er die Richtigkeit der Angaben v. S ie b o l d ’s au. indem er zugiebt, dass die Ovarien zu gewissen
Jahreszeiten auf der Innenfläche des häutigen Ligamentes in Form schöner grösser Zellen mit doppelt
konturirter Haut, Kern und Kernkörperchen hervorsprossen; andererseits aber spricht er auch den Schlüssen
D u j a r d i n ’ s eine gewisse Berechtigung zu, insofern nämlich nach seinen Befunden das Ligamentum bei
einigen Kratzern, vornehmlich bei Echinorhynchus gigas, den Körperwänden so fest verbunden sei, dass
es nur mit Gewalt von ihnen sich trennen lasse.
Ueber die Entstehung 'der losen Ovarien macht P a g e n s t e c h e r 1) folgende Angaben: Aut der
Innenwand des Ligamentes, das ursprünglich aus zwei Schichten sich aufbaut, bilden sich keulenförmige
I'Iervorragungen, in welchen eine in Vermehrung begriffene Zelle liegt. In der Hülle der Muttcrzelle
entsteht so ein Haufen von Tochterzellen. Die Vermehrung der Brut geht rascher voran, als das Wachs-
tluun der Mutterzelle, so dass diese, wenn sie 0,06—0,08 mm gross geworden ist, prall ausgefüllt als
ein fester Zellenhaufen erscheint. Die Umhüllung, welche über die Membi’an der Mutterzelle sich
hinüberziehend diese au der Innenwand des Ligamentes befestigt, reisst beim weiteren Wachsthume,
d<T Zellenhaufen fällt in den Hohlraum des röhrenartigen Ligamentes und bildet nun ein sogenanntes
Ovarium. Selbiges kann demnach durchaus nicht als Organ des Ecldnorliynclms bezeichnet werden, es
ist ein Haufen unreifer, mit einander zusammenhängender. Eizellen. Das Organ aber, in welchem sie
ovbildet wurden, der Boden, auf welchem sie wuchsen, muss als Ovarium bezeichnet werden; demnach
funktionirt die Innenwand, beziehentlich die innere Schicht des Ligamentum Suspensorium als Eierstock.
Auch G r e e f f 2) nimmt die Existenz eines besonderen Ovariums an. Bei jüngeren Larven des
Ecldnorliynclms polymorplius, die noch im Zwischenträger der Uebertragung in den Darm eines für sie
passenden Wolmthieres harren, lässt sieh das eigentliche Ovarium ohne alle Schwierigkeit vom Ligamentum
Suspensorium isoliren. Seine Form ist entweder die eines einfachen, mehr oder minder länglich
ovalen Blattes, an dem äusserlich die Eier hervorsprossen (Echinorhynchus polymorplms^m oder es stellt
einen geschlossenen Schlauch (P a g e n s te c h e r’s innere Ligamentschicht) vor, an den,:|tch das Ligament
eng anlegt, und wo dann die Eier auf der Innenseite hervorknospen.
A. S c h n e id e i 3) sali bei den in der Leibeshöhle der Engerlinge schmarotzenden Larven des
Ecldnorliynclms gigas die Ovarien (?) ausserordentlich frühe und zwar in Form zweier aus je etwa vier
Zellen bestehende]- Körper sich bilden. Die beiden Ovarialzellhäufchen^Jegen gleich den Hoden dicht
neben einander und sind stets an einem dicken, feinkörnigen, mit eine]- wechselnden Anzahl schöner
grösser Kernkugeln ausgestatteten Plasmastrange, der die Mitte der Leibeshöhle einhaltend gewisser-
massen das Verbindungsstück der beiden grossen Ligamentsäcke abgiebt,- befestigt. Späterhin fallen
die Ovarien, die ziemlich unverändert ihre primitive Form beibehalten, ab und die Kerne des Plasmastreifens
obliteriren. S c h n e id e r erblickt in diesem Zellenstrange das Homologon des Nematodendarines.
]) Zur A n a tom ie von Echinorhynchus proteus: Ze itsch r ift für w issen sch a ftlich e Z o ologie, 13. Bd., 1863, pag- 415
— 417, T ab . 23, F ig . 2, F ig . 7—14.
2) Un ter su ch u n gen über den Bau und d ie N a tu rg e sch ich te v on Echinorhynchus miliarius. Ar chiv für Naturg
e sch ich te , 30. Jahrg. 1. B d . 1864, pag. 131— 1 32; T a fe l 3, F ig . 2 ; U eb e r die U te ru sg lo ck e und das Ovarium der Echi-
n o rh y n ch en ; eb en d ase lb st, pag. 366^ ^ 71, T a fe l 6, F ig . 1—9.
SJ E n tw ick lu n g sg e sch ich te d e s Echinorhynchus gigas. S itzu n g sb e r ich te der Oberhessischen G e se llsch a ft für Natur,
und H eilk u n d e, 1871, p a g . 2 - 3 .
v. L in stow *) untersuchte die Ovarienentwickelung bei den Larven des Echinorhynchus angustatus
und gelangte zu Resultaten, die sich mit denen P a g e n s t e c h e r ’s vollständig decken.
R. L e u c k a r t 2) fand die wahren. Eierstöcke nur in den jüngeren Larvenzuständen. Sie bilden
.alsdann zwei Zellenhaufen von ansehnlicher Grösse, die, ganz wie die beiden Hoden, den Innenraum
des Ligamentes ausfüllen und sich höchstens durch eine mehr gestreckte Form von jenen unterscheiden.
•Sie zerfallen späterhin in einzelne Zellengruppen, die durch fortgesetzte Theilung zu rundlichen Zellenhaufen
Aver den und in diesem Zust ande verharren, bis der Parasit nach der Eimvanderung in einen
anderen Träger zur Geschlechtsreife kommt. Durch den Druck der sieh stetig vermehrenden Zellenmassen
wird die Eierstockhaut und alsdann auch das die letztere umhüllende Ligamentum Suspensorium in
mehr oder minder grösser Ausdehnung gesprengt, und die Zeugungsprodukte treten in die Leibeshöhle
über, in der dann auch die suceessi\'e Reifung der Eier vor sich geht.
S ä f f t i g e n 8} führt an, auch bei vollständig entwickelten Echinorhynehen Zel|$® aus dem Ligamente
hervorsprossend gesehen zu haben, die sich durch nichts Aro n den jungen Eizellen unterschieden.
Gewöhnlich lagen sie in trichter- oder muldenförmigen Nestern zusammen, deren Spitze sich in zahlreiche
Fibrillen, vermöge deren sie an der Innenfläche des Ligamentum Suspensorium befestigt
waren, auf löste.
Ueber die Bildungsweise der weiblichen Ausleitungswege macht R. L e u c k a r t4) folgende Mittheilungen:
Der letzte der A-ier Zellenhaufen, Areiche sich aus dem Embryonalkernhaufen herausbilden,
geht schon frühzeitig eine Aveitere Differenzirung ein, infolge deren zunächst drei, späterhin aber A-ier
Abtheilungen sich deutlich unterscheiden lassen. Die obere, erste Abtheilung, aus der beim Manne die
Kittdx-üsen und die Vasa deferentia hervorgehen, Avird beim Weibe zu der Uterusglocke und den beiden
Eileitex-n. Sie entfernt sich späterhin von den drei unteren, ein Ziemlich geschlossenes GaiiZes bildenden
Ballen, und zwar llljrch Einschiebung eines cylindrisclxen Stranges ¿lier freilich erst spät, kurz vor der
Umstülpung der Rüsseltasche sich anlegt, aber rasch sich streckt. Aus ihxn geht beim Männchen der
Ductus ejacnlatorius, beim Weibchen der Uterus hervor. Der ZAveite und Aderte Abschnitt besteht seiner
Hauptmasse nach aus A-ier gx-ossen Zellen, die je eiixen Quadranten des Quei-schnittes einnehmen und
in der Achse der Genitalanlage auf einander stossen. Es sind dies dieselben Zellen, die bei den erwachsenen
Weibchen den Innenx-aura der Scheide bis auf einen engen Achsenkanal ausfüllen- Beide
Ballen Werden in der Peripherie der Berührungsebene von dein dritten Abschnitte umgiirtet. Aus ihm
entsteht der innei-e Sphinkter. Der äussere Sphinkter bildet sich aber aus jener Plasmaschicht, die sich
zur Zeit der Theilung als gemeinschaftliche Hülle von den dx-ei letzten Abschnitten loslöst.
') Zur An a tom ie und EntAvieklimgsgeschichte d e s Echinorhynchus angustalus. Archiv für Naturgeschichte.
38. Jahrg. 1. Bd. 1872, pag. 14.
2) Helmin th ologisehe Expérimental Untersuchungen. Nachrichten von der G. A. Un iv er sitä t zu Göttingen. 1862.
p ag. 4 4 1—442.
D ie m enschlichen P arasiten. 2. Bd. 1876, pag. 786, 831, S37—S3S.
8) Zur Organisation der Echinorhynehen. Morphologisches Jahrbuch, in . Bd., 1. Heft, pag. 27—2S. 1884.
4) H eh n in th o lo g isch e E xperimentaluntersuchungen. Nachrichten von der G. A. Un iver sität zu G ö ttin g en . 1862.
Nr. 22, pag. 442 - 443.
D ie menschlichen P arasiten. ' 2. Bd. 1876, pag: 827, 831, 838—S41.