mit sich brachte. Erst als ich erkannt hatte, dass die Vögel sich um so besser hielten, je jünger sie dem
Nest entnommen und je öfter sie tagsüber mit Wenigem gefüttert wurden, verminderten sich diese Verluste
in vorteilhafter Weise. Wo es jedoch irgend anging, wurde die Fütterung an Ort und Stelle im Nest
vorgenommen, die Jungen dort belassen und überwacht.
Auf diese Weise versuchte ich es mit Turdus musicus und merula, Luscinia rubicula, Ruticilla tithys,
Phyllopneuste sylvicola, Sylvia garrula und cinerea, Calamoherpe pratensis und Passer domesticus. Letzterer
stellte das Hauptcontingent der Versuchstiere, da die Dachrinnen des Instituts, sowie die Staarkästen im
Garten des Herrn Professor Fraisse reichlich und ausdauernd von ihm als Brutstätte benutzt wurden. Auch
erwiesen sich die Spatzen im Laufe der Untersuchungen als ganz brauchbar, da von ihnen ungefähr jeder
zweite die Würmer wenigstens bis zur Geschlechtsreife gross zog. Als die eigentlichen und natürlichen
Träger des geschlechtsreifen Distomum macrostomum möchte ich aber meinen Erfahrungen zufolge die
Sylvien in Anspruch nehmen. Von einem Neste Phyllopneuste sylvicola nämlich, welches ich dem Orte
entnommen, an welchem ich im Sommer 1886 die meisten infizierten Succineen gefunden, hatten alle drei
Individuen nach je zweimaliger Fütterung die ganze Kloake mit Distómen besetzt, d. h. jedes Tier gegen
70—80 Stück. Einen gleich schönen Erfolg, wie mit Phyllopneuste, hatte ich im folgenden Jahre mit je
einem Neste von Sylvia garrula und cinerea. Völlig resultatlos dagegen blieben auch hier wieder die Versuche
mit den grossen Turdiden. Ein weiterer Versuch, ihnen noch lebende, aber nicht ganz geschlechts-
reife Distomen aus dem Darme von einige Tage nach der Fütterung gestorbenen Vögeln durch den After
gleich an den definitiven Sitz, in'die Kloake einzuspritzen, lieferte auch keinen Erfolg.
Ob nun eine solche Fütterung gelungen ist oder nicht, dass lässt sich natürlicherweise an den Versuchstieren
während des Lebens nicht sogleich constatieren, denn der Einfluss der sich entwickelnden Parasiten
auf den Wirt ist bei ihrer Kleinheit jedenfalls kein allzugrosser. Das einzig sichere Kennzeichen
ist das Vorhandensein der reifen Distomeneier in den Abgängen der Vögel. Es wurde bereits früher erwähnt,
dass das Distomum macrostomum in der Kloake seinen Sitz hat; es finden sich infolge dessen auch die
von demselben produzierten Eier nicht in den Fäces selbst, sondern nur in der dieselben umhüllenden Harnschicht
vor. Um also die Anwesenheit reifer Parasiten zu constatieren, ohne die Vögel unnötiger Weise
töten zu müssen, brauchten nur die Abgänge derselben aufgefangen und die mit Wasser abgespülte Ham-
schicht auf Eier untersucht zu werden. Es ist diese Untersuchung der Kleinheit der Eier wegen nicht so
einfach; auch muss sie, da die Eier nicht in grossen Mengen und schnell hintereinander zur Ablage gelangen,
öfters wiederholt werden, wenn anders das Resultat kein trügerisches sein soll. Die auf diese Weise
als infiziert erkannten Vögel wurden dann getötet und ihre Parasiten zu weiteren Untersuchungen benutzt.
2. Die Umbildung der Larve zum geschlechtsreifen
Distomum macrostomum.
Während in deni Vogelmagen der Leucochloridiumschlauch mit seinen weichen muskulösen Wandungen
ohne Verzug der Einwirkung der Magensäfte zum Opfer fällt, sind die in demselben enthaltenen jungen
Würmer mit ihren resistenzfähigen doppelten Cuticularhüllen weit besser in der Lage, den Angriffen dieser
Säfte erfolgreichen Widerstand leisten und den Magen ihrer Träger unversehrt passieren zu können. Freilich
geht die Cuticularhülle auf diesem Wege verloren, aber sie hat dann auch ihren Zweck erfüllt und ist
entbehrlich geworden. Man trifft so wenige Stunden nach der Fütterung schon die jungen Würmer ihrer
Hüllen entledigt, im Darme an, dessen ganze Länge sie in ziemlich kurzer Zeit durchwandern, so dass sie
schon am zweiten Tage nach der Fütterung in die Kloake gelangen, wo -sie ihren definitiven Aufenthalt
nehmen.. Sie sind dann schon beträchtlich gewachsen, vor allem aber sind es die Geschlechtsorgane und
von diesen besonders die Geschlechtsdrüsen, welche ansehnlich in ihrer Entwicklung vorgeschritten sind,
während gleichzeitig die Erzeugung der Geschlechtsstoffe ihren Anfang genommen hat. Obgleich die topographischen
Verhältnisse des gesamten Gesohleohtsapparates/ sowie die gegenseitigen Beziehungen seiner
einzelnen Teile zu einander erst an späterer Stelle einer eingehenderen Betrachtung unterzogen werden
sollen, so mögen doch die Veränderungen, welche bis zum Eintritt der Geschlechtsreife an den Elementen
der Keimdrüsen Platz greifen, hier ihre spezielle Beschreibung finden.
Zuerst macht sich dieser Umwandlungsprozess der Elemente in den centralen und denjenigen Teilen
der Geschlechtsdrüsen geltend, welche dem Ausführungsgange am nächsten gelegen sind. In ziemlich kurzer
Zeit, meist schon am 4. Tage nach der Überführung in einen geeigneten Träger, sind die ersten Geschlechts-
producte zur Beife gelangt, so dass man von jetzt ah alle einzelnen Stadien der Entwicklung der Zeugungs-
,Stoffe neben einander in einem Präparate zur Anschauung bekommen kann. Was nun zunächst die Ä d e n
anbelangt, so sind diese an dem erwähnten Tage Innerlich von 0,075:0,045 auf 0,125 :0,095 mm ange-
waehsen und enthalten die ersten reifen Spermatogemmen. Die Bildung .geschieht hier ganz nach der bereits
von- Sehwarze§vibesehriebenen Art, durch Auflösung des Nukleolus mit darauffolgendem Auftreten
feiner Chromatinkörner an der Peripherie des Kernes; darauf. zerfallt dieser in eine grössere Anzahl Teil-
stüoke, die sieh peripherisch anordnen und schliesslich zur Bildung des Spermatozoenköpichen führen, em
Modus also, der eine allgemeinere Geltung zu haben, scheint. Auch die Bildung des Cirrus und seines
Beutels hat unterdessen weitere Fortschritte gemacht: Das Lumen ist fertig, der Penis durch eme Membran
bestimmt nacb aussen abgegrenzt. - 0 .
Das O v a r ium hat während derselben Zeit eine Volumenvergrösserung von 0,072:0,040 aut
0,1: 0,07-6 mm erfahren; Be Reifung seiner Elemsgte macht sieh hauptsächlich nur in einer Grössenzunahme
der Eizellen bemerkbar, vor allem in einer beträchtlichen Vermehrung des Protoplasmas. Die Zellen der
S c h a l e n d r ü s e haben einen deutlicher drüseuarügen Habitus angenommen und sich wahrscheinlich infolge
Vermehrung und grösseren gegenseitigen Druckes in die Länge gezogen. Auch die D o t t e r s tö c k e haben
bis zum vierten Tage nach der Übertragung fast ihre völlige Ausbildung erlangt, obgleich in der reifen
Larve von ihnen noch fast keine Spur vorhanden war. An den jederseits im Tierkörper von vorn bis hinten
ziehenden Längsstämmen sitzen zahlreiche einzelne oder zu Tr&ubchen vereinigte kleine Blindschlauehe au ,
von denen jeder im Innern eine Anzahl von Zellen erkennen lässt. • Diese Zellen smd die Bildnerinnen der
Dottersubstanz; im Grunde der Schläuche am kleinsten, vermehren sie sich durch Teilung und werden, je
mehr sie sieh dem mit dem Längsgange in Verbindung stehenden Ende des Säckchens nähern immer
grösser, während sie zugleich in ihrem Inneren die Dottermassen m Gestalt kleiner runder, stark he -