ist daher unter allen Umständen zunächst nöthig, den Statoblasten in geeigneter Weise zu iixiren, und
dies gelang am besten durch Einwerfen in heisses Sublimat conc. Lösung, welches die Schalen schnell
durchdrang und keine Schrumpfung bewirkte.*) Nachdem der Statoblast etwa 10 Minuten in der erkaltenden
Lösung verblieben war, wurde er in destillirtes Wasser gebracht und dann sogleich durch
Anschneiden mit einem scharfen Rasirmesser geöffnet. Anstechen ist nicht zu empfehlen, weil dabei ein
Druck ausgeübt wird, der den Inhalt versehrt, und weil durch eine verhältnismässig kleine Oeffnung
stets schon eine beträchtliche Verletzung bedingt wird. Von grösser Wichtigkeit ist nun die Entscheidung
der Frage, an welcher Stelle man den Schnitt anzubringen hat. Nach mehrfachem Fehlen erkannte ich,
dass die untere, stärker gewölbte'Fläche durchaus zu vermeiden sei, weil hier die Bildung des Primär-
polypids vor sich geht. Ebenso sind Abtragungen des Randes nach Beginn der Keimung nicht rathsam,
weil man dabei Gefahr läuft, wichtige Partien zu beseitigen. Der geeignetste Ort für äussere Eingriffe
ist die beim Schwimmen nach oben gekehrte, flache Seite der Schale, die man am besten durch einen
Tangentialschnitt mit einer kleinen Oeffnung versieht. Ich legte dabei den Statoblasten mittels eines befeuchteten
Pinsels auf die Spitze des Zeigefingers der linken Hand, drehte die flache Seite nach oben, und indem
ich durch den entgegengestellten Daumen eine Verschiebung zu hindern suchte, führte ich mit der
Rechten einen der Fläche des Statoblasten parallel gerichteten Schnitt gegen die Wölbung der oberen
Seite. Bei einiger Uebung gelingt es auf diese Weise leicht, eine Oeffnung zu erzeugen, welche genügt,
den sonst unversehrten Inhalt für flüssige Substanzen zugänglich zu machen. Nur in Fällen, wo der
Discus bereits gesprengt und die Chitinlamelle zu Tage getreten ist, bleibt diese Methode von zweifelhaftem
Erfolg, und zog ich es dann meist vor, den Statoblasten durch Abtragung eines Theils des
Schwimmrings oder durch einen seitwärts ausgeübten Druck zu erschliessen.
Ich liess den Statoblasten kaum 1 Stunde entwässern und führte ihn dann allmählich in immer
stärkere Lösungen von Alkohol, zuletzt in solche 96 °/0. Dies schien mir im Interesse einer deutlichem
Färbung wünschenswerth. Nachdem er etwa einen Tag lang darin geweilt hatte, brachte ich ihn ebenso
allmählich wieder in Wasser und darauf in Pikrokarmin, wo er mindestens 24 Stunden, meist länger,
verblieb. Der genannte Farbstoff hat mir von allen, die ich erprobte, weitaus die günstigsten Resultate
ergeben. Da durch das Karmin vornehmlich die Kerne und daneben das Zellprotoplasma gefärbt
werden, nicht aber der Dotter, auf den wiederum nur das Pikrin wirkt, so hebt sich der letztere, wie
die Figuren der Taff. XII—XIV zeigen, sehr schön von den zusammenhängenden Geweben des Embryonalkörpers
ab. Die weitere Behandlung bis zur Einbettung ist die gewöhnliche. Vor dem Einbetten habe
ich den in Nelkenöl befindlichen Statoblasten bei intensivem Lampenlicht unter dem Mikroskop (Zeiss
Oc. 2 Obj. A) besichtigt und die Lage des ersten Polypids, falls ein solches bereits vorhanden war,
nebst dem Umriss der künstlichen Oeffnung so genau als möglich skizzirt. An der Hand dieser Zeichnung
gelang es dann in der Regel, den in Paraffin eingeschlossenen Statoblasten, natürlich ebenfalls mit
Hülfe des Mikroskops, so zu richten, dass die gewünschten Schnitte, namentlich Sagittalschnitte, hergestellt
werden konnten. Da nach der Einbettung die Durchsichtigkeit des Objects nur eine geringe
war, so hielt ich mich jetzt vornehmlich an die Contouren jener Oeffnung, die ich in der Zeichnung vermerkt
hatte, und nach der ich auf die Lage der Hauptknospe zurückschliessen konnte. Das Messer des
*) Auch Pikrinsäure ergab brauchbare Resultate.
Mikrotoms wurde ausser bei Frontalschnitteu immer so geführt, dass das Primärpolypid zunächst an der
Analseite getroffen wurde, und in diesem Falle pflegte ich den Theil des Statoblastenrandes, welchen die
Schneide zuerst berühren musste, vorher mit dem Rasirmesser abzutragen, damit abspringende Chitinstücke
nicht, wie es sonst leicht geschah, die Paraffinblättchen verletzen oder gar der ganze Statoblast
aus dem Lager ausbrechen möchte.
Ich wende mich nun zur Darlegung meiner Befunde.
Wir hatten in einem früheren Abschnitt den Statoblasten bis zu dem Stadium verfolgt, wo die
untere, stärker gewölbte Schalenhälfte sich schliesst und das ganze Gebilde in seiner äussern Vollendung
uns entgegentritt. So gelangt es nach dem Zerfall der mütterlichen Kolonie ins Freie und wird hier
im Verlauf der kalten Jahreszeit, selten schon früher, keimfähig. Welche Veränderungen der Statoblast
dabei erleidet, habe ich aus der Vergleichung notorisch keimfähiger mit frisch producirten Körpern nicht
zu entnehmen vermocht. Wahrscheinlich sind sie derart, dass sie sich überhaupt"* dem Bereich unseres
mikroskopischen Sehens entziehen: Sie mögen sich eher auf die moleculare Structur der Zellen als auf
ihren anatomisch erkennbaren Bau erstrecken.
Im ungekeimten Statoblasten finden wir zunächst jene Zellschicht wieder, welche aus dem inneren
Blatt der cystogenen Hälfte, also in letzter Instanz aus dem inneren Knospenblatt, ihren Ursprung nahm.
Sie bildet ein einschichtiges, der Chitinschale anliegendes Epithel (Taf. XI, Fig. 140; Taf. XIV, Fig. 159: ec),
aus welchem das Ec t o d e rm der künftigen Kolonie hervorgeht. Nach innen zu grenzt sie theils unmittelbar
an den Dotter, theils an diejenigen Zellen der Bildungsmasse, welche unter Wahrung ihres ursprünglichen
Charakters an das Ectoderm Anlehnung suchten. Derartige Zellen finden sich bei Pluma-
tella nur wenige (Taf. XI, Fig. 138, m), bei Cristatdla sind sie weit häufiger, ja sie bilden hier eine zweite,
dünnere Epithelschicht, welche der ersten eng angefügt und mit ihr zu einer die Dottermasse ura-
schliessenden Zellzone vereinigt ist (Taf. XIV, Fig. 159, m). Die Dicke der ganzen Zone beträgt bei
Cristatella, auf welche sich die folgenden Angaben immer zunächst beziehen, 1,5—2 ¡.i. Etwa 2/s davon
kommen auf die äussere, lls auf die innere Zellschicht. Die Kerne haben einen Durchmesser von 0,4
bis 0,5 ft. Die innere, mesodermale Schicht ist aber kein vollständiges, rings geschlossenes Epithel,
sondern wird von epithelartig nebeneinandergelagerten Zellen gebildet, welche öfters und ohne bestimmte
Ordnung Lücken erkennen lassen, in denen das Ectoderm bis dicht an den Dotter heranreicht. Am
regelmässigsten erscheint sie im Bezirk der unteren Schalenhälfte. Inmitten derselben, da wo der endliche
Verschluss des Statoblasten erfolgte, findet sich stets eine Stelle, wo die mesodermale Bekleidung
fehlt und die periphere Zone lediglich von Ectodermzellen gebildet wird (Taf. XI, Fig. 140).
Tin Uebrigen ist der Statoblast von der Dottermasse erfüllt, welche mit den Zellen der inneren
Epithelschicht gleichen Ursprungs ist. Sie besteht aus zahllosen stark lichtbrechenden Kügelchen ungefähr
von der Grösse der Ectodennkerne (Taf. XIV, Fig. 159, dk), neben welchen sich kleinere in allen
Abstufungen bis zu den allerkleinsten vorfinden, die als feinkörnige Masse in der das Ganze durchspülenden
protoplasmatischen Flüssigkeit eingebettet sind. Diese Flüssigkeit kann man leicht durch
Zerdrücken von Statoblasten, welche eine Zeit lang trocken gelegen haben, zur Anschauung bringen.
Die Dotterkugeln sind an und für sich farblos und erscheinen daher in ihrer Gesamtheit bei der Betrachtung
mit blossem Auge weiss resp. gelblich. Durch Karmin werden sie nicht gefärbt, dagegen erhalten
sie durch Pikrinlösung einen Stich ins Gelbe, was je nach der Dicke der Schnitte mit grösserer
Bibllotheca zoologica. Heft VI. 13