Die Kerne ruhen in mächtigen, vielfach gefalteten Markbeuteln, welche durch weit klaffende
Spalten der Fibrillenrinde mit dem Röhrenwerke in Verbindung stehen, und sind wie die des Echinorhynclms
gigas in sehr geringer Anzahl vorhanden.
Bei den meisten Spezies ist der feinere Bau der Ringmuskulatur wesentlich verschieden vom
dem der Längsfaserschicht. Zum Ausgangspunkte unserer Betrachtungen werde ich aber den Echino-
rhynchus gigas wählen, weil hier ein grösser Theil der Ringfasern noch den für die Längsmuskelfiber
typischen Bau zur Schau trägt. Diese Fasern finden sich hauptsächlich in den vorderen und mittleren
Leibesabschnitten.
Der Querschnitt einer solchen Ringfaser1) ist kreisrund, oval, oder er hat die Form einer symmetrisch
gebauten Niere, deren Konkavität der Hypodermis zugekehrt ist (s. Tafel 5, Fig. 20). Auf
der konvexen Seite, und zwar dicht am Rande der Fiber, liegt der mit vielen Auszackungen versehene
Markraum (s. Tafel 5, Fig. 20 M). Die Hauptmasse der kontraktilen Substanz kommt auf die beiden
Seitenplatten. Selbige setzen sich aus breiten Bändern, welche strahlenförmig dem Markraum zulaufen
(s. Tafel 5, Fig. 20 f), zusammen. Die äussere Wand der Faser bildet eine dicke Lage fibrillärer Substanz,
deren Elemente sich gleichfalls zu trapezoiden Säulen gruppiren. Auf der konvexen Innenfläche
wird die Fiber durch eine dünne, aber sehr breite Fibrillenplatte geschlossen (s. Tafel 5, Fig. 20 f).
Neben diesen Ringfasern finden wir (zumal in dem letzten Fünftel des Leibes) auch solche,
bei denen die innere Kommissur gänzlich in Wegfall gekommen ist. Die fibrilläre Substanz bildet alsdann
eine mehr oder minder weit klaffende Rinne, die nach der Leibeshöhle zu nur durch eine von
ihren Rändern ausgehende Sarkolemmamembran geschlossen wird.
Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit der Ringmuskulatur des Riesenkratzers bildet die Anordnung
der Kerne. Zwar wird man bei sorgfältiger Durchmusterung des ausgebreiteten Hautmuskelschlauches
hier und da zwischen Ring- und Längsfaserschicht einige Kerne ausfindig machen. Die Zahl
dieser Kerne ist aber verschwindend klein im Verhältniss zu derjenigen, welche sich an der Bildung der
beiden Kernschnüre betheiligt. In der Mitte zwischen den grossen Seitenröhren verlaufen auf der Innenfläche
der Längsmuskulatur zwei Wülste, die bei stärkerer Vergrösserung in eine enorme Zahl von Markbeuteln
sich auflösen. Letztere liegen in mehreren Reihen neben einander und erreichen nicht selten,
den dreifachen Durchmesser der seitlichen Längsröhren. Die Wandung der Kernbeutel besteht
aus den drei bekannten Schichten. Die äussere Hülle bildet eine derbe Sarkolemmamembran
(2,5 s. Tafel 2, Fig. 9 s')- Unter ihr liegt die um nur weniges dickere Fibrillenlage (3 ¡.i.
s. Tafel 2, Fig. 9 f) , welche innen wiederum von einem dünnen Sarkolemmahäutchen (s. Tafel 2, Fig. 9 s")
begrenzt wird. Jeder Beutel (600 bis 800 im Durchmesser) enthält einen grossen ovalen Kern, der
ausser dem eckigen Nucleolus noch zwei bis vier randständige Nebenkernkörperchen in sich einschliesst.
Die dichte Lage der Markbeutel bedingt das Entstehen zahlreicher Falten, welche mehr oder minder tief
in das Innere einspringen und den Markraum in verschieden grosse Kammern theilen (s. Tafel 2,.
Fig. 9 M', M“). Mit dem Hohlräume der eigentlichen Faser stehen die Markbeutel durch ein trichterförmiges
Rohr, das ganz die Beschaffenheit des Markbeutels aufweist, in Verbindung (s. Tafel 2, Fig. 9X)..
’) Für Echinorhynclms gigas beträgt die Dicke der Ringmuskulatur bei einem Körperdurchmesser von 5,6 mm 120*
bis 150 f*; die. Stärke der Längsfaserschicht muss auf mindestens 200 m veranschlagt werden.
In der Beutelwandung finden sich geräumige Oeffnungen, die eine Kommunikation sämmtlicher Kem-
beutel ermöglichen. Eine jede Kernschnur besteht aus zwei parallelen, dicht neben den Laterallinien
■dahinziehenden Kernbeutelreihen, die nur am hinteren Leibespole etwas auseinander weichen. In der
Nähe der Retinacula endigt der ventrale Ast; Der dorsale biegt in sanftem Bogen nach vorn um und
verbindet sich in der Dorsallinie mit dem Ausläufer der gegenüberliegenden Kernschnur.
Zwischen den engen Hälsen der Ringfasermarkbeutel sieht man die Fasern der Längsmuskel-
¡schicht, beziehentlich deren Abspleissungen sich hindurch winden. Hieraus folgt, dass die vier Markbeutelschnüre
die Kontinuität des Längsmuskelschlauches keineswegs beeinträchtigen.
Der Grund, weshalb gerade die meisten der Kernbeutel eine laterale Lage einnehmen, dürfte
wohl darin zu suchen sein, dass beim Riesenkratzer in Folge des Auftretens der beiden mächtigen Ligamentschläuche
die Leibeshöhle auf zwei schmale, keilförmige, laterale Spalträume reduzirt wird.
Ausser den eben beschriebenen Kernbentelreihen existirt noch ein zweites Zirkulationssystem,
welches ebenfalls zur möglichst gleichmässigen Vertheilung der Nährsäfte in der Ringmuskelschicht beizutragen
bestimmt ist, nämlich die beiden intermuskulären Medianröhren.
Bei der Untersuchung der Hautmuskulatur des Riesenkratzers stösst man auf zwei häutige Röhren,
welche die Richtung der medianen Hauptstämme des hypodermalen Gefässnetzes einhalten und von
letzteren nur durch die Ringmuskelschicht getrennt werden. Sie beginnen dicht hinter den Retraktoren
und endigen in unmittelbarer Nähe des aboralen Leibespoles.
Das dorsale (wie das ventrale) Rohr (s. Tafel 2, Fig. 5, dk) hat einen triangulären oder trapezoiden
Querschnitt (0,1 mm Basis, 0,6 mm Höhe). Mit seiner grössten Fläche ist es der Ringfaserlage
(Tafel 2, Fig. 5 RM) fest verbunden.
An seiner Begrenzung betheiligen sich ausser der Sarkolemmakittmasse noch zahlreiche Fäserchen,
die von der Ringmuskulatur sich abspleissen. Der Hohlraum dieser intermuskulären Medianröhren
kommuniziert mit den Markräumen der Querfasern, ohne dass jedoch für diesen Zweck besondere grössere
'Oeffnungen vorhanden wärenl).
Die Reduktion der fibrillären Sifbstanz an der der Leibeshöhle zugewandten Fläche, die wir
schon bei einigen Ringfasern des Echinorhynclms gigas beginnen sahen, macht bei den Zirkulärmuskel-
röhren des Echinorhynchus moniliformis weitere Fortschritte. Im unsegmentirten Hinterleibe ähneln die
Ringfasern noch am meisten denen des Riesenkratzers. Die fibrilläre Rindensubstanz ist sehr kräftig
ausgebildet und macht die Hauptmasse der ganzen Röhre aus (s. Tafel 8, Fig. 21, 22 f). Der Markraum
ist sehr klein und unansehnlich, er liegt an der nach innen gekehrten Fläche der Fiber und entsendet
zahlreiche Spalträume, die tief in die kontraktile Rinde hineingreifen (s. Tafel 8, Fig. 22).
In den. segmentirten Leibespartien flachen sich die Ringmuskelfasern zu dünnen, aber sehr
breiten Bändern ab (s. Tafel 8, Fig. 3 RM). Die kontraktile Substanz vertheilt sich auch hier auf die
Aussenfläche und die beiden Seiten der Faser. Die einzelnen Fibrillenplatten sind sehr dünn und senkrecht
zur Oberfläche gestellt; sie erreichen eine solche beträchtliche Breite, dass für den Markraum nur
‘) Nach S c h n e id e r kommuniziren beide GefUsse mit der Querfaserschicht durch zahlreiche kurze, aber weite
Kanäle. Archiv für Anatomie und Physiologie. 1868, pg. 588. L e u c k a r t hat diese Verbindungskanäle nicht auffinden
können. Die menschlichen Parasiten, 2. Bd., pg. 747, 748, 749.