bis zur Bursa herabreicht. Letztere soll an ihrem unteren Rande mit zahlreichen Aiisfranzungen versehen
sein.
Im nämlichen Jahre entdeckte v. S ie b o l d 1) die Spermatozoen der Kratzer. Bei Echinorhynchtis
angustatus und vielen anderen Species bilden sie ziemlich langgestreckte haarförmige Körper, welche in
den beiden halb durchsichtigen Hoden zu Büscheln zusammenhingen. An der Peripherie der Büschel
sieht man die Haare, welche mit ihrem einen Ende lang und frei hervorragen, sich lebhaft hin und her
schlängeln. Neben diesen Haarbüscheln befinden sich stets noch viele farblose Bläschen in den Hoden,
von denen die meisten zu fünf bis zwanzig Zusammenhängen und so viele Bläschenhäufchen bilden.
Die sechs langgestreckten Blasen (Kittdrüsen) enthalten keine Spermatozoen, verdienen also keineswegs
den ihnen seither beigelegten Namen Samenbläschen.
Eine weit vollständigere Darstellung des Baues der männlichen Zeugungsorgane giebt v. S ie r
h o ld 2) in der „Vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere“ : Die männlichen Kratzer besitzen in
der Regel zwei hintereinander liegende ovale oder längliche Hoden, welche sich am Ligamentum Suspensorium
befestigen. Von diesen beiden Hoden laufen zwei variköse Vasa deferentia nach dem Hinterleibsende
hinab, wo sie, nachdem sie sich höchst wahrscheinlich mit dem Halse einer unpaarigen, länglichen
Blase (Vesícula seminalis?) vereinigt, in das Begattungsorgan übergehen. Unterhalb der Hoden
lehnen sich sechs bimförmige Köper an die Samenleiter an, deren sechs Ausführungsgänge nach und
nach zusammenmünden und mit zwei gemeinschaftlichen Ausführungsgängen an das Begattungsglied
herantreten. Diese sechs Drüsen sondern höchst wahrscheinlich den braunen, wachsartigen Kitt ab, der
oft in der Umgebung der Vulva festklebend angetroffen wird.
P a g e n s t e c h e r 3) sucht durch ein gründliches Studium des Ecliinorliynchus p^oteus den Nachweis
zu liefern, dass trotz der auffallenden Unterschiede, welche die ausgebildeten Hoden und Ovarien
zeigen, doch eine principielle Homologie der keimbereiten Organe obwaltet. Die Hoden werden ebenso
wie die Ovarien vollkommen von der zweischichtigen Haut des Ligamentum Suspensorium umhüllt und
-sind wahrscheinlicherweise wie letztere aus deren inneren Lage entstanden. Der Unterschied zwischen
der 'Bildung der Ovarien und der Hoden beschränkt sich bloss darauf, dass erstere an vielen Stellen
des Ligamentes hervorsprossen und mit einander ohne jeden Zusammenhang' bleiben, während letztere nur
an zwei Stellen ihre Entstehung nehmen und schon frühzeitig zu zwei grossen Massen verschmelzen. Die
Gleichheit der Umhüllungshaut zeigt sich auch darin, dass man in beiderlei Wandungen vereinzelte
Ganglienzellen (Muskelkerne) antrifft. Die aus den rundlichen Samenzellen hervorgehenden Spermatozoen
haben einen dicken kugeligen Kopf und einen kurzen, dünnen Schwanzfaden. Die Vasa deferentia erweitern
sich, bevor sie mit einander verschmelzen, je zu einer varikösen Anschwellung oder Samenblase*,
Ausser den sechs bimförmigen Kittdrüsen findet man an den Ausleitungswegen noch eine mehr oder
*) F ern e re Beobachtungen über die Spermatozoon d er wirbellosen Thiei'e: Die SpermatozoeÄ oler Helminthen.
Archiv für Anatomie, Physiologie und wissensch. Medicin von M ü l l e r . 1836. pg. 232—233.
*) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie d er wirbellosen Thiere; 1848, pg. 148—150. - -!
*) Ueber die Organisation und Entwicke lung e iniger freilebender und pai'asitischer W(inner, 3. Th. Ueber
einige Organisationsverhältnisse, besonders die weiblichen Geschlechtsoi'gane von Echinorhynchus proteus. Amtlicher Be*
r ie h t ü b e r die 24. Versammlung deutscher Naturforscher und Ae rzte in Carlsruhe im S eptember 1858. 1859. pg. 134.«
Zur Anatomie von Echinorhynchus proteus. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 13. Bd. 1863. pg. 415—420;.
Tafel 23, F ig. 23—28; Tafel 24, F ig. 3— •.
minder langgestreckte, muskulöse Blase, die aber niemals Samenfäden enthält. Die glockenförmige Bursa
•copulatrix ist mit zwei grossen neben dem Penis liegenden Saugscheiben ausgestattet, die offenbar bei der
Begattung eine Rolle zu spielen haben. Die von B u row und v. S ie b o ld beobachteten fingerförmigen
Parenchymstreifen hat auch P a g e n s t e c h e r gesehen und richtig abgebildet.
Die Untersuchung des JEchinorhynchus miliarius lieferte G r e e f f 1) Resultate, die in mancher Beziehung
von den Angaben P a g e n s t e c h e r ’s abweichen. ’Die Hoden liegen in schräger Richtung neben
•einander und werden von dem an der Rüsselscheide in zwei Partien entspringenden Ligamentum Suspensorium
mehr oder minder eingehüllt. An jungen Entwicklungsstufen ist das Gefüge der Hoden ein
mäschiges, in das überall kleine Zellen mit einem oder mehreren das Licht stark brechenden Kernen
eingelagert sind, welch letztere durch fortschreitende Theilung, ganz in ähnlicher Weise wie die Ovarial-
zellen sich vermehren und zuletzt die Zellen ganz erfüllen. Es scheint, dass jeder einzelne Kern in den
Zellen sich zu einem Samenfaden umbildet. Nachdem das Ligament die Hoden verlassen hat, verdickt
es sich zu einer cylindrischen, muskulösen Scheide, die ausser den geschlängelten Samengän^en noch
sechs langgestreckte, schlauchförmige Kittdrüsen einsçhliesst. Die Samengefässe vereinigen sich erst in
der Nähe der grossen vier Kerne enthaltenden Samenblase (Muskelbeutel), und münden in der Mitte
•des lanzettförmigen Penis. Die Ausführungsgänge der Kittdrüsen endigen dicht neben der Ruthe. Das
Kopulationsorgan besteht aus einem mit zwei seitlichen Muskeln versehenen glockenförmigen Saugapparate.
Die seitlichen Muskeln umgreifen mit Äh.‘en Ausläufern die Saugglocke, die sich aus Längs- und Ringfasern
zusammensetzt.
L i n d em a n n 2) hat den anatomischen Bau der Echinorhynchon in durchaus verkehrter Weise
geschildert. Als hauptsächlichstes. Resultat seiner Beobachtungen an Echinorhynchus roseus und Para-
doxites hebt er hervor, dass alle Acanthocephalen Zwitter sind. Ungeachtet ihres Hermaphroditismus funk-
tioniren die Individuen aber doch als verschiedene Geschlechter, indem entweder die männlichen
Organe eine vollständige Reife erlangen, die weiblichen aber in verkümmertem Zustande dastehen,
oder umgekehrt. Die Geschlechtsöffnung liegt vor der Schwanzspitze und ist von einer ovalen,
dicken gelbgefärbten Chitinplatte umgeben. V on ihr beginnt ein enger Kanal von chitinöser
Beschaffenheit. Auf diesen als Vagina bezeichneten Abschnitt folgt ein weiter, mit drei Hörnern
versehener Uterus, der mit einer einfachen Lage cylindrischer Epithelzellen ausgekleidet ist. Das
mittlere Uterushorn erweitert sich nun bei den als Männchen funktionirenden Individuen zu einem
•dicken Schlauche, dem Hoden, der bis zum Receptaculum hèraufreicht und in seinem Inneren die stecknadelförmigen
Spermatozoen produzirt. Die seitlichen Hörner bilden die Endeil der hier stark
■verkümmerten Eiergänge. Letztere ziehen unter den Seitenlinien des Körpers nach vorn und stehen
mit zwei grossen bräunlichen Eiweissdrüsen (Lemnisken) in Verbindung. Auf der ganzen Länge des Oviduktes
. sitzep gestielte kleine ovale Bläschen (Ovarien), die aber bei den Männchen keine Eier enthalten.
In den Endabschnitt der Vagina münden ferner noch die Ausführungsgänge einer lappigtraubenförmigen
Drüse, die Prostata genannt wird.
x) Untersuchungen über den Bau und die Naturgeschichte von Echinorhynchus miliarius. Archiv für Naturge-
■schichte, 30. J ahrg. 1864, pg. 134—137, Tafel 3, Fig. 3.
'*) Zur.A natomie der Acanthocephalen. Bulletin de la Société Impériale des natura liste s de Moscou. 1865. Bd. 38,
1. Th. pg. 485—496, Tafel 11, Fig. 1—9 ; Tafel 12. Fig. 1, 6.