gewundenen Verlauf an. Bald beginnen sie kleine, spitze Fortsätze zu treiben und vermittelst dünner Fäden,
die von diesen Protuberanzen ausgehen, mit einander in Verbindung zu treten. Die Zahl der Fäden
nimmt rasch zu, und in demselben Maasse verlieren die Chromosomen an Selbständigkeit. Indem nämlich
kleine Chromatinpartikel sich aus der Substanz der Chromosomen ablösen und zu kleinen Häufchen
zusammen treten, verwandelt sich die Kernfigur allmählich in ein feinfädiges Netzwerk, dessen Knotenpunkte
durch die eben erwähnten Chromatinhäufchen gekennzeichnet werden. Auf dieser Entwickelungs-
stufc treten die Nucleolen wieder sehr deutlich hervor. Sie bilden vollkommen kugelrunde oder auch
mehr linsenartige Chromatinkörner, welche sich in Folge der glatten Oberfläche von der übrigen Chro-
matinbildung leicht unterscheiden lassen. Vorläufig sind die Tochterkerne noch vollständig hüllenlos.
Bald jedoch wird eine etwas dunklere und mehr homogene Randschicht sichtbar, welche nun allmählich
zur Kernmembran sich verdichtet.
Die so erhaltene zweite Generation von Spermatogonien (s. Tafel 9, Fig. 17) unterscheidet sich
in vielen Punkten von den' Mutterzellen. Zunächst muss hervorgehoben werden, dass die Grösse der
Tochterzellen (8,5—9,6/<) wesentlich hinter der der Mutterzellen (10—14 ft) zurückbleibt. Weit auffallender
sind aber die relativen Grössendifferenzen, welche zwischen Kern und Zellenleib obwalten.
Während bei den Spermatogonien (Spermatonieren v a n B e n e d e n ’s) 1. Ordnung der Kerndurchmesser
(ca. 9 ft) fast 41 a desjenigen der Zelle (ca. 12 ft) erreicht, beträgt er bei den Spermatogonien 2. Ordnung
(4—4,6 ft) kaum noch die Hälfte des Zellendurchmessers (8,5—9,0 ft). Ein nicht minder leicht in die
Augen springendes Merkmal ist die dunkle Färbung der Tochterkerne, deren Grund offenbar einzig
und allein in der dichteren Anhäufung der chromatischen Substanz zu suchen ist (s. Tafel 9, Fig.
Aber nicht nur die Form, sondern auch die gegenseitigen Lagerungsbeziehuugen sind bei den
verschiedenen Generationen nicht die gleichen. Wir sind gewöhnt, die Zellen der ersten Generation
einzeln* oder in sehr kleinen,, soliden Häufchen bei einander liegen zu sehen. Im letzteren Falle zeigen
die Zellen in Folge der gegenseitigen Berührung mehr- oder minder regelmässige polyedrische Begrenzungen.
Die Zellen def&ffcweiten Generation dagegen reihen sich in einfacher Schicht aneinander Und
bilden die Rindenschicht rundlicher oder oval gestreckter Ballen. Der von ihnen umgrenzte Hohlraum
wird von einem eigenartigen, retikulären Protoplasma erfüllt. Ueber die Herkunft dieser Zentralmasse
sind meine Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen. Von den peripherisch gelegenen
Samenzellen kann sie unmöglich gebildet sein, da erstens niemals bei dem Theilungsprozesse Plasma-
ausstossungen beobachtet werden, zweitens aber das Volumen dieser Bildungen im Laufe der Zeit <|hj§r
ab- als zunimmt. Vergleichen wir nun aber die ovalen, durch Degeneration aus den grossen Kernen
entstandenen Plasmaballen mit dem Zentrum der Samenzellenhaufen, so zejgt es sich, dass beide nicht
nur in der Grösse, der retikulären Form des Protoplasmas, der Anordnung des gröberen oder feineren
Plasmageäders übereinstimmen, sondern es finden sich auch jene körnigen Konglomerate wieder, die ich
an einem früheren Orte als Ueberreste des Kerngerüstes gedeutet habe. Diese höchst merkwürdige
Thatsache legt die Vermuthung sehr nahe, es möchten die kleinen Spermatogonien zweiter Ordnung,
eines nach dem anderen, der Oberfläche der degenerirenden, ovalen Kernblasen sieh anschmiegen, bis
schliesslich letztere von einer kontinuirlichen Schicht solcher kleinen Zellen bedeckt ist. Wenn späterhin
der zweiten Generation eine dritte folgt, so häufen sich die Samenzellen in doppelter oder dreifacher
Lage an. Wächst nun aber die Menge der Spermazellen durch Hinzufügung immer neuer Generationen
mehr und. mehr, so werden neue Plasmaballen herangezogen und, gleich den ersten, von den Samenzellen
eingehüllt. Auf diese Weise gehen jene höchst charakteristischen, traubenähnlichen Formen hervor,
welche? die älteren Entwickelungsstadien der männlichen Zeugungsstoffe kennzeichnen.
Uber den physiologischen Werth dieser zentral gelegenen, retikulären Plasmamassen der Samenzellenhaufen
können wir wohl kaum einen Augenblick im Unklaren sein. Sie entsprechen vollkommen
den unter dem Namen Rhachis bekannten Bildungen, welche besonders bei einer Anzahl von Nematoden
und Insekten eingehender untersucht und als Träger der Samen- und Eizellen erkannt wurden.
Wie ich dies schon oben erwähnt habe, folgen den Spermatogonien zweiter Ordnung noch
mehrere Generationen. In Folge der sich öfters wiederholenden Theilung werden die Zellen kleiner
und kleiner. Der Kerndurchmesser hat sich natürlicher Weise auch verringert, doch ist das relative
Verhältniss zwischen ihm und dem Zellendurchmesser (1:2) das gleiche geblieben.
Als Endprodukt der Zellvermehrung erhalten wir kleine polyedrisch begrenzte oder mehr
rundliche Zellen, welche sammt und sonders die gleiche Grösse besitzen und 6,6 ft messen. Die Kerne
zeigen eine vollkommen sphärische Form und sind so vollständig mit Chromatin erfüllt, dass man sie,
zumal auf unzureichend ausgezogenen Präparaten, leicht für solide Chromatinkörner halten könnte. Ihre
Grösse beträgt durchschnittlich nur m 2 n Nach ihrem Verhalten zu den Öpermatozoen müssen wir
diese kleinen Zellen als ¡Samenmutterzellen oder, falls wir uns der in der Literatur am weitesten verbreiteten
Terminologie von L a V a l e t t e ¡St. G e o rg e bedienen wollen, als ¡Spermatocyten bezeichnen.
Die ersten Veränderungen, die sich an den Spermatocyten (Spermatomeren O sk a r H e r tw ig ’s)
wahrnehmen lassen, bestehen darin, dass ihr Zellenkörper von einem Durchmesser von 6 ft auf einen
solchen von 8—‘9 fi heranwächst. Das Protoplasma verliert seine Durchsichtigkeit und gewinnt, indem
die Körnchen der dunkel tingirteh Häufchen sich mehr zerstreuen, eine gleichrnässig trübe Beschaffenheit
Inzwischen hat aber auch der Kern sich zu einem dem Keimbläschen vergleichbaren Gebilde vergrössert.
Infolge der Einlagerung einer dünnflüssigen Plasmamasse, Kernsaft, ist das Chromatingerüst aufgelockert
worden, sodass man jetzt einen weit klareren Einblick in den Bau des Kerninneren gewinnt. Die
Chromatinfäden sind nicht, wie wir dies bei sämmtlichen Spermatogonien zu finden gewöhnt waren,
gleichmässig über den Kernraum v.ertheilt, sondern sie häufen sich an gewissen Punkten in grösseren
Massen an und bilden dunkele, spongiöse Ballen, von denen -nun die mit zahlreichen Zacken besetzten
Arme ausgehen.
Schickt sich die Samenmutterzelle zur Theilung an, so ändert sich zunächst wieder das Aussehen
des Kernes. Die gröberen und kleineren Chromatinpartikel des Ophiuren- ähnlichen Kerngerüstes
fliessen zu dicken Strängen zusammen, die wirr in einander geschlungen das Centrum der Kernblasen
einnehmen. Doch auc^i. diese Form der chromatischen Figur ist, wie dies die relative Seltenheit des
Spiremstadium zur -Genüge darthut, von keiner langen Dauer.
Aus dem wirren Knäuel gehen allmählich 4 haamadelförmig gekrümmte Schleifen hervor. Da
nun um diese Zeit die Kernmembran verschwindet, so werden zunächst die vier Chromosomen über das
ganze Zellplasma zerstreut. Bald aber nähern sie sich wiederum — und zwar wahrscheinlich in Folge
der stetig fortschreitenden Verkürzung der achromatischen Spindelfäden, von denen sich leider auf allen
von mir hergestellten Präparaten nur sehr schwache Andeutungen nackweisen Hessen — und treten
schliesslich zur Aequatorialplatte zusammen (s. Taf. 9, Bhg. 36). Auch das Monasterstadium geht rasch