Maschenwerk die Subcuticula des gesammten Hinterleibes einninnnt. Die Flüssigkeitsströmungen beider
Tlieile stehen mit einander in keiner Beziehung.
Wie schon gelegentlich der Beschreibung des anatomischen Baues erwähnt wurde, reduciren sich
die Radiärfasern im Rüssel au f jene soliden Bündel, -die das Basalstück der Haken mantelartig umhüllen
und bei der Bewegung dieser Fixationsorgane eine wichtige Rolle spielen. Es fehlen demnach dem,
Subcuticulargewcbe des Rüssels jene F asercylindcr, die im übrigen Leibe das Zirkuliren der die Hohlräume
erfüllenden Nährstofflösungen bewerkstelligen. Um nun auch in diesem Körpertheile ein Stagniren
der Flüssigkeit zu vermeiden, sind die beiden unter dem Namen Lemnisken bekannten Pulsationsapparate1)
angebracht, deren reich entwickelte Radiärfibrillensysteme einen Ersatz für die im Rüssel fehlenden
Muskelclemente liefern.
Obgleich die Radiärfibrillen des Rüssels morphologisch sich in nichts von denen der übrigen
Subcuticula unterscheiden, so ist doch hinsichtlich ihrer funktionellen Verwendung eine wesentliche
Aenderung zu konstatiren.
Auf S ä f f t i g e n 2) machten die von den Hakenwurzeln schräg nach aussen gerichteten Fibrillen
den Eindruck von Retractoren und Protrusoren der Haken; erstere würden die Radialfibrillen, welche
sich zum vorderen Hakenwurzelfortsatz richten, bilden, letztere solche, die an den liinteren Hakeu-
wurzelfortsatz heran treten. S ä f f t i g e n basirt seine Ansicht offenbar auf Beobachtungen am Ecluno-
rhynchus prothus, einer Spezies, bei der: gerade dieses Fibrillensystem sehr wenig ausgebildet ist. Ein
Blick au f die Anordnung der muskulösen Elemente im Rüssel des Echinorhynchus angustatus würde ihn
bald überzeugt haben, dass einer derartigen Auffassung des Bewegungsmechanismus keine Berechtigung
beigemessen werden kann. Durchmustern wir eine Auzahl lebender Kratzer derselben Art, so werden
wir Exemplare bemerken, bei denen die n a c h hinten gerichteten Dornfortsätze der Cuticula dicht aufliegen,
und wiederum andere, deren Haken weit über die Rüsselhaut hervorragen. Auf den ersten Blick
könnte man geneigt sein, zu glauben, jene Erscheinung habe ihren Grund in der Protrusion und Re-
traction der Haftorgane selbst. Eine genauere Untersuchung der Verhältnisse ergiebt aber, dass die
Haken an der Sarkolemmaschicht unwandelbar befestigt sind, und dass die Bewegung einzig und allein von
der Cuticula ausgeführt wird. Bekanntlich besteht die Rüsselhaut aus zwei parallelen Wänden, einer
äusseren, die das Filzfasergewebe und die Cuticula umfasst, und einer inneren, welche von der mächtigen
Sarkolemmaschicht repräsentirt wird. Zwischen beiden Wänden spannen sich nun .in gleichen Entfernungen
— der regelmässigen Anordnung der Haken gemäss — die Radiärfibrillenbündel aus. Erfolgt
eine Kontractipn dieser Muskelfasern, so wird der Abstand beider Hautschichten verringert und die
in dem Röhrennetze befindliche Flüssigkeit in die Lemnisken zurückgedrängt. Da imn jfie Haken ihre
Stellung nicht verändern können, so nähert sich die Cuticula der Wurzel, was zur Folge hat, dass die
Dornfortsätze um ein beträchtliches Stück über die Rüsselhaut hervorragen. In dieser Stellung dringen
die Haftorgane beim Ausstülpen des Rüssels in die Darmwand des Wirthes ein. Erschlaffen die Radialmuskelfasern,
so strömt die Flüssigkeit in die Gefässräume zurück und d rin g t, unterstützt durch diei)
Schon L e n c k a r t hebt die Bedeutung hervor, welche die Lemnisken für die Fortbewegung der Flüssigkeit
in dem Gefiissapparate des Vorderkörpers haben.
*) Morphologisches Jahrbuch, X. Bd. 1. Heft pg. 6, Tafel i, Fig.- (5 und 7.
Gewöhnlich wachsen alle aus ein und demselben Spermatogoniemhäufchen hervorgegangenen Spermatiden
nach derselben Richtung aus. In Folge dessen entstehen massive, konische Bündel, in denen die Kopfenden
der Spennatosomen die breite und meist gewölbte Basis, die dünnen Schwanzfäden aber die Spitze
bilden. Acht bis zwanzig solcher Samenfädenbündel sind wiederum zu einem' grösseren Haufen ver-
und zwar in der Art, dass nur die dicken abgerundeten Kopfenden mit einander in Verbindung
stehen, während die dünnen Fadenbüschel in radialer Richtung auseinander laufen. Die ersten selbstständigen
Bewegungen sieht man an Samenfäden, die eine Länge von 60 ft haben. Durch das Hin-
und Herschlagen des frei hervorragenden haarförmigen Schwanzes und durch die Schlängelungen und
Krümmungen des Mittelstückes wird der Verband gelockert und der Zerfall des Spermatozomenbüschels
herbeigeführt. Nach der Loslösung wandern die Samenfäden zwischen den Samenzellen umher, bis sie
schliesslich in die Vasa deferentia gelangen.
Dabei mochte ich noch einer Art von Bildungen gedenken, welche wir auch beim Echinorhynchus
gigas kennen lernten. Es sind dies grosse (18—25 ft) ovale oder auch sphäroidc Kerne mit
einem fast 6 ft messenden Nucleolus. Im Zellplasma und zwar hauptsächlich in der peripherischen Schicht
desselben, sieht man zahlreiche dunkel gefärbte Körnerhaufen (s. Taf. 10, Fig. 16). Diese Kernbildungen
gehen im leeren Zustande; späterhin zu Grunde und liefern wahrscheinlich j e « zähflüssige Plasma,
welches die Grundsubstanz des Hodens beim geschlechtsreifen Individuum bildet.
Die beiden Samenleiter stellen dünnwandige, ziemlich enge Röhren vor, die an den Hoden mit
einer trichterförmigen Erweiterung beginnen und meist erst im hinteren Körperabschnitte zu einem
gemeinschaftlichen Vas efferens sich vereinigen. Die Wandung derselben besteht aus einer vollkommen
farb- uud strukturlosen, aber ziemlich festen und dehnbaren Membran. Sie stimmt histologisch
völlig mit der Tunica propriä der Hoden überein und geht auch ohne merkliche Grenze in die letztere
über. Bei Echinorhynchus angustatus, Ecliinorhynchus kannten, Ecliinorhynchus piotcus und einer Reihe
anderer Arten zeigen die Vasa deferentia in ihrer vorderen Hälfte drei, je nach der Füllung bald grössere,
bald minder grosse Aussackungen, die man wohl mit P a g e n s t e c h e r als Vesiculae seminales
bezeichnen kann. Bei manchen Arten erreichen diese Samentaschen erstaunliche Dimensionen und können
bisweilen den Kittdrüsen an Umfang gleich kommen. Merkwürdig ist das Verhalten der Vesiculae seminales
bei dem Echinorhynchus clavaeceps. Nach der Darstellung von S a e f f t i g e n verschmelzen hier je zwei der
paarigen und in gleicher Höhe liegenden Samentaschen beider Samenleiter zu einer geräumigen Blase,
wodurch die Zahl der Aussackungen au f drei reduzirt wird.
Die Vereinigung der Vasa deferentia zu dem gemeinsamen Vas efferens geschieht bei den verschiedenen
Arten nicht an dem gleichen Orte. Die Lage der Keimdrüsen beim Riesenkratzer bringt es mit
sich, dass das aus dem vorderen Hoden entspringende Vas deferens nahezu die doppelte Länge des aus dem
hinteren Hoden hervortretenden erreicht. Seltsamerweise verläuft dieses vordere Samcngefäss nicht, wie
bei den übrigen Arten, frei zwischen der Scheide und der Umhüllungshaut des zweiten Hodens, sondern
es ist in ganzer Ausdehnung mit dem Ligamen tum Suspensorium, und zwar mit dem mittleren Blatte
desselben, verwachsen (s. Tafel 3, Fig. 8 vd). Erst hinter dem zweiten Hoden löst es sich von seiner
Unterlage ab, biegt nach der Rückenfläche um und verschmilzt mit dem anderen Samengange. Bei
Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca erfolgt diese Vereinigung hinter dem letzten
Kittdrüsenpaare, bei Echinorhynchus prateus im Anfangstheile des Ductus ejaculatorius und bei Ecliino-
hynchus polymorplms erst kurz vor dem Uebergange in den Penis.