senkrecht zur Körperoberfläche stehen und durchaus nicht bei allen Exemplaren angetroffen werden. Da die Tri-
chosysten die Dicke der Corticalplasmaschicht bedeutend übertreffen und somit mit ihrem hinteren Ende in das
Entoplasma hineinragen, so erhalten sie öfters infolge der starken Circulation des Entoplasmas eine ganz
unregelmässige Stellung (Fig. 34 tr). Dem Corticalplasma ist auch der bekannte Pigmentfleck (Fig, 34 u.
35 pi) eingelagert, welcher gewöhnlich auf der linken Seite des vorderen Körperendes gelegen ist.
Die Mund Öffnung (o) liegt in der Tiefe einer beutelartigen Einsenkung, welche sich auf der
Ventralfläche im vorderen Körperviertel befindet und als Vorhöhle (vh) zu bezeichnen wäre. Im geschlossenen
Zustande ist die Mundöffnung eng, kreisförmig, kann sich jedoch bei Nahrungsaufnahme
ganz bedeutend erweitern.. An dieselbe schliesst sich ein dünner plasmatischer Kragen (Fig. 36 kr) an,
welcher dem vorderen Ende des Reusenapparates (St) dicht anliegt. Bei Isolirung des letzteren bleibt
der Kragen mit ihm fest im Zusammenhänge und erscheint als eine ringförmige Membran. Dieser plasmatische
Kragen besitzt eine feine Radiärstreifung und bedingt aller Wahrscheinlichkeit nach die Verengung
und Erweiterung der Mundöffnung.
Der Reusenapparat bildet eine ziemlich lange Röhre, welche vorne kolbenartig aufgetrieben ist und
sich nach hinten allmählich verschmälert. Seine Länge variirt bei verschiedenen Exemplaren ganz bedeutend
und kann zuweilen sogar die halbe Körperlänge erreichen. Der Reusenapparat zieht vom Munde etwas dor-
salwärts und nach hinten links; er wird aus zahlreichen (gegen 16) dicht nebeneinander gelagerten, stäbchenartigen
Gebilden aufgebaut, welche meist einen schraubigen Verlauf besitzen und bei Isolirung des Schlundapparates
nicht auseinander fallen. Dieselben bestehen aus einer homogenen, ziemlich stark lichtbrechenden
Substanz, welche sich gegen Pepsin ähnlich wie die Körpercilien verhält und demnach wahrscheinlich aus
demselben Stoffe bestehen. Ich behandelte nämlich Thiere, welche mit kochendem Wasser abgetödtet und
durch ein Gemisch von Alkohol und Aether entfettet wurden, mit einer sauren Pepsinlösung*) und. fand, dass
die Stäbchen des Schlundapparates, sowie die Körpercilien sofort, die Alveolarschicht erst nach einigen
Minuten aufgelöst wurden. Das Entoplasma dagegen, wie die Kernhülle, wurde bei einer Temperatur von
38 0 C. gewöhnlich erst nach mehreren Stunden (12—18) verdaut. Als Residuum blieb nur ein geringer
Theil vom Entoplasma und ein erheblicher Theil der Kemsubstanz (Nuclein) zurück, welche insofern
im weiteren Verhalten zu Reagentien differirten, als das erstere von einer 10 % Sodalösung vollkommen,
dagegen das letztere nur theilweise (unlösliches Nuclein Z a ch a ria s 69) aufgelöst wurde. Bei Behandlung
mit warmer Natronlauge wurde auch dieser Rest vollkommen gelöst. Aus diesem Verhalten wäre man berechtigt
zu schliessen, dass der Stäbchenapparat sehr wahrscheinlich aus einem Eiweisskörper besteht.
Dieser Reusenapparat ist verschiebbar und wird bei Nahrungsaufnahme stark vorgeschoben, so dass
er sogar mit der Mundöönung aus der Vorhöhle hügelartig vorstehen kann. Nach Analogie mit den entsprechenden
Organen, welche wir bei Holophrya, Prorodon und anderen beobachteten, liegt die Vermuthung
nahe, dass er einen besondern Schlund umschliesst, welcher eine Fortsetzung des Mundes bildet. Derselbe
wurde jedoch direkt nicht beobachtet uiid muss wahrscheinlich sehr kurz und unansehnlich sein.
*) 13 Gramm abpräparirter Schleimhaut eines Schweinemagens mit 500 Ccm Wasser und 8 Ccm ofific. Salzsäure
24 Stunden bei 40° C. digerirt; durch Leinewand gepresst und 3 mal filtrirt. Die Lösung reagirte sauer und löste Fibrin
mit Leichtigkeit auf.
Der After (a) liegt am ventralen hinteren Körperende in einem der Rippenstreifen und ist nur
während der Entleerung von Excrementen wahrnehmbar.
Die e o n tra c tile Vacuo 1b (e. v.) liegt in der Mittelregion des Körpers und zwar in der rechten
Hälfte; sie mündet durch einen deutlich wahrnehmbaren Porus auf der Dorsalfläche nach aussen.
Der Makronucleus (N) ist ziemlich gross, oval und von feinnetzigem Bau. Er wird von einem
anliegenden, kleinen, rundlichen Mikronnclens (ncl) begleitet, welcher ein homogenes Aussehen besitzt.
Die Lage des Kerns ist nicht konstant, weil er infolge der starken Plasmacirculation gewöhnlich im Körper
herumgeführt wird. Er ist jedoch meist in der hinteren Körperhälfte anzutreffen.
Bei dieser Art gelang es noch eine Erscheinung nachzuweisen, welche unter den Infusorien nicht
sehr verbreitet ist. Bei fast allen untersuchten Exemplaren war nämlich die Körperoberfläche von einer
continuirlichen G a lle rth ü lle (Fig. 34, 35, 37 und 38 g) bedeckt. Dieselbe ist meist sehr dünn (0,001 mm),
kann jedoch bei einigen Exemplaren viel dicker werden (Fig. 35), so dass nur die Cilienenden aus
ihr hervorragen. Die Bewegung der Thiere ist dann ziemlich beeinträchtigt. Die Gallerthülle lässt an
lebenden Thieren sich schwer wahrnehmen, namentlich wenn sie sehr dünn sind. Leichter tritt sie an ab-
getödteten hervor, umsomehr da . sie sehr quellbar ist, speciell bei Einwirkung von schwachen Säuren oder
Sodalösung. Bei einem Exemplare quoll die Gallerthülle (Fig. 38 g) nach zweistündiger Behandlung mit
5,% Sodalösung so bedeutend auf, dass sie die ursprüngliche Dicke um das zehnfache übertraf und nun die
Cilien vollkommen einschloss. Auch an lebenden Thieren gelang es die Hülle sicher nachzuweisen. Ich
leitete nach Klebs’ (39) Vorschläge schwache wässerige Lösungen von Fuchsin oder Methylenblau unter dem
Deckglas durch, worauf sich die Gallerthülle nach einiger Zeit schwach roth oder blau färbte. Die Thiere
ertragen jedoch diese Flüssigkeit nicht und gehen bald zu Grunde; dabei tritt eine schwache Quellung der
Gallerte auf und die Färbung wird intensiver. Nach einiger Zeit erblasst dieselbe von neuem, indem der Farbstoff
durch dier Gallerte durchdringt und vom. Protoplasma aufgenommen wird. Setzt man frischen Farbstoff
hinzu, so wiederholt sich die Erscheinung von neuem. Von diesen Farbstoffen (namentlich von Methylenblau)
wefden auch die Körpercilien tingirt, wobei ich mich deutlich überzeugen konnte, dass dieselben wenigstens bei
dieser Art nicht gleich dick sind, sondern nach dem Ende spitz auslaufen. Es gelang mir auch bei einem
Exemplare die Gallerthülle zu isoliren. Nachdem dieselbe schwach gefärbt war, drückte ich vorsichtig mit
der Präparirnadel auf das Deckglas i ¡ | das Thier schlupfte sammt den Cilien aus der Hülle heraus und
schwamm lebhaft davon, ging aber sehr bald zu Grunde. Die zurückgebliebene Gallerte färbte sich intensiver,
liess aber keine besondere Structur erkennen.
N a ssu la elegans gehört nicht zu den häufigsten Infusorien; wenigstens konnte ich sie nur 2 oder
3 mal beobachten und zwar nur einmal in grossen Mengen. Sie hält sich meist an der Wasseroberfläche
zwischen Algen auf. Sie schwimmt schnell umher, wobei sie sich meist um ihre Längsaxe dreht. Der Körper
ist elastisch und formbeständig. . Die Farbe ist schwach grünlich-weiss, jedoch sehr wechselnd und steht
sicherlich mit der Art der aufgenommenen Nahrung in Beziehung. Auch scheint die Farbe des sogennanten
Pigmentfleckes (pi) davon abzuhängen. Die Nahrung besteht gewöhnlich aus einzelligen Algen und Diatomeen;
mit besonderer Vorliebe ernährt sich Nassulä elegans von Oscillariaceen, bei deren Verdauung sich die bekannten
violetten oder blauen Flüssigkeitstropfen oder. Vacuolen bilden. A u f die Entstehung derselben, wie auf
den ganzen Verdauungsakt werde ich bei der folgenden Art näher eingehen.