der Tentakelkröne des ersten Polypen, geht zurück auf den am Boden der unteren Schalenhälfte-
(Fig. 142, h-h) gelegenen Zellcomplex, welcher somit der hinteren Wand des Atriums einer gewöhnlichen!
Knospe entspricht. Die daran grenzende gürtelförmige Zone, welche die äussere Wand der Ringfalte
liefert, ist dem Gebiet der Tentakelscheide homolog. Der Rest des Statoblasten repräsentirt den cysti-
Die nebenstehenden beiden schematischen Bilder,
links einer Knospe, rechts eines Statoblasten, werden
diese Verhältnisse vollends klarlegen. Mit P
ist beidemal die Region des Polypids, mit ts die der
Tentakelscheide, mit C das Gebiet der cystidalen
Zellen bezeichnet.
Der Statoblast ist gleichsam eine v o l l s
t ä n d i g umg ewe n d e t e Kno spe, eine Knospe,
in der alle Zellen, welche das primäre Lumen (Atrium) begrenzten, nach aussen gekehrt sind, alle die,,
welche der Leibeshöhle benachbart waren, nach innen schauen. Der dottei’erfüllte Hohlraum des Statoblasten
entspricht der Leibeshöhle der Kolonie (Lh im Schema), die der Schale anliegende Aussenseite-
dem Lumen der Knospe. Indem ein Stück dieser Aussenseite durch Zusammenziehung nach innen verlegt
wird, entsteht das Primärpolypid mit seinem geschlossenen Atrium innerhalb des zum voraus gebildeten
Cystids, während bei der Knospe aus dem primär angelegten Polypid secundär das Cystid sich
entwickelt. Der formellen Umkehr der Knospe entspricht also auch eine Umkehr in der Entwickelung
ihrer einzelnen Theile.
Es ist nun die Frage, auf welche Weise eine so merkwürdige Modifikation der einfachen Knospe,
wie wir sie im Statoblasten verkörpert sehen, zu Stande gekommen ist, und behufs einer Lösung wollen
wir unsere früheren Resultate hier nochmals überblicken.
An der polypoiden Knospe entstanden im Stock durch Ausstülpung ihrer beiden Blätter die-
Tochterknospen, und zwar derart, dass jede jüngere Tochter zwischen die Mutter und deren ältere
Tochter trat. Wir erhielten das Schema A . . . B2 B1 B, dessen Bedeutung wir bereits kennen..
Nach demselben Prineip erfolgte auch die Bildung des Keimstocks, der wie eine erste Tochter aus
beiden Blättern der Primärknospe sich anlegte, mittels des Funicularstranges jedoch in dauernde Verbindung
mit dieser gesetzt blieb: Schema A . . . B2 B1 B K. Der Keimstock hat nun die Aufgabe,
sein Material so zu verwerthen, dass es nach dem Ze r f a l l d e r g e g e nwä r t i g e n Ko l o n i e zur
B e g r ü n d u n g e ines n e u en Ge s c h l ech t s d i e ne n könne. Zu diesem Behufe producirt er die
Statoblasten. Dieselben entstehen an ihm in der nämlichen Folge wie an der Knospe die Töchterknospen,
nach dem Schema K . . . S2 S1 S. Sogar die Entwickelung des einzelnen Keimkörpers können wir
der Entwickelung der Knospe an die Seite stellen, insofern sie sich zunächst leicht als eine Ausstülpung
der beiden Blätter des Keimstocks aiiffassen lässt (S5 in der schematischen Zeichnung der folgenden Seite)-
Dann aber tritt eine Abweichung zu Tage. Die Knospe bleibt mit der Mutter durch die Kolonialwand
verbunden, der Statoblast schnürt sich vom Keimstock ab und hängt nur noch mittels des Funicular-
«epithels mit ihm zusammen (S4). Dadurch ist die Situation eine wesentlich andere geworden. Der
-Statoblast ist jetzt vollständig ins I n n e r e d e r Kol o n i e verlegt worden, sein Lumen kann nicht wie
-das der Knospe durch einfache Durchbrechung der Wand mit der Aussenwelt in Verbindung treten.
Ebensowenig aber wäre er fähig, sich weiterzubilden, wenn er etwa auf diesem Stadium durch den
Zerfall der Kolonie frei würde. Denn dasjenige Blatt, welches den Contact mit der Aussenwelt zu vermitteln
berufen ist, ist hier nach innen gekehrt, und das äussere Blatt ist das, welches die. Leibeshöhle
begrenzen soll und vorläufig — als Funicularepithel — in der That begrenzt. Nur durch v o l l s
t ä n d i g e Umk e h r der Keimblätter könnte also ein Zustand herbeigeführt werden, in dem eine derartig
isolirte Knospe die Anlage eines neuen Stockes begründen könnte.
Diese Umkehr wird dadurch angebahnt, dass das innere Blatt der Statoblastenanlage (cystogene
Hälfte) das äussere (Bildungsmasse) zu umwachsen beginnt. Wir können diesen Process der Umwachsung
auch als Einstülpung deuten, denn wir sehen in Wirklichkeit, dass durch eine Wucherung des äusseren
Blattes (S8, m1) das innere comprimirt und bis zum Verschwinden seines dem primären Knospenlumen
entsprechenden Hohlraumes zusammengefaltet wird (S2). Der eingestülpte Theil stellt nun den Inhalt
-des definitiven Statoblasten dar, der sich unter Verengerung der Einstülpungsöffhung (S1) schliesslich
ganz abschnürt und von dem äusseren Theil der Anlage isolirt (S). Dieser äussere Theil dient lediglich
zur Umkapselung des inneren mittels der Chitinhülle, welche den zwischen beiden befindlichen Spalt,
also das primäre Lumen der Statoblastenanlage, einnimmt. Damit ist seine Aufgabe erfüllt, und nur der
innere Theil kommt ferner noch in Betracht. In ihm is t d ie Umk e h r der Ke im b l ä t t e r d u r c h g
e f ü h r t : das innere Knospenblatt (ec1) ist nach aussen, das äussere (m1) nach innen gewendet. Er
würde, wenn er jetzt an die Aussenwelt träte, dieser mit derjenigen Fläche begegnen, mit der auch die
Knospe im Lauf der Entwickelung sich ihr gegenüberstellt. Dehn auch bei der Knospe ist die Cystid-
bildung mit einer Umkehr der Keimblätter verbunden, und diese Umkehr findet theilweise sogar
momentan, nämlich während der Ausstülpung des Individuums, statt. Sie erfolgt aber hier durch Au s s
t ü l p u n g der Anlage, beim Statoblasten durch E i n s t ü l p u n g , also in entgegengesetzter Richtung.
Der zuerst ausgestülpte Theil der Knospe ist das Cystid; dasselbe gilt von der zuerst eingestülpten
Partie des Statoblasten, welche die Leibeswand der künftigen Kolonie liefert. Der Theil der Knospe,
der sich zuletzt ausstülpt und mit der Umgebung am spätesten in Berührung tritt, ist das Polypid; dieselbe
Bedeutung hat beim Statoblasten der zuletzt e in gestülpte Theil, das Polypid entwickelt sich hier
an der Stelle, wo die Abschnürung der Einstülpung vor sich ging (S. bei *). Während aber bei der
Knospe das Polypid den ältesten, primären Theil repräsentirt, ist es beim Statoblasten gerade der jüngste,
-der sich erst secundär bei der Keimung deutlich zusammenzieht. Die Knospe ist ein vom p o lyp ida len.