trennt, die Grenze des Enddarms und des Magens. Der letztere gewinnt seine mächtige Ausdehnung
durch blindsackartige Verlängerung des unterhalb der Pyloricalklappe gelegenen Theils der Darmschlinge,
die aus der Form eines U allmählich in die eines Y übergeht. Der Cardialtheil erscheint somit als der
primäre Abschnitt des Magens, an dem durch secundäre Erweiterung der Blindsack entsteht. Dieser ist
seiner Gestalt nach der am spätesten entwickelte Theil des gesamten Darms, er geht aber aus Zellen
hervor, welche behufs Uebernahme entodermaler Functionen am frühesten aus dem Verbände des noch
indifferenten inneren Knospenblatts ausschieden und als Constituenten des Analschlauchs die Bildung des
Darms ursprünglich begründeten.*)
Zugleich mit dem Darm, speciell dem Pharynx, wird auch das Nervensystem vom äusseren Blatt,
Wie von einem Neurilemm, überzogen. Das Blatt nimmt aber an der Abschnürung des1 Ganglions von
der inneren Pharyngealwand keinen Theil, sondern umschliesst beide gemeinsam und befestigt dadurch
das Ganglion dauernd au seinem Ursprung. Nur einige versprengte Zellen dringen nach und nach in
den Spalt, wo die Abschnürung erfolgte, hinein und dienen daselbst zur Bildung der Ringmuskeln des
Schlundkopfs, die ich wenigstens bei Plumatella auch an dieser Stelle erkennen konnte. Die Ganglienblase
ist an der Analseite dickwandiger als vorn. Ihr Lumen entspricht der definitiven Hirnhöhle. Die
Darstellung Nitsches, der die durch Abschnürung entstandene Blase später solid werden und durch noch-
malige Faltung das „nierenförinige Ganglion bilden lässt, der also in der Hirnhöhle eine secundäre
Einstülpung sieht, kann ich nicht bestätigen. Noch vor vollendeter Abschnürung tritt an der Blase
jederseits eine ohrförmige Ausstülpung auf (Taf. VIII, Fig. 100, ln), welche die gemeinsame Wurzel der
Lophophornerven bildet. Sie treibt nämlich in analer Richtung einen mächtigen Fortsatz in den Lopho-
phorarm der betreffenden Seite hinein, in oraler Richtung einen ändern, der in der Höhe des Mundes
den Schlund umgreift. Es gehen also im Ganzen vier grosse Stämme vom Ganglion aus, ein Paar hintere
für die Lophophorarme und ein Paar vordere, welche den „Schlundring“ bilden. Von ihnen zweigen
sich die Fasern für die Tentakeln ab. Sie ziehen sich zwischen dem äusseren und inneren Blatt der
Knospe hin, so dass sie, wie das Ganglion selbst, an einer Seite dem Ectoderm direct anliegen, an den
übrigen vom mesodermalen Epithel des äusseren Blattes umgeben werden.
Nach diesen Bemerkungen wird man sich schon über die definitive Form des Nervensystems,
die ich auf Taf. V klarzulegen versucht habe, orientiren können. Die vordere, dem Schlunde benachbarte
Wand der Ganglienblase gestaltet sich zu einer ganz feinen Lamelle (Fig. 61, 62, og) deren
nervöse Natur Kraepelin aufgedeckt hat und welche bei Plumatella viel deutlicher ist als bei Cristatella.
Sie ist von dem hinteren, mächtig entwickelten Theil des Ganglions sehr scharf abgesetzt. Dieser auf
Medianschnitten nierenförmige Theil ist etwa doppelt so breit als hoch. Er besteht aus einem Basalstück
(bg) und einem dasselbe rings umlaufenden Wulst (wg). Beide sind bereits in Fig. 100, Taf, VIII, der
Anlage nach kenntlich. Sie werden an der Innenseite durch eine Furche geschieden, welche oberhalb
*) Diese Art der Darmbildung scheint im Princip völlig mit derjenigen übereinzustimmen, welche Barrois bei
Lepralia unicomis beobachtet und in den Annales des Sciences naturelles, ser. VII, 1.1 (1886), p. 73 ff. beschrieben und in
Fig. 46—50 abgebildet hat. Ein wesentlicher Unterschied würde jedoch darin liegen, dass nach Barrois der Oesophagus
aus dem analen Theil der Darmanlage hervorgeht, während er nach meiner Darstellung durch den Oralschlauch repräsentirt
wird. Ich vermuthe indessen, dass der Abschnitt, den Barrois als Oesophagus bezeichnet, vielmehr dem Cardialtheil des-
Magens einer Phylactolaeme entspricht.
eles Basalstücks am tiefsten ist (Taf. V, Fig. 61). Hier erscheint auch der Wulst etwas dicker als unterwärts.
Die Ganglienzellen sind peripher angeordnet and bilden auf diese Weise eine Rindenschicht,
welche die im Innern verlaufenden, überaus zarten Faserzüge umschliesst. Ueber die letzteren kann ich
nur so viel sagen, dass sie in dem Basalstück meist quer, d. h. dem längsten Durchmesser des Ganglions
parallel, in dem Wulst concentrisch verlaufen, um alsdann zum grössten Theil in die lateral entspringenden
Lophophorstämme einzutreten. Dies hat auch Kraepelin in seinen Figuren angedeutet. Ich vermuthe,
dass die Centra der Lophophorfasem vorzugsweise in Bereich des Wulstes gelegen sind, während vom
Basalstück die kleineren Zweige für den Darm abgehen.
Die Hirnhöhle (nh) setzt sich „direct in die Lophophorstämme fort. In den hinteren Hörnern,
welche die Arme versorgen, lässt sie sich weithin verfolgen (Fig. (52, IV, hin; vgl. die Skizze S. 56),
nicht so in den vorderen, welche den Mund umkreisen und bei Cristatella nur aus wenigen feinen Fasern
bestehen, etwas deutlicher bei .den Flumatellen, verhältnismässig am stärksten bei Fredericella (Fig. 64,
I, vln) entwickelt sind. Diese verschiedene Ausbildung dürfte wohl darin begründet sein, dass bei
ungefähr gleicher Zahl der zu inriervirenden Tentakeln — die Differenz der Gesamtzahlen fällt lediglich
auf Rechnung der Lophophorarme — die betreffenden Fasern einen sehr ungleichen Weg zu durchlaufen
haben, bei Cristatdla einen weiteren als bei Fredericella mit ihrem engen Schlunde. Sie erscheinen daher
bei Fredericella gleichsam cöntrahirt, die gangliösen Anschwellungen, die wesentlich von der Tentakelzahl
abhängen, liegen dichter beisammen, und der ganze Schlimdring gewinnt ein massigeres Aussehen als bei
Cristatella, wo seine Theile viel mehr auseinandergezogen sind. Er verläuft nun zwischen den beiden
Blättern des Mundrandes in einer vom-äussera--Epithel gebildeten Falte, wo er auch auf Medianschnitten
kenntlich ist (Fig. 61 a, vln). Der letztere Umstand spricht dafür, dass die vorderen Hörner sich zum
wirklichen Ringe schliessen, wie zuerst Nitsche behauptet hat und neuerdings Kraepelin und besonders
eingehend Saefftigen*) nachzuweisen bemüht waren. Ich selbst habe auf Querschnitten die Verbindungsfasern
nicht unzweifelhaft zu erkennen vermocht.
In welcher Weise die Tentakeln mit Nerven versorgt werden, werden wir unten erfahren. Jetzt
müssen wir zunächst die Vorgänge in Betracht ziehen, welche die Abgrenzung der mannichfachen Hohlräume
der Lophophorregion herbeiführen.
Beim erwachsenen Polypid setzt sich die Lophophorhöhle, die selbst ein Divertikel der Leibeshöhle
ist und mit dieser durch die Einstülpungsöffnungen der beiden Arme in bleibender Verbindung
steht, nach vorn in Gestalt des „Ringkanals“ fort (Fig. 61; 63, I ; 64, I : rk), welcher gerade so, wie
die vorderen Hörner des Nervensystems, unterhalb der oralen Lophophorleiste den Schlund umgreift.
Er wird nach abwärts durch eine den Pharynx mit der gegenüberliegenden Leibeswand verbindende,
halbmondförmige Membran, bestehend aus doppelter Mesodermlage (Fig. 61 a, m) geschlossen. Bereits
Nitsche hat dieses Verhältnis richtig erkannt und auch Angaben über die Entstehung des Kanals gemacht.**)
Dieselbe vollzieht sich nach ihm, „indem von den beiden seitlichen Einstülpungsöffnungen der Lophophor-
arme eine Rinne nach der Mundseite der Knospe zu sich bildet. Diese Rinne der Aussenseite der
Knospe erscheint in dem Hohlraum der Tentakelscheide als eine erhabene Leiste, welche den Mund
*) Zool. Anz. 1888, No. 272.
**) Knospung S. 136.
Bibliotheca zoologica. Heft VI. 7