben, was kaum erwähnt zu werden braucht,
natürlich dieselben.
Dass die Einwanderung nicht immer eine nothwendige Bedingung für die Entwicklung der Larven
ist, glaube icfi daraus schliessen zu dürfen, dass es mir gelungen ist, Larven, die ich in ein Gefäss mit
humusreicher Erde ohne Pflanzen brachte, gleichfalls in ihre späteren Stadien Überzufuhren; ich fand in
solchen Zuchtapparaten sowohl Weibchen von völlig kugeliger Gestalt, wie Männchen, die, fast fertig ausgebildet,
in der flaschenartigen zweiten Larvenhülle eingeschlossen lagen.