Tri der zweiten Arbeit sucht K ö h le r1) den Nachweis zu liefern, dass hinsichtlich des Baues der
Muskulatur die Acanthocephalen den Trematoden näher stehen, als den Nematoden. Nach seiner Ansicht
erreicht die Ringmuskulatur des Echinorhynchus haeruca den höchsten Grad der Entwickelung: „La
couche musculaire transversale de 1’ E. haeruca consiste en cellules volumineuses, disposées sur un seul
rang, et dans lesquelles la région externe, différenciée en substance contractile, renferme un grand nombre
de fibrilles serrées, tandis que la région interne conserve sa constitution protoplasmique primitive et
contient le noyau. La fibre musculaire (das Primitivfaserbündel) a donc ici la valeur d'un faisceau
primitif (ist demnach der Muskelfaser der Nematoden gleichartig). Au contraire, dans la couche longitudinale,
les fibrilles forment trois ou quatre groupes distincts dans chaque cellule, chaque groupe constituant
une fibre longitudinale tubuleuse. Dans les deux couches, les cellules présentent une portion très
notable de protoplasma non transformée en substance contractile ; mais la fibre longitudinale, qui correspond
à une portion de faisceau primitif seulement, n’a pas une valeur morphologique aussi élevée que la fibre
transversale.“ Bei Echinorhynchus proteus enthält jede Muskelzelle, die, wie man aus der Menge der
Kerne folgern kann, weit weniger zahlreich sind, als. bei Echinorhynchus haeruca, zwanzig bis dreissig
Primitivfaserbündel. Die Muskelzelle des Echinorhynchus gigas ist enorm gross. Sie setzt sich aus einer
ungeheueren Zahl von Fasern zusammen, die in einer farblosen Protoplasmamasse, S c h n e id e r ’s Neuro-
sarcolemma, eingebettet sind. Jede Muskelfaser des Echinorhynchus gigas entspricht nur einem Theile
eines Faserbündels der Ringfasern des* Echinorhynchus haeruca und hat demnach einen noch geringeren
morphologischen Werth als die Muskelröhre des Echinorhynchus angustatus. In der letzt erschienenen
grösseren Abhandlung fasst K ö h l e r 2) die Resultate seiner früheren Untersuchungen zusammen. Die
Muskulatur der Echinorhynchen besteht aus Muskelzellen, die bald in grösser, bald in minder grösser
Anzahl auftreten. Im ersteren Falle ist die Zahl der eine Zelle bildenden Primitivfibrillenbündel klein.
Bei der Ringmuskulatur des Echinorhynchus haeruca enthält eine jede Zelle nur ein Fadenbündel. Vermindert
sich die Zahl der Muskelzellen, dann wächst die Menge der Fibrillenbündel. So bestehen die
Zellen der Längsmusculatur des Echinorhynchus haeruca aus 3—4 Primitivfaserbündeln, die Muskelzellen
von Echinorhynchtis angustatus und Echinorhynchus proteus aus 20—30, die des Riesenkratzers aber aus
einer weit grösseren Menge von Faserbündeln.
P a u l K n ü p f f c r 3) hat die Längsmuskulatur von Echinorhynchus pseudosegmentatus n. sp. näher
untersucht und beschreibt ihren Bau folgendermassen : Sie besteht aus einer einschichtigen Lage sich
berührender, langer, mächtig entwickelter Muskelröhren, die stark abgeflacht sind, und zwar so, dass ihre
schmalen Ränder sich berühren. Die der Körperwand zugekehrte Lamelle der glatten Röhre ist
etwas dicker, als die dem Lumen des Körpers zugewandte. Diese Lage von Muskelröhren durchzieht
den Körper als Hohlcylinder von vorn nach hinten, und zwar so, dass sich die äusseren Lamellen der-
3) Sur la morphologie des fibres musculaires chez les Échinorhynques. Comptes rendus des séances de l’académie
des sciences, T. 104. 1887, pg. 1634—1636.
2) Documents pour servir à l’histoire des Echinorhynques. Journal de l’Anatomie et de la Physiologie. 23. Bd.
1887. pg. 612—630, 638—648, Tafel 28, Fig. l —4; Tafel 29, Fig. 10-13.
8) Beitrag zur Anatomie des Ausführungsganges der weiblichen Geschlechtsprodukte einiger Acanthocephalen.
Mémoires de l’Académie impériale des Sciences de St. Pétersbourg 7. série.- Tome 36, Nr. 12. 1888. pg. 14, 15.
Tafel 2, Fig. 35—39.
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selben von Strecke zu Strecke in einer ringförmigen Zone fest mit der Ringmuskulatur verbinden,
während die innere Lamelle durchweg frei an derselben vorüberzieht.
Eigene Beobaehtungeii.
Schon an früherer Stelle fand ich Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass das Muskelgewebe der
Acanthocephalen eine unverkennbare Aehnlichkeit mit demjenigen der Nematoden darbielet. Natürlichei’
Weise soll hiermit nicht gesagt sein, dass überhaupt keine Unterschiede im Baue der kontraktilen
Elemente bei den eben genannten Wurmarten obwalten könnten. Im Gegentheil wird schon eine oberflächliche
Betrachtung hinreichend sein, Eigenthiimlichkeitcn zu entdecken, welche ohne Kenntniss der
Entwickelungsgeschichte obiger Behauptung den Boden entziehen würden.
Jede Muskelfaser der Nematoden bildet ein einheitliches, von einer kontinuirlichen Sarkolemma-
schicht (Zellmembram) umschlossenes Ganzes und ist, was schon S c h n e id e r ausgesprochen hat, das
Aequivalent einer Zelle.
Man würde sich in einem grossen Irrthume befinden, wollte man den kontraktilen Röhren der
Echinorhynchen die gleiche Eigenschaft beilegen. Schon der Umstand, dass die Muskelfibern nicht in
ganzer Länge isolirt sind, sondern auf die, mannigfaltigste Art unter sich Zusammenhängen, muss eine
derartige Auffassung sehr problematisch erscheinen lassen. Und in der That werden wir sehen, das diese
röhrigen Gebilde, mögen sie in ihrem feineren Baue noch so auffällig den Muskelzellen der Nematoden
gleichen, nur Produkte einer mehrfach wiederholten Faserspaltung darstellen. Ich will; mich hier auf diese
Andeutung beschränken; die Bildungsvorgänge sollen in dem entwickelungsgeschichtlichen Kapitel eingeh
ender behandelt werden.
Ein weiterer, nicht minder beachtenswerthcr Unterschied besteht darin, dass die Hautmuskulatur
sämmtlicher Echinorhynchen aus zwei vollkommen selbstständigen, sich rechtwinkelig kreuzenden Faserschichten
besteht. Die äussere Muskelhaut setzt sich nur aus zirkulären Fasern zusammen, während die
innere lediglich longitudinal verlaufende Fibern aufweist. Die äussere und in den meisten Fällen auch
die innere dieser beiden Muskelschichten hat die Gestalt eines langen Schlauches, der von zahlreichen
flach elliptischen Lückenräumen durchbrochen wird und sich am besten mit einem, durch einseitigen
Zug ausgestreckten Netzrohre vergleichen lässt. Die Fäden des Maschenwerkes bilden die vielfach verästelten
Muskelcylinder; sie sind sämmtlich hohl, enthalten die gleiche Flüssigkeit und stehen, soweit sie
derselben Schicht angehören, unter sich in Verbindung. Das Sarkolemma versieht die einzelnen Röhren
mit einem scheidenartigen Ueberzuge, tritt dann auf die benachbarten Fibern über und bewirkt so eine
feste Verbindung der sonst getrennten Theile. Die zwischen den Fasern befindlichen Spalten werden
von der glashellen Kittmasse niemals vollständig ausgefüllt; es bleiben stets kreisrunde oder elliptische
Oeffnungen, welche den von der Hypodennis imbibirten Nährstofflösungen das Eindringen in die Leibeshöhle
zu erleichtern bestimmt sind.
Die Muskulatur des Echinorhynchus gigas setzt sich nach S c h n e id e r aus grossen Platten zusammen,
in denen die kontraktile Substanz als ein Netzwerk von Cylindern vertheilt ist. Eine jede
Platte ist das Aequivalent einer Zelle und entspricht als solches der Muskelfaser der Nematoden.