es diese Farbeneontraste allein sind, die uns in den-Stand setzen, die einzelnen Nervenfasern zwischen den-
den Muskelröhren nachzuweisen.
Bei Echinorhynchus trichocephalus treten die hinteren Seitennerven der höheren Lage des Ganglions
entsprechend ungefähr in der Mitte der Rüsselscheide hervor.
Bei Echinorhynchus porrigens liegen die Austrittsstellen sämmtlicher Nerven fast in einer Ebene.
Die grossen hinteren Seitennerven bilden das letzte Paar und übertreffen an Faserreichthum alle übrigen
Nerven. Sie laufen zunächst in S-förmigem Bogen zum Grunde der Rüsselscheide, durchbrochen hier die
Wand der letzteren und dringen in die mächtig entwickelten Retinacula ein.
Das Genitalnervencentrum gelangt auch bei den männlichen Individuen von Echinorhynchus
angustatus und Echinorhynchus haeruca zu einer hohen Ausbildung. Es umfasst das Endstück des Ductus
ejaculatorius und besteht aus zwei grösseren Ganglienanhäufungen und zwei nahezu gleich dicken Fasercommissuren.
Die Ganglienkugeln unterscheiden sich in keiner Beziehung von den Zellen des Hirnes-
Dagegen sind sie nicht so vollkommen auf die Seiten localisirt wie bei Echinorhynchus gigas. Besonders
ist es die ventrale Commissur, die ausser den Fibern noch zellige Elemente aufweist.
Die Innervation des männlichen Geschlechtsapparates geschieht im Grossen und Ganzen in der
nämlichen Weise wie bei dem Riesenkratzer. Die stärksten Nervenbündel, welche aus den Genitalganglien
ihren Ursprung nehmen, sind die hinteren Seitennerven. Sie laufen auf den, den Bursalsack auskleidenden
Längsmuskeln herab und stehen am hinteren Körperpole mit den grossen Lateralstämmen der Leibeswand
in Verbindung.
Das zweitkräftigste Bündel bilden die vorderen Seitennerven. Sie entspringen aus Zellen der,
vorderen Ganglionränder, gleiten auf der Oberfläche der muskulösen Scheide nach vorn und scheinen am
oberen Rande derselben zu endigen.
Ausserdem existiren noch zwei mittlere Nervenpaare, von denen das äussere die Protusoren der
Scheide, das innere aber den Penis und den glockenförmigen Bursalmuskel versorgt.
In der Umgebung der weiblichen Geschlechtsöffnung konnte ich bei Echinorhynchus angustatus
Echinorhynch us haeruca und Echinorhynchus proteus keine Ganglienzellen entdecken.
Die Entwickelungsgeschichte des Nervensystems.
öeschichtlicher Ueberbliek.
Ueber die Bildungsweise des Nervensystems existiren nur sehr spärliche Angaben. Nach
L e u c k a r t 's Untersuchungen an Echinorhynchus proteus1) und Echinorhynchus angustatus2) gehört dieAn-
H Helminthologische Experimentaluntersuchungen. Nachrichten der G. A. Universität zu Göttingen. 1862. pg. 441.
*) Die menschlichen Parasiten, 2. Bd. 1876, pg. 826—828; 838.
läge des Ganglion cephalicum zu den ersten Veränderungen, die sich an dem embryonalen Zellenhaufen
wahrnehmen lassen. Zu einer Zeit, wo der Embryonälkern etwa 0,06 mm misst, gruppiren sich die
Zellen zu vier Haufen zusammen, die sich immer deutlicher gegen einander absetzen. Die zweite dieser
Zellgruppen ist es nun, aus der das Ganglion cephalicum hervorgeht. Sie hat anfangs eine relativ sehr
ansehnliche Grösse und besteht aus ziemlich grossen hellen Zellen mit scharf gezeichneten Kernen. Die
Ganglien der männlichen Leitungswege sah L e u e k a r t schon bei der ersten Anlage des Ductus ejaculatorius
als zwei Zellhaufen oberhalb des Begattungsapparates -vorspringen.
Auch G r e e f f 1) konnte bei 0,3 mm langen Larven des Echinorhynchus polymorphus das Hirn
und die beiden grossen Seitennerven (G re e f f 's Retractores receptaculi) deutlich erkennen.
Nur v. L in s to w 2) ist etwas anderer Ansicht. Gestützt auf die Untersuchung einiger Entwicklungsstadien
des Echinorhynchus angustatus, die er der Leibeshöhlo spontan inficirter Asellen entnahm
spricht er die Behauptung aus, dass das Ganglion cephalicum erst nach der Anlage der Rüsselscheide
entstehe und schon nach fünf Tagen seine vollkommene Ausbildung erreicht habe.
Eigene Beobaelituiigeii.
Schon bei einer früheren Gelegenheit habe ich. die Vermuthung ausgesprochen, dass auch bei den
Acanthocephalen das Ganglion cephalicum, sowie die peripherischen Nerven ectodermalen Ursprungs
seien. Ich stützte mich dabei auf eine Reihe von Beobachtungen, auf die ich jedoch an diesem Orte noch
nicht näher eingehen kann, weil ich die Kenntniss der Embryonalentwiekelung voraussetzen muss. Ich
werde daher die Beweisführung für das letzte Capitel dieser Abhandlung: „Die Bildung des Embryo“, aufsparen
und zunächst, wie ich dies in den früheren Kapiteln gethan, nur jene Umwandlungen in das
Auge fassen, welche mit der Uebertragung des fertigen Embryo in den Zwischenwirth beginnen.
Zu diesem Zwecke muss ich wiederum auf jenes Stadium zurückgreifen, wo nach Ablösen der
Hypodermis sich ein centraler Kernhaufen herausgebildet hat. Die erste Differenzirung, die wir an
dem übrig bleibenden Stück des Embryonalkernes wahrnehmen konnten, bestand in der Anlage des
Rüsselzapfens. Zur nämlichen Zeit gewahrt man unmittelbar hinter dem eben erwähnten S.yncytium eine
grössere Anzahl von Kernen, die sich in der früher geschilderten Weise allmählich in grosse bläschenförmige
Kerne umwandeln und zu einem rundlichen Haufen zusammentreten. Alle diese Kerne sind
aussergewöhnlich klein (7— 8 p bei Echinorhynchus gigas3) und bestehen aus einem feinkörnigen farblosen
Protoplasma und einer grösseren Anzahl dunkel gefärbter Chromatinpartikel, welche durch dünne Plasmafäden
mit einander verbunden werden. Vom Nucleolus kann man auf diesem Entwickelungsstadium noch
nichts sehen. Diese anfangs sehr kleinen Kernblasen werden mit der Zeit nicht nur grösser, sondern
wandeln sich allmählich in polyedrisch begrenzte Zellen um. Ob die rasch fortschreitende Grössen-
■) Untersuchungen über den Bau und die Naturgeschichte von Echinorhynchus polymorphus. Archiv für Naturgeschichte,
1864, pg. 118—120, Tafel 2, Fig. 4, A.
2) Zur Anatamie und Entwicklungsgeschichte des Echinorhynchus anyustalus. Archiv für Naturgeschichte,
1872, pg. 8—9.