1. Pelagia noctiluca Pé ron e t Lesueur. Gut entwickelte Exemplare yon Pelagia noctiluca lagen
mir vor von der italienischen Küste westlich Neapel (gesammelt am 20. und 21. IV. 1882, 5 Stück), von
der Durchfahrt zwischen Sicilien und Sardinien (23. IV. 1882. 1 St.), aus dem Mittelmeer östlich der Strasse
von Gibraltar (9. V. 1882. 10 St.), und aus der Strasse von Gibraltar selbst (12. V. 1882. 3 St.). Messungen
an diesen Thieren und an 3 verschiedenen Formen einer Collection aus der zoologischen Station in Neapel
ergeben folgendes:
Schirmbreite. Schirmhöhe. 1 „ , ^ .
21. IV. 821 (
23. IV. 82
9. V. 8 2 ]
Zool. Stat
zu Neapel j—
Verhältniss.
Mundrohr. Mundarm. 1 w 1
Verhältniss.
\ 53 mm 18 mm | p 3:1
) 35 mm 17 mm 2:1 13 mm . 29 mm ■ m
( 70 mm 1 30 mm j 2Vs 11 j 25 mm 85 mm 1 :32/s
) 47 mm 20 mm 2 Vs : 1 20 mm 60 mm 1:3
1 43 mm 18 mm 2 V3 :1 19 mm 40 mm 1 :2
65 mm 28 mm 21^ : l 25 mm 75 mm 1:3
Í 30 mm 18 mm 1 2/s : 1 ¡ 10 mm 20 mm 1 :2
1 25 mm 10 mm 21/a : 1 7 mm 18 mm 1 :2 Vs
( 65 mm 30 mm 2Ve : 1 25 mm 80 mm 1:3V»
) 57 mm 25 mm 21/s : 1 22 mm 50 mm 1 :2 Vs
1 65 mm 27 mm 22/s ’• 1 25 .mm 80 mm 1 :3 Vs
1 60 mm 33 mm l 4/s : 1 22 mm 55" mm 1-.2V3
1 42 mm 18 mm 2 Vs : 1 15 mm 50 mm l:3Vs
1 34 mm . 22 mm | D /s:! 15 mm 28 mm 1 : l 4/s
Die angeführten Zahlen beweisen für Pelagia noctiluca, dass die Höhe und Breite des Schirms,
ebenso wie die Länge von Mundrohr und Mundarmen keine constanten Verhältnisse zeigen; sie schwanken
von 1:1 Va—3 und 1: l 4/s—3 Vs. Im einzelnen gestalten sich diese Verhältnisse noch etwas anders, da bei
jungen Thieren zuweilen der Schirm fast flach, scheibenförmig ist, also Höhe und Breite sich ungefähr wie
1:4 verhalten. Ferner ist das Mundrohr bei denselben relativ kürzer. Für Thiere mit gut entwickelten
Gonaden dagegen, von denen die kleinsten 25 mm breit waren, stimmt im Allgemeinen das von Haeckel
angegebene Verhältniss von Höhe zur Breite des Thieres, 1:2. Die Mundarme aber sind im Durchschnitt
länger, als Haeckel angiebt, nicht 2 Mal, sondern mindestens 21ja Mal so lang, als das Mundrohr. Bei der
zweiten Pelagienart, die mir in genügender Anzahl von Exemplaren vorlag, konnte ich ähnliches Variiren beobachten.
Ich glaube daher berechtigt zu sein, im Allgemeinen die Wölbung des Schirms und Länge von
Mundrohr und Mundarmen bei den Pelagien für veränderlich zu halten. Angaben darüber sind also bei
der Bestimmung nur brauchbar, wenn zahlreiche Individuen untersucht werden können.
Die Gallerte der Exumbrella, welche nach Haeckel*) meist von ziemlich gleicher Dicke sein, nur
nach dem Rande zu allmählich an Dicke abnehmen soll, zeigte bei Pelagia noctiluca mit ganz vereinzelten
Ausnahmen, wie auch bei den meisten anderen der mir vorliegenden Arten, in der Mitte eine zapfenartige
Verdickung. Dieselbe liegt direct über der Öffnung des Mundrohres in die Leibeshöhle; sie scheint mir
geeignet, letztere bei entsprechender Contraction zu verschliessen und eine zu starke Verdünnung der
ernährenden Flüssigkeit durch Seewasser zu verhindern. Die Randlappen sind ebenso hoch als breit. Die
Mundarme gleichen einem schmalen zusammengefalteten Blatt mit kräftiger Mittelrippe, deren Seiten einander
fast berühren, während der der Blattspréite entsprechende, faltenreiche Hautsaum jederseits nach aussen-
zurückgeschlagen ist. Den Ausdruck „cylindrische Mittelrippe" kann ich daher nicht adoptiren. Die Mittelrippen
der Arme bilden die directe Fortsetzung der vorspringenden Pfeiler des Mundrohres. Ein Querschnitt
zeigt dass die Gallerte in den Buchten zwischen den Pfeilern ebenso dick ist wie in den Pfeilern selbst;
der Hautsaum der Arme beginnt also erst mit dem Ende des Mundrohrs (Taf. I, Fig. 5 u. 6).
Exumbrella, Randlappen, Mundrohr und Mundai’me sind von zahlreichen Nesselwarzen bedeckt.
Dieselben treten am Pol klein und weniger dicht, unregelmässig zerstreut auf, sind in der mittleren Zone
des Schirms gross, langgestreckt, meist in Längsreihen geordnet und werden nach dem Rande zu wieder
kleiner. Bei einem typischen Exemplar von 65 mm Schirmbreite sind sie im Durchschnitt 2 mm ausnahmsweise
3 mm lang' 1 mm breit. Die Nesselwarzen auf dem Mundrohr und den Mundarmen sind hier
wie auch bei den übrigen Pelagien bedeutend kleiner als diejenigen des Schirms. Bei allen von mir
beobachteten Pelagien des Mittelmeers mit alleiniger Ausnahme von 4 an der Ostküste Sardiniens gefangenen
Exemplaren, die als besondere Art beschrieben werden, waren die Nesselwarzen der Exumbrella länglichelliptisch,
ungefähr 21/i mal so lang als breit und zeigten bei genauerer Untersuchung in der Mitte einen
schmalen Längskamm, der durch zahlreiche Querfalten oft unterbrochen wurde. Ich glaube daher diese
Form der- Nesselwarzen als characteristisch für Pelagia noctiluca ansehen zu müssen (Taf. VI, Fig. 1 5).
Fassen wir alle wesentlichen Merkmale zusammen, so erhalten wir für P. noctiluca folgende Artbeschreibung:
Schirm flach scheibenförmig bis halbkugelig, bei geschlechtsreifen Exemplaren im Durchschnitt
doppelt so breit als hoch. Nesselwarzen der Exumbrella gross, länglich elliptisch mit Längskamm, den
zahlreiche Querfalten kreuzen, am Pol weniger zahlreich, zerstreut und kleiner als in der mittleren Zone. Randlappen
ebenso hoch als breit. Länge des Mundrohres ungefähr gleich Vs des Schirmradius. Mundarme kräftig
mit breitem Faltensaum. Die Schirmbreite geschlechtsreifer Thiere schwankt zwischen 25 80 mm.
Früheren Beobachtungen entsprechend wurde Pelagia noctiluca auch bei der Expedition des „Vettor
Pisani" nur im Mittelmeer, nicht mehr jenseits der Strasse von Gibraltar, beobachtet.
Pelagia neglecta Vh. n. sp. Von dieser der Pelagia noctiluca sehr ähnlichen Meduse wurden
am 26. IV. 1882 nahe der Ostküste von Sardinien 4 und am 3. VI. 1882 im Bereich der Canarischen Inselgruppe
8 Exemplare erbeutet Die 4 Thiere des’ Mittelmeeres und ebenso 4 aus dem atlantischen Ocean
waren nicht besonders günstig erhalten, zeigten aber untereinander die genaueste Uebereinstimmung. Die
Zusammengehörigkeit aller 12 Exemplare wurde erwiesen durch die gleichartige Ausbildung der grossen
Nesselwarzen, welche bei den weniger gut conservirten Thieren mit stark contrahirtem Schirm rundlich,
*) Haeckel, System der Medusen. Th. I. pag. 455.