dann etwa der in Fig. Ib punktirt umschriebene Raum das Gebiet der polypoiden Knospenanlage reprä-
sentiren. Auch hier würde, wie bei den Phylactolaemen, oral vor der Knospe, nach dem Retractor hin,
ein grösseres Gebiet der Leibeswand der Knospenanlage entstammen, als seitwärts und hinten. Es wäre
n c
Diese Figuren, sind verkleinerte Copien grösserer Handzeichnungen, welche nach dem lebenden Thier entworfen
wurden, zu einer Zeit, • wo ich die wesentlichsten Resultate meiner Arbeit noch nicht kannte. In Fig. I sind Frontäl-
bilder, in Fig. II Medianbilder wiedergegeben. Fig. II b u. c sind im Verhältnis ein wenig grösser als die anderen Figuren.
c Cuticula, ec Ectoderm. m Leibeshöhlenepithel, s Septum, hpm hinteres Parietalmuskelbündel, pm vordere
Parietalmuskeln, a anales, o orales Ende der Polypidknospe; in Fig. II b u. c bezeichnet a den After selbst, r Retractor;
in Fig. la u. Ila bezeichnet r die Stelle, wo die Myoblasten liegen, pvm Parietovaginalmuskeln, in Fig. la u. Ilb die
Stelle, wo die Myoblasten liegen, pvb Pärietovaginalbänder. f u. f Funiculus. D die den analen Theil des Darms
(Enddarm u. Magen) erfüllenden Dotterkörper; in Fig. Ia ist der die Dottermasse durchschneidende Strich die spaltförmige
primäre Knospenhöhle, welche oberhalb des Dotters zu denken und hier noch nicht mittels der Intestinalfalte von demselben
geschieden ist. ed Enddarm, ma Magen. At Atrium, ts Tentakelscheide, ä t anale, ot orale Tentakeln, n Nervensystem?
or Oralschlaueh, der den vorderen Theil des Darms (Oesophagus u. Pharynx) begründende Bruchsack. ^
also das bei den Phylactolaemen herrschende Verhältnis, wo das ganze Cystid auf die polypoide Knospen -
anlage zurückgeht, kein vollständig neues, sondern ein schon bei den Gymnolaemen angebahntes, indem
speciell bei Paludicella ein Theil des Cystides zwar vor dem Polypid, ein anderer aber' erst später angelegt
und zwar aus der polypoiden Knospe selbst entwickelt wird.*)
Bei der Betrachtung der Knospen von seitwärts scheint sich mir noch ein Anderes zu ergeben.
Die definitive Mündung der Polypide scheint nur dem oberen, analen Ende der ursprünglichen Anlage
zu entsprechen. Es scheint sich auf einem gewissen Stadium (etwa Fig. II b^ am oralen Ende
der Knospe eine Trennung zu vollziehen zwischen dem Theil, der in die Cystidwand übergeht, und dem,
welcher dem Polypid verbleibt (im Schema III etwa längs der punktirten Linie). Dieser Trennung ist
*) Falls nicht jeder derartige Unterschied sich im Sinne der unten gegebenen Hypothese löst.
bei den Phylactolaemen dadurch vorgebeugt, dass der cystidale Theil der Knospe, der Knospenhals, von
vom herein enger begrenzt ist, dass die Knospe hier nicht als länglicher Wulst, sondern als rundlicher
Zapfen auftritt. In diesem Zapfen ist denn auch das primäre
Knospenlumen oder Atrium nahezu senkrecht auf den Mutterboden
der Knospe gerichtet, während es in jenem Wulst der
Cystidwand zunächst parallel steht (d. h. bezüglich seines
längsten Durchmessers). Suchen wir in ähnlicher Weise,
wie es früher in Fig. 108 auf Taf. IX geschehen und in dem
Schema IV wiederholt ist, die späteren Derivate der Knospe
in dieser auf, so ergiebt sich für Paludicella nach ungefährer
Schätzung des Schema III, in welchem der schraifirte Theil
das eigentliche Polypid, d. h. den Darm und die Tentakel-
.kröne, die mit ts bezeichnete Region die Tentakelscheide, das
Uebrige die cystidalen, in die Leibeswand übergehenden Partien der Knospenanlage bezeichnet.**) Bei
den Phylactolaemen hätten wir also eine stärkere Zusammenziehung der Knospe schon in der Form ihrer
ersten Anlage zu constatiren, und zwar namentlich eine Zusammenziehung der cystidalen Region, welche
nun nicht mehr als breite Platte, sondern als als kurzer Cylinder erscheint, der das, was die Platte an
Breite verlor, an Höhe gewonnen hat; daher denn der polypidale Theil tiefer in die Leibeshöhle hinein
gerückt ist und gleichsam durch einen Stiel, den Knospenhals, mit dem Integument verbunden wird.
Bekanntlich liefert dieser Stiel dann nicht nur das einzelne Cystid, sondern, als proliferirender Theil,
zugleich auch die Tochterknospen. —
Was nun die Knospung der Paludicella im Allgemeinen betrifft, so ist zunächst zu erwähnen,
dass wir in dieser Form die „Knospung mit voraneilendem Cystid“ in typischer Ausprägung vor uns
haben. Was wir bei den Phylactolaemen nur für den keimenden Statoblasten constatiren konnten, dass
nämlich das Polypid in einem bereits vorher entwickelten Cystid zur Anlage gelangt, das trifft hier für
jedes einzelne Individuum des Stockes zu. In Folge einer localen Wucherung der Leibeswand eines
älteren Thieres entsteht das Cystid des jüngeren in Form einer handschuhfingerartigen Ausstülpung beider
Blätter. Erst wenn dieselbe eine beträchtliche Ausdehnung erlangt hat und ihr Binnenraum durch ein
Septum von der Leibeshöhle des älteren Thieres geschieden ist, wird in ihr die Anlage des Polypids
kenntlich (S. 131, Schema V, B3). Das Polypid erscheint hier also als die secundäre Bildung, und
nirgends beobachten wir daher eine der Doppelkuospc vergleichbare Verbindung zweier polypoider
Knospenanlagen, wie wir solche durchgehends als charakteristisch bei den Phylactolaemen nachzuweisen
vermochten.
Immerhin würde dieser Unterschied nicht so ganz unvermittelt dastehen, da wir ja einerseits bei
der Statoblastenentwickelung der Phylactolaemen eine Rückkehr zur Knospung mit voraneilendem Cystid
vor Augen haben, andererseits auch schon bei Paludicella einen beträchtlichen Theil der Cystide aus den
*) i n u i „. IV ist der After mit a, das Lumen des Analschlauchs (Enddarm u. Magen; mit D bezeichnet. Der
Stern bezeichnet die Stelle der Knospe, wo der Durchbruch nach aussen erfolgt. Mit Iv ist im Schema IV die Region
der Tochterknospe markirt.
Bibliotlieca zoologica. lie f t VI.