auch nur zwei kleine Kerne enthaltende Plasmamasse (s. Tafel 8, Fig. 35 gm), welche die direkte
Fortsetzung der beiden ventralen Wulstzellen bildet und augenscheinUcberweise dem Hüllsyncytium der
kleineren Spezies entspricht.
Merkwürdigerweise fehlen den Seitenzellen des Riesenkratzers und des Echinorhynchus moniliformis
die chrakteristischen dünnwandigen Röhrenanhänge, die wir bei Echinorhynchus augustatus und Echino-
rhynchus haeruca die Eileiter auskleiden sahen.
Das mediane bei Ecliinorhynchus gigas und Ecliinorhynclius monilifoimis ausschliesslich die
Wandung der eigentlichen Oviduktröhren abgebende Hüllsyncytium besteht aus einer feinkörnigen Grundsubstanz
von ziemlich flüssiger Beschaffenheit und einem aussergewöhnlich kräftig entwickelten Balkennetzwerke,
in dessen grossen vakuolenähnlichen Maschen drei, seltener vier kleine, meist kugelige, blasse
Kerne gefunden werden (s. Tafel l! Fig. 17 gm; Tafel 7, Fig. 13 gm, gm x). Hinsichtlich seines histologischen
Baues lässt es sich wohl am besten mit der ihm offenbar homologen Hüllmasse vergleichen,
in welche nach S ä f f t ig e n die beiden Oviduktedes Ecliinorhynchus proteus eingebettet sind. Mit seinem
vorderen Rande stösst dass Oviduktsyncytium auch beim Ecliinorhynchus gigas mit den beiden Wulstzellpaaren
des Glockengrundes zusammen. Das hintere, keilförmig zugeschärfte Ende aber durchbricht
die Muskulatur der Uteruswandung und verbindet sich mit der farblosen, homogenen, inneren Auskleidung
desselben. Die beiden nach hinten convergirenden S-förmig gekrümmten und fast horizontal
verlaufenden Eileiter des Riesenkratzers, sowie die vollkommen geraden Ovidukte des Echinorhynchus
monilifoi'mis münden schliesslich vermittelst einer einzigen, an der Rückenfläche gelegene^, ovalen Oeff-
nuno- in den Uterus ein (s. Tafel 7, Fig. 13). Die innere Begrenzungsfläche dieser ziemlich weiten
Oeffnung bildet beim Echinorhynchus gigas eine Art Lippe, die bei der Kontraktion der Uteruswandungen
sich an die gegenüberliegende Fläche anlegt-und so die Oviduktkanäle verschliesst (s. Tafel 7, Fig. 13 gm x).
Bei Echinorhynchus moniliformis gestalten sich diese Verhältnisse dadurch etwas einfacher, dass hier die
Oviduktröhren überhaupt nicht aus der Fronlalebene heraustreten, und dementsprechend auch inmitten
des kuppelförmig gewölbten oberen Uterusendes sich öffnen (s. Tafel 8, Fig. 35 ov).
Nachdem wir so den Bau der Uterusglocke eingehend kennen gelernt haben, wird es nicht schwer
fallen, uns eine klare Vorstellung von der Wirkungsweise dieses so merkwürdigen und in dem ganzen
Thierreiche einzig dastehenden Ausleitungsapparates zu verschaffen.
Schon v. S ie b o ld , der erste Beobachter der peristaltischen Bewegungen der Glockenwand,
machte die höchst interessante Entdeckung, dass nur ein sehr kleiner Theil der von dem vorderen
Glockenmunde aufgeschluckten Eimassen, und zwar ausschliesslich die einen Embryo enthaltenden,
schlanken, spindelförmigen Eier, in den Uterus gelangen, während die unreifen Eier und die freien
Ovarien wiederum durch die hintere, ventrale Glockenöffnung in die Leibeshöhle zurückgestossen werden.
Ueber den komplizirten Mechanismus aber, der eine solche Eiauslese ermöglichte, konnte v. S ie b o ld
Leine nähere Auskunft geben. Den ersten Versuch, die Eisortirung durch den anatomischen Bau des
weiblichen Geschlechtsapparates selbst zu erklären, verdanken wir R. L e u c k a r t . Seme ausführlichen
Untersuchungen der weiblichen Genitalien des Echinorhynchus angusiatus führten ihn zu dem Resultate,
dass schon die eigenartige, schlanke Spindelform der mit harter Schale versehenen Embryonen an und
für sich einen genügenden Erklärungsgrund liefere. Die Argumente, welche L e u c k a rt* ) in dieser Hiri-
--■sicht anführt, sind kurz folgende: „ Auf der Höhe der hinteren, quergestellten Glockenöffnung angelangt,
‘finden die Eimassen an den vorspringenden Zellenköpfen ein Hinderniss, das die Weiterbewegung
hemmt und die grössere Menge zwingt, von der früheren Bewegungsrichtung abzulenken. Nur diejenigen
werden den Weg nach abwärts weiter fortzusetzen im Stande sein, welche in die etwas trichterförmig
•erweiterte Oeflhung des zentralen Kanales eintreten und eine zum Durchschlüpfen geeignete Form besitzen.
Und das sind vornehmlich die reifen Eier, die nicht bloss bei fast allen Kratzern eine langgestreckte
Spindelform zeigen, also nicht bloss keilförmig sich zuspitzen und einen nur geringen Querschnitt
haben, sondern auch weiter durch die Glätte ihrer äusseren Schaale zur Fortbewegung unter den
'hier vorliegenden Verhältnissen besonders befähigt erscheinen.
Ich kann mich jedoch mit dieser Auffassung nicht sonderlich befreunden. Zunächst will ich
hier bemerken, dass bei allen lebenden Weibchen, die ich auf diese Verhältnisse hin untersuchte, die
‘Oviduktwandungen so dicht aufeinander lagen, dass es meist sehr schwer fiel, den eigentlichen Eikanal
■deutlieh zu erkennen. In diesen Fällen ist es von vorn herein völlig ausgeschlossen, dass die Eier
-ohne eine besondere Einschiebevorrichtung in die Ovidukte gelangen können. Aber auch selbst dann,
wenn man den Ovidukten die Fähigkeit, nach dem Erschlaffen der peripherischen Ringfibrillen durch
■die Elastizität ihrer Wandungen sich kanalartig zu erweitern, einräumt, ist doch eine Auslese der
^reifen Eier in der Art, wie sie L e u c k a r t annimmt, nicht denkbar.
L e u c k a r t legt, und zwar mit vollem Rechte, grosses Gewicht darauf, dass die schlanken,
-spindelförmigen Eier die geeignetste Form besitzen, um in einen engen, mit einer trichterartigen E r weiterung
beginnenden Eikanal hineinzuschlüpfen. Dagegen trifft die Behauptung, dass vornehmlich die
mit harter Schale umgebenen reifen Embryonen es seien, welche eine solche schlanke Spindelform besitzen,
nicht zu.
Stellen wir genaue Messungen an, so zeigt es sich, dass bei allen Eiern, mit Ausnahme der
jüngsten Entwickelungsstadien, das Verhältniss des Durchmessers zur Länge annähernd konstant ist.
Unter solchen Umständen müssten wohl die halbreifen Eier ihres geringeren Durchmessers wegen, weit
mehr Chancen haben, in den Eikanal zu gelangen, als die fast doppelt so dicken und mit einer ziemlich
zähen, lederartigen Haut ausgestatteten reifen Embryonen.
Die Schluckbewegungen der Uterusglocke kann man sehr schön zur Anschauung bringen, wenn
.man das der Leibeshöhle des lebenden Thieres ohne Zerrungen entnommene Organ in frisches, mit einer
genügenden Menge von Eiermaterial versehenes Hühnereiweiss überträgt. Sorgt man ferner dafür, dass
der Druck des Deckgläschens nicht direkt auf der Glocke lastet, so wird man selbst mit stärkeren
Vergröserungen die Schluck- und Sortirthätigkeit ungefähr 30—45 Minuten lang, und zwar ohne alle
.-Schwierigkeit, verfolgen können. Anfangs sind die peristaltischen Bewegungen zwar sehr heftig und
zum Studium sehr wenig geeignet, doch schon nach Verlauf von 5 bis 6 Minuten tritt eine Verzögerung
••ein, welche nun einen klaren Einblick in jeden einzelnen Thätigkeitsakt gestattet.
Die von der vorderen, in die Leibeshöhle frei hineinragenden weiten Glockenöffnungen eingeschluckten
Eimassen werden durch die von vorn nach hinten fortschreitenden peristaltischen Bewegungen
der Glockenwand mit ziemlicher Schnelligkeit zum Glockengrunde herabgetrieben. Auf diesem Wege
richten sich die Eier, da die Glockenhöhle durch die Ligamentstränge und die dicke mediane Seheide-
'•wand auf zwei enge Kanäle reduzirt ist, parallel der Körperlängsachse. Im Glockengrunde angelangt,