gehoben wurde, so ist St. mastigoph. typisch für die grösseren Tiefen; fast nie fehlten einige Individuen
in dem grossen Netze. In dem Schliessnetze fand sich ein weibliches Exemplar aus 900 M. und ein
männliches aus 600 M. Dagegen fand ich zwei Exemplare in dem aus 300 M. Tiefe im Januar gefischten
Material, ausser dem auch zahlreiche Individuen gleichzeitig aus 900 M.
Ausser der eben geschilderten Art fischte ich aus 600 M. Tiefe ein Stylocheiron, welches dem
St. abbreviatum S a rs nahe verwandt ist. Es besitzt indessen ausser dem Endzahn drei Zähne an der dorsalen
Klaue der Greifhand, während St. abbreviatum deren zwei aufweist. Ob dieser Charakter hinreicht,
eine neue Art aufzustellen, lasse ich unentschieden, da ich nur zwei Exemplare zur Verfügung habe.
Eines derselben wurde im Januar aus 1200 M. Tiefe gefischt.
Auch die durch Verlängerung des zweiten Beinpaai'es charakterisirte Gattung Nematoscelis fehlt
nicht in der Tiefe. In dem Schliessnetz aus 1300 M. fand ich Ende September ein Exemplar derselben,
welches Nematoscelis tenella durch seine schlanke Körperform ähnelt. Es unterscheidet sich indessen von
letzterer durch 5 Borsten am Ende des zweiten Beinpaares (N. tenella hat nur 4) und durch eine kurze,
nur bis zur Mitte des Basalgliedes der inneren Antennen reichende Schuppe. Charakteristisch ist ein
dem Ende derselben aufsitzender nach oben gekrümmter starker Stachel. Ich benenne diese Art dem
verdienten Kenner der Schizopoden zu Ehren Nematoscelis Sarsii.
Eine zweite Art von Nematoscelis, die in einem Exemplar aus 600 M. vor Capri gefischt wurde,
halte ich für identisch mit N. rostrata Sars. Wenn auch die Schuppe länger ist, als S a rs sie darstellt
(sie überragt das zweite Glied der inneren Antennenbasis), so stimmt doch Bau des Rostrums, Kiel und
Bildung der Hand überein.
Larven von Euphausiden, theils Euphausia, theils Stylocheiron und Nematoscelis zugehörig, waren
in dem Inhalt sämmtlicher Schliessnetze von 600—1300 M. Tiefe regelmässig vertreten.
2. Mysidae. Sind schon die Stylocheiren durch eine unter den Schizopoden ungewöhnliche
Verlängerung ihre Antennen ausgezeichnet, so werden sie doch in dieser Hinsicht von einem Mysideen-
genus übertroffen, das an origineller Körperform einzig dasteht.
Mir liegen drei Exemplare desselben vor, von denen ich ein männliches und ein weibliches
vor Ischia im October aus einer Tiefe von 800 M. erbeutete, während ich ein männliches unter dem con-
servirten Materiale vorfand, das Salvatore Lo Bianco im Juni aus 60 Meter Tiefe gefischt hatte. Ich hielt,
diese sonderbaren Wesen bei oberflächlicher Betrachtung für bizarr gestaltete Dekapodenlarven im Mysis-
stadium, doch beseitigte die genauere Untersuchung jeden Zweifel an der Zugehörigkeit zu den Mysideen..
Da ich über dieselben ausführlicher berichten werde (eine Zergliederung habe ich noch nicht vorgenommen),
so begnüge ich mich hier mit einer kurzen Diagnose.
Arachnomysis n. g. Körper schlank, cylindrisch und bedomt. Kopfabschnitt verlängert, Thorakalschild
sehr klein, Abdomen des Männchens kräftig und bogenförmig nach aufwärts gekrümmt. Basalglieder
der Antennen kräftig und gedrungen, Schuppe der hinteren Antennen zu einem Dorn umgebildet.
Flagelia von ungewöhnlicher Grösse, 3—4 mal länger als der Körper, Mundwerkzeuge mit erstem Kiefer-
fuss weit vor den 7 Thorakalfüssen gelegen. Endopoditen des zweiten Maxillarfusses kräftig, der übrigen
6 Brustfüsse spinnenförmig verlängert und schwach, von vorn nach hinten an Grösse zunehmend und
mit klauenförmigem Endglied versehen; Telson kurz, oval, am Ende eingeschnitten; Uropoden schlank
und lang, die inneren mit wohl entwickeltem Gehörorgan (Fig. 3 a).
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Arachnomysis Leuckartii (Fig. 2—3a), wie ich diese ausgezeichnete Art dem Altmeister biologischer
Forschung zu Ehren benenne, erreicht (exclusive der Antennen) eine Länge von 8 mm. Das Weibehen
ist nur 5 mm lang. Der Körper ist mit grossen Domen besetzt und zwar stehen dicht hinter den Augen
5 Domen, deren mittelster kleiner ist als . die seitlichen. Dazu kommen noch zwei bei dem Männchen
kräftige, bei dom Weibchen kurze Domen als rudimentär entwickelte Schuppen, Auf dem Thorax
sitzen vor dem kleinen Brustschild zwei und auf dem hinteren Bande der Abdominalsegmente je 7
Domen. Unter den letzteren inseriren sich die beiden unteren vor dem Ansatz der Abdominalfiissc.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich ziemlich auffällig. Ersteres besitzt ein kräftiges
Abdomen mit ebenso kräftig entwickelten 5 Schwimmfusspaaren, während letzteres einen schlanken,
schwachen Hinterleib mit rudimentären Abdominal fassen aufweist. Dazu kommt noch als Auszeichnung
des Männchens (Fig. 3) ein kräftiger Schopf von Sptlrhaaren am unteren Bande des dritten Basalgliedes
der vorderen Antennen und eine zarte Bewimperuhg des verdickten Basaltheils des kurzen
oberen Flageilums. Endlich ist noch der für die männlichen Mysideen charakteristische, zum Begattungsorgan
umgewandelte Epipodialanhang des letzten Thoracalfusspaares hervorzuheben. Brutlamellen
vermisste ich bei dem offenbar noch jungen Weibchen, wenn auch ein dem männlichen Begattungsorgan
entsprechender Epipödialfortsatz am 7. Thorakalfusspaar deutlich »ungebildet war. Vielleicht entwickeln
sich die Lamellen erst später.
Was die beiden Geschlechtern gemeinsamen Charaktere anbelangt, so sind die Antennen mit
erstaunlich langen vielgliedrigen und streekenweit roth gefärbten Geissdanhängen ausgestattet. An den
vorderen Antennen ist das obere (innere) Flageilum so lang wie der Körper, während das untere (äussere)
mindestens dreimal länger als das Thier wird. Wenigstens misst es bei dem Männchen 25 mm. Bei
dem. Weibchen steht iss nahezu rechtwinklig von dem Körper ab, bei dem Männchen verläuft es schräg
naoh vorn. Die Augen sind in beiden Geschlechtern wohl entwickelt, lang gestielt und braunroth
pigmentirt.
Charakteristisch für die Gattung ist die weite Distanz zwischen Mundwerkzeugen und den 7
Thoracalfüssen. An ersterefi feilt äusserlich der kräftige und lange palpus mandibularis mit bei dem
Männchen klauenförmig gebogenen und mit Spürhaaren besetzten Endgliede auf, während der Exopodit
des ersten Kieferfusspaares nur wenig hervorragt. Den bei der Gattungsdiagnose erwähnten Eigen-
thümliehkeiten der 7 Thoracalfusspaare füge ich noch hinzu, dass die Exopoditcn wohl entwickelt sind
und einen vielgliedrigen nach aufwärts gebogenen, an Aon mittleren Beinpaaren etwas längeren Geissel-
anhang tragen.
7. Decapoda.
1. Sergestidae. Am 30. September fischte ich bei einem nächtlichen Zuge vor Ischia aus der
Tiefe von 800 M. drei Exemplare eines "Sergestes, die nicht nur wegen ihrer Durchsichtigkeit (nur
die Magengegend war rosa gefärbt) und energischen Sprungbewegungen, sondern vor Allem wegen der
exorbitanten Länge, ihrer Antennen. mich in Erstaunen setzten. Ein junges zu derselben Art gehörendes
Weibchen fand sich in dem Schliessnetz' aus 1200 M. Von den bisher bekannten Sergesüden unterscheidet
eich Sergestes magnificus (Taf. 4, Fig. 4 u. 5) nicht nur durch die Länge der äusseren Antennen