Obwohl die so isolirt dastehende Ordnung der Acanthocephalcn seit nunmehr einem Jahrhundert
gar vielfach das Interesse hervorragender Helminthologen auf sich gezogen und zu den vielseitigsten
Untersuchungen hinsichtlich des anatomischen Baues Anlass gegeben hat, so blieb doch die Entwickelungsgeschichte
dieser so merkwürdigen Helminthen bis in die neuere Zeit hinein in völlige Dunkelheit
gehüllt. L e u c k a r t war es, der (zuerst 1862) durch seine bedeutungsvollen Experimentalforschungen
die gesummte Entwicklungsgeschichte mit den alle Erwartung übersteigenden wunderbaren Metamorphosen,
weiche nothwendig sind, um den Embryo unserer Thiere seiner definitiven Gestalt entgegenzuführen, uns
klar vor Augen gelegt hat. Bevor aber diese Beobachtungen in dem grossen Parasitenwerke desselben
(1876) zusammengefasst wurden, erschienen (1864) G r e e f f ’s Mittheilungen über ß d iimvh p idm s poly-
morphus, die den Nachweis liefern sollten, dass die schon von Z e n k e r im Gammarus pulex aufgefundenen
und als Echinm-hynchus mUicmus und Echinorhynchus difßums beschriebenen Kratzer nichts anderes als
zwei verschiedene Jugendstadien des geschlechtsreif im Darme der Ente parasitirenden eben genannten
Ediinorhynclms vorstellen. Ausser dieser Arbeit liegen nur noch die spärlichen Mittheilungen S c h n e id e r ’s
(1871) über die postembryonale Entwickelung des Ecltinm-hynclms gigas vor.
Da nun in dem seither verflossenen Zeiträume; das Jugendleben der Kratzer me wieder zum
Gegenstände eingehenderer Untersuchungen gemacht worden war, so stellte ich mir auf Veranlassung
meines hochverehrten Lehrers, des Herrn Geheimrath L e u c k a r t , die Aufgabe, die Entwickelungsgeschichte
des Echinorhynclms haeruca im Vergleiche mit derjenigen des Echinorhynclms angustatm und
Ech. proteus zu verfolgen, und in dem Falle, dass Echinorhynclms gigas mir in genügender Anzahl
zugängig würde, meine Studien auch über dessen Entwicklung auszudehnen.
Gegen Anfang des Herbstes 1884 begann ich die Infektionsversuche damit, dass ich in reichlich
durchlüfteten Aquarien, welche theils in den Soulerrainräumcn des zoologischen Instituts, theils in der geheizten
Stube aufgestellt waren, den frisch gefangenen Asellus agnaticus, der (nach L e u c k a r t) sowohl den
Echinorhynchm atigustatus, als auch den Echinorhynclms haeruca grosszieht, mit den embryohaltigen Eiern
dieser beiden Arten fütterte. Leider scheiterten die Versuohe an der kolossalen Sterblichkeit der m
Gefangenschaft gehaltenen kleinen Kruster. Ich war nicht im Stande, von mehreren Tausend Asseln
auch nur eine über die dritte Woche hinaus am Leben zu erhalten. Da nun bei der schon weit vorgerückten
Jahreszeit das Material immer spärlicher und dessen Beschaffung von Tag zu Tag schwieriger
wurde so beschloss ich, meine entwickelungsgeschichtlichen Arbeiten bis zum Frühjahre aufzuschieben,
unterdessen aber den Bau der Kratzer eingehender zu studiren. Ich konnte um so eher auf etliche
Erfolge rechnen, da seit jener Zeit, welcher die erwähnten anatomisch-histologischen Arbeiten entstammten,
die technischen Hilfsmittel und die wissenschaftlichen Methoden sehr wesentlich sich verbessert und vervollkommnet
hatten. Ferner kam mir zu gute, dass durch die Freundlichkeit des Herrn Geheimrath