Substanz) sich auflagern, so können die Fibrillenplatten niemals die innere Sarkolemmagrenzmembran erreichen.
Späterhin wird auch diese äussere Muskelhaut durch zahlreiche von der äussere Sarkolemma-
scheide sich erhebende Ringfalten in einzelne Partieen, sogenannte Fasern, zertheilt.
Nach dem Gesagten liegt es klar auf der Hand, dass wir keineswegs berechtigt sind, die Muskelfasern
von Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca ohne Weiteres denen des Riesenkratzers
gleichzustellen. Die Muskelrohre des Echinorhynchus gigas verdanken ihre Entstehung einem einzigen
Primitivfaserbündel und erreichen eine verhältnissmässig sehr hohe Ausbildung. An der Konstitution der
sogenannten Muskelfaser von Ecliinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca dagegen betheiligt
sich eine ganze Anzahl solcher Primitivfibrillen bänder, welche meist ihre primitive Platten- oder Bündelform
beibehalten und gemeinschaftlich von einer derben Sarkolemmamembran umhüllt werden. Trotz
des so komplizirten Baues, den die Muskelfaser des erwachsenen Riesenkratzers zur Schau trägt, ist sie
doch genetisch wie morphologisch nur das Aequivalent eines Muskelfibrillenbündels von Echinorhynchus
angustatus oder Echinorhynchus haeruca.
Der muskulöse Rüsselapparat.
Greschiehtlicher TJeberblick.
Nach G o e z e 1) besteht der Bewegungsmechanismus des Rüssels bei Echinorhynchus gigas aus
einem Sacke von knorpeliger Beschaffenheit , der von der Basis des Rüssels aus zapfenartig in den
Innenraum des Vorderkörpers hineinragt, und aus zwei Muskelbändern, die sich zwischen dem abgerundeten
Ende des Receptaculum und der Leibeswand ausspannen (Retractores receptaculi).
Z e d e r 2) und W e s t r u m b 3) zählen nicht weniger als fünf Muskelpaare. Zwei derselben, die
Protrusores receptaeuli, inseriren sich am Grande des Receptaculum, gehen über dieses hinweg und
treten mit der Muskulatur des vorderen Halsabschnittes in Verbindung. Die übrigen Muskeln finden als
Retractoren des Rüsselsackes Verwendung. Das erste Paar ist nur gering ausgebildet und liegt fast
der Muskulatur des Halses auf. Diesem folgen im hinteren Theile des Receptaculums die beiden sogenannten
Retinacula. Das letzte Paar bilden die schon von G o e z e beschriebenen Retractores receptaculi.
Bei den kleineren Kratzern ist die Zahl der Muskeln eine viel geringere. Die Protrusores kommen
stets in Wegfall. Ausser den beiden Retinacula treten nur noch zwei mächtig entwickelte Retraktoren
auf, die an der Rüsselspitze sich anheften, den ganzen Rüsselsack durchziehen, selbigen im Grande durchbohren
und schliesslich mit den Körpermuskeln sich vereinigen. C Jloquet4) reduzirte die Zahl der
Retraktoren, indem er das erste Muskelpaar der Halsmuskulatur zurechnet, auf acht.
*) Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, 1782, pg. 147.
*) Nachtrag zu G o e z e ’s Naturgeschichte 1800, pg. 109, 117.
8) De helminthibus acanthocephalis 1821, pg. 50—51.
*) Anatomie des vers intestinaux 1824, pg. 71; 77—78. Tafel 7, Fig. 2, 3, 5.
v. S i e b o ld 1) erkannte die muskulöse Natur des Receptaculum proboscidis. Die Zahl der
.Retaktoren, welche die Bewegung der Rüsselscheide bewirken, beträgt bei allen Arten drei. Zwei
Muskeln (Retinacula) entspringen rechts und links an der Innenfläche des Hautmuskelschlauches, begeben
:sich schräg durch die Leibeshöhle und inseriren sich bei Echinorhynchus angustatus, proteus, acus an den
»Seiten des Receptaculum, bei Echinorhynchus gigas, haeruca, polymorphus, strumosus dagegen an dem
unteren, abgerundeten Ende desselben. Zwischen beiden Muskeln tritt ein einfacher, bandförmiger
Muskel aus dem Hautmuskelschlauche hervor und begibt sich zum unteren Ende des Rüsselsackes
«(Retractor receptaculi).
G u id o W a g e n e r 2) entdeckte, dass das Receptaculum sich aus zwei dicht auf einander liegenden,
^aber scharf getrennten Muskelschichten zusammensetzt. Der Hohlraum der Rüsselscheide wird von dem
Retractor proboscidis vollständig ausgefüllt. Nachdem letzterer den Rüsselsack durchbrochen hat, spaltet
-er sich in drei Blätter, von denen die beiden äusseren an die Leibeswand sich anheften, während das
mittlere als Ligamentum Suspensorium den gesammten Leib durchzieht und mit den Geschlechtsorganen
in Verbindung tritt. An der Rüsselspitze des Echinorhynchus tuherosus beobachtete W a g e n e r einen
.Sack, der sich zwischen die Fasern der grossen Retaktoren einschob und oftmals eine dunkelgelbe Farbe
besass. W a g e n e r erblickt darin das Rudiment eines räthselhaften Organes, das er schon bei einer
.ganzen Reihe von Embryonen deutlich gesehen habe.
Ein ähnliches sackartiges Gebilde fand L e s p è s 3) am Rüssel des Echinorhynchus clavaeceps; er
nahm es geradezu als Darm in Anspruch. Pg. 683 schreibt L e s p è s :
L ’appareil digestif s’ouvre à l’extrémité de la trompe. par un pore très-petit percé au sommet
•d’une papille terminale extrêmement mobile tant que l’helminthe est vivant. — La cavité digestive est
tapissée de grosses cellules peu nombreuses, formant un épithélium à une seule couche; ces cellules
n’ont pas de noyau visible. La poche renferme ordinairement une masse pulpeuse, pleine de petits
•granulations, en tout semblable au contenu muqueux de l’intestin du poisson. Le fond de cette poche est
adhérent à un organe glanduleux variable de volume, sans cavité propre, et formé de cellules très-
différentes de celles de l’épithélium intestinal : leurs dimensions! sont quatre ou cinq fois moindres et elles
-ont un très-gros noyau transparent.
Nach P a g e n s t e c h e r 4) lässt sich das Muskelgewebe des Receptaculum auf den gewöhnlichen
Bau der Echinorhynchusmuskeln, zumal der des hinteren Leibesabschnittes zurückführen. Die Kem-
beutel, welche bekanntlich in das Lumen der Rüsselscheide hineinragen, werden als einzellige Drüsen
aufgefasst.G
r e e f f 5) hat den Retractor receptaculi völlig übersehen. Zur Retraction der Rüsselscheide
dienen nur die beiden Retinakula, zwei breite Bänder, in deren Mitte ein Strang wellenförmig verlaufender*
kontinuirlicher Längsfasern liegt.
*) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie 1 8 4 8 , pg. 1 2 2 .
*) Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappy der Wetenschappen, 1857, pg. 83. Zeitschrift
für wissenschaftliche Zoologie, 1858. pg. 79, Tafel VI, Fig. 20.
s) Journal de l’anatomie et de la physiologie, 1864, pg. 683—686.
*) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 1863, pg. 414.
•) Archiv für Naturgeschichte. 1864, pag. 129, Taf, 3, Fig. 1 d.
isibllothec» zoologioa. Heft VII. 2 2