Fig. 1 mp). Das so entstandene zweikernige Syncytium repräsentirt die Anlage jener merkwürdigen
Ringfaserplatte, die beim erwachsenen Echinorhynckus gigäs an der Rüsselspitze vorgefunden wird. Die
nächsten Veränderungen bestehen darin, dass der hintere Theil dieser Platte einen schlanken cylin-
drischen Zapfen sich auszieht, dessen aufgetriebenes Ende die beiden Kerne beherbergt (s. Tafel 2,
Fig. 1 mp; Fig. 3 mpnc). Der centrale Kanal ist auch in diesem eingeengten Abschnitte deutlich
sichtbar und besitzt zumal bei sehr jungen Larven einen ansehnlichen Durchmesser. Erst dann, wenn
der Fibrillenbildungsprocess begonnen hat, fällt der Protoplasmainhalt des Zapfens der Verflüssigung anheim,
und es resultirt ein vielfach zusammengefalteter häutiger Kernbeutel.
In die Ringspalte, die infolge des Eindringens der Ringmuskelplattenkerne zwischen dem Ganglion
und der Rüsselanlage entstanden ist, wandern zwei Muskelzellen ein, aus denen mit der Zeit die Seitenflügel
der Retractores proboscidis hervorgehen (s. Tafel 2, Fig. 11 rp; Tafel 10, Fig. 1 rp). Die Kerne
dieser beiden Zellen sind schon sehr frühzeitig vorhanden und lassen sich bei Larven von 0,16 bis
0,2 mm Länge ohne alle Schwierigkeit nachweisen. Sie liegen an dem oberen abgerundeten Rande des
Ganglions in kleinen Aushöhlungen und sind vielleicht unter allen Muskelkernen die ersten, die sich mit
einem Plasmamantel (Zellleib) umhüllen. Hat der Larvenkörper seinen Längsmesser auf 0,3—0,35 mm
vergrössert, so findet man dieselbe schon zu den Seiten der Ringmuskelplatte. Bei ihrer Wanderung vertauschen
sie ihre ursprüngliche Keilform mit der zweier dünner, aber breiter Platten, die parallel zur
Medianebene bis zum Ganglion herabziehen (s. Tafel 2, Fig. 2 R p ; Fig. 3 Rp).
Im späteren Larvenleben verlängern sich die Retractores laterales nach vorn und hinten, und
zwar weit schneller als die Körperwandungen; infolge dessen drücken sie gegen das Ende des jetzt mit
zahlreichen kleinen Hakenkegeln besetzten Rüsselzapfens und bewirken eine successive Umstülpung
desselbenl);
Bevor jedoch die Entfaltung des Rostellums eintritt, gesellen sich zu den seitlichen Retraktor-
platten zwei dicke, aber schmale Muskelbänder, die dorsal und ventral an erstere so sich anlegen, dass
ein vierkantiges, rechtwinkliges Hohlprisma hervorgeht (s. Taf. 5, Fig. 11 Rpl, Rpv, Rpd). Diese
beiden medianen Muskelstreifen stammen von zwei Zellen ab, die ursprünglich in einer seichten Vertiefung
des hinteren Ganglionrandes ruhen und von der angrenzenden Nervenzellmasse nur schwer zu
trennen sind. Späterhin rücken ihre Kerne an der Rückenfläche des Ganglions etwas nach vom, und
wachsen in zwei Bänder aus, die das Hirn umfassen und in der geschilderten Weise mit den Retractores
laterales sich vereinigen. Der ventrale Retraktor spaltet sich vor dem Ganglion in zwei Aeste (s. Taf. 5,
Fig. 10 Rpr), die aber oberhalb desselben wiederum zu einem Muskel zusammentreten (s. Taf. 5,
Fig. 11 Rpv).
Während dies geschieht, sind auch zu den Seiten des grossen Ganglienzellhaufens die beiden
lateralen Flügel des mächtigen Retractor proboscidis herabgewachsen (s. Taf. 5, Fig. 10 Rpl) und mit
zwei grossen gleichfalls lateral gelegenen Zellen (s. Taf. 10, Fig. 5 Rp") in Verbindung getreten.
Hat nun der junge Echinorhynckus seinen Hakenapparat vollkommen entfaltet, so findet eine Verschmelzung
der hinter dem Ganglion gelegenen Partien der vier Retraktoren statt. Ein Theil der Kerne
*) Die Thatsache, dass die Umstülpung der Rüsseltasche genau in derselben Weise geschieht, wie die Entfaltung
"des Rüssels beimausgebildeten Wurme, veranlasste L e u c k a r t zu der Annahme, dass die Rüsselscheide schon vor Abschluss
ihrer histologischen Entwickelung funktionsfähig werde. (Die menschlichen Parasiten, 2. Bd. pg. 833.)
und zwar scheinen es für gewöhnlich die beiden Kerne der medianen Retractores zu sein — geht
-zu Grunde, das Plasma erleidet eine theilweise Verflüssigung, und es resultirt jener eigentümliche,
runzelig gefaltete, centrale Markbeutel, dessen ich schon bei Besprechung des anatomischen Baues der
.Riesenkratzerscheide Erwähnung that (vgl. p. 95).
In dieser Periode des Larvenlebens bemerkt man die ersten fadenförmigen Primitivfibrillen, die
-entweder einzeln, oder zu dünnen Bündelchen vereint, an der Wand der soliden Plasmacylinder herab-
ziehen. Anfangs sind es nur einige wenige Fibern, die sieb deutlich erkennen lassen; aber ihre Zahl wächst
isehr schnell, so dass schon nach verhältnissmässig kurzer Frist ans den dünnen Bündeln ansehnliche
Prismen sich herausgebildet haben. Inzwischen hat aber auch die äussere Form der Retraktoren eine
tiefgreifende Veränderung erfahren. Zunächst sieht man die. Retractores laterales nach dem Rücken und
Bauche sich verbreitern und die Retractores ventrales und dorsales umhüllen. Gleichzeitig sprossen aus
4er Mitte der Innenfläche der Retractores laterales drei Längswülste hervor, von denen die beiden
äusseren zu breiten Platten auswachsen und an die medianen Retraktoren sich anschmiegen, während
-die mittleren sehr klein bleiben und als einfache, oder gabelig gespaltene Zapfen in die Retraktorhöhle
einspringen (s. Taf. 5, Fig. 1 Rpl, Fig. 2 Rpl, Fig. 3).
Auch die beiden medianen Retraktoren haben infolge der beginnenden Verfaserung eine Umformung
erfahren; Von der äusseren und inneren Wand erheben sich zahlreiche Längsfalten, deren
Wachsthum längere Zeit sehr gleichmässig fortschreitet^j. Taf. 5, Fig. 1 Rpv, Rpd; Fig. 2 Rpv, Rpd).
Erst dann, wenn die Larve eine Länge von 1 bis 1,5 mm erreicht hat, verliert sich allmählich das
Ebenmaass, und es bilden sich jene blattartigen Gestalten heraus, die für die Querschnitte der medianen
Retraktoren des erwachsenen Riesenkratzers charakteristisch sind. Eine Spaltung der Falten und ein
Zerfall der Muskelplatten in einzelne Röhren findet bei den Retractores proboscidis niemals statt.
Das Reeeptaculum verdankt vier Muskelzellen seine Entstehung. Zwei derselben findet man
unmittelbar hinter den Bildungszellen der Retractores proboscidis laterales, also ungefähr in der Höhe
4 e r Ganglionmitte. Sie besitzen eine flache, kalotten&hnliche Gestalt und bergen in ihren Aushöhlungen
-die Seitentheile des Nervencentrums (s. Taf. 10, Fig. 5 R '; Taf. 5, Fig. 10 Rnc).
Das Wachsthum dieser jugendlichen Zellen findet fast ausschliesslich an den der Rüekenfläche
-zugewandten Rändern statt. Infolge dessen vertauschen sie sehr bald ihre Scheibenform mit der breiter
Bänder, die allmählich bis an die Dorsallinie sich verlängern und hier mit einander verschmelzen ('s
Taf. 5, Fig. 4 R). k ’
Das zweite Rüsseltaschenzellpaar liegt hinter dem Ganglion und zwar unmittelbar unter den
beiden Zellen, aus denen wir die Retractores dorsales und ventrales hervorgehen sahen. Sie bilden zusammen
einen sehr flachen Protoplasmakegel, dessen Basis an das Hirn anstösst (s. Taf. 2, Fig. 11 Rnc").
Die ersten Veränderungen, die sieh an den hinteren Rüsselscheidenzellen wahmehmen lassen, beireffen
ihre äussere Form. Sie breiten sich als gleichmässig dicke Schicht über die ganze hintere
Ganglionhälfte aus und drängen sich hierbei zwischen die band- oder plattenfih-migen vorderen Scheidenzellen
und das Hirn, beziehentlich die selbiges bedeckenden Retractores proboscidis, hinein (s. Taf. 10,
Fig. 1 R"; Taf. 5, Fig. 10 R"f^; Späterhin verlängert sioh diese innere Ganglionhülle nach vom und
wächst in eine vollkommen kreiscylindrische Röhre aus, deren vorderer Rand mit dem Rüsselringe in.
Verbindung tritt.
Bibliotheca zoologioa. Heft VII. - _