seinem Ursprung sclion ganz von cystogenen Zellen erfüllt, und eben dadurch ist jene keulenförmige
Auftreibung veranlasst worden, welche in der Totalansicht Fig. 116 zu bemerken war. Fig. 121 ist fast
das nämliche Stadium. Einen kleinen Fortschritt bekundet die stärkere Entwickelung des cystogenen
Theils, dessen Material bereits vollzählig eingewandert erscheint, obwohl die letzte Zelle noch mit rundlichem
. Contour in das ectodermale Integument hineinragt. In der Umgebung des Keimstocks ist die
Muskelschicht schon deutlich zur Anlage gelangt.
Ein Gebilde dieser Art geht nun durch einfache Zell Vermehrung in die Formen der Figg. 118
u. 119 über, die wir bereits des näheren kennen gelernt haben. Die Zahl und Ordnung der eingewanderten
Zellen ist bis zu einem gewissen Grade variabel, wahrscheinlich üben dabei die Jahreszeit
und das Alter der Kolonie einen Einfluss. Die oben besprochene Fig. 131 hat daher, insofern sie vom
sonstigen Typus des Keimstocks ab weicht, nur den Werth einer gelegentlichen Bildung, nicht den einer
bestimmten Entwiekelungsstüfe.
Wenn übrigens die Anlage des Keimstocks auf eine „Einwanderung“ zurückgeführt wird, so
ist dag nicht so zu verstehen, als ob die Zellen des inneren Knospenblatts thatsäehlich in einen schon
vorher fertig gestellten Theil des Funiculus Eingang fänden. Vielmehr bleibt der durch Abschnürung
vom äusseren Knospenblatt entstandene, mesodermale Funicularstrang nach wie vor einschichtig. Er
wird nur an seinem Ursprung in der Weise verlängert, dass von der Oralseite des Knospenhalses her
die Zellen des äusseren Blatts fortgesetzt zu seiner Bildung beitragen, wobei sich denn gleichzeitig auch
die des inneren Blattes betheiligen. Der Keimstock entsteht also gewissermassen durch Knospung, beide
Blätter der Mutterknospe treten in Form einer zapfenförmigen Wucherung gegen den Ursprung des
Funiculus vor und führen auf diese Weise zu einer directen Verlängerung desselben. Da nun der
Keimstock das Material für die Statoblasten liefert und diese also auf b e i d e B l ä t t e r d e r Kn o s p e
zurückgehen, so ist die ihnen von Allman gegebene Bezeichnung als „Da u e r k n o s p e n “ gerechtfertigt.
Ehe ich auf die weitere Entwickelung der Statoblasten eingehe, will ich die etwas abweichenden
Verhältnisse ihrer ersten Anlage bei Cristatella zu schildern suchen.
Der Funiculus steht hier zur zweiten Tochter knospe, die wir auch als Medianknospe bezeichnet
haben, in einer ähnlichen Beziehung wie bei Plumatdla zur ersten, indem beide zwischen seinem Ursprung
und der Hauptknospe, am Halse derselben, zur Bildung gelangen. Die erste Tochterknospe (B)
entsteht bei Cristatella früher als der Funiculus, der anfangs hinter ihr (Taf. VIII, Fig. 97), dann daneben
entspringt (Taf. VII, Fig. 89; der Fun. verläuft in der Richtung des Pfeiles aufwärts) und im Laufe der
Zeit immer weiter nach vom rückt (Taf. VI, Fig. 82; Taf. III, Fig. 46). Der Keimstock entwickelt sich bald
nachdem das Stadium der Fig. 89 erreicht ist, etwa wenn die Medianknospe äusserlich eben sichtbar hervortritt.
Von dem dem inneren Blatt der Hauptknospe entstammenden Zellcomplex, welch er./zum grössten Theil
in die Tochterknospen übergeht, spaltet sich eine dicht vor der Medianknospe (Fig. 90, B') gelegene Zellgruppe
ab und wird in den Funiculus aufgenommen, wo sie die innere, cystogene Masse des Keimstocks
bildet. In Fig. 90—92 sind diejenigen Schnitte wiedergegeben, welche diesen Process am besten erkennen
Hessen. Ueberall sind embryonale Zellen des inneren Knospenblatts aus dem Gebiete des Ecto-
derms ohne Unterbrechung bis tief in den Funiculus hinein zu verfolgen, in Fig. 92 ganz deutheh bis
zu der Stelle, wo die Bildung des ersten Statoblasten (I) begonnen hat.
Der Statoblast erscheint hier als vordere Anschwellung der cystogenen Masse des Keimstocks.
In dieser Verdickung sind die Kerne bereits peripher angeordnet, was schon auf die künftige Gruppirung der
Zellen hindeutet. In Fig. 94 hat sich die cystogene Hälfte des Statoblasten in Form einer Kugel, deren
Centrum ein kleines Lumen zeigt, isolirt. An die der Leibeswand abgekehrte Seite der Kugel ist das
mesodermale Epithel des Funiculus herangewuchert und hat so die Anlage der Bildungsmasse (bm) begründet.
Hiebei macht sich gegenüber Plumatella der Unterschied geltend, dass die Grenzfläche zwischen
den beiden Theilen des Statoblasten senkrecht zur Axe des Funiculus gerichtet ist, während sie derselben
dort parallel lief (s. Fig. 132 u. 133). Da diese Fläche die Abplattung des ausgebildeten Statoblasten bezeichnet,
so folgt, dass die verschiedene Form der Statoblasten von Plumatdla und Cristatella durch diese verschiedene
Orientirung bedingt ist. Denkt man sich den Statoblasten bei Cristatdla zu einer senkrecht
auf den Funiculus gerichteten Scheibe ausgedehnt, so walten für den Rand der Scheibe überall die
gleichen Verhältnisse: die Scheibe wird eine k r e i s f örmi g e Begrenzung erhalten. Bei Plumatella dagegen
Hegt diese Scheibe dem Funiculus parallel, und sie hat es nun leichter, sich in der Längsrichtung
desselben, als senkrecht dazu zu erweitern:. In Folge dessen nimmt sie einen mehr oder weniger e l l i p t
i s c h en Contour an, ihr grösster Durchmesser fällt mit der Axe des Funiculus zusammen, und bei
Lophopus sind durch deren Verlauf sogar die beiden scharf ausgezogenen Spitzen des Schwimmrings
bedingt worden.
Am Grunde des Keimstocks ist in Fig. 94 bei cg eine Gruppe von cystogenen Zellen sichtbar,
welche sich deutlich von ihrer Umgebung abhebt. Ohne Zweifel sind auch noch die folgenden Elemente
der mittleren Zellreihe cg' desselben Ursprungs, wie weit sie aber an den Statoblasten heranreichen, war
im Längsschnitt nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Niemals ist der Keimstock bei Cristatdla so massig
entwickelt wie bei den Plumatellen, doch finden sich in ihm Stets einige central und verhältnismässig
isolirt gelegene Zellen, welche als cystogene Elemente zu deuten sind. — In Fig. 93 hat sich der Statoblast
ein wenig vergrössert, wesentliche Veränderungen sind nicht zu Tage getreten. — In Fig. 95 ist
die cystogene Hälfte durch die Bildungsmasse comprimirt und senkrecht auf die Funicularaxe abgeflacht
worden. Das nämliche ist in Fig. 96 der Fall. In beiden Figuren hat sich die Bildungsmasse scharf
von den äussersten, platten EpithelzeUen abgesetzt.
Dass ich weder bei Cristatdla noch bei Plumatella im Bereich des Funiculus Zellen entdecken
konnte, welche durch Form oder Grösse vor den übrigen besonders ausgezeichnet und etwa für Eizellen
zu halten gewesen wären, brauche ich wohl kaum noch ausdrücklich hervorzuheben. Auch solche
Bildungen, wie sie Verworn in seiner Fig. 37 dargestellt hat*), habe ich nicht gesehen. An und für
sich könnten dieselben mir nur willkommen sein. Ich würde aber die Zellen, welche nach Verworn den
ganzen Statoblasten Hefern, au s s c h l i e s s l i c h f ü r die c y s t o ge ne H ä l f t e in Anspruch zu nehmen
haben, und so ist auch nach meiner Ueberzeugung die angebliche Morula in Fig. 38 u. 39 nichts als
die cystogene Kugel, wie sie von mir etwa in Fig. 93 wiedergegeben wurde. Dabei ist die Verdickung
des mesodermalen Funiculargewebes, von der die Bildungsmasse ihre Entstehung nimmt, in der Zeichnung
Verworns ganz gut zu erkennen, und wenn diese Stadien an Schnitten untersucht wären, so würde
wohl schon in Fig. 39 eine Trennung des inneren Zellcomplexes von den peripheren Elementen der