stehen der röhrenförmigen Muskelfasern zu studiren, als die Muskulatur der Leibeswand selbst. Auf die*
einzelnen Details der Entwickelung, besonders auf die Art der Fibrillenbildung, brauche ich wohl nicht-
nochmals einzugehen. Dagegen muss ich der früheren Darstellung hinzufügen, dass bei den Retractores-
colli, ebenso bei den Retractores receptaculi und den Retinacula, die einzelnen Faserröhren nicht in
der Substanz der Muskelzellplatten selbst entstehen, sondern vielmehr in Form von schlanken Längswülsten
aus der Oberfläche derselben — und zwar ebensowohl aus der nach aussen gewandten, wie der
inneren -— hervorknospen (s. Taf. 5, Fig. 4 Rc, Fig. 8 Rc, Fig. 5 Rrpv, Rrpd). Je mehr nun diese-
erhabenen Längswülste, die auf die mannigfaltigste Art sich verzweigen und mit einander anastomosiren>
können, an Umfang zunehmen, um so hinfälliger werden die sie verbindenden Zwischenstücke. Schliesslich
gehen letztere völlig zu Grunde, und wir erhalten die so charakteristischen, gestreckt maschigem
Längsmuskelbänder.
Die Fibrillenbildung findet nicht an allen Stellen der mit Längswülsten reich bedeckten Muskelzellen
in der gleichen Weise statt. Vielmehr sind es die nach aussen gewandten, meist cylindrisch erweiterten
Partien der prominirenden Wülste, welche reichlicher mit kontraktiler Rindensubstanz ausgestattet
sind (s. Taf. 10, Fig. 7 F). Erst späterhin, wenn die Abschnürung der Faserröhren sich vollzogen
hat, vertheilt sich die fibrilläre Substanz gleichmässig über die gesammte Faserwandung.
Aber auch der innere von dem Retractor colli umschlossene Plasmahohlcylinder unterliegt bald,
einer Differenzirung, infolge deren er in eine Summe distinkter Gebilde zerfällt. Zunächst hebt siche
aus der früheren gleichmässigen Masse ein platter Plasmastreifen ab, der an die Ventralfläche des Recep-
taculum sich anschmiegt (s. Taf. 5, Fig. U M 1 M2). Am unteren Rande des Rüsselringes spaltet er
sich in zwei dünne Aeste, die seitwärts umbiegen, in diagonaler Richtung den Leibesraum durchsetzen,
und in den Laterallinien mit der Leibeswand in Verbindung treten (s. Taf. 5, Fig. 3 M1). Aus diesem,
vielkernigen Syncytium gehen jene beiden mächtigen Muskelplatten hervor, die wir bei dem erwachsenen
Riesenkratzer die Ventralfläche des Receptaculum bedecken und gewissermaassen die weit klaffende-
Muskelrinne zu einer allseitig geschlossenen Röhre vervollständigen sehen. In der frühesten Jugend aber*
existiren keine näheren Beziehungen zwischen ihnen und der Muskulatur der Rüsseltasche. Vielmehr-
müssen wir, wenn wir die Art der Entstehung allein in das Auge fassen, sie zur nämlichen Kategorierechnen,
wie z. B. die Protrusoren und die Retractoren der Rüsselscheide.
Ursprünglich enthält das oben erwähnte Deckmuskelsyncytium nicht weniger als acht grosse Kernkugeln,
die sammt und sonders in unmittelbarer Nähe des Ganglion gefunden werden (s. Taf. 5, Fig. 4
M2, Fig. 7 M2). Ihre Zahl reducirt sich aber noch vor Abschluss der Metamorphose um mehr als die
Hälfte. Auch die vorderen bogenförmigen Commissuren gehen noch vor dem Hervorwachsen der Lem-
nisken zu Grunde.
Die nächsten Veränderungen, die an der restirenden Plasmamasse sich wahrnehmen lassen, bestehen
wiederum in der Abtrennung zweier platter Plasmacylinder, die trotz ihrer plumpen Form dock,
schon als die Protrusores receptaculi laterales sich zu erkennen geben. Sie beginnen am hinteren Ende-
des Ganglion mit zwei grossen, kugelartigen Auftreibungen, in deren Centrum je ein länglich ovaler-
Kern ruht (s. Taf. 5, Fig. 4 Plnc), ziehen alsdann, stets die Laterallinien einhaltend, auf der Aussen-
fläche der Rüsselscheide herauf und endigen mit zwei halbkreisförmig gekrümmten Stücken, die ventral
dicht neben dem Kernkranze des Sarcolemmaringes an der Leibeswand mit breiter Basis sich anheften
(s. Taf. 5, Fig. 3 PI). Die letzterwähnten Verbindungsstücke verschmelzen so vollständig mit der
Längsmuskulatur, dass man schon bei Larven von 3 bis 3,5 mm Körperlänge nicht mehr im Stande ist,
zwischen beiderlei Gebilden eine Grenze zu ziehen. Die übrig bleibenden, zwischen dem Retractor colli
und den Protrusores laterales gelegenen Plasmapartien, aus denen, wie ich vorausschicken will, die
medianen Protrusoren der Rüsselscheide hervorgehen, büssen infolge des Auftretens zweier breiter
Lateralspalten schon frühzeitig ihre geschlossene Ringform ein (s. Taf. 5, Fig. 3 Pd, Pvnc). Späterhin
lösen sie sich mit Ausschluss des vorderen Endes von der Körpermuskulatur, beziehentlich des noch
zwischenliegenden Retractor colli ab, und bilden dann zwei wenig gekrümmte Platten, die dorsal und
ventral von der Rüsselscheide herabziehen (s. Taf. 5, Fig. 4 Pv Pd, Fig. 7 Pv Pd, Fig. 8 Pv Pd,
Fig. 10 Pd, Fig. 11 Pv Pd).
Die hinteren Enden der Protrusores receptaculi verwachsen schliesslich mit der Wandung des
Receptaculum. Zu diesem Zwecke spaltet sich der ventrale Protrusor in zwei Aeste, die zu den Seiten
der beiden austretenden Retractores proboscidis ventrales sich inseriren. Auch der dorsale Protrusor
zertheilt sich in zwei dicke Röhren, die neben dem austretenden unpaaren dorsalen Retractor proboscidis
herabziehen und erst an der ventralen Fläche des halbkugelig abgerundeten Receptaculum, also unmittelbar
unter den ventralen Protrusoren, sich anheften.
Die Zahl der Kerne ist in beiden Protrusoren nicht die gleiche. Ausser den vier symmetrisch
gestellten vorderen Kernen (s. Taf. 5, Fig. 3 Pvnc), von denen, wie dies die spätere Bildungsgeschichte
lehrt, zwei dem dorsalen und zwei dem ventralen Protrusor zugehören, finden wir in den Protrusores
dorsales und zwar in gleicher Höhe mit den Kernen der Protrusores laterales noch ein Kernpaar, das
zumal im späteren Leben infolge seiner überraschenden Grösse sich auszeichnet (s. Taf. V, Fig. 10 Pd,
Fig. 8 Pdncj: - •
Unmittelbar unter dem hinteren, ampullenähnlich angeschwollenen Ende der Protrusores dorsales
erblickt man zwei grosse Kernkugeln, die von schmalen, keilförmigen Zellenleibern umschlossen sind. Zunächst
breiten ihre Protoplasmahüllen sich kalottenartig auf der Oberfläche des hinteren Receptaculum-
endes aus. Bald aber ändern sich diese Verhältnisse, insofern nämlich das Wachsthum fast ausschliesslich
in dorsoventraler Richtung vor sich geht. Infolge dessen wandeln sich die plumpen Kalotten in
schmale Bänder um. Selbige zwängen sich zwischen den Retractores receptaculi, den Protrusores laterales
und dem Retractor colli hindurch und schlagen sich um die grossen seitlichen Nervenstränge herum,
wodurch schliesslich jene unter dem Namen Retinacula bekannten Nervenscheiden entstehen (s. Taf. 5,
Fig. 7 Mrtnc). Das Wachsthum der Retinacula schreitet nur sehr langsam fort, so dass noch bei
Larven, die ihr Rosteilum vollständig hervorgestülpt haben, die Vereinigung mit der Leibes wand nicht
geschehen ist.
Die Retractores receptaculi entstehen bei Echinorhynclius gigas aus einem vierkernigen Syncytium-
ringe, der den Spaltraum zwischen dem Receptaculum und dem Ligamente ausfüllt. Selbiger ist zwar
schon zu der Zeit vorhanden, in der die Ablösung des Retractor colli beginnt, aber es ist auf diesem
Entwickelungsstadium äusserst schwierig, ihn von den angrenzenden Muskelmassen zu unterscheiden.
Erst dann, wenn er infolge des Emporwachsens der kubischen Zellen in zwei mediane Streifen zerfallen