nächst ein kugelförmiges Gebilde repräsentirt, dessen Hohlraum nur noch durch eine feine Oeffnung mit
dem Lumen der Knospe verbunden ist (Taf. XIII, Fig. 149). Es ist dies die Anlage des Centralnervensystems,
das naturgemäss aus beiden Blättern der Knospe, der Hauptsache nach aber aus dem ectoder-
malen besteht, während das mesodermale Blatt nur als schützende Hülle, als Neurilemma, Verwerthung
findet. Der eigentlich nervöse d. h. ectodermale Theil der Ganglien blase treibt nach seitwärts man
sehe den Flächenschnitt Taf. XIII, Fig. 150 d, der so genau wie möglich dem Stadium der Fig. 149
entspricht — zwei Ausstülpungen in Form hohler Hörner (ln), welche zwischen Ecto- und Mesoderm
des Lophophors ihren Platz finden und die Hauptäste des Nervensystems, die Lophophorstämme, darstellen.
Dieselben verlängern sich in der Richtung der beiden Arme und differenziren nach vorn den
Schlundring. Die sonstigen Wandlungen, welche das Nervensystem seinem definitiven Zustand entgegenführen,
ergeben sich aus der Vergleichung.
Um die geschilderten Vorgänge nochmals vor Augen zu führen, möchte ich den Blick des
Lesers auf die Figg. 151 u. 152'der Taf. XIII lenken, wo die Polypidanlage in der Ansicht von oben
dargestellt ist. Nur die Halsregion, welche über der Tafelfläche zu denken ist, wurde nicht wieder-
o-egeben. Fig. 151 ist ein Stadium wie etwa Fig.- 145, Fig. 152 steht in der Mitte zwischen Fig. 147
und 148. Mit an ist der hintere Theil des Darms, mit or die Stelle des embryonalen Mundes bezeichnet.
Der Oralschiauch selbst ist in Fig. 151 noch nicht zur Anlage gelangt, in Fig. 152 ist bereits ein con-
tinuirlicher Darm verbanden. Vom After zum Munde sieht man die Median furche verlaufen, welche den
ursprünglich einfachen Centralkegel in die beiden seitlichen Loben 1 theilt, die sich zu den Armen des
Tentakelträgers heranbilden. Sie sind in den Figuren der Fläche des Statob 1 asten.parallei durchschnitten,
daher man deutlich die beiden Blätter der Anlage und die in die Lophophorhöhle eingedrungene Dottermasse
erkennt. Wäre der Schnitt etwas höher geführt Avorden, so würde der mit lh bezeichnete Raum
vollständig von der Knospemvand iibei’wölbt erscheinen. Darüber würde sich das primäre Knospenlumen
innerhalb einer kreisförmigen Umgrenzung ausbreiten, welche von der Ausscnlamelle der Ringfalte .gebildet
Avird und der spätem Tentakelscheide homolog ist. In Fig. 151 erkennt von ihr bei ts ganz
deutlich den tiefer gelegenen oralen Theil, im Bereich der Lophophorarme ist nur der untere Rand getroffen,
d. h. die Stelle, avo die Aussenlamcllc in den Centralkegel, speciell in die Wandung des Lophophors
übergeht. Vor dem Munde vereinigen sich die flacher Averdenden Lophophorwülste zur oralen Lophophor-
leiste 1. Diese ist in Fig. 152 von den stärker hervortretenden Armen beinahe schon ganz verdeckt,
z. Th. auch deshalb, Aveil sich der orale Theil der Knospe immer mehr senkt und die anfangs flach aus-
o-ebreiteten Organe zusammengezogen und übereinandergelagert werden. Das gilt namentlich auch von
denen, die im Bereich der Medianfurche gelegen sind. In der Mitte derselben bemerkt man bei n eine
Enveiterung Avelche als erste Anlage des Nervensystems zu deuten ist und deren seitliche Buchten die
Bildungsstätte der Lophophorstämme bezeichnen. Da in Fig. 151 der Oesophagus noch nicht kenntlich
ist, so werden wir das Ganglion als das ältere Organ anzusprechen und ihm seinen Platz zwischen After-
und Munddarm auch in genetischer Beziehung anzuweisen haben: Am Boden der Keimscheibe entstellt
zunächst, gleichsam durch Knospung, der hintere Theil des Darms, dessen inneres, der peripheren Zellschicht
des Statoblasten entstammendes Blatt specifisch entodermale Functionen übernimmt und vorzugs-
Aveise der Resorption zu dienen i.erufen ist. In der vom After oralwärts vorrückenden Medianfurche
bildet sich dann aus dem nämlichen Material die Ganglienblase. Zuletzt vertieft sich die Furche an
ihrem vorderen Ende zum Oesophagus, der nächst der Tentakelkrone den am wenigsten differenzirten
Theil des ursprünglichen Knospengewebes darstellt.
Die weitere Entwickelung des Polypids bietet nichts Eigentümliches dar, und kann ich auf das
über die Knospung im Stock Gesagte zurück verweisen. Nur die Lagerung des aus dem Analschlauch
hervorgehenden, blindsackförmigen Theils des Magens (Pyloricaltheil) ist merkwürdig, insofern dieser im
Statoblasten nicht wie sonst unter den Oesophagus (Taf. III, Fig. 46), sondern nach hinten über das
Rectum geschlagen wird (Taf. XIV, Fig. 158), vermutlich weil andernfalls die an der Oralseite befindlichen
Knospen räumlich zu sehr beeinträchtigt würden. Dass der Pharynx, zumal die anale bis auf-
Avärts zum. Epistom reichende Wand desselben, erst secundär in den Darmtractus einbezogen wird die
embryonale Mundöffnung also nicht genau der definitiven entspricht, sei hier nochmals betont. Noch
auf dem Stadium Taf. XIII, Fig. 149 sieht man den Ganglienknoten im Bereiche des Lophophors
ZAvischen den beiden Armen liegen, während er später (Taf. XIV, Fig. 158)' auf dem Schlundrohr
ruhend, durch direete Abschnürung von der Darm wand entstanden zu sein scheint.
Die Mu s k e l n bilden sich, Avie immer, aus Zellen des mesodermalen Blattes; die der Tunica
muscularis in völliger Uebereinstimmung mit der gewöhnlichen Knospe, die freien jedoch nicht durch
die früher (S. 61 f.) beschriebene, eigentümliche Art der Abspaltung vom Knospenhals aus, sondern, Avie
ich glaube* so, dass an geAvissen Punkten, wo das junge Polypid mit der cystidalen Leibeswand zeit-
aveilig in Berührung tritt, die benachbarten Zellen mit einander verwachsen und sich dann, bei gegenseitiger
Entfernung, unter EntAvickelung der contractilen Substanz zu langen, Spindelförmigen Fasern
ausziehen. Die ersten Spuren der grossen Retractor- resp. Rotatormuskeln habe ich zur Zeit der Anlage
des Ringkanals wahrgenommen: Auf den letzten zu Fig. 149 gehörigen Sagittalschnitten sah ich auf
jeder Seite des Mundes ein Bündel von Fasern sich inseriren, welche, schräg nach unten und etwas nach
hinten verlaufend, vom inneren Epithel der Statoblasten wand ihren Ursprung nahmen.
Auf eine ähnliche Weise dürfte auch der Fu n i c u l u s der ersten Knospe gebildet werden, doch
stehen mir darüber keine Beobachtungen zu Gebote.
Sowohl die Muskeln, Avelche die Leibeshöhle durchsetzen, als auch das ganze mesodermale Blatt
welches dieselbe umgiebt, weisen von Anbeginn eine innige Beziehung zu dem die Leibeshöhle erfüllenden
Do t t e r auf, der, wie Avir wissen, selbst aus Mesodermzellen seinen Ursprung genommen hat. Ja wir
sahen, dass jenes Epithel, Avelches nun zugleich das äussere Blatt der Polypidknospe und die innere
Schicht der Statoblastenwand darstellt, z. Th. aus den Kernen hervorging, welche sich aus dem Dotter
auf das der Schale anliegende Ectoderm gleichsam niederschlugen. Schon damals musste behufs Ergänzung
der Kerne zu vollständigen Zellen eine Wiederumsetzung des Dotters in protoplasmatische Substanz
erfolgen,' und um so weniger kann es uns Wunder nehmen, wenn eine solche auch bei allen
ferneren Neubildungen im Statoblasten zu constatiren ist. In der Tliat beobachten wir, dass überall wo
Mesodermbildungen auftreten, an der LeibesAvand, in der Umgebung der Knospen, an der Muskulatur
die Dottermasse den engsten Anschluss sucht. Sie erfüllt sämtliche von Mesoderm ausgekleideten Hohlräume
der Polypide, das Lophophorlumen, den Ringkanal, die Epistomhöhle, die Tentakeln. Noch bei
Tlneren, welche die Schale bereits verlassen haben, findet man sie an all diesen Stellen, z. Th. dem
Epithel angeschmiegt, z. Th. in Ballen oder zu einzelnen Körnchen versprengt, in der Leibeshöhle um-
hergefluthet. Der Grund dieser Erscheinung ist ohne Zweifel der, dass die Dottermasse fortdauernd zur