lässlich ist, wird durch das ausserordentlich reiche Material ermöglicht. Es soll daher nur eine äussere
Beschreibung der verschiedenen Arten gegeben werden; von einer genaueren Untersuchung der Gewebe
musste ich absehen, da das Material in der Form meist vorzüglich erhalten, aber für histologische Unter-
suchungen nicht geeignet war.
I. Semaeostomata.
Unter den von Herrn Eieutenant Chierchia gesammelten und conservirten SemaeÄmen fanden
sich eine grosse Anzahl Pelagien von mehr als 20 Fundorten, ferner Chrysaora von 4 und Besmonema urtä
Aurelia von je einem Fundorte mit folgenden Arten:
Pelagia noctiluca Péron et Lesueur. Chrysaora mediterránea Péron et Lesueur.
Pelagia neglecta. Vh. n. sp. _ Chrysaora Blossevillei Lesson.
Pelagia crassa. Vh. n. sp. Chrysaora plocamia Haeckel.
Pelagia phosphora- Haeckel. Chrysaora chinensis. Vh. n. sp.
Pelagia minuta. Vh. n. sp. Desmonema Chierchiana. Vh. n. sp.
Pelagia placenta Haeckel. Aurelia dubia. Vh. n. sp.
Pelagia ponöpyra Péron et Lesueur.
Von den hier angeführten 13 Arten sind 6 neu und eine von ihnen, Chrysaora Blossevillei, war
bisher nur durch ungenügende Beschreibung bekannt, so dass man in Betreff ihrer gewissermassen auf
Vermuthungen angewiesen war. Dieses für die Gruppe der Semaeostomen ausserordentlich günstige Resultat
gestattet uns einen Schluss auf die bedeutende Bereicherung unserer Kenntniss der Thierwelt durch die
Reise des „Vettor Pisani“ im speciellen, wie auch im Allgemeinen durch jede mit genügenden Mitteln ausgerüstete
zoologische Expedition.
Pe l a g i a . Pé r o n et Le snenr .
Bei der Bestimmung der Arten machten besonders die Pelagien Schwierigkeit. Die meisten Charactere,
auf welche' dabei Gewicht gelegt wurde, wie Wölbung des Schirms, Verhältniss von Mundarmen zum
Mundrohr, Länge der Tentakeln und Form der Randlappen erwiesen sich bei Betrachtung einer grösseren
Anzahl von Thieren als schwankend. Alle diese Organe zeigen ebenso wie die Gonaden bei derselben
Art verschiedene Ausbildung je nach der individuellen Entwicklung und dem Alter der Thiere und die
ihnen entnommenen Merkmale sihd nur brauchbar, wenn eine grössere Anzahl von Exemplaren zu Gebote
steht Von der Unzuverlässigkeit der meisten früher als charakteristisch angegebenen Merkmale überzeugt,
bemühte ich mich neue zuverlässigere zu finden. Zu diesem Zwecke wurden Rhopalien, Randlappen und
Nesselwarzen genauer untersucht, auch Schnitte durch Exumbrella und Randlappen angefertigt. Die Rhopalien
ergaben dabei keine brauchbaren Unterschiede, wenigstens war ich bei den Verschiedenheiten derselben
nicht sicher, wie weit sie durch' die Conservirung beeinflusst wurden. Von Randlappen Hessen sich
nur zwei Formen unterscheiden, eine quadratische und eine rechteckige, die -doppelt so breit als hoch ist.
Beide wurden schon früher bei den Artdiagnosen der Pelagien berücksichtigt. Am besten scheinen mir die
Nesselwarzen geeignet, die Arten der Pelagien unterscheiden zu lassen. Sie werden bei allen Beschrei-
bungen derselben erwähnt. Es lassen sich daher nach den Diagnosen von Haeckel auf Grund der verschiedenen
Form und Grösse der Nesselwarzen mehrere Gruppen bilden:
1) Pelagien mit grossen resp. sehr grossen, länglichen Nesselwarzen.
2) Pelagien mit rundlichen, kleinen Nesselwarzen.
3) Pelagien mit sehr kleinen, rundHchen Nesselwarzen.
4) Pelagien ohne deutliche Nesselwarzen.
Augenscheinlich beziehen sich die Ausdrücke „gross“ und „klein“ auf die bekannten Verhältnisse
der leicht aus dem Mittelmeer zu beschaffenden Pelagia noctüuca. Haeckel nennt die Nesselwarzen derselben
gross, sehr grosse Nesselwarzen, wie sie der Pelagia flaveola Eschsch. zukommen, müssen daher die
Grösse jener verhältnissmässig übertreffen, kleine dürfen dieselbe der Mehrzahl nach nicht erreichen. Sehr
kleine Nesselwarzen endlich heissen solche, die noch nicht halb so gross als diejenigen der normalen
P. noctiluca sind. Die allgemeine Form der Nesselwarzen aber ist zur Classification der Pelagien noch
nicht geeignet, da es zuweilen zweifelhaft ist, ob rundliche oder längliche Nesselwarzen vorliegen. Deshalb
untersuchte ich die Nesselwarzen genauer auf dünnen Stückchen der Exumbrella bei schwacher micro-
scopischer Vergrösserung und erhielt folgende Resultate: Alle von mir untersuchten, gut erhaltenen Exemplare
zeigten stets eine für die betreffende Art characteristisehe Faltung der Nesselwarzen. Bei länglichen sowohl
wie bei rundlichen Nesselwarzen sind zwei Formen zu unterscheiden: solche die einen Längskamm besitzen,
der von Querfalten durchbrochen wird (Taf. VI, Fig. 1—5), und andere, denen bei Mangel des Längskamms
allein Querfalten zukommen (Taf. VI, Fig. 6—12). Ist der Schirm in Folge mangelhafter Conservirung stark con-
trahirt oder scheibenförmig ausgebreitet, so erscheinen die Nesselwarzen verdrückt oder verkürzt. Diespecielle
Faltung der Nesselwarzen ist nur dort deutlich zu beobachten, wo die Nesselkapseln, die die Warzen sonst dicht
bedecken, fehlen. Dieses scheint bei den meisten conservirten Exemplaren der Fall zu sein, da ich nur bei
wenigen aus der zoologischen Station von Neapel eingesandten Pelagien dieNesselkapseln noch erhalten fand.
Obwohl es mir nun aus Mangel an Vergleichsmaterial nicht möglich war, den Werth der durch
die Nesselwarzen gegebenen Merkmale bei Pelagia perla, P. cyanella, P. denticulata und P. flaveola endgültig
zu prüfen, so werde ich dennoch bei der folgenden Beschreibung der Arten die Verschiedenheiten der
Nesselwarzen zur Unterscheidung benutzen. Ich habe mich gescheut neue Arten aüfzustellen, weil die Artberechtigung
der bisher bekannten ja von Haeckel selbst angezweifelt wird. Dennoch entschied ich mich
dafür, solche Formen als besondere Arten anzusehen, die deutliche Unterschiede erkennen Hessen, da ich
mich bei dem Gedanken beruhigte, dass erst eine geschlossene Reihe' vermeintlicher Arten diese als Varietäten
einer grossen veränderlichen Art unzweifelhaft kennzeichnet. Die Frage nach der Artberechtigung
würde ja mit Sicherheit nur durch die Entwicklung jeder einzelnen Form entschieden werden. Die Beobachtung
derselben dürfte sich jedoch wegen der Schwierigkeit pelagische Thiere im engen Raum zu erhalten
einstweilen noch nicht ausführen lassen.