Gammarinen vornahm, so war er lediglich auf die zufälligen Funde in den frisch gefangenen Garneelett
angewiesen. Was er über die entwiekelungsgescliichtlichen Vorgänge uns mittheilt, bestätigt vollkommen die
L e u c k a r t ’sehen Befunde. In der noch im nämlichen Jahre publizirten Abhandlung über die Uterusglocke
und das Ovarium1) lernen wir den Zwisehenwirth des Echinorhynchus angustatus in der gemeinen
Wasserassel (Asellus aquations) kennen:
Ein negatives Resultat lieferten die Ftttterungsversuche, welche L e s p è s 8) mit den Eiern von
Echinorhynchus clavaeceps und Echinorhynchus gigtu vornahm. Zwar sah er einige wenige Embryonen
im Darme von Helix pomatia, Helix hortensis, Limax maximus und Arion rufus die Eihäute dureh-
brechen, aber der bei weitem grössere Theil der Eier wurde schnell entleert. Nur einziges Mal fand
er in der Leber einer Helix einen jungen Echinorhynchus, dessen Bau er aber nicht weiter untersuchte.
K e s s l e r 8) behauptet auf Grund der ähnlichen Kopfbewaffnung, dass der in Osmerus gefundene,
eingekapselte und noch nicht geschlechtsreife Echinorhynchus cperlani Rud. die Jugendform von Echino-
rliynchus pachysomus Crpl. sei.
S c h n e id e r4) iniizirte die Larven von Melolontha vidgaris mit den Eiern des Echinorhynchus
gigas. Die Embryonen durchbrechen die Darmwand und bleiben einige Tage hindurch beweglich und
unverändert in der Leibeshöhle. Späterhin werden sie starr, nehmen eine ovale Gestalt an und umgeben
sich mit einer Cystenlage, welche von dem Bindegewebe des Engerlinges gebildet wird. Die Haut des
Embryos mit ihrem Stachelkranze am vorderen Endo bleibt zunächst die Haut der wachsenden. Larve ;
erst später, wenn die Bildung der Haken beginnt, wird dieselbe abgeworfen, und es bildet sich nun eine-
neue Cystenhülle.
v. Lin s to w 5) verfütterte die Eier von Echinorhynchus angustatus an Asellus aquaticus und fand
fünf Tage später schon fünf Millimeter lange Eehinorhynehen; bei denen alle Organe bereits ausgebildet
waren. Da er ferner in der Leibeshöhle der Wasserasseln auch jüngere Stadien antraf, so schliesst er
auf eine ganz aussergewöhnlich rasche Entwickelung.
Schon im darauffolgenden Jahre konnte R. L e u c k a r t8.) den strikten Nachweis liefern, dass die
Entwickelung des Echinorhynchus angustatus in Wirklichkeit, wie diejenige des Echinorhynchus proteus
acht bis zehn Wochen in Anspruch nimmt, und dass v. L in stow das Opfer eines Irrthumes geworden
ist, insofern er zu seinen Futtcrungscxperinicnl.cn Versuchsthiere verwandte, die bereits anderweitig sich
infizirt hatten.
i) XJeber die Uterusglockc und das Ovarium der Eehinorhynehen. Archiv fü r Naturgeschichte. 3 0 . J a h rg .
P2) g u r quelques points de l’organisation des Échinorhynques. E x tra it de la Revue des Sociétés Savantes.
Jo u rn a l de l’Anatomie e t de la Physiologie. 1 8 6 4 . pg. 6 8 5— 6 8 6 .
») Material zur Kenntniss des Onegasees und d er Onegaumgebung hauptsächlich in zoologischer Hinsicht.
Arbeiten der ersten Versammlung russischer Na turforscher zu St. P e te rsb u rg . 1 8 6 8 .
4) Entwicklungsgeschichte von Echinorhynchus gigas. Sitzungsberichte, der Oberhessischen Gesellschaft für
Natur- und Heilkunde. 1 8 7 1 . pg. 1— 4 . WÊBêM a . . . .
5) Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte von Echinorhynchus angustatus. Archiv fu r Naturgeschichte;
38 . J a h rg . 1 8 7 2 . pg. 6.
G) De sta tu e t embryonali e t larvali Echinorhynchorum eorumque metamorpbosi. Decanatsprogramm.
pg. 2 8— 3 7 . Die menschlichen P ara siten . 2. Bd. 1 8 7 6 . pg. 8 1 8 - 8 4 1 .
Die aus den durch den Verdauungsprocess mazerirten Eihüllen hervorschlüpfenden Embryonen
des Echinorhynchus angustatus durchbohren die Chitinhaut des Darmes und kommen — in dieser
Beziehung abweichend von dem Verhalten des Echinorhynchus proteus — schon in der darüber
liegenden, ansehnlich entwickelten Drüsenschicht zur Ruhe. Man stösst auf Versuchsthiere, deren Darm-
wund an bestimmten Stellen mit eingewanderten Embryonen förmlich gestopft ist. Sie haben die Kopfscheibe
ausgestreckt, sind bewegungslos und etwas grösser als früher. Sehr bald verlieren sie ihre
schlanke Form, insofern nämlich das Mittelstück in Folge der Umwandlung, die der centrale embryonale
Kernhaufen erfährt, buckelfönnig nach dem Bauche oder dem Rücken sich aufbläht. In den Larven
tritt uns jetzt ein kugelförmiger Körper entgegen, der noch zwei einander gegenüberstehende kurze
Zapfen, die wenig veränderten Endstücke des früheren Embryonalleibes, trägt.. Bis zu dieser Entwickelungsstufe
verharrt die Larve zwischen den Darmhäuten ihres Trägers. Von da an aber beginnt sie dieselben
zu verlassen, und zwar bei dem Mangel jeder selbstständigen Beweglichkeit in Folge gewisser pathologischer
Veränderungen, die durch den immerfort wachsenden und drückenden Larvenkörper in der
Darmwand selbst verursacht werden. In der Regel ist es die hintere Hälfte des Chylusmagens, an dem
dieser Durchbruch geschieht. Nach dem Uebertritte in die Leibeshöhle wird die Auftreibung, die den
Larven eine ziemlich regelmässige Kugelform gab, höher und wächst allmählich in einen schlanken
Cylinder aus, der den Längsmesser des Embryonalleibes unter nahezu einem rechten Winkel kreuzt.
Nachdem der Embryonalkern, beziehentlich der aus ihm hervorgegangeno Organcomplex den Larven leib
durchwachsen hat, wird die alte Cuticula und mit ihr die Embryonalbewaffnung abgelegt.
Selbst nach der Entwicklung des definitiven Hakonapparates, die hei Thieren von etwa drei
Millimeter Länge zur Beobachtung kommt, macht das Wachsthum noch weitere Fortschritte, so dass
•unsere Parasiten schliesslich so lang werden, wie ihre Träger, und einen sehr beträchtlichen Theil der
Leibeshöhle derselben ausfüllen.
Ferner hat M. A. V i l l o t 1) eine sehr dürftige Darstellung der Anatomie von einigen aus
den Larven von Sialis niger stammenden Kratzern veröffentlicht, welche darthun so ll,. dass die gefundenen
unreifen Eehinorhynehen die jüngeren Entwickelungsstadien des den Darmkanal der Barbe
bewohnenden Echinorhynchus clavaeceps bilden.
In neuester Zeit ist von B. G r a s si und S. C a l a n d r u c c io 2) der Zwisehenwirth des Echinorhynchus
moniliformis, jener merkwürdigen Art, die gewöhnlich in dem Darme von Mus decumanus und
Myoxus quercinus vorkommt, unter Umständen aber auch auf den Menschen übertragen werden kann,
•in den Larven von Blaps mucronata entdeckt worden.
Kig’eiie Beobachtungen.
Ich habe — dem Rathe nud Beispiele meines hochverehrten Lehrers folgend 5 die Fütterungs-
•versuehe mit den beschälten Embryonen des Echinorhynchus angustatus in der nämlichen Weise, wie
•dies L e u c k a r t gethan, wiederholt, und kann auf Grund meiner Erfahrungen dessen Angaben, so-
’) Echinorhynchus clavaeceps. Note sur son organisation e t son développement. Bulletin de la Société des
Sciences Na turelles du Sud-Est. Tome 3, pg. 5 2 . 1884.
2) Uobor einen Echinorhynchus, welcher auch im Menschen parasitirt und dessen Zwisehenwirth ein B la p s
ist. C en tra lb la tt fü r Bakteriologie und Para sitenkunde. 1 8 8 8 . 2. J a h rg ., pg. 5 2 1—5 2 5 .